Dort steht im Originaltext:
So it is quite startling to find that this supposedly learned gentleman accepts a bizarre grab-bag of pseudo historical myths and patent errors of fact on the subject of Christianity and the transmission of ancient learning.
Das englische supposedly (von to suppose, ‚annehmen‘) ist semantisch sehr viel breiter, als das eine Aussage bezweifelnde deutsche angeblich. Da steht im Grunde „dieser anzunehmenderweise gelehrte Herr“.
to suppose ist zu unterscheiden von dem Adverb
supposedly. Jedenfalls übersetzt leo.org
supposedly konsequent mit
angeblich oder
vermutlich.
Absolut logisch, dass Albanien oder Griechenland aufgrund ihrer römischen Vergangenheit an der Via Egnatia wohlhabender sind als Norwegen oder Schweden.
In dem Vergleich geht es nicht um Staaten, sondern um den Vergleich unter unmittelbar benachbarten Bereichen: Auf der einen Seite die Umgebung der ehemaligen römischen Straßen, und auf der anderen Seite um die von diesen Straßen etwas weiter (60 km?) entfernten Bereiche.
Ähnliches Phänomen war auch später bei der Eisenbahn zu beobachten: Städte/Regionen, die einen Bahnanschluss hatten, prosperierten mehr als jene Städte/Regionen, die das nicht hatten; noch heute kämpfen die benachbarten Städte um ICE Haltebahnhöfe, weil diese Unternehmensansiedlungen erleichtern.
Klingt jetzt schon etwas nach Verschwörung.
Ein bisschen voreilig diese Zuschreibung, nicht?
Zum Glück hast du später noch die Kurve gekriegt:
Ach ich glaub mir ist eingefallen was Dion meinen könnte, die Heiden hatten behauptet das Reich stecke in der Krise weil die alten heidnischen Götter vernachlässigt wurden. Augustinus und vielleicht noch ein paar andere Autoren haben versucht das zu wiederlegen. Nun, da bewegen wir uns im spirituellen Bereich. Da muss man schon an Götter glauben.
Spiritueller Bereich oder nicht, sie haben versucht die Beschuldigungen zu widerlegen, indem sie die Rolle der Kirche beim Niedergang des Reiches kleingeredet haben. Das allein ist entscheidend.
Übrigens ist der römische Index aus dem 16. Jh. hier thematisch völlig fehl am Platz, auch wenn sich später die Liste der verbotenen Schriften wie ein Who is Who der Kulturgeschichte liest
Ja, der Index entpuppte sich im Nachhinein als „Who is Who der Kulturgeschichte“, was Einiges aussagt über die Bestrebungen der Kirche, alle wissenschaftlichen und sonstigen Schriften, deren Inhalte konträr zu ihrer Lehre standen, zu unterdrücken. Aus ihrer Sicht war das logisch, aber sie bremste damit Fortschritt. Übrigens habe ich den römischen Index nur erwähnt, um zu zeigen, dass diese Praxis des Mundtotmachens weiterging.
Und bevor du mit mittelalterlichen und spätantiken Schriftenverboten anwackelst: die betrafen überwiegend als häretisch betrachtete Sachen (z.B. Arius)
Gut, dass du das Wort
„überwiegend“ in den Satz geschrieben hast.
Mir hingegen sind politische und religiöse Herkunft eines Wissenschaftlers ziemlich schnuppe, solange sauber belegt und sauber argumentiert wird.
Im Prinzip mir auch, wenn auch es Absolventen von fundamentalistischen christlichen Universität gibt, die sich mit Doktortiteln schmücken und Unsägliches veröffentlichen. Und wenn wir zurückschauen, hat die Kirche immer auch Wissenschaftler finanziert, die dann Studien in ihrem Sinne anfertigten, sonst wäre eine Behauptung wie jene, die Konstantinische Schenkung wäre von der Ostkirche angefertigt worden, nicht möglich gewesen.
Außerdem gibt es auch heute Nuancen in den Formulierungen – Beispiel: Ein für die Kirche unangenehmer Fakt kann heutzutage schwerlich negiert werden. Also wird er auch von kirchennahen Wissenschaftlern genannt, aber gleichzeitig mit Umständen etc. entschuldigt werden. Das zu Unterschied zu einem kirchenfernen Wissenschaftler, der keine Scheu hat, Ross und Reiter zu nennen und/oder deren Handlungen als verwerflich zu bezeichnen.
Das zeigt: Je nach ideologischem Standpunkt des Verfassers kommt man zu unterschiedlichen Ergebnissen. Das zu negieren wird dir schwerfallen, es sei denn, du hast den
Historikerstreit schon vergessen.
Auf wissenschaftlicher Ebene hat niemand die Deutungshoheit, auch nicht die Mehrheit.
In der Theorie ist das wahr, in der Praxis nicht – es kommt darauf an, was wo veröffentlicht wird. Beispiel: In Griechenland wirst du kaum eine Veröffentlichung eines griechischen Historikers sehen, die eine Mitschuld der Griechen an ihrer Vertreibung 1922 aus Kleinasien attestieren, während in der Türkei auch von Historikern gesagt wird, die Vertreibung wäre nur eine Reaktion auf die Gräuel der Griechen zuvor gewesen.
Das zeigt, dass sowohl die Herkunft als auch die Sozialisation und die Religion eine wichtige Rolle bei der Beurteilung der Vergangenheit spielen.
Vielen Dank für die Links zum Originaltext Orosius` und die Übersetzung. Allerdings hast du die Zitate an der entscheidenden Stelle abgebrochen, denn nach der zu Cäsar gehörenden Sätzen geht es weiter – Zitat (Fettschreibung durch mich):
… qui tot tantaque inlustrium ingeniorum opera congesserant.
unde quamlibet hodieque in templis extent, quae et nos uidimus, armaria librorum, quibus direptis exinanita ea a nostris hominibus nostris temporibus memorent - quod quidem uerum est -, tamen honestius creditur alios libros fuisse quaesitos, qui pristinas studiorum curas aemularentur, quam aliam ullam tunc fuisse bibliothecam, quae extra quadringenta milia librorum fuisse ac per hoc euasisse credatur.
… who had gathered together so many great works of brilliant geniuses.
In regard to this, however true it may be that in some of the temples there remain up to the present time book chests, which we ourselves have seen, and that, as we are told, these were emptied by our own men in our own day when these temples were plundered - this statement is true enough - yet it seems fairer to suppose that other collections had later been formed to rival the ancient love of literature, and not that there had once been another library which had books separate from the four hundred thousand volumes mentioned, and for that reason had escaped destruction.
Die entscheidende Stelle ist diese: these were
emptied by our own men in our own day when these temples were plundered
Deutsch:
von unseren eigenen Leuten in unserer Zeit geleert wurden, als diese Tempel geplündert wurden
Wenn da steht, dass die Buchnischen „
von unseren eigenen Leuten in unserer Zeit geleert“ wurden, dann bezieht er sich auf seine Zeit und nicht auf die von Cäsar.
Damit können wir deine Aussage
Orosius äußert sich (wie schon oft geschrieben) nicht über eine Tempelzerstörung, daher kann er darüber auch kein Bedauern ausdrücken. Sein Bedauern gilt eigentlich dem Bibliotheksbrand zu Caesars Zeiten, der so viele Werke berühmter Genies (tanta illustrium ingeniorum opera) vernichtet habe.
ad acta legen.
Dass da öfter polemisch geschossen wird, bevor es inhaltlich zur Sache geht, finde ich auch abschreckend.
Dann sind wir einer Meinung. Allerdings: Wer jemand schon so anfängt, dann lese ich, im Unterschied zu dir, halt nicht weiter.