Ähnlich war es ja auch in Deutschland. Auch bei uns wurde ja der Bergbau massiv subventioniert. Obwohl man schon seit Jahren musste, dass die heimische Kohleindustrie international kaum noch konkurrenzfähig war. Aber auch hier schreckte man ja vor harten Einschnitten zurück, weil man die Bergleute "fürchtete".
Nicht nur wegen der Bergleute und der damit verbundenen sozialen Frage, sondern auch weil es ein verlässlich vorhandener Energieträger war, der vielleicht seine Bedeutung für die Industrie allmählich einbüßte für die sonstige Energieversorgung aber noch immer eine bedeutende Rolle spielen konnte.
Gerade vor dem Eindruck der Ölkrise anfang der 1970er Jahre wird hier auch die strategische Sicherheit eine massive Rolle gespielt haben.
Auch ist die Vorstellung, dass die Kohleindustrie per se in der Kriese steckte, nicht richtig. Richtig ist, dass der klassische Steinkohlenbergbau in die Kriese geriet, während aber der Brankohlentagebau durch den steigenden Energiehunger der neuen Konsumgesellschaft im Aufwind war.
Obwohl damals die Voraussetzungen eigentlich "ideal" waren.
Inwiefern waren sie das?
Das einzige, worauf man sich damals einigen konnte, war die zum Teil sinnlose Subventionierung der europäischen Landwirtschaft!
War die damals so unsinnig?
Aus strategischen Gründen sicherlich nicht.
In Großbritannien ist nun einmal das Klima einfach nicht für eine besonders ergibige Landwirtschaft gemacht, und die Niederlande und Belgien sind so dicht besiedelt, dass die vorhandenen Flächen kaum ausreichen die Bevölkerung zu ernähren.
Unter diesen Umständen war es sicherlich strategisch nicht unsinnig die vorhandene Landwirtschaft und ihre Modernisierung so weit als möglich zu födern um nicht bei so etwas eminent wichtigem wie Lebensmitteln vom Ausland abhängig zu sein.
Ich denke da darf man die Transformation vom imperium zum Nationalstaat (GB und Niederlande) nicht unterschätzen.
Den Bedarf an billigen Lebensmitteln konnte zuvor zu einem großen Teil das jeweilige Empire decken, also war es, so lange das existiere nicht so schlimm, wenn die heimische Landwirtschaft nicht so viel her gab, so lange man sich aus den Kolonien versorgen konnte.
In dem Augenblick aber, wo die Dekolonialisierung griff und die Kolonien abgewickelt wurden, musste man hier strategisch umdenken.
Ob das heute noch in diesem Maße sinnvoll ist, darüber könnte man streiten, allerdings wäre dass dann eine tagespolitische Debatte.
Ihr Modernisierungskurs war recht radikal.
Ich weiß ganz ehrlich gesagt nicht, was die Dame modernisiert haben soll.
Wirtschaftspolitisch war dass was sie tat eigentlich ein Rückfall hinter die Erkenntnisse des ausgehenden 19. und 20. Jahrhunderts zurück.
Der Versuch die Wirtschaft vor allem dadurch zu sanieren Beschränkungen abzubauen, und Löhne zu drücken, ist eigentlich die Handlungslogik der Manchester-Kapitalisten der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gewesen.
Was Frau Thatcher vollkommen ignoriert hat, ist die Erkenntnis, dass nachhaltiger wirtschaftlicher Fortschritt nur mit einem vernünftigen Lohnniveau zu erzielen ist, weil anonsten die Kaufkraft fehlt, die industriellen Erzeugnisse auch zu konsumieren.
Insofern sie alle Zeichen auf Deregulierung und Lohndumping gestellt hat, hat sie sich dieser wirtschaftlichen Erkenntnis verweigert.
Insofern würde ich meinen, was frau Thacher betrieben hat, war eher wirtschaftspolitische Don-Quijoterie (ELQ möge mir den Missbrauch seiens Pseudonyms verziehen) als irgendeine Form von Modernisierung.