Was ist "livre tournois" ?

b0db0y

Neues Mitglied
Hallo,

kann mir jemand den genannten Begriff im Zusammenhang mit der Preisrevolution erklären ?

Danke
 
Hab dir mal das rausgesucht:

Livre, Livre, Pfund, ist in Frankreich und einigen angränzenden Ländern und Städten der Nahme einer erdichteten Rechenmünze, deren man sich bedient, um darin Buch und Rechnung zu führen, und die Auszahlungen zu bestimmen. Sie gilt mehr oder weniger nach der Verschiedenheit des Nahmens, den man hinzusetzt, oder dem Orte, wo sie im Gebrauche ist. So hat man in Frankreich den Livre tournois (von der Stadt Tours benannt), welcher 20 Sols oder Sous tournois, und der Sol tournois 12 Deniers tournois gilt. Dieser Livre wird verstanden, wenn man in Frankreich schlechthin vom Livre redet, und er gilt nach deutschem Conventionsgelde 6 bis 6 1/2 Gr. Der Livre parisis hatte zwar auch nicht mehr als 20 Sols parisis; jeder Sol parisis aber galt so viel als 15 Deniers tournois, weil er 1/4 schwerer als 1 Sol tournois war; mithin war jeder Livre parisis so viel als 25 Sols tournois, und folglich 1/4 mehr als ein Livre tournois. 1667 ward der Unterschied zwischen Livre tournois und Livre parisis aber <79, 760> aufgehoben, indem man durchgängig Livre tournois einführte *

*Neueste Reisen durch Frankreich etc. etc. von D. J. J. Volkmann. II. Band. S. 115--116.

Der Ursprung des Rechnungs=Livres in Frankreich geht bis in die ersten Zeiten der Monarchie zurück. Pipin erließ schon 755 eine Verordnung, daß man in Zukunft 22 Sols aus einem lb Silber, statt der sonstigen 20 ausstückeln sollte. Damahls hielte der Livre also gerade ein Pfund Silber. Der Gold=Livre war aus 72 Sols zusammen gesetzt; durch das salische Gesetz war der Werth von jedem dieser Gold=Sols auf 40 Deniers bestimmt, und alle Rechnungen wurden damahls in Sols und Deniers geführt. Man hat fortgefahren nach Livres zu rechnen bis auf Heinrich den III., unter dem im Sept. 1577 der Befehl erging, daß von nun an alle Rechnungen in Ecus von 60 Sols d' or gehalten werden sollten; aber dieß dauerte nicht lange, denn unter Heinrich IV. wurde im Jahr 1602 die Weise, nach Livres zu rechnen, wieder hergestellt, und man hat sie bey allen Veränderungen, welche im Preise des Goldes und Silbers, so wie im Schrot und Korne und dem Zahlwerthe der Münzen vorgegangen sind, beybehalten, so daß der Livre nach und nach zu dem geringen Werthe herunter gekommen ist.

Zu gewissen Zeiten ist der Livre aber doch reel gewesen. Solche sind unter der Regierung König Johanns II. im Jahr 1360 geschlagen worden. Man nannte sie Francs, (s. Th. 14. S. 744. N. 2.) woher es gekommen ist, daß Franc und Livre als gleichbedeutend gebraucht <79, 761> wird, so wie man seit der Revolution überhaupt auch den Nahmen Livre zu verdrängen, und dafür Franc einzuführen sucht.

Zu Genf rechnet man ebenfalls nach Livres und der Livre hat daselbst auch 20 Sols, und der Sol 12 Deniers. Der Livre gilt nach Conventions=Gelde aber 10 Gr.

Die schweitzerischen Livres haben auch 20 Sols und der Sol. 12 Deniers. Der Livre gilt aber 8 -- 10 Procent weniger als der Genfer.

Encyclopädisches Kaufmanns=Lexicon, vormahls herausgegeben von C. G. Ludovici, durchaus umgearbeitet von J. C. Schedel. IV. Th. Col. 239 -- 241.

Quelle: Der Ausdruck Livre tournois ist Bestandteil der Oeconomischen Encyclopädie (1773 - 1858) von J. G. Krünitz

Livre*tournois
 
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