Woher kommt eigentlich das meiner Meinung nach unsinnige Gerücht, es habe im (Hoch-)Mittelalter KEINE Löffel gegeben?
Kann ich Dir nicht sagen, zumal gerade Holzlöffel auf Ausgrabungen recht häufig gefunden wurden und werden, wenngleich für die Formgebung die Funktionalität im Vordergrund stand und nur ganz wenige Sücke verziert wurden. Es gibt ergo reichlich Fundlagen aus dem 11. bis 13. Jh.
Steht so zumindest in
Gösta Ditmar-Trauth "Rüstung, Gewandung, Sachkultur des Deutschen Hochmittelalters" - Karfunkel Verlag, Wald-Michelbach 1999. Der Autor sollte mE schon wissen, worüber er spricht, denn er ist in der Archäologie des Mittelalters zuhause.
Das ist nun wiederum nicht nur ein Gerücht, denn Teller waren bis zum 13. Jh. ungebräuchlich, da man von Holzbrettchen aß oder aber eine Scheibe Brot als Eßunterlage diente.
Im 13. Jh. kamen gedrechselte Holzteller in Mode, wurden jedoch erst im Spätmittelalter (also nach 1300) zahlreicher, während man dann in der frühen Neuzeit das Material von Holz zu Keramik wechselte.
Desweiteren kamen vorrangig im Servierbetrieb, aber auch beim Essen von Suppen und Brei, Schüsseln und Schalen zum Einsatz.
Belege:
Hortus Deliciarum (12. Jh.), Fundlagen 12. und 13. Jh. bzw. 14. und 15. Jh. - aus o.g. Buch
Darüberhinaus interessiere ich mich für Belege aller Art über Eßbesteck, denn ich hatte schon einige leidige Diskussionen zu dem Thema "Löffel"/"Teller". Funde von Holzlöffeln wird es kaum aus dem Hochmittelalter geben, aber vielleicht kennt jemand eine Abbildung? An literarischen hinweisen hab ich bisher nur Teller bzw. Platten belegen könnnen.
Wiederum nach o.g. Buch:
Hrabanus Maurus Handschrift (1028) - Adlige beim Essen mit Messer und zweizinkiger Gabel(!)
Hortus Deliciarum (12. Jh.) - Eßbesteck: spitze Messer, Fischmesser, eine zweizinkige Gabel(!)
drei typische Eßmesser mit Griffen aus Holz- oder Knochenplättchen, die sich bzgl. Formgebung praktisch nicht von modernen Küchenmessern unterscheiden, aus staufischen und nachstaufischen Fundlagen (12., 13., 14. Jh.)
verziertes(!) Eßmesser mit Futteral, dessen Spitze mit Blech beschlagen ist(!), aus salischer Fundlage (11. Jh.)
Anzumerken ist bzgl. der Gabel jedoch (wie ich schon in einem früheren Beitrag schrieb), daß diese nur vereinzelt über die mittelalterlichen Jahrhunderte auftaucht und zudem dann auch meist zum Darreichen und nur selten zum Essen gebraucht wird.