1943 noch so einfach an Hitler heran zu kommen dürfte sehr schwer gewesen sein. Dennoch halte ich es für wahrscheinlich, dass die kolportierte Aussage getätigt wurde und Sophie Scholl es nicht "leichtfertig" sagte. Sie war im Widerstand, weil sie gegen ein verbrecherisches Regime eintrat, etwas dagegen tun wollte, aus voller Überzeugung. Ihr Leben setzte sie auch mit dem, was sie tat, aufs Spiel - und das - wie ich glaube - bei vollem Bewusstsein der Konsequenzen.
Was für schlimmere Konsequenzen hätte denn ein Attentat auf Hitler noch haben können?
Ich denke, ihr war auch klar, dass sie kaum Gelegenheit haben würde, diese Aussage in die Tat umzusetzen.
"ich müsste ihn erschießen" zeigt mMn, dass sie es als ihre "Pflicht" angesehen hat, falls sich Gelegenheit bot, Hitler zu erschießen. Es zeigt evtl. noch nicht, dass sie dazu auch bereit gewesen wäre oder den Willen dazu gehabt hätte. Es zeigt aber, wie weit sie sich verpflichtet fühlte, im Widerstand zu gehen, wie weit der Widerstand an sich gehen sollte. Es gibt genug Beispiele dafür, dass Menschen wissen/fühlen/glauben, etwas tun zu müssen, es aber nicht tun, weil ihnen dann doch der Wille, der Mut usw. fehlt.
Angesichts der Tatsache, dass sie schon ihr Leben mit den Flugblättern riskierte, sehe ich auch durchaus die Möglichkeit, dass sie den Willen und den Mut gehabt hätte, diese Tat auszuführen - weil es aus ihrer Sicht nötig gewesen wäre.