Der Widerspruch begründet sich eben darin, dass es noch ein paar Geisteshaltungen gibt, die sich zwischen Radikalpazifismus und begeistertem Annexionismus befinden.Irgendwie wird mir immer widersprochen Ich schreibe das man 1914 keinen Krieg wollte und kriege Gegenwind. Dann korrigiere ich meine Aussage und kriege wieder Gegenwind. Ich fasse die Texte jetzt etwas zusammen da dieses Forum wirklich sehr aktiv ist.
Selbstredend kann man einen Krieg inkauf nehmen und durchkämpfe, wenn man ihn selbst nicht unbedingt wollte, aber das Gefühl hat, er sei einem aufgezwungen worden.
Und das dürfte wohl die Haltung der Bevölkerung im August '14 mehrheitlich besser erfassen als die Vorstellung monolithischer Blöcke strammer unbedingter Kriegsbeführworter oder Gegner.
Schon. Aber wenn die Bevölkerung ohnehin kriegslüstern gewesen wäre, hätte es das dann als irgendeine Form von Motivation gebraucht?Der Krieg wurde als Verteidungskrieg verkauft um dem Volk einzureden man kämpfe gegen die Bösen und steht selber im Recht.
Ich meine, dann wäre der Aufwand unnötig gewesen.
So, sind sie das?Kleines Stichwort dazu: „Hunnen“. Ich sehe einen sehr signifikanten Unterschied. Vor 1914 gab es nicht das Ausmaß an Propaganda wie zu Kriegsbeginn. Die Menschen sind darauf reingefallen.
Ich würde mal behaupten, sie haben einfach den Kriegsbeginn aus ihrer Perspektive erlebt.
Der beeinhaltete in Frankreich, dass die Deutschen das neurtrale Belgien überfielen und der beeinhaltete in Deutschland, dass die Franzosen zu Beginn des Krieges Teile des Elsass besetzten und offensiv in Richtung Metz aggierten, bevor der erste deutsche Soldat auf französischem Boden stand und dass die Russen in Ostpreußen einfielen, ohne das man im Osten selbst aktiv geworden war.
Angesichts dieser Operationsführung nimmt es überhaupt nicht wunder, dass die jeweils andere Seite weitgehend als Agressor wahrgenommen werden konnte.
Das dürfte wesentlich mehr dazu beigetragen haben, als das um sichwerfen von Parolen à la "Hunnen", "Slawische Horden", "Perfides Albion" etc.
Öhm, die einzige größere Partei, die ohne Wehrpflicht in den Krieg gegangen war ist Großbritannien. Deren BEF wurde binnen kürzester Zeit in Frankreich nahezu komplett aufgerieben, so dass man zur Wehrpflicht übergehen musste.Auch ohne Wehrpflicht sind die Wehr Stellen bei Kriegsbeginn explodiert.
Was nun die freiwilligen Meldungen angeht, wo genau ist die Evidenz dafür, dass die Leute sich gemeldet hätten, weil irgendwer was von "Hunnen" paroliert hat?
Ich würde mal behaupte die Bevölkerung der Grenzprovinzen hatte shon Anlass das zu tunum sicher zu gehen, dass der moderne Krieg mit seinen zerstörungen nicht unbedingt im eigenen Vorgarten ausgetragen wird.
Man hatte auch nicht genug Ausrüstung für die Linie und die regulären Reserven. In Russland und Österreich-Ungarn war, war die Ausrüstung mitunter völlig unzureichend und auch in in Deutschland und bei den Westmächten hatte man ziemlich schnell wenigstens mit deutlicher Munitionsverknappung zu kämpfen.Man hatte gar nicht genug Ausrüstung für alle Freiwilligen.
Das man mit der Ausrüstung nicht hinterher kam, ist kein Beleg dafür, dass sich um Längen mehr Freiwillige gemeldet hätten, als man geplant hatte, sondern einefach ein Beleg dafür, dass es keine hinreichende Tiefenrüstung für einen Konflikt dieser Art gab und somit auch ein recht starkes Indiz dafür, dass niemand diesen Krieg wirklich gewollt hatte, denn sonst hätte es nahegelegen wenigstens genug Munition an die Seite zu schaffen, ihn auch ausfechten zu können.
Wie lange so etwas dauern konnte und mit dem Verbrauch welcher Massen an Rüstungsgütern man rechnen konnte, davon gab der Russisch-Japanische Krieg von 1904/1905 eine gewisse Anschauung.
Der nächste Punkt ist wieso sollte ein Volk das davon überzeugt ist angegriffen zu werden gegen den Krieg vorgehen? Man ging ja davon aus dass man nur seinem Recht nachgeht
Nun, wenn wir das annehmen, ist aber klar, dass die anfängliche Argumentation "das Volk wollte keinen Krieg" für die Situation völlig unmaßgeblich ist, sofern es bereit war den Verteidigungskrieg nötigenfalls anzunehmen. Wie oben festgehalten, war die Operationsführung in den ersten Wochen des Krieges dergestalt, dass man als Beobachter ohne die Interna der jeweiligen Generalstäbe zu kennen durchaus aus dem Handlungen des Kriegsgegners auf aggresssive Absichten schließen konnte.
Anders herum, ist es aber eben auch ein Indiz dafür, dass die Bevölkerung nicht in besonderem Maße kriegslüstern war. Wenn sie das nämlich gewesen wäre, hätte man sich zum einen nicht die Mühe geben müssen das als Verteidigungskrieg zu verkaufen, zum anderen hätte man dann zu diesem Zweck auch nicht das Anlaufen der russischen Generalmobilmachung abwarten müssen, sondern man hätte von deutscher Seite her im eigenen Interesse das Tempo beschleunigen können, um mehr Zeit für den angedachten Entscheidungsschlag im Westen zu haben.
Damit bin ich so nicht einverstanden.Die nächsten beiden Punkte kann man sehr gut kombinieren. Ich bezeichne den ersten Weltkrieg immer als Nachbarschaftsstreit der sich in ein Flächenbrand entwickelte. Serbien wollte einen Eroberungskrieg gegen Ö-U um die Annektierten Bosnischen Gebiete zu erobern. Stichwort Großserbien.
Ich habe weiter oben auseinander gesetzt, warum ich es für extrem unwahrscheinlich halte, dass man in Belgrad anno 1914 auf einen dezidierten Eroberungskrieg gegen die Donaumonarchie hingearbeitet hätte.
Sicherlich hatte man in Serbien gewisse Ambitionen hinsichtlich Bosnien und der Herzegowina. Aus diesem grundsätzlichen Interesse an territorialen Erweiterungen resultiert aber nicht automatisch eine Kriegsvorbereitung und ein Hinarbeiten auf einen Krieg.
Wenn du auf dem Standpunkt, dass man in Serbien einen Eroberungskrieg gegen Österreich-Ungarn regierungsseitig beabsichtigte, beharren möchtest, würde ich dafür gerne eine Belegstelle sehen.
Jo, das Buch ist mir ganz gut bekannt und wurde hier im Forum rauf und runter diskutiert. Eine Belegstelle zu planmäßigen Kriegsabsichten gegen die K.u.K.-Monarchie seitens des Kgr. Serbien zwecks Eroberung Bosniens und der Herzegowina findet sich da aber nicht.Zu dem Thema gibt glaub ich das erste Kapitel Des Buches „Die Schlafwandler“ viel Auskunft. Weiter im Kontext.
Es mag radikale Nationalistengruppen gegeben haben, die von so etwas phantasiert haben, aber die sind nicht deckungsgelich mit der serbischen Regierung.
Zudem wäre vor diesem Hintergrund zu fragen, warum die serbische Regierung sich dann in den Krisensituationen im Kontext der Balkankriege auf Kompromisse mit Wien einließ, statt hier bereits zu eskalieren? Die Gelegenheit das zu forcieren, wäre auch hier bereits da gewesen, hätte man sich für das Projekt grundsätzlich irgendwelche Unterstützung der Entente ausgerechnet.
Hätte Russland da eine grundsätzlich andere Haltung zu gehabt und wäre bereit gewesen den politischen Preis für die Verhinderung des Krieges zu bezahlen, hätte es lediglich Serbien als Bündnispartner fallen lassen müssen, welchem dann nichts anderes übriggeblieben wäre, als das österreischisch-ungarische Ultimatum in allen Punkten zu akzeptieren, weil es ohne Rückendeckung diesen Krieg nicht gewinnen konnte.Der bereits angesprochene Internationale ich nenne es mal Konflikt, zog durch das beidseitige Kriegsinteresse Bündnispartner mit ins Boot. Abgesehen von Russland wollte keiner ernsthaft den Krieg verhindern.
Gleichsam, wäre Serbien auf das Ultimatum in allen Punkten eingegangen, hätte Österreich-Ungarn keinen Krieg mehr gegen Serbien führen können, ohne sich international völlig unmöglich zu machen, sich die Rückendeckung Deutschlands zu verschwerzen und möglicherweise Russland wieder an die Seite Serbien zu bringen.
Hier spielen dann natürlich noch der Blankoscheck die Entente usw eine große Rolle aber für die Kerndiskussion ist die Kriegsschuld ja irrelevant. Aber nochmal abschließend: Ja Serbien wollte einen Eroberungskrieg auf dem Balkan. Das war in der Regierung und im Volk absolute Priorität.
Und dafür möchte ich wie gesagt gerne eine Belegstelle sehen.