Sie werden aber auch nicht explizit als Kelten bezeichnet. Für mich ist somit eine germanische Herkunft der Mattiaker wahrscheinlicher als eine keltische. Was würde denn - im Gegensatz zur Meinung der Fachwissenschaft - für eine keltische Abkunft der Mattiaker sprechen?
Also Freunde, diese Diskussion macht mich ja mal wieder glücklich. Und, nur damit es nicht missverstanden werden kann: Ich habe keine vorgefasste Meinung, sondern suche hier - mit euch gemeinsam - nach Antworten. Wir werden die ethnische Frage nicht los werden, sondern wir müssen einen Weg finden, auch bei anderen Fragen mit ihr umzugehen.
Also, Dieter, was spricht für keltische Abkunft?
Einerseits das Fehlen gleichzeitiger germanischer Quellen. Damit meine ich sowohl die archäologischen Quellen, die bestenfalls für ein Eindringen kleinerer Gruppen ohne elitären Anspruch sprechen, als auch schriftlicher Quellen. Die scheinen ja für manche so wichtig zu sein, aus erster Hand haben wir aus dieser Zeit keine. Auch die Grabsteine als epigraphische Quellen weisen zahlreiche keltische Bezüge auf, sowohl hinsichtlich der Namen als auch hinsichtlich der erwähnten Gottheiten und Kulte.
Ausserdem die Münzprägung, die eingeht in dieser Zeit (nur noch wenige keltische Münzen stehen vielen römischen Münzen gegenüber), als auch die Grabbräuche (der Bestattungsbrauch ändert sich schon von Lt C nach Lt D, eine "germanische" Phase ist nicht erkennbar), die Oppidazivilisation die eingeht in dieser Zeit (nur noch wenige Oppida bleiben besiedelt, die alte Zentrumsfunktion bricht weg, ohne das Germanen mit ihren mangelhaften Kenntnissen von Burgenbau die alten Siedlungen übernehmen könnten), die Beigabensitte, die ganz entgegen dem germanischen Ideal abzubrechen scheint.
Hinzu kommt die Keramik als wichtigste archaeologische Quelle, die im überwiegenden Teil weiter so bleibt, wie sie vorher war, besonders bei der Gebrauchskeramik - die Anzahl germanischer Scherben im rechtsrheinischen Gebiet lässt sich derzeit an zwei Händen ablesen.
All das sind Belege dafür, dass Traditionen der keltischen Zeit fortgeführt werden und nicht ganz neue Traditionslinien beginnen.
Und dagegen stehen die römischen Autoren, die meist ohne Kenntnis des eigentlichen Gebietes schreiben, die ganz eigene Gründe hatten, angebliche Fakten über die erorberten oder noch zu erobernden Reiche zu schreiben und die heute - ganz aktuell - meist in Frage gestellt werden.
Dieter, wenn für dich eine germanische "Abkunft" der Mattiaker wahrscheinlicher ist, dann fusst das einzig und allein auf den römischen Quellen - egal, wie oft diese in der Fachliteratur wiederholt werden.
Und Dieter, die Frage nach der Fachliteratur ist an dieser Stelle wirklich unangebracht: Wenn du vor Gallilei jemanden nach der Position der Erde im Sonnensystem gefragt hättest, hätte er dir auch keine Literatur vorzeigen können. Manchmal sind Neuigkeiten einfach Neuigkeiten, über die man neu nachdenken muss. Übrigens gibt es solche Literatur, aber sie stammt aus den vergangenen Jahren. Siehe Publikationen Waldgirmes oder Dünsberg.