Die These, Römer und Karthager seien in den 1.Punischen Krieg „hineingeschliddert“ halte ich für nicht haltbar.
Die Rechtslage im Jahre 264 v.Chr. zwischen den Römern und Karthagern
Der Philinos.Vertrag aus dem Jahre 306 v.Chr
Er gilt als umstritten, da Polybios seine Existenz bestreitet. Der Name Philinos stammt von einem griechischer Historiker der auf Sizilien in Akragas noch vor Polybios seiner Zeit lebte. Philinos hat diesen Vertrag in seinen Aufzeichnungen erwähnt. Der entscheidende Bestandteil des Philinos-Vertrages.war, das sich die Römer von Sizilien fernhalten müssen und die Karthager von Italien.
Polybios hält Philinos für unwissend und parteiisch. Polybios einziges Argument besteht darin, dass zu seiner Zeit unter den im Aerarium aufbewahrten Dokumente keine Abschrift davon aufzufinden war. Überzeugend ist diese Begründung nicht, zumal andere Quellen deutlich Indizien enthalten, dass es ein solches Abkommen gegeben hat. Aus zwei Stellen bei Livius geht hervor, dass den Karthagen ein Eingreifen in Unteritalien vertraglich untersagt war. Der spätantike Vergil-Kommentator Servius weiß von einer Übereinkunft beider Staaten, nicht an den Küsten des jeweils anderen aktiv zu werden, was ebenfall am ehesten zum Philinos-Vertrag passt.
Man wird also nicht um die bemerkenswerte Tatsache kommen, dass gerade der Rom mit der Kriegsschuld belastenden Vertrag, offenbar aus Aerarium verschwunden war. Just im Falle dieses entscheidenden Dokumentes an Nachlässigkeit zu glauben fällt schwer. Eher möchte man an gezielte Bereinigungen der Archivbestände – schon im Zuge des Ersten Punischen Krieges – denken. Dem Geschichtsbild des Polybios kam das Fehlen des Vertragstextes jedenfalls sehr entgegen.
Der .Vertrag von 279 / 278 v.Chr., wurde also wenige Jahre vor Ausbruch des Ersten Punischen Krieges, geschlossen.
Hintergrund ist das militärische Eingreifen von König Pyrrhos von Epeiros in Italien. Pyrrhos wurde von der Stadt Tarent um Hilfe gebeten, da diese von den Römern bedrängt wurden. Pyrrhos hatte schon zwei römische Heere besiegt, als die Tyrannen von Syrakus (Syrakus liegt auf Sizilien und war ein alter Feind von Karthago) ihn um militärische Hilfe gegen die Stadt Messana baten.
In dieser Situation kam es zu einem Agreement zwischen Karthago und Rom. Beide Partner haben sich verpflichtet, eine etwaige Vereinbarung mit Pyrrhos nur gemeinsam zu schließen. Auch vereinbarte man gegenseitig militärische Hilfe. Aber egal wer nun Hilfe benötigte, die Karthager hatten den Transport der Truppen zu übernehmen.
Die Karthager haben sich auch daran gehalten, in dem sie Pyrrhos angriffen und zusetzten, als dieser mit seinen Truppen Sizilien verlassen hat. Die Karthager haben die Griechen bis nach Tarent verfolgt, um den Römern zu helfen. Genau dies hat später Livius auch zu Recht als Vertragsverletzung des Philinos-Vertrages bezeichnet. Allerdings kamen die Karthager ja in positiver Absicht, nämlich um Hilfe zu leisten.
Vorgeschichte (Habe ich aus meinen Thread der 1.Punische Krieg entnommen):
Die Mamertiner, so nannten sich die ehemaligen kampanischen Söldner des Griechen Agathokles, hatten sich nach dem Tod ihres Arbeitgebers im Jahre 275/74 v.Chr. im Besitz von der Stadt Messana, die auf Sizilien liegt, gesetzt und die dortige Bevölkerung entweder ermordet oder vertrieben. Im Anschluss daran wurde dort praktisch ein Räuberstaat etabliert, der seinen Daseinszweck in unablässiger kriegerischer Expansion und systematischer Ausplünderung der Nachbarschaft fand.
Die Stadt Syrakus hat schon lange aber vergeblich versucht diese Stadt zu erobern. Das hielt aber den Strategen (militärischer Oberbefehlshaber) der Stadt Syrakus, Hieron, nicht davon ab es erneut zu versuchen. Im Jahre 269 v.Chr. gelang Hieron II., er war nun mittlerweile König von Syrakus geworden, ein entscheidener Sieg gegen die Mamertiner bei Longanos. Die Mamertiner wandten sich nun an Karthago mit der Bitte um Hilfe. Die Karthager haben Hieron II. nun klargemacht, das er sich nun zurückhalten soll, was er dann auch tat. Die Karthager haben dann anschlißend eine kleine militärische Garnison in Messana unterhalten.
Im Jahre 264 v.Chr. wurde Hieron II.erneut aktiv und wollte wieder die Stadt Messana erobern. Diesmal wandten sich die Mamertiner aber nicht an die Karthager, sondern an die Römer.
Hier ist es wichtig festzuhalten, dass bei Polybios (bedeutender griechischer Geschichtsschreiber) der Eindruck erweckt wird, dass die Mamertiner sich im Jahre 264 v.Chr. sowohl an die Karthager als auch an die Römer gewendet haben. Dies ist aber so nicht korrekt, denn zwischen beiden Hilfegesuchen liegen immerhin fünf Jahre; die Mamertiner haben sich im Jahre 269 v.Chr. an die Karthager um Hilfe gewandt. Anzumerken ist auch, das Polybios nicht als neutraler Beobachter berichtet, sondern als Bewunderer der Römischen Expansionspolitik und von den Aussagen des römischen Annalisten Fabius Pictor abhängig ist, der seinerseits selbstverständlich die Geschehnisse von einem römischen Gesichtspunkt aus darstellt. Außerdem war Polybios sogar im Stab von Scipio Africanus, als dieser Karthago im Jahre 146 v.Chr dem Erdboden gleich gemacht hat. Poybios war sich auch nicht zu schade, den Römern als Handlanger in seiner Heimat Griechenland zu dienen, nachdem diese Korinth zerstört und Makedonien besetzt hatten.
Diodores und Zonaras berichten übereinstimmend, das die Römer mit einer Vorausabteilung nach Sizilien übersetzten und dort gleich den karthagischen Kommandeur durch die mamertinsche Volksversammlung festnehmen ließen. Den karthagischen Truppen wurde bedeutet, dass sie abziehen müssen oder ihr Kommandeur Hanno wird sterben. Davon steht im Werke des Poybios nichts zu lesen! Die Karthager zogen ab.
Die Karthager schickten dann eine Gesandtschaft zum römischen Konsul, der sich mit seinem Heer in Rhegion (süditalienische Hafenstadt) befand, um diese Angelegenheit zu klären.
Der Konsul Caudex hatte zuvor schon von Rhegion eine Botschaft an Hieron II geschickt und mitgeteilt, dass das römische Volk keinen Krieg gegen Syrakus führen will. Das ist einer Notiz von Diodores (griechischer Geschichtsschreiber) zu entnehmen. Dann konnten die Römer aber nur gegen Karthago Krieg führen wollen. Das ist sehr wichtig, denn die Römer wurden doch ursprünglich von den Mamertinern gegen Hieron um Hilfe gerufen, wollten aber tatsächlich Krieg gegen Karthago führen!
Die Karthager haben nach dem sie bei dem Konsul Caudex erfolglos waren, noch eine zweite Gesandtschaft geschickt, diesmal nach Rom. Auch hier blieb ihnen der Erfolg versagt. Es wird dadurch aber sehr deutlich, das die Karthager gewillt waren, die Angelegenheit friedlich zu regeln.
Fazit:
Die Römer haben die Kriege sehenden Auges geplant und herbeigeführt. Nicht umsonst hat der Senat solange mit der Entscheidung auf Sizilien gerungen. Die Römer tragen die alleinige Verantwortung für diesen Krieg.
(Als Quelle dienten primär die Arbeiten von Zimmermann und Huss, die nachfolgend mehrfach zitiert worden sind.)