Scorpio
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Den größtmöglichen Einfluss der Mohawk auf die amerikanische Revolution erkennt man an den Kostümen bei der Boston-Tea-Party. Die genaue Bedeutung der Vermummung ist jedoch umstritten.
Über den Einfluss der Irokesenbundes auf die Entwicklung der US-Föderalismus gibt es viel Spekulation, aber kaum echte Information.
Problematisch ist bereits die Tatsache, dass eine ethnologische Erforschung der Irokesen erfolgte erst im 19. Jahrhundert durch Lewis H. Morgan. Er deutet die Irkokesen romantisch als eine Art Urgesellschaft. Morgan wurde später viel zitiert und geisteswissenschaftliche Konstrukte wie Urkommunismus und Matriarchat gehen auf seine Studien bei den Irokesen zurück.
Ich erinnere mich dunkel, dass ich zum Thema politische Verfassung der 6 Nations der Irokesen, möglichen Kulturtransfer und Einflüsse auf die US- Constitution mit Ingeborg PN Kontakt gepflegt habe, die Nachricht ist aber leider nicht mehr erhalten, und sie sagte mir damals sinngemäß, dass sie ähnliche Theorien kennt, aber Genaues weiß man nicht.
Andererseits hatten die verschiedenen Kolonien generationenlange Erfahrung mit den Irokesen im Pelzhandel, und Kulturaustausch hatte es gegeben, seit die Pilgrim Fathers in Massachusetts gelandet waren. Die Europäer lernten die Kultivation der "drei Schwestern" Mais, Bohnen und Kürbis. Das war der Dreifelderwirtschaft überlegen. Auch Thanksgiving ging auf eine Tradition der Wampanoag zurück. Ohne deren Hilfe hätten die Pilgerväter den ersten Winter nicht überlebt, und Metacom Sachen der Wampanoag, der als "King Philipp" in die Geschichte einging, war den Kolonisten anfangs wohlgesonnen, erst als deren Landhunger und Raubbau übernahm, verbündete er sich mit den Naragansett und brachte die Kólonie Massachusetts in große Bedrängnis. Verglichen mit der Einwohnerzahl und Verlusten an Gütern und Menschenleben war King Philipps War die verlustreichste kriegerische Verwicklung in Nordamerika. Ich kann dafür keinen literarischen Beleg liefern und muss mich auf Herrmann Wellenreuther als Gewährsmann verlassen.
Dessen mehrbändige Universalgeschichte Nordamerikas, die erste in deutscher Sprache ist leider sündhaft teuer. Der Inhalt ist aber sein Geld wert. Vom Beginn der Besiedelung durch die Europäer im 16. Jahrhundert, über "Niedergang und Aufstieg" (Bd 1) im Verlauf des 17. Jahrhundert beschreibt die Entwicklung der einzelnen Kolonien etwa bis 1700 "Krise und Neubeginn geht auf die Entwicklung bis zum Ausgang der Amerikanischen Revolution. Dabei geht es natürlich auch um Indianerkriege und Indianerbild.
Die Entwicklung der Indentured Servitude und die Geschichte der "Afroamerikaner".
Die Kolonien waren geneigt, politische Strukturen die ihnen aus Europa vertraut waren, auf die First Nations zu übertragen oder Sachems, indianische Würdenträger die mehr Macht, als ein" Chief" hatten Ehrentitel eines Kings zu verleihen, obwohl diese eher auf Grund von Erfahrung und Autorität Macht ausübten, aber keine feudalistische Herrschaft.
In Virginia klappte die Zusammenarbeit mit King Powhatan recht gut. Seine Tochter Pocahontas erfuhr während einer Europareise viel Aufmerksamkeit und heiratete John Rohlfe, der sich als Tabakpflanzer einen Namen machte. Es gelang ihm von Kuba und Hispaniola Saatgut nach Virginia zu schmuggeln und bald verlangte ganz Europa Tabak aus Virginia, der zu den qualitativ hochwertigsten gehört.
Powhatans Bruder sah sich gezwungen, den Gelüsten der Engländer an immer mehr Land, Widerstand zu leisten. Das Ergebnis war für viele Siedler verheerend, für so manche tödlich. Dem Tabakboom tat das keinen Abbruch. Werbeschriften verschwiegen nicht die Opfer, das Motto war simpel, vielleicht etwas zynisch: Virginia war ein gelobtes Land, in dem zwar nicht Milch und Honig flossen, dafür aber Tabak gedieh, der mehr Geld als Milch und Honig zusammen brachten. Es wurden Arbeitskräfte, Unternehmer, Pflanzer und Fachkräfte dort gebraucht, denn der letzte Indianerkrieg hatte dafür Voraussetzungen geschaffen.
Ende des 17. Jhds. hatte Peter der Große England bei der Großen Gesandtschaft bereist, den Schiffsbau studiert und einen trinkfesten Lord Carmathen kennengelernt. Für 1 Millionen Rubel hatte der Zar Carmathen und anderen Tabakhändlern die Tabakregie für Russland verkauft und Tabakkonsum in jeder Form legalisiert.
Doch zurück zu den Kolonien und Verträgen mit Indianern. Dass es Schattenseiten gab, ist klar, sonst hätte es keine Indianerkriege oder den Franzosen und Indianerkrieg gegeben. Die Vorstellung, eines geplanten Genozids an "den Indianern", von Verträgen mit Hilfe von Feuerwasser und Tand, mit dem man die Lenni Lenapes übers Ohr haute, die keine Ahnung von den Grundstückspreisen und Mieten in Manhattan hatten, ist reduktionistisch. Wenn Skalpprämien auf beiden Seiten die Überzeugung zu stärken schienen, dass nur ein toter Indianer ein guter Indianer ist (Phil Sheridan), so gab es durchaus auch was wie friedliche Koexistenz, und Indianer, die sich dem "American Way of Life" öffneten, sollten prinzipiell nicht von den Errungenschaften der Verfassung ausgeschlossen werden.