S
Schreiberrr
Gast
Fühlt euch gegrüßt liebe Leser,
ich bin bei einem Thema zunehmend etwas in der Schwebe, sozusagen "gespalten".
Es geht um die Frage, wie viel und was die Menschen der Antike lesen konnten.
Nun wird man zurecht einwenden, dass der Antike ein extrem langer Zeitraum ist, der sich von den Anfängen der menschlichen Zivilisation (mit dem Marker der Schriftlichkeit) bis zum leider unklar definierten Beginn des Mittelalters zieht und dabei im Grunde ganz Eurasien und Afrika meint, seltener spricht man auch in Amerika, Australien und Ozeanien von einer "Antike". Mit ist schon bewusst, dass die Verhältnisse sich in diesen enormen Zeiträumen und in unterschiedlichen Regionen extrem unterschieden haben werden. Doch hilft mir das bei der Beantwortung der Frage nicht weiter.
Nehmen wir als Beispiel das alte Ägypten. Hier gibt es zwei verschiedene Argumentationen:
- Die einen verweisen auf das Mittelalter und den hohen Grad an Analphabetismus und darauf, wie angesehen und elitär der Beruf des Schreibers damals war. Deshalb, so sagen diese Leute, konnten im alten Ägypten nur wenige Leute lesen und schreiben, zu denen nicht einmal die lokalen Herrscher zwangsläufig gehörten.
- Dann argumentieren andere Leute damit, dass Pharaonen und Priester sich sehr viel mühe damit gemacht haben, Stelen und Tempelwände zu beschriften, um dort von ihren großen Taten im Krieg, ihrer weisen Regentschaft oder ihrer Verbundenheit mit dem Göttlichen zu reden. Das war ein enormer Aufwand an Material, menschlicher Arbeitskraft und Verwaltung, von den künstlerischen und intellektuellen Aufwand sich die Texte auszudenken mal ganz zu schweigen.
Wieso, so sagen diese Leute, sollten Pharaonen solche Artefakte im ganzen Land aufstellen, wenn doch sowieso nur eine winzige Minderheit lesen und schreiben kann?
Es muss offenbar eine große Bevölkerungsgruppe mit zumindest rudimentären Schreibkenntnissen gegeben haben, an die diese Propaganda adressiert war.
Jetzt habe ich in diesem Zusammenhang von verschiedenen Personen andere Meinungen gelesen/gehört. Beispielsweise soll in nicht oder nur schwach ausgeprägten Schriftkulturen ein "mystisches" Verhältnis zur Schrift bestanden haben. Die Untertanen verstanden demnach zwar nicht, worüber die Stele spricht, doch die Schrift wurde sozusagen zum Kultobjekt.
Die Bilder dienten demnach nicht dazu, den Text zu illustrieren, wie wir das heute in Bilderbüchern und Comics (oder auch z. B. medizinischen Fachbüchern) vorfinden, sondern ersetzen die Schrift für die, die nicht lesen konnten, vollständig. Etwa wie die Glasfenster und Plastiken in einer mittelalterlichen Kirche den leseunkundigen Publikum die Geschichten des Neuen u. Alten Testamentes erklären.
Wir kennen die Praxis aus vielen heutigen Religionen, dass die Geistlichen den Gläubigen aus den heiligen Texten vorlesen und diese für sie auslegen.
Sowas ähnliches wäre mir aber für das antike Ägypten nicht bekannt.
Allgemein soll es für dem Buchdruck Praxis gewesen sein, dass Texte nicht still vor sich hingelesen wurden, wie wir das heute tun, sondern sie wurden laut vor einem Publikum vorgelesen. Der Name "Vorlesung" in den Unis dieser Welt leitet sich bis heute davon ab.
Allerdings ist mir von der Antike bekannt, dass es berühmte Schreiber gab, nach deren Abschriften auch Nachfrage bestand und die uns namentlich bekannt sind, aber von berühmten Lesern, die in feiner Gesellschaft Gedichte oder Historien vorlasen, scheint es nicht zu geben; allerdings sollen im Römischen Theater bisweilen auch platonische Dialoge vorgelesen worden sein.
Nun ist es von den Römern der Kaiserzeit auch gesagt worden, das Lesen und Schreiben bis in die Mittelschicht verbreitet war. Dafür würden Grabinschriften usw. sprechen.
Wie sah es also mit dem Lesen und Schreiben in der Antike aus, wie muss man sich das vorstellen?
P.S.: Ihr solltet eure Sicherheitsfrage vielleicht mal untersuchen...
P.P.S.: Entschuldigt, wenn die Frage bereits gestellt wurde.
ich bin bei einem Thema zunehmend etwas in der Schwebe, sozusagen "gespalten".
Es geht um die Frage, wie viel und was die Menschen der Antike lesen konnten.
Nun wird man zurecht einwenden, dass der Antike ein extrem langer Zeitraum ist, der sich von den Anfängen der menschlichen Zivilisation (mit dem Marker der Schriftlichkeit) bis zum leider unklar definierten Beginn des Mittelalters zieht und dabei im Grunde ganz Eurasien und Afrika meint, seltener spricht man auch in Amerika, Australien und Ozeanien von einer "Antike". Mit ist schon bewusst, dass die Verhältnisse sich in diesen enormen Zeiträumen und in unterschiedlichen Regionen extrem unterschieden haben werden. Doch hilft mir das bei der Beantwortung der Frage nicht weiter.
Nehmen wir als Beispiel das alte Ägypten. Hier gibt es zwei verschiedene Argumentationen:
- Die einen verweisen auf das Mittelalter und den hohen Grad an Analphabetismus und darauf, wie angesehen und elitär der Beruf des Schreibers damals war. Deshalb, so sagen diese Leute, konnten im alten Ägypten nur wenige Leute lesen und schreiben, zu denen nicht einmal die lokalen Herrscher zwangsläufig gehörten.
- Dann argumentieren andere Leute damit, dass Pharaonen und Priester sich sehr viel mühe damit gemacht haben, Stelen und Tempelwände zu beschriften, um dort von ihren großen Taten im Krieg, ihrer weisen Regentschaft oder ihrer Verbundenheit mit dem Göttlichen zu reden. Das war ein enormer Aufwand an Material, menschlicher Arbeitskraft und Verwaltung, von den künstlerischen und intellektuellen Aufwand sich die Texte auszudenken mal ganz zu schweigen.
Wieso, so sagen diese Leute, sollten Pharaonen solche Artefakte im ganzen Land aufstellen, wenn doch sowieso nur eine winzige Minderheit lesen und schreiben kann?
Es muss offenbar eine große Bevölkerungsgruppe mit zumindest rudimentären Schreibkenntnissen gegeben haben, an die diese Propaganda adressiert war.
Jetzt habe ich in diesem Zusammenhang von verschiedenen Personen andere Meinungen gelesen/gehört. Beispielsweise soll in nicht oder nur schwach ausgeprägten Schriftkulturen ein "mystisches" Verhältnis zur Schrift bestanden haben. Die Untertanen verstanden demnach zwar nicht, worüber die Stele spricht, doch die Schrift wurde sozusagen zum Kultobjekt.
Die Bilder dienten demnach nicht dazu, den Text zu illustrieren, wie wir das heute in Bilderbüchern und Comics (oder auch z. B. medizinischen Fachbüchern) vorfinden, sondern ersetzen die Schrift für die, die nicht lesen konnten, vollständig. Etwa wie die Glasfenster und Plastiken in einer mittelalterlichen Kirche den leseunkundigen Publikum die Geschichten des Neuen u. Alten Testamentes erklären.
Wir kennen die Praxis aus vielen heutigen Religionen, dass die Geistlichen den Gläubigen aus den heiligen Texten vorlesen und diese für sie auslegen.
Sowas ähnliches wäre mir aber für das antike Ägypten nicht bekannt.
Allgemein soll es für dem Buchdruck Praxis gewesen sein, dass Texte nicht still vor sich hingelesen wurden, wie wir das heute tun, sondern sie wurden laut vor einem Publikum vorgelesen. Der Name "Vorlesung" in den Unis dieser Welt leitet sich bis heute davon ab.
Allerdings ist mir von der Antike bekannt, dass es berühmte Schreiber gab, nach deren Abschriften auch Nachfrage bestand und die uns namentlich bekannt sind, aber von berühmten Lesern, die in feiner Gesellschaft Gedichte oder Historien vorlasen, scheint es nicht zu geben; allerdings sollen im Römischen Theater bisweilen auch platonische Dialoge vorgelesen worden sein.
Nun ist es von den Römern der Kaiserzeit auch gesagt worden, das Lesen und Schreiben bis in die Mittelschicht verbreitet war. Dafür würden Grabinschriften usw. sprechen.
Wie sah es also mit dem Lesen und Schreiben in der Antike aus, wie muss man sich das vorstellen?
P.S.: Ihr solltet eure Sicherheitsfrage vielleicht mal untersuchen...
P.P.S.: Entschuldigt, wenn die Frage bereits gestellt wurde.