Wipprecht von Groitzsch

Arnim

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Graf Wipprecht von Groitzsch

Über Wipprecht berichten uns die um 1150 entstanden Pegauer Annalen. Erst später bekam er den Beinahmen von Groitzsch. Er entstammte einer höheren Adelssippe und wurde um 1050 geboren. Seine Familie hatte im Raum Tangermünde- Stendal umfangreiche Besitzungen. Sein Vater Wipprecht hatte das Balsamer Land als väterlichen Erbteil in Besitz und seine Mutter
Sigena war die Tochter des Grafen Goswin des Älteren von Großleinungen bei Mansfeld. Die Erziehung des jungen Wipprechts übertrugen die Eltern dem Markgrafen der Nordmark Udo II. von Stade. Nach 1070 tauschte Wipprecht mit diesem das Balsamer Land gegen den Burgward Groitzsch. Für Tangermünde bekam Wipprecht ebenfalls durch Tausch andere zur Nordmark gehörige Lehen. In der Gegend von Groitzsch geriet Wipprecht zunächst mit den ansässigen Edelfreien in Konflikt.
Wipprecht wandte sich dem Böhmenherzog Wratislav II. zu, der wohl bereits 1075 Anhänger König Heinrichs IV. war und von ihm nicht nur die Lausitz sondern 1076 gar die Mark Meißen erhalten hatte. Die Hinwendung Wipprechts nach Böhmen war die Grundlage für den späteren Aufstieg des Groitzschers. Er verhalf dem Böhmenherzog zur Königserhebung, und war um 1080 bereits zu einem der wichtigsten Berater Wratislavs aufgestiegen. Nachdem Wipprecht 1081 ein böhmisches Heer von 300 Mann, das am Romzug Kaiser Heinrichs IV. teilnahm, geführt hatte, war ihm das Wohlwollen der Großen des Reiches sicher. Als Gegenleistung konnte der Groitzscher nun Unterstützung für die Niederschlagung seiner edelfreien Feinde fordern. Seit 1080 war die Burg Groitzsch wieder in seinen Händen und 1084 erhielt er vom König einen Reichsgutkomplex um die Burg Leisnig, der auch die Burgwarde Bolechina und Colditz umfasste. Mit seiner Hochzeit, die auch in diese Zeit fiel, verband sich Wipprecht von Groitzsch dynastisch mit seinem böhmischen Gönner Wratislav: Er heiratete dessen Tochter Judith. Als Mitgift erhielt er die Landschaften Nisan, also den Elbtalkessel um Dresden und Budissin- das Gebiet um Bautzen. Für seine junge Frau ließ er die Burg Schwerzau erbauen, die wohl auch gegen den Bischofssitz Naumburg gerichtet war. Aus Böhmen übernahm Wipprecht den Kirchentyp der Rundkapelle, die heute noch bei seiner Stammburg in Groitzsch und in der Dorfkirche von Knautnaundorf erhalten sind. Sie entstanden zwischen 1085 und 1090.
Seinen alten Feinden machte Wipprecht 1090 den Garaus. Etzelin von Profen sowie 17 weitere Personen ließ Wipprecht in Zeitz umbringen. Hageno von Tubichin und weitere Feinde hatten sich in die Zeitzer Jakobskirche geflüchtet, die Wipprecht abbrennen ließ. Als sie zu fliehen versuchten, wurden sie geblendet. Nach gutem Fehderecht eignete sich Wipprecht von Groitzsch die Besitzungen der besiegten Feinde an. Seine blutigen Taten reuten ihn jedoch sehr, so dass er sich auf Zuraten der Bischöfe von Magdeburg und Merseburg auf Wallfahrt nach Rom und Santiago de Compostela begab. Bei seiner Rückkehr nach Groitzsch kam Wipprecht über Eula, dessen fast zerfallene hölzerne Kirche er neu erbauen ließ. Schließlich entschloss er sich 1091, bei dem Dorfe Pegau an der Elster ein Kloster zu errichten. Als besondere Bußleistung trug er zu dessen Bau an die zwölf Ecken des Fundamentes zwölf Körbe mit Steinen.
Nach 1091 erhielt Wipprecht aus Naumburger Kirchengut den Burgward Butsin zwischen Groitzsch und Colditz zu Lehen. 1104 legte Papst Paschalis II. in einer Urkunde, in der Wipprecht erstmals Graf genannt wird, die Eigentumsübertragung des Klosters Pegau an den Heiligen Stuhl und die Befreiung von der Gerichtsbarkeit des Bischofssitzes Merseburg fest, d.h. es war direkt dem Papst unterstellt. Wipprecht erhielt die erbliche Vogtei über das Kloster, dies erleichterte es ihm, die wirtschaftlichen Möglichkeiten des Klosters auch für sich zu nutzen. So ließ er zwischen Mulde und Wyhra zahlreiche Dörfer anlegen, die er mit Siedlern aus Franken besetzte. In Lausick, dem heutigen Bad Lausick, richtete Wipprecht von Groitzsch ein kleines Kloster mit sechs Mönchen ein, das er dem Kloster Pegau unterstellte. Außerdem bestimmte er es zur Pfarrkirche für die umliegenden Dörfer.
In den Thronstreitigkeiten 1105/06 zwischen Heinrich IV. und dessen Sohn Heinrich V. griff Wipprecht bald zu Gunsten des letzteren ein, fiel aber später bei ihm in Ungnade, weil er und sein Sohn gleichen Namens zu Gunsten seines Schwagers Boriwoi in den Streit um den böhmischen Herzogsthron eingriffen. Wipprecht der Jüngere wurde 1110 in der Burg Hammerstein gefangen gesetzt und konnte erst 1112 oder 1113 durch seinen Vater im Tausch gegen Leisnig, Morungen sowie die Gaue Nisan und Budissin bei Heinrich V. ausgelöst werden.
1109 war Wipprechts Frau Judith gestorben und in der Pegauer Klosterkirche beigesetzt worden. 1110 heiratete Wipprecht erneut. Seine Frau Kunigunde aus dem Hause Beichlingen sicherte ihm ihre Besitzungen für den Fall zu, dass sie vor ihm sterben sollte. Kunigunde war die Schwiegermutter seines ältesten Sohnes. Während der Gefangenschaft seines Sohnes war Wipprecht von Groitzsch zu einem der führenden Köpfe der sächsischen Adelsopposition aufgestiegen, was das Missfallen Heinrich V. erregte, der ihn 1113 gefangen nahm und zum Tode verurteilte. Allerdings wandelte er die Strafe in lebenslange Haft um. Drei Jahre saß Wipprecht in Trifels ab, ehe sich der Kaiser mit ihm aussöhnte und ihm seine Besitzungen zurückgab. Erneut vermochte es Wipprecht, seine Macht zu konsolidieren. Auf dem Sandberg bei Halle legte er nach dem Erwerb der Magdeburger Hochstiftsvogtei eine Eigenbefestigung an, zu der auch eine 1118 geweihte Rundkapelle gehörte. 1123 erhielt Wipprecht für 2000 Mark Silber die Mark Lausitz und wenig später die Mark Meißen zu Lehen.
Am 22. Mai 1124 starb Wipprecht an Brandwunden, die er sich beim Löschen eines Feuers auf seinen Besitzungen in Halle zugezogen hatte. Im Angesicht des nahen Todes war Wipprecht noch in sein Kloster Pegau eingetreten, wo er starb und begraben wurde. Ein Scheingrab Wipprechts aus dem 13. Jahrhundert, das ihn in voller Figur zeigt, wurde nach dem 1556 erfolgten Abbruch der Pegauer Klosterkirche in die dortige Laurentiuskirche gebracht, wo es noch heute besichtigt werden kann.
 
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