Hallo,
nach längerer Zeit will ich mich wieder einmal zu Wort melden. Und gleich beginne ich mit einem Autor, der hier im Forum und anderswo gehörig gescholten wird:
Heribert Illig: Räder . Wagen . Wege . Scheibenrad, Speichenrad und Streitwagen in Zeitensprünge 2/2009.
Illig setzt sich mit den bisherigen archäologischen Ergebnissen auseinander und kommt aus Sicht seiner Chronologiekürzungsthesen zu anderen Zeitstellungen als die arrivierte Wissenschaft. Einen Teil seiner Informationen stammen aus Ernst Probst: Deutschland in der Steinzeit und Deutschland in der Bronzezeit.
In Kürzestfassung ergibt sich folgendee Tabelle:
Ab -3500 Scheibenräder und Wagen Illigs neue Datierung > -1500
ab -1800 hölzerne Speichenräder > -900
ab -1200 Streitwagen > -800
ab -900 bronzene Speichenräder > -600
" Irgendwann um 3500 v. Chr. wurde das Verkehrswesen um eine Neuerung von großer Tragweite bereichert. Zu dieser Zeit hat man die Vorteile der rollenden Bewegung der Räder erkannt und den Wagen erfunden, vor den man in Mesopotamien Rinder und Halbesel (Onager), in Europa zunächst nur Rinder vorspannte. Diese Erfindung wurde offenbar in verschiedenen Gegenden der Erde in geringem zeitlichen Abstand gemacht. Ähnlich alt wie die frühesten Belege von Wagen in Mesopotamien sind einige Funde von Bohlenwegen, Rädern und anderen Wagenteilen in europäischen Mooren" [E.Probst: Dt. in der Steinzeit; 239]
Die ältesten Überreste eines mitteleuropäischen Scheibenrades stammen von Seekirch, Kreis Biberach an der Riß (BW), aus der Goldberg III-Gruppe, ca. 3500 - 2800 v.Chr.
Wer einen Wagen baut, braucht einen Weg, auf dem er fahren kann. Das ließen sich die Altvorderen in schwerem Gelände viel Schweiß kosten: "In Holland, Norddwestdeutschland und Dänemark baute man bereits vom vierten Jahrtausend v. Chr. an in ausgedehnten Hochmoorgebieten hölzerne Bohlenwege, die so breit waren, dass darauf Wagen fahren konnten. Auf und neben solchen Bohlenwegen fand man Räder und andere Wagenteile, die nach Unfällen liegengeblieben waren" [E. Probst: Dt. in d.Steinzeit, 239]
Für die frühe Bronzezeit lässt sich auf Wagendarstellungen verweisen, wie sie auf Menhiren, etwa in Rottenburg (Kreis Tübingen, BW) gefunden werden, aber auch auf Bohlenwege, wie etwa den bei Ocken hausen (Kreis Leer, NI), der gegen -2010 ca. 180 m durch mooriges Gelände geführt worden ist.[E. Probst: Dt. in d. Bronzezeit, 86]
Mit dem Übergang zur mittleren Bronzezeit tritt das Speichenrad auf, ab -1800, "wiederum fast gleichzeitig u.a. in Mesopotamien und in Mitteleuropa"[wiki--> Wagen].
Der 16-seitige reich bebilderte Artikel gibt einen umfassenden Überblick zum Thema Rad vom Ural, über Schweden, Mitteleuropa, Anatolien und Mesopotamien sowie Ägypten.
Daß Illig aufgrund technologisch vergleichenden Überlegungen - insbesondere beim Bronzehohlguß (Speichenräder) zu sehr anderen Datierungen kommt, sollte die Leser, welche mit Chronologiekritik nichts am Hut haben, nicht stören.