ich führe seit vielen Jahren Schulklassen durch das Pergamonmuseum und muß mich immer mal wieder über Lehrer ärgern, die mit den unsinnigsten Anliegen kommen. Eines der schönsten Beispiele: Zeigen sie uns mal die attische Demokratie!, wo man immer sagen möchte, tut mir leid, die Vitrine ist gerade kaputt.
Deine Antwort ist gut. Aber ich möchte da mal eine Lanze für die Lehrer brechen, welche die attische Demokratie gezeigt bekommen wollen. Unverzeihlich ist freilich, dass sie sich nicht entsprechend vorbereitet haben, was denn überhaupt die Möglichkeiten des Pergamon sind.
Grundsätzlich aber finde ich die Frage gar nicht soooooooo abwegig. Es gibt in der athenischen Topographie ja die entsprechenden Plätze, die Pnyx, die Agora, wo das politische Leben stattfand. Man kennt die Losautomaten (kleroteria) und die Ostraka, mit denen über die Verbannung entschieden wurde. Funde aus Laurion können die demokratische Ordnung Attikas in Frage stellen. Also archäologisch könnte man sich dem Thema grundsätzlich erst mal nähern. Die Frage ist, ob das im Pergamonmuseum geleistet werden kann und wenn, dann müsste das halt in eine Unterrichtsreihe eingebunden sein. Sprich, der Lehrer müsste sich ans Pergamon wenden, sagen "in vier Wochen komme ich mit 30 Sechstklässlern vorbei, was können wir im Rahmen der Unterrichtsreihe 'attische Demokratie' im Museum machen und was muss ich als Lehrer vorbereiten?" Denn Ton, Steine, Scherben sind für unwissende Kinder (keine Band sondern) Ton, Steine und Scherben. Wenn sie aber das Losverfahren kennen oder die Verbannung, dann erkennen sie auch das kleroterion und die ostraka. Und vielleicht können einige sogar erfassen, dass der Platz auf der Pnyx nie für die gesamte freie, männliche Bevölkerung Attikas gereicht haben kann (zumal ein Bauer mit drei Schweinen aus der attischen Peripherie sicherlich eher selten den mehrstündigen Marsch nach Athen vornahm, um sein demokratisches Recht wahrzunehmen).