Opfer
Es gab nicht nur blutige Tieropfer, sowie Opfer auch nicht nur bei öffentlichen, von Priestern durchgeführten, Zeremonien dargebracht wurden.
Im Wesentlichen unterscheidet man Dank- und Sühneopfer.
Anlässe waren etwa: Geburt, Hochzeit, Heilung von Krankheit, glückliche Reise, Rettung aus Gefahr, Erfüllung der Liebe, Schutz vor Unglück.
So war es üblich beim Abendessen den Göttern auf dem Hausaltar (Dank-)Opfer zu bringen indem man Speisen (Kräuter, Früchte, Honig, Wein, Kuchen) verbrannte, auch Salz war bei solchen Gelegenheiten ein übliches Opfer.
Bauern opferten zum Dank die ersten geernteten Früchte.
Bestimmte Götter forderten bestimmte Opfergaben, so Jupiter Dapalis vor der Aussaat Bratenstücke, Früchte und einen Krug Wein.
Bei blutigen Opfern wurde in der Regel ein einziges Tier geopfert.
Die Qualität und Quantität der Opfertiere war aber abhängig vom Wohlstand des Opfernden (und davon was er von der Gottheit wollte).
Möglich waren Ziegen, Hunde, Pferde, Hühner, Tauben.
Die Hekatombe (100 Stiere) oder das bekannte Suovetauralia-Opfer (Stier, Schaf, Schwein) waren eher Ausnahmen die nur bei besonderen Anlässen dargebracht wurden.
Der Stier war das teuerste und prestigeträchtigste Opfer, das Lamm wurde gerne genommen weil es "lammfromm" und brav zum Altar ging. Ein Opfer verlangte unbedingte Einhaltung der Vorschriften, Tiere die sich wehrten oder zu flüchten versuchten machten die Zeremonie ungültig und alles musste wiederholt werden.
Der Rekord liegt bei zwanzig ungültigen Versuchen, überliefert von Plutarch.
Auch mussten die Opfertiere makellos sein, den Himmelsgöttern opferte man vorzugsweise weiße Tiere, den Göttern der Unterwelt dunkle Tiere.
Die Opfertiere wurden geschmückt mit Kränzen und farbigen Bändern zum Altar geführt, dann gebot man der Gemeinde zu schweigen, manchmal wurden die Handlungen von Flötenspielern begleitet. Der Opfernde sprach nun vorgeschriebene Gebetsformeln (mit bedecktem Haupt),
danach folgte eine rituelle Handwaschung. Anschließend wurden gesalzenes Mehl und Wein über das Tier geschüttet. Das Tier wurde nun seines Schmuckes entledigt und der Opfernde zog mit dem Opfermesser einen symbolischen Strich vom Kopf bis zum Schwanz.
Es folgte ein weiteres Gebet und dann begann der blutige Teil.
Das Tier wurde meist mit einem Hammerschlag betäubt und dann mit einem Messer oder einer Axt getötet. Je mehr Blut auf den Altar spritzte, umso günstiger erschien das Opfer. zum Teil fing man das Blut auch auf und besprengte den Altar damit.
Es folgte die Untersuchung der Eingeweide, auch hier musste alles stimmen sonst war das Opfer ungültig. Die Eingeweide (Leber, Galle, Lunge, Herz) wurden zusammen mit einigen ausgesuchten Stücken des Fleisches wieder mit gesalzenem Mehl bestreut, gekocht, zerkleinert und anschließend im Altarfeuer verbrannt.
Der Rest des Fleisches konnte dann zubereitet und von der Opfergemeinschaft verspeist werden.
Im Wesentlichen entnommen aus: Alltag im Alten Rom, Karl-Wilhelm Weeber, Patmos Verlag.