Silesias Zweifel bezüglich der Schutzwirkung der Kohlebunker sind berechtigt.
Die Idee mit der Kohle als Schutz vor Granaten stammt aus dem 19 Jh. bspw.
Royal-Sovereign-Klasse ? Wikipedia. Damals war aber nicht nur das Panzermaterial weniger widerstandsfähig, sondern vor allem die Wirkung der Geschosse im Ziel wesentlich geringer.
Die Fortschritte in der technischen Entwicklung von Panzerung und Artillerie werden in den Gefechten im ersten Balkankrieg 1912/13 zwischen den beiden türkischen Panzerschiffen
Turgut Reis (ex-Weißenburg) und
Barbaros Hayreddin (ex-Kurfürst Friedrich Wilhelm
) (
Brandenburg-Klasse (1891) ? Wikipedia) und dem griechischen Panzerkreuzer
Georgios Averoff (
Georgios Averoff (1910) ? Wikipedia mehr als deutlich:
Die 28cm-Granaten der Panzerschiffe - Stand 1890 - durchschlugen Gürtel- Barbette- und Turmpanzerung des 1910 vom Stapel gelaufenen Panzerkreuzers nur noch bis zu einer Entfernung von 3.000 m!
Die Panzerschiffe mußten die Gefechte mit zum Teil erheblichen Beschädigungen, bspw. bis zu 29 Brände auf
Barbaros Hayreddin, abbrechen, ohne ihren Kontrahenen ähnlich schwer zu treffen. Geschossen wurde übrigens viel, getroffen eher selten - ca. 0,2 % Trefferquote! (vgl. Nottelmann - Die Brandenburgklasse).
Die ölbetriebene Queen Elizabeth-Klasse (
Queen-Elizabeth-Klasse (Schlachtschiff) ? Wikipedia) und die wieder kohlebefeuerte nachfolgende Royal Sovereign-Klasse (
Revenge-Klasse ? Wikipedia) bieten eine gute Vergleichsmöglichkeit für die Einschätzung der Schutzwirkung der Kohlebunker:
Gürtelpanzer Vorgänger Queen Elizabeth: 305 mm
Gürtelpanzer Queen Elizabeth: 330 mm
Gürtelpanzer Royal Sovereign: 330 mm
Torpedoschotts Queen Elizabeth: durchgehend 5,08 cm
Torpedoschotts Royal Sovereign: 2,54 und 3,08 cm
Beim Gürtelpanzer versprach man sich durch Kohle keine Schutzwirkung und behielt die erhöhte Stärke bei, beim Torpedoschott entsprach die Kohle einer vergleichbare Schutzwirkung von bis zu
25,4 mm.
Die Gewichtseinsparung durch den Wechsel von Kohle zu Öl machte unterm Strich einen besseren Schutz möglich - denn der Bunkerstand spielte keine Rolle mehr und der Gürtelpanzer konnte verstärkt werden.
(vgl. Raven/Roberts Die britischen Schlachtschiffe des 2. Weltkrieges, Bd. 1)
Spätestens seit der Einführung panzerbrechender Geschosse mit Kappe (vgl.
http://www.geschichtsforum.de/419845-post26.html) war Kohle als Schutz vor Panzersprenggranaten ohne Bedeutung.
Beispielhafte Durchschlagsleistungen finden sich in
Naval Gun Armor Penetration Tables.
Zwei weitere Nachteile der Kohle als Betriebsstoff - selbst zu Friedensbedingungen - sind:
- die Gefahr einer Kohlenstaubexplosion
- die Gefahr einer Selbstentzündung (
Selbstentzündung ? Wikipedia).