Römerforschung in der DDR

1.) Pflug hat bei Schröter in Gießen veröffentlicht. Offensichtlich ein westdeutscher No-Name-Verlag.
Ich weise gern noch einmal darauf hin, dass Franz Schröter, Gießen-Rödgen, Struthstraße 19, der hier als "Verlag" firmiert, laut DNB-Katalog offensichtlich nie etwas anderes verlegt hat als 1956 den ersten Band des Pflug-Machwerks. (Für 1957 war ein zweiter und dritter Band angekündigt, die aus nicht zu erhebenden Gründen nie erschienen sind.)

Welche Forscher wollen das ausgemacht haben?
Er bezieht sich da offenbar auf Reichenberger/Schlosser, War Luppia wirklich Bernburg? Anzeige von War Luppia wirklich Bernburg?
Nein, das ist (Opteryx' Formulierung "selbst heute noch" ist da wohl etwas irreführend) ein schon etwas angejahrter Artikel von 2010, hier nachzulesen: Kriegsgeschichte: Verlor Varus bei Jena und Lützen Schlacht und Leben? - WELT
Reichenberger/Schlosser ist von 2019.
Gemeint sind Lelgemann, Marx et al. Beim Ort Amisia haben sie sich irgendwann auf Obervorschütz (6 km von Fritzlar) festgelegt: (PDF) Germania magna - A new look at an old map: Rectifying Ptolemy's geographical data for ancient places between the Rhine and the Vistula
Den Fluss Amisia identifizieren sie korrekterweise mit der Ems.
Da hat der Welt-Journalist sich leider ziemlich blamiert.


Das hatte Pflug mit Teil2 und 3 auch vor. Aber nach dem Antipflug nicht mehr, obwohl es dort nicht mehr um die Varusschlacht ging.
Die Titel "Drei Jahrhunderte Römerherrschaft mitten in Germanien" und "Römerbauten mitten in Germanien" lassen vermuten, dass da derselbe Bullshit verzapft wird: Nicht der Limes, sondern die Elbe war die Außengrenze des Römischen Reichs, mittelalterliche Mauern werden zu "Römerbauten" erklärt, und deutschen oder slawischen Ortsnamen werden mit abenteuerlichen Verrenkungen, die dem Lateiner wie dem Germanisten die Tränen in die Augen treiben, römische Ursprünge angedichtet. Stimmt's?
 
Es haben doch auch genug Leute im Westen publiziert.
Seit Mitte der 1960er Jahre gab es allerdings eine zusätzliche bürokratische Hürde:
"Die Vergabe von urheberrechtlichen Nutzungsbefugnissen von Urhebern oder sonstigen Berechtigten, die Bürger oder Institutionen - einschließlich Verlage und Betriebe - der Deutschen Demokratischen Republik sind, an Partner außerhalb der Deutschen Demokratischen Republik bedarf vor Abschluß des Vertrages der Genehmigung durch das Büro für Urheberrechte."
Gesetzblatt (GBl.) DDR Teil ⅠⅠ 1966, S. 107; Gesetzblatt (GBl.) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) Teil ⅠⅠ 1966, Seite 107 (GBl. DDR ⅠⅠ 1966, S. 107)

Stefan Heym, der viel im Westen veröffentlicht hat, schrieb dazu 1980:
"Verstößt nun aber ein Schriftsteller gegen diese Gysische Verordnung, unterschreibt er einen Vertrag mit einem ausländischen Verlag ohne Genehmigung oder gar gegen das ausdrückliche Verbot des Büros, so kann er entsprechend der Verordnung mit einer Ordnungsstrafe von dreihundert Mark belegt werden, gegen die es keine Berufungsmöglichkeit gibt.
[...]
Dieser idyllische Zustand, bei dem man sich für dreihundert Mark ein Stückchen Freiheit kaufen konnte, dauerte eine ganze Anzahl von Jahren, bis die Literatur der DDR zu einem solchen Ärgernis wurde, daß einflußreiche Genossen in höheren Parteistellen lauthals nach Abhilfe riefen. Ein findiger Kopf -- in welcher preußischen Amtsstube er saß, ist nicht mehr festzustellen -- kam auf die Idee, die Gysische Verordnung zur Wahrung der Urheberrechte mit dem Devisengesetz zu koppeln [...]"
Das Messer an der Kehle
 
Laut wiki lokalisierte Andreas Kleinemann mit Lelgemann et al Amisia in Geismar bei Fritzlar, wie es auch der welt-Artikel erwähnt und etwa ein Jahr später bei Obervorschütz ebenfalls nicht weit von Fritzlar. Ich bin generell skeptisch bei Lokalisierungen nach der Ptomälischen Karte. Gründe für diese Skepsis wurden von Sepiola schon öfter benannt. Auch El Quijotes letzter Link
bestätigt ja eine gewisse Skepsis.

In Alt-Geismar lässt sich allerdings archäologisch die Kontinutität einer größeren Siedlung von etwa 200 v.Chr bis zur Jahrtausendwende nachweisen, und es wird auch als Kandidat für Mattium als Hauptsiedlung der Chatten gehandelt. Bei Geismar mündet allerdings die Elbe und nicht die Ems in die Eder. Für Obervorschütz wird vermutet, dass es sehr alt sei. Archäologische Siedlungsspuren fehlen jedoch. Obervorschütz liegt allerdings an der Ems.

OT: Mit ein wenig Sarkasmus könnte man auch sagen, dass Germanicus mit Sicherheit die Elbe überschritten hat - bei Geismar, als er die Eder entlang zog. :p
 
Laut wiki lokalisierte Andreas Kleinemann mit Lelgemann et al Amisia in Geismar bei Fritzlar, wie es auch der welt-Artikel erwähnt und etwa ein Jahr später bei Obervorschütz ebenfalls nicht weit von Fritzlar. Ich bin generell skeptisch bei Lokalisierungen nach der Ptomälischen Karte. Gründe für diese Skepsis wurden von Sepiola schon öfter benannt. Auch El Quijotes letzter Link bestätigt ja eine gewisse Skepsis.
Ich habe dir auf diesen Beitrag im Ptolemaios-Thread geantwortet, das scheint mir sinnvoller. Hier soll es ja um Römerforschung in der DDR gehen und nicht um fragwürdige Lokalisierungen von Orten bei Ptolemaios.
 
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Die Titel "Drei Jahrhunderte Römerherrschaft mitten in Germanien" und "Römerbauten mitten in Germanien" lassen vermuten, dass da derselbe Bullshit verzapft wird: Nicht der Limes, sondern die Elbe war die Außengrenze des Römischen Reichs, mittelalterliche Mauern werden zu "Römerbauten" erklärt, und deutschen oder slawischen Ortsnamen werden mit abenteuerlichen Verrenkungen, die dem Lateiner wie dem Germanisten die Tränen in die Augen treiben, römische Ursprünge angedichtet. Stimmt's?[/QUOTE]
Dann hätte er ja diese Bände in Esotherikverlagen veröffentlichen können. Anders sieht es mit seinem Drusus aus, für den er Benedict Wilhelm zum Vorbild nahm. Strategische Überlegungen waren zumindest lesenswert. Aber dieser Band stand nie zur Diskussion. Es gibt nur eine mögliche Erklärung für seinen Rückzug: Man stellte ihn vor die Wahl, damit aufzuhören, wenn er nicht seinen Job als Museumsdirektor verlieren wollte.
 
Es gibt nur eine mögliche Erklärung für seinen Rückzug: Man stellte ihn vor die Wahl, damit aufzuhören, wenn er nicht seinen Job als Museumsdirektor verlieren wollte.
Mal abgesehen davon, dass solche apodiktischen Aussagen wie "Es gibt nur eine mögliche Erklärung..." gerne mal als Scheinargument verwendet werden - so auch hier - gibt es wirklich keine andere mögliche Erklärung? - scheint mir deine Behauptung schon chronologisch nicht zu stimmen.
Walther Pflug hat seinen Kuratorenposten bereits vor Veröffentlichung seines Buches zu Gunsten der Stelle als Redakteur bei einer Architekturzeitschrift (er war also auch hier noch wissenschaftlich tätig!) aufgegeben.
Aufgabe des Kuratorenposten: 1954
Arbeit als Redakteur: 1954 - 1956
Veröffentlichung seines Media in Germania-Bandes: 1956
Und danach?
Da ist der Schuster - nachdem er nicht etwa nur in der DDR, sondern auch von der westdeutschen Presse gescholten wurde - zu seinem Leisten zurückgekehrt und hat Schloss Mosigkau – ein Meisterwerk deutscher Rokokokunst dargestellt in seiner Baugeschichte (Dessau-Mosigkau, 1960) publiziert. Sieht nicht nach einer persona non grata aus... Angeblich soll er sogar an einer 1960 publizierten Festschrift für die Sektion Hannover des Deutschen Alpenvereins mitgewirkt haben (zumindest werden beim Hochschulbibliothekszentrum NRW die Lebensdaten unseres Walther Pflug 1906 - 1985 angegeben, ich würde das aber vorerst für einen Fehler des eintragenden Bibliothekars halten).
1963 hat er bei der Schriftenreihe des Museums für Naturkunde und Vorgeschichte Dessau die Schrift Aus dem alten und neuen Dessau publiziert. Aus dem Jahr 1974 ist ein Beitrag von ihm über Revolutionäre Ereignisse in Mosigkau. Vom Aufstand der Tabakbauer 1835 zur bürgerlich-demokratischen Revolution von 1848 zu finden (Dessauer Kalender. Heimatliches Jahrbuch für Dessau-Roßlau und Umgebung Bd. 18 (1974), S. 65-69).

Wenn man nach einer Schlappe durch die wissenschaftliche Peer in Ost und West ein Thema, zumindest was Publikationen anbelangt, ad acta legt und sich als Regionalhistoriker anderen (regionalhistorischen) Themen widmet, dann ist darin schwerlich eine staatliche Gängelung zu erkennen. Die DDR hat wahrlich den ein oder anderen Autoren und Wissenschaftler mundtot gemacht, aber bei Pflug ist das bisher nicht erkennbar, so sehr du auch darauf beharrst.
Es sei denn, du bringst das Tagebuch von Pflug oder seiner Ehefrau bei, bzw. behördliche Quellen, welche eine Gängelung Pflugs durch die Behörden der DDR wegen seines Buches Media in Germania nahelegen würden. Ich erkenne nur, dass die wissenschaftliche Peer dieses Werk zu Recht verrissen hat und er sich danach wieder in seine regionalhistorischen Gewässer zurückgezogen hat (bzw. es aufgegeben hat, die quellenmäßig überlieferten Hauptgeschehnisse der römischen Okkupationszeit zur Dessauer Regionalgeschichte zu erklären).
 
Pflug veröffentlichte sein Buch im Jahre 1956, also in noch zutiefst stalinistischer Zeit. Wenn er zwei Jahre zuvor seinen sicheren Job selbst aufgab, wusste er wohl, was er mit seinem Buch anrichtete und welche Folgen dies haben konnte. Warnungen ignorierte er in der Regel. Er hat sich aber keines Verstoßes gegen die Staatspolitik schuldig gemacht. Die SED hatte solche schwarzen Schafe zwar immer im Blick, ließ aber die geläuterten gewähren. Im Jahre 1960 war der Stalinismus schon abgeklungen. Beiträge zur Regionalgeschichte konnten keinen Schaden anrichten.
 
Anlässlich seines 100. Geburtstages schreibt jemand, der es besser als ich weiss:
"Die Römer mitten in Deutschland“. Dieses Heftchen, „im Westen“ erschienen und nicht konform mit der vorherrschenden Lehrmeinung, bescherte ihm einige Repressalien seitens des Staates, die zur zeitweiligen Aufgabe seines Berufes führten. Ähnlichen Repressalien war er bereits zweimal in den 1930-er Jahren ausgesetzt, weil er sich unter anderem gegen die Rassenpolitik des nationalsozialistischen Staates ausgesprochen hatte"
 
Er hat weiter arbeiten können, er ist nicht ausgebremst worden. Er ist allerdings auch im Westen verrissen worden, dort ganz ohne stalinistische Hintergründe. Du hast bisher keinen Beleg dafür erbringen können, dass er gegängelt worden sei, oder dass die DDR ein Problem mit Römerforschung gehabt hätte. Auch gebetsmühlenartig wiederholte Behauptungen ersetzen keinen Beleg. Also bring Belege oder lass es. Es ist wirklich freudlos, über mutmaßliche Gängelei eines Menschen zu sprechen, dessen schlecht durchdachte Thesen keinerlei wissenschaftlichen Werte haben (ja nicht einmal einen wissenschaftshistorischen!), als Grund dafür, dass er seine „Forschungen“ in dieser Richtung nicht fortgeführt habe.
Noch einmal die Frage: du selbst hast signalisiert, dass du Pflugs Thesen bzgl. der Römer für Schwachsinn hältst. Wissenschaftshistorisch haben sie keinerlei Relevanz. Warum also führst du ihn immer wieder an? Warum viktimisierst du ihn immer wieder?
 
Noch einmal die Frage: du selbst hast signalisiert, dass du Pflugs Thesen bzgl. der Römer für Schwachsinn hältst. Wissenschaftshistorisch haben sie keinerlei Relevanz. Warum also führst du ihn immer wieder an? Warum viktimisierst du ihn immer wieder?
Er hat als Lokalpatriot eine Menge an Informationen zusammengetragen, von welchen bisher hier nichts bekannt war und uns ermöglicht, diese selbst zu überprüfen. Im übrigen lehne ich eine weitere Diskussion mit Jemandem ab, der nicht die geringste Erfahrung über Art und Weise von Repressalien in der schlimmsten Zeit ostdeutscher Geschichte hat, in welcher Verhaftungen und Schauprozesse an der Tagesordnung waren. Das Meiste davon ist nicht dokumentiert.
 
Jetzt mach mal nen Punkt. Statt Belege zu bringen, bringst du argumenta ad hominem.
Fakt ist, Pflug hat weiter publiziert. Auf jeden Fall in Ost, vielleicht auch in West (oben erwähnte Festschrift).
Belege für eine Gängelung: Fehlanzeige.
Belege für eine DDR-Phobie vor Römerforschung: Fehlanzeige.
Schieb mir also nicht den schwarzen Peter zu, dass du dich verrannt hast. Im Gegenteil: du argumentierst gegen die belegbaren Fakten, dass Pflug weiter publiziert hat und in wissenschaftlichen Periodika Artikel unterbringen konnte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Du bist wirklich unbelehrbar. Wiki: "Am 15. August 1954 beendete sein Dienstverhältnis und wurde bis 1956 Redakteur für die Zeitschrift Deutsche Architektur an der Deutschen Bauakademie in Berlin. Seit August 1958 widmete er sich seiner eigenen wissenschaftlichen Forschungen. Er publizierte fortan Schriften zur Geschichte seiner Heimat." Und 1956 bis 1958? Er durfte ab 1960 als geläutertes schwarzes Schaf Heimatgeschichten schreiben.
Und wenn Herr Hinze von staatlichen Repressalien schreibt, die ihm zeitweise seinen Beruf kosteten, dann nimm das bitte kommentarlos hin, denn er hat dies aus erster Hand. Was anderswo steht, ist purer Unsinn.
 
Und wenn Herr Hinze von staatlichen Repressalien schreibt, die ihm zeitweise seinen Beruf kosteten, dann nimm das bitte kommentarlos hin
Das ist das nächste Pseudoargument, jetzt versuchst Du es mit einemn argumentum ad verecundiam...
Auch seriöse Autoren fallen hin und wieder auf Legenden herein. Als Zeitzeuge für die Ereignisse 1956 kommt Herr Hinze nicht in Frage, da war er noch ein Baby. Dem Artikel ist leider nicht zu entnehmen, welche Quellen er nutzte.

Was anderswo steht, ist purer Unsinn.
Das Problem ist halt, dass von den Pflug-Jüngern jahrzehntelang Unsinn in die Welt hinausposaunt wurde.
 
Du bist wirklich unbelehrbar.
Und wieder ad hominem. Hatten wir doch schon.

Wiki: "Am 15. August 1954 beendete sein Dienstverhältnis und wurde bis 1956 Redakteur für die Zeitschrift Deutsche Architektur an der Deutschen Bauakademie in Berlin. Seit August 1958 widmete er sich seiner eigenen wissenschaftlichen Forschungen. Er publizierte fortan Schriften zur Geschichte seiner Heimat." Und 1956 bis 1958?
Hatten wir auch schon.
Er hat bis 1956 als Redakteur bei der ArchitekturZS gearbeitet.
Dann hat er sein Buch Media in Germania 1 herausgegeben.
1960 die nächste Publikation.
Du füllst die Lücke mit insinuierten Spekulationen. Dass vier Jahre zwischen zwei Büchern ein absolut guter Zeitraum sind und es völlig normal ist, dass ein Autor mal zwischen verschiedenen Werken eine mehrjährige Publikationspause hat, wischt du einfach mal so unter den Teppich. Die Publikationspause reicht dir schon als Beweis einer Gängelung. Sorry, aber frag mal echte Dissidenten, was die erdulden mussten!


Er durfte ab 1960 als geläutertes schwarzes Schaf Heimatgeschichten schreiben.
Unsinn. Schau dir sein Lebenswerk doch mal an: Es dreht sich um die Region um Dessau. Er hat nix anderes getan, als das, was er seit seiner Jugend getan hat: Die Geschichte von Dessau und seiner Umgebung erforscht. Vor 1956 war das gut, nach 1956 die Strafe für ein schwarzes Schaf? Das glaubst du doch selbst nicht.

Und wenn Herr Hinze von staatlichen Repressalien schreibt, die ihm zeitweise seinen Beruf kosteten, dann nimm das bitte kommentarlos hin, denn er hat dies aus erster Hand. Was anderswo steht, ist purer Unsinn.
Hat er das? Ich lese dort eine unbelegte Behauptung, die sich einer Überprüfung entzieht. Nicht mehr und nicht weniger. Kann stimmen oder auch nicht. Belege für eine Gängelung weiterhin Fehlanzeige. Bei Hinze fehlen hingegen die Verweise auf Publikationen nach Media in Germania 1.
Wie du, erweckt Hinze den Anschein, Pflug habe danach nichts mehr publiziert, kein Wort von

- Zum 80. Geburtstag von Prof. Oswin Hempel.
(Deutsche Architektur 1956, Heft 2, S. 87)
- Schloss Mosigkau – ein Meisterwerk deutscher Rokokokunst dargestellt in seiner Baugeschichte (Dessau-Mosigkau, 1960)
- Aus dem alten und neuen Dessau (Schriftenreihe des Museums für Naturkunde und Vorgeschichte Dessau 1963)
- Revolutionäre Ereignisse in Mosigkau. Vom Aufstand der Tabakbauer 1835 zur bürgerlich-demokratischen Revolution von 1848 (Dessauer Kalender. Heimatliches Jahrbuch für Dessau-Roßlau und Umgebung Bd. 18 (1974), S. 65-69).
- Der erste freiberufliche deutsche Schriftsteller, Wortschöpfer und Sänger des Muldelandes (Dessauer Kalender. Heimatliches Jahrbuch für Dessau-Roßlau und Umgebung Bd. 19 (1975), S. 72-74).
- Ein Leben für die Kunst (Zerbster Heimatkalender Bd. 16 (1975), S. 77-80).



Diese Werke setzen fort, was Pflug früher geschrieben hat.

Aus der Vergangenheit unserer Heimat.
1. Die Zeit bis zum Ausgang des Mittelalters 1927
4. Anna. Eine Hexengeschichte. 1929.​
Idee und Aufgabe einer christlichen deutschen Glaubensgemeinschaft. 1937.
Schloss Mosigkau. 1949.
Kleiner Führer durch Dorf, Schloss, Gemäldegalerie und Park Mosigkau : Festschrift zur Einweihung des neuen Rathauses ein Jahrbuch Mosigkaus. 1950.
Schloß Mosigkau. Eine bau- u. kunstgeschichtl. Monographie. 1951.
Alte Gartenkunst in Mosigkau. 1952.
Festliches Mosigkau. 1753-1953. Festschrift zur 200-Jahrfeier d. Schlosses Mosigkau. 1953
Die Vorgeschichte des Schlossbaues in Mosigkau. 1953.
Die Baugeschichte des Schlosses Mosigkau. 1953
Das Rätsel des alten Elbübergangs. 1953.
Heimatkundliche Wanderfahrten durch das Dessau-Köthener Land.
1. Rosefeld, Chörau, Susigke, Kleinzerbst 1954.
3. Zur Entstehung d. Stadt Aken a. d. Elbe 1955​

Insofern ist deine These, er habe nur noch Heimatgeschichten schreiben dürfen, Unsinn; er hat sein ganzes Leben, mit Ausnahme seiner Idee und Aufgabe einer christlichen Glaubensgemeinschaft (wenn es sich nicht um eine Schrift eines Namensvetters handelt) über nichts anderes als Heimatgeschichte publiziert. Eine Zäsur ist nicht erkennbar.
 
Pflug habe danach nichts mehr publiziert, kein Wort von

- Zum 80. Geburtstag von Prof. Oswin Hempel.
(Deutsche Architektur 1956, Heft 2, S. 87)
- Schloss Mosigkau – ein Meisterwerk deutscher Rokokokunst dargestellt in seiner Baugeschichte (Dessau-Mosigkau, 1960)
- Aus dem alten und neuen Dessau (Schriftenreihe des Museums für Naturkunde und Vorgeschichte Dessau 1963)
- Revolutionäre Ereignisse in Mosigkau. Vom Aufstand der Tabakbauer 1835 zur bürgerlich-demokratischen Revolution von 1848 (Dessauer Kalender. Heimatliches Jahrbuch für Dessau-Roßlau und Umgebung Bd. 18 (1974), S. 65-69).
- Der erste freiberufliche deutsche Schriftsteller, Wortschöpfer und Sänger des Muldelandes (Dessauer Kalender. Heimatliches Jahrbuch für Dessau-Roßlau und Umgebung Bd. 19 (1975), S. 72-74).
- Ein Leben für die Kunst (Zerbster Heimatkalender Bd. 16 (1975), S. 77-80).

Einen hab ich noch:
- "Es lebe das Volk und möge im Sturmwind gedeihen!“ Zur 800-Jahr-Feier des Eike-von-Repgow-Dorfes Reppichau. In: Dessauer Kulturspiegel 6 (1959), S. 269-272.

Und noch einen von 1956:
- Die Moritat von den Wölfen auf dem Hochzeitsweg. Über den Wert von Volkstumsdokumenten. In: Dessauer Kulturspiegel 3 (1956), S. 261-264.
 
Das ist das nächste Pseudoargument, jetzt versuchst Du es mit einemn argumentum ad verecundiam...
Auch seriöse Autoren fallen hin und wieder auf Legenden herein. Als Zeitzeuge für die Ereignisse 1956 kommt Herr Hinze nicht in Frage, da war er noch ein Baby. Dem Artikel ist leider nicht zu entnehmen, welche Quellen er nutzte.
Das kannst Du als Nichtdessauer natürlich nicht wissen. Er hat seine Informationen von Pflugs Tochter.
 
Hinze verstrickt sich in Widersprüche:

Hier schied er im Februar 1956 aus dem Dienst, um sich wissenschaftlichen Arbeiten widmen zu können. Auch seine Lehrtätigkeit, seit Januar 1957 an der Betriebsberufsschule des Baukombinates Dessau, beendete er im August 1958 zugunsten eigener wissenschaftlicher Tätigkeit.
ist nicht kompatibel mit dem späteren Narrativ:

...in der 1956 in Gießen erschienenen Schrift „Media in Germania. Die Römer mitten in Deutschland“. Dieses Heftchen, „im Westen“ erschienen und nicht konform mit der vorherrschenden Lehrmeinung, bescherte ihm einige Repressalien seitens des Staates, die zur zeitweiligen Aufgabe seines Berufes führten.
Das ist beim besten Willen nicht zusammen- oder chronologisch unterzubringen:

1956 veröffentlicht Pflug sein Werk, welches ihm angeblich Repressalien eingebracht habe
8.1958 Mindestens anderthalb Jahre später beendet er seine Lehrtätigkeit...
1959 die nächste Veröffentlichung

Diktaturen - insbesondere solche, deren Legitimation sich auf ihrer Ideologie gründet - neigen meist sehr stark dazu, Lehrende und Dozierende sich sehr gründlich auszusuchen und Dissidenten sehr schnell kalt zu stellen. Es ist absolut unplausibel, dass Pflug gleichzeitig Repressalien durch die Behörden der DDR unterworfen war und als Dozent im Staatsdienst tätig.

Wo ich aber gerade bei Plausibilität bin, so weiß ich immer noch keinen plausiblen Grund, warum die DDR einen verdienten Bauforscher wegen ein paar spinnerter Thesen über die Römer und die Varusschlacht hätte Repressalien unterwerfen sollen.
Kann es sein, dass die Tochter von Pflug ggf. Repressalien des Staates mit der durchaus berechtigten Reaktion der archäologischen, linguistischen und historischen Peer (Voigt, Langhammer, Wüttschke) verwechselt? Also der Fachwissenschaftler, die Pflugs Thesen als "Fehl- und Missdeutungen" kritisierten?
 
56er Veröffentlichungen zählen nicht, denn das kannte kaum jemand das Buch.(Weerth 1957, Antipflug 1958)
Lesen wir in Letzterem:
"...setzen wir uns auseinander mit einem Versuch, Ereignisse ...dem interessierten Laien so vorzuführen."
Statt es beim Spott zu belassen, beruft man ein großes Forum renommierter Wissenschaftler ein, um mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Wie tief muss sich die wissenschaftliche Elite von einem für Laien gedachten Buch getroffen fühlen! Aber dazu seine Veröffentlichung beim Klassenfeind. Für beides das Parteiverfahren. Aber er hat ja nicht direkt gegen die Ideologie der SED gefehlt, sondern lässt sogar einen gewollten Klassenstandpunkt durchblicken. Seine bautechnischen Fachkenntnisse wurden gebraucht und so durfte er lehren. Sicherlich mit einem IM in Vorlesung und Seminar (das gab es noch bis 1989), der darauf achtete, dass das Wort Römer tabu blieb.
Herr Hinze hatte nur eine halbe Seite zur Verfügung. So ließ er die Spannungen bei der Verhinderung des Abbruchs des Schlosses weg, für welche mutige Tat Pflug später nochgelobt wurde. Und er verzichtete auf das Parteiverfahren und seine Folgen. Dass dabei die Jahreszahlen nicht ganz passten, ist verzeihlich. Aber auch wikipedia ist mit kritischem Blick zu betrachten.
Pflugs Tochter stand den römischen Ergebnissen selbst kritisch gegenüber und hat auch nach der Wende weitere Veröffentlichungen seiner Bücher abgelehnt.
Ein SED-Parteiverfahren ist für euch also weder Strafe noch Gängelung.
 
Wo gibt es denn Quellen zum SED-Parteiverfahren?

Bisher war deine Behauptung doch die: Seine Arbeit wurde behindert und er konnte nicht mehr publizieren.
Einwand: Er hat auch nach 1956 noch publiziert.
Anpassung deiner Behauptung: Er durfte sich nur noch in heimatkundlichen Gefilden publizieren, das schwarze Schaf musste sich mit Heimatkunde benügen.
Einwand: Er hat sich zeitlebens, zumindest was seine Publikationen anbelangt, (fast) ausschließlich mit Heimatkunde befasst. Seine Römerstudien bilden da nicht einmal eine Ausnahme (Ggf. noch die Publikation über die Hannoveraner Sektion des Alpenvereins, wenn nicht ein NRW-Hochschulbibiliotheksangestellter einen Fehler gemacht hat)
Hinzufügung: Er hat auch noch mindestens anderthalb Jahre nach seiner umstrittenden Publikation doziert.
Anpassung deiner Behauptung: Parteiverfahren.

Es fehlen:
- Belege für ein Publikationsverbot (stattdessen gibt es Belege für ein munteres Publizieren in diversen lokalen Geschichtsperiodika sowie ein weiteres Buch)
- Belege für ein Parteiverfahren
- Belege für eine Gängelung/Repressalien
- Belege dafür, dass es für die DDR- und Parteiführung überhaupt einen Anlass gab, wegen eines handwerklich schlecht gemachten Buches über die Römer in Sachsen-Anhalt und Thüringen es zu den vorherigen Punkten kommen zu lassen.

Du hast uns bisher noch nicht überzeugend auseinandersetzen können, dass die DDR- und Parteiführung ein Problem damit hatte, dass jemand die Drusus- und Varusfeldzüge nach Mitteldeutschland verortete. Dass sie ein Problem damit gehabt hätte, sollte doch leicht zu belegen sein, auch ganz unabhängig von Pflug. Damit wäre immerhin mal ein ANLASS dazu gegeben, dass es zu einer Gängelung Pflugs kam.
Aber da du uns diesen Anlass bisher nicht plausibel machen konntest UND keine Belege für eine Gängelung bringst, außer einem in sich widersprüchlichen Artikel, warum sollten wir dir folgen?

Bring uns doch endlich mal wenigstens eine sinnvolle/plausible/akkurat verargumentierte Begründung dafür, dass die DDR-Führung die Römer nicht in Mitteldeutschland sehen wollte.

Ich habe dir schon einen Grund dagegen genannt: Man hätte wunderbar gegen den imperialistischen Aggressor Rom (=USA) wettern können. So wie man ja auch Bücher publiziert hat über den Einfall der Ottonen (Heinrich I. und Otto I.) in die wendischen Territorien. Z.B. Heinz Ebert: Der Knappe des Königs.* Da hat man kindgerecht die Ottonen (= Westdeutschen) gescholten, wie sie ins wendische Brandenburg (also nach Ostdeutschland) eingefallen sind.

*Da wir Bekanntschaft in der DDR hatten, und gegenseitig Pakete zusandten (Lebensmittel gingen nach Ost, Bücher kamen nach West) hatte ich in meinem Kinderzimmer eine ganze Reihe von DDR-Kinder- und Jugendliteratur. Der Knappe des Königs von Ebert und Der Stadthauptmann von Quedlinburg (von Beutel) waren all-time-favourites von mir. Als Kind habe ich den für mich heute deutlich erkennbaren (oder unterstellten?) politischen Subtext der beiden Bücher natürlich nicht bemerkt (und dennoch, obwohl ich als Erwachsener darum weiß, finde ich die Bücher auch heute noch lesenswert und würde sie auch historisch interessierten Kindern empfehlen).
 
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