Sabu-Scheibe

Stefan_Schaaf

Neues Mitglied
Vielen hier im Forum dürfte die sog. Sabu-Scheibe ein Begriff sein, einigen ist sie aber vielleicht noch nicht bekannt. Es handelt sich hierbei um ein Artefakt der ägyptischen Frühzeit (1. Dynastie, ca. 3000 bis 2800 v. Chr.), das 1936 in der Mastaba S3111 im Norden der Nekropole Sakkara gefunden wurde. Dabei handelt es sich um das Grab des altägyptischen Beamten Sabu, nach dem das dort gefundene Objekt auch benannt ist. Die Funktion und Bedeutung des sorgfältig ausgearbeiteten Natursteingefäßes sind bislang völlig unklar. Eine Beschreibung trifft bei diesem Gegenstand schnell an seine Grenzen, weshalb ich hier auf den entsprechenden Wikipedia-Artikel verweise:



Interessant ist für mich vor allem die Formgebung des Artefaktes. Es sieht verblüffend "modern" aus, was natürlich (leider) auch die Aufmerksamkeit von sog. Prä-Astronautikern auf sich gezogen hat. Deren Anhänger möchten in dem Objekt ein sogenanntes Out of Place Artefakt sehen. Aber auch ohne solche fehlgeleiteten Spekulationen ist dieser Gegenstand sehr interessant, finde ich, alleine durch seine verblüffende Formgebung, sowie die Tatsache, daß dieser vollständig aus Stein gefertigt wurde. Wie kommt man als Handwerker auf eine derartige Formgebung (bei einem Gegenstand aus Stein), und wie konnte dies tatsächlich hergestellt werden? Natürlich, es stammt aus der frühen Bronzezeit, und auch in Ägypten war Bronze noch sehr selten. Aber eine Herstellung aus Bronze würde (aus heutiger Sicht) wesentlich plausibler erscheinen. Auch die Funktion ist wie gesagt noch völlig ungeklärt. Der Entdecker Walter Bryan Emery hielt das Artefakt aufgrund der zentralen Bohrung am ehesten für ein Gefäß, das auf einen Ständer gesteckt wurde, möglicherweise für eine Verwendung als Lampenschale. Insgesamt ein verblüffendes Objekt, finde ich, was haltet ihr davon?

 
Wie geschrieben wurde das Artefakt 1936 von dem Archäologen Walter Bryan Emery in der Mastaba des altägyptischen Beamten Sabu entdeckt. Die Datierung muss sich aus dem Fundzusammenhang ergeben haben, eine direkte Datierung alleine dieses Gegenstandes gestaltet sich schwierig, wegen des verwendeten Materials (Stein), und der Tatsache, daß dieses Artefakt ein Unikat ist, es wurden bislang keine weiteren vergleichbaren Gegenstände gefunden. Emery war ein Ägyptologe mit einer Karriere, die sich über viele Jahrzehnte erstreckte, und der 1959 zum Mitglied der British Academy gewählt wurde. Die damaligen Ausgrabungen und Funde (auch der der Sabu-Scheibe) sind gut dokumentiert, und können als gesichert gelten. Wie gesagt interessieren mich bei diesem Artefakt nicht die Spekulationen irgendwelcher Prä-Astronautiker, sondern alleine die (für ein Objekt aus Stein) verblüffende Formgebung, der hohe damalige Stand der Steinbearbeitung und die ungeklärte Verwendung.
 
Wie wurde das Ding datiert?
1nd Dynasty, about 2960 - 2770 BC steht auf dem Schild auf dem Foto.

Natürlich, es stammt aus der frühen Bronzezeit, und auch in Ägypten war Bronze noch sehr selten. Aber eine Herstellung aus Bronze würde (aus heutiger Sicht) wesentlich plausibler erscheinen.
Es gibt aus Dänemark Flintklingendolche, die frühbronzezeitliche Dolche imitieren. Vielleicht ist hier ähnliches passiert: Metall und seine Möglichkeiten war schon bekannt und man hat Ideen aus der Formengebung übernommen, es aber wegen der schwierigen Verfügbarkeit durch den verfügbarfen Werkstoff, der natürlich viel schwerer zu bearbeiten ist, ersetzt.
 
Ja, die sog. "Fischschwanzdolche" (Fischschwanzdolch – Wikipedia ). Es gibt eine faszinierende Übergangszeit, in der versucht wurde, Gegenstände aus dem neuen Material Bronze unter Verwendung des vertrauten Materials Stein herzustellen. Ja, vielleicht handelt es sich bei der Sabu-Scheibe auch um ein solches Objekt.
 
Wie wurde das Ding datiert?
Oder ist das das Alter des sehr ungewöhnlichen Gegenstands ungeklärt?
 
Es liegt zwar nahe, das Alter dieses Fundes anzuzweifeln, aber ich würde dies als nicht zielführend ansehen. Ich jedenfalls (als völlig unmaßgebliche Meinung eines historischen Laien) halte den Gegenstand für ein authentisches altägyptisches Artefakt. Das ist für mich ja das Verblüffende an diesem Gegenstand!
 
Zuletzt bearbeitet:
Oben habe ich einen Gedankenfehler gemacht, weil ich aufgrund der Farbe zunächst an Metall gedacht habe. Aber an sich erinnert das Ding ja an Öllampen, also Keramik.

bsba110204200l.jpg
 
@El Quijote

Ich halte dies nicht für einen Gedankenfehler. Bei der Formgebung der Sabu-Scheibe wäre Metall (Kupfer oder Bronze) doch wohl sehr viel geeigneter. Bei einer Verwendung als Lampenschale hätte Stein allerdings den Vorteil, weit weniger Wärme aufzunehmen. Aber hätte man, wenn man von vorneherein eine Lampenschale aus Stein fertigen wollte, nicht eine einfachere Form gewählt? Vielleicht gab es Vorbilder aus Metall, die man dann versucht hat, aus dem vertrauten und viel verfügbareren Material Stein nachzuahmen. Dies ist zwar spekulativ, aber nicht völlig aus der Luft gegriffen. Es gab ja eine Übergangszeit zwischen dem späten Neolithikum, dem Chalkolithikum und der frühen Bronzezeit, in der solche Versuche gemacht wurden.
 
Zuletzt bearbeitet:
@El Quijote

Ist zwar vielleicht off-Topic, aber ich finde, dies ist ein sehr schönes Foto einer Öllampe. Ein sehr einfacher Gegenstand, zeitlos, gefertigt aus dem simpelsten Material, das man sich vorstellen kann. Sehr schön.
 
Es scheint so, dass die Scheibe nur ein Exemplar von mehreren war, die ,aus Metall, einweder hintereinander in einer größeren Röhre verklemmt oder mittels Zentraldorn verbunden waren. Ideal geeignet zur Durchleitung von Luftsirömen. Ich denke da im Fall 2 an einen Schalldämpfer für Motoren und im Fall 1 mit offener Zentralöffnung und Zwischendistanzstücken an einen solchen für eine großkalbrige Waffe. Das Strömungsverhalten (Verwirbelung) wäre ideal. Nur sind damals beide Verwendungen undenkbar.
 
Es scheint so, dass die Scheibe nur ein Exemplar von mehreren war, die ,aus Metall, einweder hintereinander in einer größeren Röhre verklemmt oder mittels Zentraldorn verbunden waren. Ideal geeignet zur Durchleitung von Luftsirömen. Ich denke da im Fall 2 an einen Schalldämpfer für Motoren und im Fall 1 mit offener Zentralöffnung und Zwischendistanzstücken an einen solchen für eine großkalbrige Waffe. Das Strömungsverhalten (Verwirbelung) wäre ideal. Nur sind damals beide Verwendungen undenkbar.
Das Ding ist ja eben nicht aus Metall, sondern aus Sedimentgestein.
 
Dieses Ding ist aus Stein, nicht aus Metall. Und auch wenn es rotationssymmetrisch ist, ist es nicht axialsymmetrisch. Ich weiß es nicht, aber ich vermute (das lässt sich nur anhand einer 3-D-Simulation prüfen), dass es auch nicht ausgewuchtet war.

Für eine Schwingsdämpfung (und Schalldämpfung ist nichts anderes) ist es mit diesem Material (dünnwandig geschliffener bzw. polierter Stein) nicht geeignet, und für eine Rotationsbewegung mit höheren Drehzahlen aufgrund der Unwucht auch nicht.

Auch für eine thermische Belastung ist es nicht ausgelegt, da unterschiedliche Wanddichten bei dünnwandigem Material bei Erhitzung und Abkühlung zu Spannungsrissen führen können.

Setzt man das 3-D-Modell in Bewegung, erreicht man keinen laminaren Luftstrom, es wäre nicht sls Turbine geeignet.

 
Dieses Ding ist aus Stein, nicht aus Metall. Und auch wenn es rotationssymmetrisch ist, ist es nicht axialsymmetrisch. Ich weiß es nicht, aber ich vermute (das lässt sich nur anhand einer 3-D-Simulation prüfen), dass es auch nicht ausgewuchtet war.

Für eine Schwingsdämpfung (und Schalldämpfung ist nichts anderes) ist es mit diesem Material (dünnwandig geschliffener bzw. polierter Stein) nicht geeignet, und für eine Rotationsbewegung mit höheren Drehzahlen aufgrund der Unwucht auch nicht.

Auch für eine thermische Belastung ist es nicht ausgelegt, da unterschiedliche Wanddichten bei dünnwandigem Material bei Erhitzung und Abkühlung zu Spannungsrissen führen können.
Das spricht gegen eine Feuerschale.
 
Doch, sehr wohl ist dieses Ding als Feuerschale geeignet: Dabei ist die Temperatur oberhalb der Schale erhöht, wie Du es auch von einer Kerze kennst.
In dem zuvor schon vorgestellten Zeitungsartikel wird es gut erläutert:

Bei thermischer Belastung, wenn ein heißes Gas durch die Schale geht ("Turbine" war der Vorschlag), sieht's ganz anders aus.

Für eine Rotationsbelastung ist die Zylinderachse zu dünnwandig und vor allem zu ungenau gearbeitet.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben