Frage zu Burginventaren

Felix_Krüger

Neues Mitglied
Guten Abend,

ich analysiere gerade mehrere Burginventare und dabei ist mir etwas aufgefallen. Wenn die Pflege einer Burg auf einen anderen Pfleger übergeben wird, so fällt im Inventar die Auflistung der Objektgruppe "Waffen und militärische Gerätschaften" weg.
Handelt es sich hierbei lediglich um Zufälle, oder gibt es eine logische Erklärung?

Vielen Dank
 
https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/bus/article/download/87487/81801
Das ist mir gerade über den Weg gelaufen, interessant - sind denn zwischenzeitlich mehr solche Inventarlisten ediert? Ich muss gestehen, dass ich von diesen ohne deinen Beitrag nie gehört hätte.
Waffen könnten teilweise (Schwerter etc) Privatbesitz der jeweiligen Kriegsleute gewesen sein und sind dann beim Anzug oder der Verlegung von "Truppen" mit umgezogen. Ob das allerdings auch auf Kriegsgerät wie Katapulte, Rammböcke, frühe Feuerwaffen (Kanonen) zutrifft, kann ich nicht beurteilen.
 
https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/bus/article/download/87487/81801
Das ist mir gerade über den Weg gelaufen, interessant - sind denn zwischenzeitlich mehr solche Inventarlisten ediert? Ich muss gestehen, dass ich von diesen ohne deinen Beitrag nie gehört hätte.
Waffen könnten teilweise (Schwerter etc) Privatbesitz der jeweiligen Kriegsleute gewesen sein und sind dann beim Anzug oder der Verlegung von "Truppen" mit umgezogen.
So ist es.

Bewaffnete Knechte, Burgmannen und Ritter hatten für ihre Ausrüstung selbst zu sorgen. Sie wurde inventarisiert, damit sich die Herrschaft der Effektivität ihrer Burgbesatzung versichern konnte, sie gehörte der Herrschaft aber nicht. Ab dem Spätmittelalter, als der Wehrdienst gegen Bezahlung aufkam, diente der Ausrüstungsnachweis auch als Berechnungsgrundlage für die Besoldung.

Das gleiche Prinzip trifft auch auf die übrigen Verteidigungsvorkehrungen zu, etwa die Bevorratung von Pfeilen und Schießpulver. Der Burggraf oder Pfleger musste zumeist selbst dafür sorgen und erhielt nur die Kosten erstattet. (In diesem Zusammenhang ist zu bedenken, dass Korruption in der Verwaltung gang und gäbe war. Die Pfleger waren interessiert daran, selbst Rechnungen schreiben zu können.)
Ob das allerdings auch auf Kriegsgerät wie Katapulte, Rammböcke, frühe Feuerwaffen (Kanonen) zutrifft, kann ich nicht beurteilen.
Kriegsmaschinen (Ausnahme: Feuerwaffen) wurden fast immer anlassbezogen gebaut. Das war nicht nur billiger, sondern auch im Interesse der Handwerker, die auf ihr geistiges Eigentum pochten. Denn auch ein kundiger Zimmermann wusste nicht einfach, wie man eine Blide baut; dazu brauchte es gefragte Experten, und die wollten gefragt bleiben. Deswegen zerlegten oder zerstörten sie ihre Gerätschaften am Ende ihrer Dienstzeit, damit man sie beim nächsten Mal wieder anheuern musste.

Arsenale tauchten erst mit den Feuerwaffen auf. Vor allem die großen Steinbüchsen waren einfach zu teuer, um sie nicht zu hegen und zu pflegen; außerdem waren sie Prestigeobjekte, die man vorzeigen wollte. Was die Besitzverhältnisse anlangt – die waren kompliziert. In den Städten konnten die Büchsen dem Rat oder gar den Zünften gehören; in den klassischen Feudalherrschaften waren sie oft das Eigengut des Landesherrn, der sie in Auftrag gegeben hatte.

Van Loo erwähnt in 'Burgund', dass Philipp der Gute nicht weniger als 200 Steinbüchsen verschiedener Kaliber besaß, die entweder für Feldzüge zur Verfügung standen, oder die permanent oder bedarfsweise an bedrohten Orten stationiert wurden. Was mit stationierten Büchsen geschah, wenn ein Burggraf abgelöst wurde, weiß ich nicht, aber ich würde annehmen, dass der Verbleib der Waffe auf der Burg kein Automatismus war, sondern geprüft wurde, ob sie dort weiter gebraucht wurde. Denn jede "im Einsatz" befindliche Steinbüchse brauchte eine eingespielte Stückmannschaft, die wiederum Geld kostete.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ergänzend:

Es kommt auch vor, dass Ausrüstung nicht zur Burg, sondern zum Amt gehörte.

Und als Ausblick:

Noch in der Neuzeit gehörte Ausrüstung, je nachdem, worum es ging, den Kommandeuren der Regimenter, den Hauptleuten oder dem einzelnen Mann. Munition als Verbrauchsgut konnte auch vom Auftraggeber kommen.
 
Zurück
Oben