Absetzung des Romulus Augustulus 476 n. Chr.

Konradin

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Auf den Tag genau vor 1528 Jahren, nämlich am 4. September 476, wurde Romulus Augustulus (* ca. 460, + nach 507), weströmischer Kaiser 475-476, vom germanischen Heerführer Odoaker abgesetzt. Sein Leben wurde verschont: ihm wurde sogar eine Villa bei Misenum als Exil und Alterssitz zugewiesen.
Mit diesem Datum wird generall das Ende des Weströmischen Reiches verbunden, doch regierte Iulius Nepos in Dalmatien und von Ostrom anerkannt noch bis 480 als weströmischer Kaiser, ehe er ermordet wurde.
 
Es gab eigentlich nie so etwas wie eine Reichsteilung. Eher so etwas wie eine Herrschaftsteilung. So etwas gab es schon vor 395. Bereits Kaiser Diokletian erhob seinen Weggefährten Maximian 286 zum Mitkaiser. Sieben Jahre später wurden mit Galeriusu nd Constatius I. zwei Unterkaiser, sog. Caesares (Diokletian und Maximian waren Augusti) erhoben, womit die Tetrarchie komplett wäre. Auch nach dem Ende der Tetrarchie unter Konstantin dem Großen wurde das Reich immer wieder "geteilt", so bereits unter Konstantins Söhnen (die sich dann auch gegenseitig zerfleischt haben). Auch nach dem Ende des Zweiten Flavischen Kaiserhauses ging es weiter. Ist schon jemandem aufgefallen, dass unter der Dynastie des Valentinian und des Theodosius so etwas wie ein Triarchie bestand. Den Begriff habe ich zwar gerade erst erfunden, aber seht euch das mal an: Valentinian I. wurde 364 Kaiser, der kurz darauf seinen Bruder Valens und 367 seinen Sohn Gratian zu Kaisern erhebt. Nach valentinians Tod im Jahre 375 wird sein gleichnamiger Sohn, Gratians jüngerer Halbbruder, Kaiser. Valens stirbt 378 und bereits im Jahr darauf wird Theodosius I. Kaiser, der nach dem Tod seiner ersten Frau Aelia Flacilla die Tochter Valentinians I., Galla heiratet. Im Jahre 383 stirbt Gratian und Theodosius erhebt seinen ältesten Sohn aus der ersten Ehe, Arkadius, zum Kaiser. Und neun Jahre später stirbt auch Valentinian II., der durch Honorius, dem jüngeren Sohn des Theodosius, ersetzt wird. Als dieser im Jahre 395 starb, wurde das Römische Reich nicht in zwei Hälften, zwei verschiedene Länder, geteilt, sondern lediglich die Herrschaft zwei Leuten, eben Arkadius und Honorius (auch wenn deren Günstlinge im Hintergrund die eigentliche Regierung führten) in die Hand gelegt. Durch die etwas sonderbare Politik von Honorius und seinem Nachfolger Valentinian III. entfremdeten sich die beiden Reichsteile voneinander; im Jahre 408 wäre es beinahe zum Bürgerkrieg gekommen. Außerdem wurde den germanischen Völkern Einlass ins Reich gegeben, um gemeinsam mit ihnen gegen die Hunnen zu Feld ziehen zu können. Als im Jahre 476 Romulus von Odowakar abgesetzt wurde, war es nicht so, dass das weströmische Reich beendet wurde und nur noch eines im Osten bestand; die Reichsinsignien wurden dem Kaiser im Osten, Zenon, zugeschickt, der nun (oder besser gesagt ab 480, davor war ja noch Julius Nepos Kaiser im Westen) offiziell Alleinherrscher über das gesamte Reich, eben auch dem Westen, war. Dass er im Westen nichts zu sagen hatte ist eine andere Sache. Ebensowenig wie er hatte auch Julius Nepos Macht im Westen. Meiner Meinung nach kann man deshalb schwer von einem Ende des weströmischen Reiches sprechen, v. a. weil kein weströmisches Reich existierte. Es war lediglich so, dass im Westen nach und nach die Kaiser ihre Gebiete verloren und ab 476 keine mehr hatten.

Quelle: www.byzantium.de.vu ...
 
Dem würde ich zustimmen.
Die angebliche Teilung 395 ist willkürlich gewählt, da ja schon 364 und zuvor welche waren.
Das Römische Reich endete 1453 bzw. 1461.

P.S.: Super Seite, Kompliment!
 
Mitregenten/ -Kaiser gibt es schon lange vorher, eigentlich seit Augustus selbst.
Aber es geht um die Autonomie der Regionen, und die ist durch die Teilung gewährleistet.
 
Konradin schrieb:
Dem würde ich zustimmen.
Die angebliche Teilung 395 ist willkürlich gewählt, da ja schon 364 und zuvor welche waren.
Das Römische Reich endete 1453 bzw. 1461.

P.S.: Super Seite, Kompliment!

Gehst du von der Fortexistenz des römischen Reiches im byzantinischen aus, so sollte man auch die Fortexistenz bzw. das Wiederaufleben im Hlg römischen Reich deutscher Nation berücksichtigen. Immerhin gab man sich ja als Nachfolger aus.

De Facto hat man Augustulus als letzten römischen Kaiser gesetzt, da hier eine Regierungsdominanz des Odoakers durchgesetzt wurde, und die Unabhängigkeit von Ost und West ganz klar hervortritt.
Aus dem "oriental Rome" wird Ostrom, wird Konstantinopel, wird das Byzantinische Reich. (Ja ich weiß das ist so nicht komplett, ist auch nur eine Verdeutlichung).

Alle versuche, diese "gesetzte" Grenze zu verschieben, schlecht zu machen oder ganz aufzuheben sollten vorher auf ihren Sinn untersucht werden. Nimmt mans nämlich ganz pedantisch, hat Rom ja nie aufgehört zu existieren, sowohl als Stadt als auch als Institution, aber das ist für tabellarische Historik nicht nützlich und sinnvoll.
Um etwas zu vermitteln und zu visualieseren braucht man nun mal Einteilungen.

Übrigens ist Rom auch bei weitem nicht das einzige "Einteilungsbeispiel".
 
Nein, man könnte zwischen Mitkaisern und Nebenkaisern unterscheiden. Mitkaiser sind welche, die gemeinsam über das ganze Reich herrschen (z. B. Pupienus und Balbinus 238) und Nebenkaiser sind diejenigen, die jeweils alleine über einen Teil des Reiches herrschen, z. B. Diokletian und Maximian 286-305 oder eban auch Arkadius und Honorius 395-408. Und die einzigen Nebenkaiser, die es vor 284 gab, waren Marc Aurel und Lucius Verus 161-169, sowie Valerian und Gallienus 253-260. Es gab auch schon vor 395 so etwas wie eine Autonomie in den Regionen. Das aufgrund der Innen- und Außenpolitik ab 395 sich die Teilreiche entfernten, habe ich ja selber oben hingeschrieben. Ändert aber nichts daran, dass das Reich nie geteilt wurde...

Mitkaiser gab es zuhaufen; zumal zahlreiche Kaiser ihre Söhne bereits zu Lebzeiten zu Kaisern erhoben haben wie Macrinus im Jahre 218 seinen Sohn Diadumenianus. Aber seit Augustus? Bis Marc Aurel gab es keinen, der als Zweiter einen Augustustitel führte, und der regierte 161-180. Und zur Zeit des Julisch-Claudischen Kaiserhauses trug jedes Mitglied einen Caesarentitel, so dass Augustus niemanden speziell zum caesar oder gar zum Augustus hätte erheben können. Ebenso verhält es sich mit seinen Nachfolgern bis Nero. Erst Galba hat seinen Adoptivsohn Piso 68 zum Caesar erhoben. Augustus hat lediglich vier Verwandte adoptiert und sie zu seinen Nachfolgern erhoben. Vielleicht meintest du ja das...
 
Jetzt also doch wieder die Nomenklatur :)
Wenn du dieser namenhaften Einteilung folgst kann ich natürlich nicht widersprechen.

Geht es aber um gleichberechtigte Partner und zu lebenzeiten designierte und mit Macht ausgestattete Nachfolger, die nicht in die Nomenklatur passen, so fällt mir der gute Aggrippa ein (augusteiisch). Die Machtdeligation in dessen Richtung bis zur Geburt der Enkel spricht ebenfalls Bände, auch wenn man darob nun diskutieren könnte.


Nach dessen und deren Tod kommt Tiberius ins Licht, nur durch das selbstauferlegte Exil (a true Lovestorie?) unterbrochen.

Vespasian und seine Söhne, ebenfalls ein schönes Beispiel der Machtteilung, zumal sich Vespasian noch im Bürgerkrieg ganz auf seinen Sohn Titus verließ.

Marc Aurel und der zu früh verstorbene Lucius Verus (und hier spricht man schon von Mitregent / Mitkaiser)

Commodus, der schon früh zum Caesaren wurde... usw. usw.
Machtteilung ist also nichts Fremdes und neues.
Du hast mit deiner Ausführung betreffs der Nomenklatur natürlich 100% recht, aber wenn wir schon dabei bleiben sollten wir auch die der Trennungsepoche berücksichtigen und akzeptieren. Darauf wollte ich hinaus.
 
1. Bzgl. der Nachfolgeschaft des Römischen Reiches durch das HRR und Byzanz:

http://www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=27751&postcount=7

Da habe ich einen goldenen Beitrag darüber geschrieben.

2. Klar gab es auch andere Reiche, in denen geteilt wurde z. B. das Fränkische Reich, doch hat das nichts mit dem Römischen Reich zu tun. Die Bezeichnungen Ostfränkisches und Westfränkisches Reich wurden im Übrigen erst 920 eingeführt, als der Vertrag von Bonn zwischen Karl dem Einfältigen und Heinrich dem Vogler, dem ersten nicht-fränkischen Fränkischen König, geschlossen wurde ("regnum francorum occidentalum" und "regnum francorum orientalium").

3. Nunja, mag schon sein, dass es schon seit Augustus' Zeiten Mitregenten gab. Aber zwischen Mitregent und Mitkaiser bzw. Nebenkaiser gibt es doch einen gewaltigen Unterschied. Wenn ich behaupte, dass eine Reichtsteilung im Jahre 395 deswegen Schwachsinn wäre, weil so etwas seit Diokletian üblich war, kann man nicht dagegen halten mit dem Argument, Agrippa wäre bereits der Mitregent und designierte Nachfolger von Augustus gewesen.
 
Sah sich nicht auch Friedrich III. (1440-1493) als Nachfolger des bzantinischen Reiches? Immerhin nahm er 1453 den byzant. Doppeladler in sein Wappen auf.
 
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