Dieser Meinung bin ich auch.Es ist wohl schwer eine objektive Beurteilung
abzugeben, zumal Aulus Vitellius nicht mal ein ganzes Jährchen Kaiser gewesen ist. Beachtenswert find ich dagegen sein militärisches Organisationstalent. Wenn man bedenkt dass er von seinen germanischen Truppen am 2. Januar 69 in Köln zum Kaiser akklamiert wurde, und schon am 12. Januar 69 ein großer Teil seines Heeres unter Fabius Valens abmarschiert ist, dann ging das recht zügig vorran! Und das passt nun mal nicht in das Bild eines trägen und unentschlossenen Fettwanztes. Es kann aber auch sein dass die militärische Planung seine Legaten übernommen haben.
Aber Vitellius hat auch politisches Einfühlungsvermögen bewiesen, indem er 3 (!) mal den Augustus-Titel abgelehnt hat, ganz im Sinne der recusatio imperii eines Tiberius. Somit hat er den Senat als entscheidende Instanz zur Legitiemierung eines Thronprädendenten anerkannt, und wird sich damit wohl viele Freunde im Senat gemacht haben, die ohnehin nicht gerade glücklich über Otho und seine geliebten Prätorianer waren.
Auch im Volk hat er sich beliebt gemacht, gab er ihm doch was er verlangte, nämlich panem et circenses, was Galba ihm zuvor verwehrt hatte.
Mag sein dass sein äußeres Erscheinungsbild das eines fetten und trägen Menschen entsprochen hat, aber darüberhinaus denke ich, dass die flavische Propaganda einiges zu ihrem Gunsten verrückt hat.
Ich kenn mich jetzt bezüglich des Dreikaiserjahres 68/69 nicht so gut aus, aber was hat Vespasian später so viel besser gemacht als Vitellius? Bzw. was hat Vitellius falsch gemacht? Ich hab mein Dickerchen einfach zu sehr ins Herz geschlossen, als das ich die Aussagen der antiken Autoren so im Raume stehen lassen will... :grübel: