Aulus Vitellius. Ein "malus princeps" ????

Fabius Valens

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Vitellius wird von allen Autoren die uns als Quellen zur Verfügung stehen in ein äußerst negatives Bild gestellt. Sei es Sueton, Tacitus oder Plutarch. Vitellius war demnach ein träger Genussmensch, unetschlossen und unfähig zu regieren.
Wie seht ihr das? War Vitellius ein fetter Nichtsnutz der nur in der Lage war zu fressen und zu feiern? Oder schrieben die schon erwähnten Autoren im Sinne der flavischen Propaganda, um die Usurpation im sog. Dreikaiserjahr 68/69 n. Chr. seitens Vespasians als legitim darzustellen?
 
Wie seht ihr das? War Vitellius ein fetter Nichtsnutz der nur in der Lage war zu fressen und zu feiern?
Nein, er war auch in der Lage, geschmacklose Anmerkungen zu unpassenden Gelegenheiten zu machen: "Ein erschlagener Feind riecht gut, ein erschlagener Bürger noch besser" kolportiert Sueton als seine Aussage vom Schlachtfeld bei Bedriacum.
Maßlosigkeit und Grausamkeit werden von römischen Geschichtsschreibern vielen schlechten Kaisern angehalten, da wir hierbei kaum andere Quellen haben ist es schwer zu überprüfen, inwieweit das "üble Nachrede" oder die Wahrheit nicht, schon gar nicht bei einem "Pausenfüller" wie Aulus Vitellius. Während wir bei Domitian z. B. eine ausreichend lange Regierungszeit mit einem Pensum an erreichten Zielen dokumentieren können, die das Bild des "gefährlichen Irren" auf dem Kaiserthron zumindest in Bezug auf die Staatspolitik relativieren, sind uns von Vitellius ein paar Schlachtfelder und Münzen überliefert, die einen fetten Sack zeigen. Also zumindest dieser äußerliche Aspekt kann dementsprechend historische Wahrheit reklamieren.
 
Auf Livius.org gibt es eine längere kritische Betrachtung zu Vitellius:

Aulus Vitellius, part 1: Youth and early career

Klar ist, dass er in die Oberschicht geboren wurde und auch hohe Posten im Reich bekleidete, ebenso immer eine Nähe zu den amtierenden Kaisern hatte. Es war also wenig überraschend, dass ein solcher Mann irgendwann einmal auch zum Thron greift.
 
Vitellius wird von allen Autoren die uns als Quellen zur Verfügung stehen in ein äußerst negatives Bild gestellt. Sei es Sueton, Tacitus oder Plutarch. Vitellius war demnach ein träger Genussmensch, unetschlossen und unfähig zu regieren.
Wie seht ihr das? War Vitellius ein fetter Nichtsnutz der nur in der Lage war zu fressen und zu feiern? Oder schrieben die schon erwähnten Autoren im Sinne der flavischen Propaganda, um die Usurpation im sog. Dreikaiserjahr 68/69 n. Chr. seitens Vespasians als legitim darzustellen?

In Tacitus Historien und Suetons Caesarenbiographien wird ein äußerst düsteres Bild des Vitellius gezeichnet. Er muss aber ein durchaus charismatischer Kommandeur gewesen sein, und seine Truppen haben sich glänzend geschlagen. Die Schlacht von Cremona zwischen den anhängern Vespasians und den Vitellianern war eine der blutigsten der Antike. Tacitus berichtet, der Pöbel Roms habe die Kämpfe wie Gladiatorenspiele verfolgt.
 
Dieser Meinung bin ich auch.Es ist wohl schwer eine objektive Beurteilung
abzugeben, zumal Aulus Vitellius nicht mal ein ganzes Jährchen Kaiser gewesen ist. Beachtenswert find ich dagegen sein militärisches Organisationstalent. Wenn man bedenkt dass er von seinen germanischen Truppen am 2. Januar 69 in Köln zum Kaiser akklamiert wurde, und schon am 12. Januar 69 ein großer Teil seines Heeres unter Fabius Valens abmarschiert ist, dann ging das recht zügig vorran! Und das passt nun mal nicht in das Bild eines trägen und unentschlossenen Fettwanztes. Es kann aber auch sein dass die militärische Planung seine Legaten übernommen haben.
Aber Vitellius hat auch politisches Einfühlungsvermögen bewiesen, indem er 3 (!) mal den Augustus-Titel abgelehnt hat, ganz im Sinne der recusatio imperii eines Tiberius. Somit hat er den Senat als entscheidende Instanz zur Legitiemierung eines Thronprädendenten anerkannt, und wird sich damit wohl viele Freunde im Senat gemacht haben, die ohnehin nicht gerade glücklich über Otho und seine geliebten Prätorianer waren.
Auch im Volk hat er sich beliebt gemacht, gab er ihm doch was er verlangte, nämlich panem et circenses, was Galba ihm zuvor verwehrt hatte.
Mag sein dass sein äußeres Erscheinungsbild das eines fetten und trägen Menschen entsprochen hat, aber darüberhinaus denke ich, dass die flavische Propaganda einiges zu ihrem Gunsten verrückt hat.
Ich kenn mich jetzt bezüglich des Dreikaiserjahres 68/69 nicht so gut aus, aber was hat Vespasian später so viel besser gemacht als Vitellius? Bzw. was hat Vitellius falsch gemacht? Ich hab mein Dickerchen einfach zu sehr ins Herz geschlossen, als das ich die Aussagen der antiken Autoren so im Raume stehen lassen will... :grübel:
 
In Tacitus Historien und Suetons Caesarenbiographien wird ein äußerst düsteres Bild des Vitellius gezeichnet. Er muss aber ein durchaus charismatischer Kommandeur gewesen sein, und seine Truppen haben sich glänzend geschlagen. Die Schlacht von Cremona zwischen den anhängern Vespasians und den Vitellianern war eine der blutigsten der Antike. Tacitus berichtet, der Pöbel Roms habe die Kämpfe wie Gladiatorenspiele verfolgt.



Bei der Schlacht von Cremona muss man auch benken, dass die Truppen des Vitellius in einem schlechten gesundheitlichen Zustand waren. Ein Großteil des Heeres war von der Malariaepidemie betroffen die kurz vorher in Rom ausgebrochen war. Selbst Fabius Valens und Vitellius waren erkrankt. Wer weiss wie die Schlacht ausgegangen wär, wenn die Kampffähigkeit der Vitellianer nicht dadurch gemindert gewesen wär...
 
Ich hab mein Dickerchen einfach zu sehr ins Herz geschlossen, als das ich die Aussagen der antiken Autoren so im Raume stehen lassen will... :grübel:

Das ist durchaus verständlich und sympathisch, andererseits haben wir eben nur die Aussagen der antiken Autoren. Diese sind auch in der Detailierung der Fakten relativ präzise, wenn es z. B. um Aspekte wie Verschwendungssucht, Gefräßigkeit, Grausamkeit geht; verständlicherweise werden andere Aspekte wie Schlagfertigkeit, Organisationstalent, Beliebtheit bei den Truppen dem gegenüber nicht so stark bewertet (diese sind m. E. als einzige halbwegs gute Eigenschaften, die dem V. angerechnet werden, auszumachen).
Das "Senatskomödienspielen" ist seit Caesars Zeiten bekannt, das halte ich nicht für sonderlich ausschlaggebend.

Aber wie gesagt, jedem seine Sympathien. Ich mag den Otho lieber: der war als Statthalter in Lusitanien kompetent und als Caesar verantwortlich; er brachte sich um, statt weiteres Blutvergießen zu befürworten.
 
War Vitellius ein fetter Nichtsnutz der nur in der Lage war zu fressen und zu feiern?
Sein feistes Porträt ist jedenfalls ein Bekenntnis zur tryphe neronischer Zeit.
 

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