Ich bitte vielmals um Entschuldigung, aber der Artikel ist in dieser Form :runter::runter::runter:
Das Ganze "krankt" schon einmal daran, daß man bspw. Iren und Schotten in Mittelalter und Früher Neuzeit mit unter "keltische Kriegsführung" faßt. Spätestens seit dem Ende der Antike spricht man lediglich noch von keltisch sprechenden Stämmen oder Völkern - einmal abgesehen davon, daß die "Kelten" ehedem nie eine geschlossene Ethnie bildeten, sondern dies eine übergreifende Bezeichnung für verschiedene Stämme ist, welche man entweder anhand ähnlicher Kultur oder anhand der Sprachengemeinschaft erfassen kann.
Aber zur Kriegsführung: das, was bspw. der antike Historiker Polybios (2. Jh. v. Chr.) von den "Kelten" berichtet oder aber auch später in Caesars
De Bello Gallico entsprechend wiedergegeben wird, war spätestens mit der Christianisierung bereits Geschichte (5./6. Jh.)
Zur Zeit der Vereinigung der Königreiche der Pikten und Scoten (Mitte 9 .Jh.) kann man bspw. schon nicht mehr von einer Kriegsführung sprechen, welche jener entsprach, von der die antiken Schreiber berichten.
Die ebenfalls im Artikel genannten
Gallowglass sind keineswegs bereits in der Spätantike faßbar, sondern erst ab der Mitte des 13. Jh.; sie entstammen den gälisch-normannischen Clans in Schottland und auf den Hebriden und waren in irischen Diensten. Doch auch sie haben nun wiederum nichts mit einer explizit keltischen Kriegsführung zu tun, sondern so bezeichnete man Söldner aus Schottland bzw. von den Hebriden, d.h., gälisch sprechende Berufskrieger, die aber durch ihre "normannischen" Einflüsse für die Iren als Fremde galten. Das Wort
Gallowglass ist eine Anglizierung des Godelisch-Irischen
Gallóglaigh (deutsch "fremder Krieger").
Ältester Beleg der Gallowglass: Hochzeit des Aed O'Connor of Connaught mit der Tochter des Königs der Hebriden 1259 - eine Mitgift waren 160 schottische Kämpfer.
Und nun zu den Streithämmern...
Nun erwähnt besagte Person aber auch Namen von Ausgrabungen und Gesetzestexte aus dem mittelalterlichen Irland...
...
Waren die frühmittelalterlichen Inselkelten wirklich solche "Streithammer-Kämpfer" wie behauptet wird?
Da würden mich jetzt aber die Ausgrabungen und Gesetzestexte explizit interessieren - v.a. auf welche Zeit die Fundlagen und auch die Texte zu datieren sind...
Anm. (Nachtrag/EDIT): Irland war bzgl. des Fortschritts der Waffenentwicklung Peripherie - sprich: was es auf dem Festland bereits gab, setzte erst Jahrzehnte später auch dort ein!
Die ältesten erhaltenen Streithämmer des europäischen Typs sind lt.
David Harding "Waffenenzyklopädie: 7000 Jahre Waffengeschichte" - Spezialausgabe Motorbuch Verlag, Stuttgart 2000 folgende Modelle:
Einfacher eiserner Reiterhammer, Stiel nicht erhalten (französisch, Ende 14. Jh.)
Streithammer mit eisenbaschlagenem Stiel (bayrisch, 2. Hälfte 15. Jh.)
Streithammer mit quadratischem Hammerkopf und achteckigem Schlagdorn, hölzerner Stiel
(vermutlich italienisch, 16. Jh.)
Streithammer mit rautenförmigem Dorn und Hammerkopf sowie flachwinkliger Spitze, Stiel aus Eichenholz (französisch, um 1450)
Streithammer mit durchgängig eisenbeschlagenem Stiel (italienisch, um 1490)
Streithammer mit Stiel aus Schmiedeeisen sowie Einlegearbeiten in Gold und Silber
(süddeutsch, 16. Jh.; Victoria und Albert Museum London)
Zum genannten Waffentyp vgl. auch
http://www.geschichtsforum.de/120159-post20.html
(die linke Abbildung zeigt den Schlagkopf des ertsgenannten Modells in der Liste)
Abschließend noch etwas zu folgender Stelle:
Es ist nicht geklärt, ob dass spätmittelalterliche Claymore aus den oben genannten, antiken Großschwertern entstand, oder eine Kopie der Zweihandschwerter aus Deutschland darstellt.
Da scheint jemand in seiner Sympathie die Augen vor militärhistorischen bzw. waffenhistorischen Erkenntnissen ziemlich zu verschließen...
Claymore bedeutet beim ersten Auftauchen dieses Namens um 1300 zunächst nicht mehr und nicht weniger als
Großes Schwert oder eben
Langschwert, wobei
die ersten Vertreter dieses Typs eben Anderthalbhänder waren, während das spätere
Claymore ein Zweihänder war, der frühestens Ende des 15. Jh. erstmals gefertigt wurde (und die heute bekannten erhaltenen Stücke stammen wohl alle aus dem 16. und sogar 17. Jh.).
Der
Zweihänder Claymore ist also ein frühneuzeitliches Schwert!
Vgl. für den gesamten Kontext
http://www.geschichtsforum.de/254002-post91.html sowie die dort wiederum verlinkten Beiträge...
Anm.: Die genannten Großschwerter der Antike sind alleinstehend zu betrachten (zumal es sich um exklusive Waffen handeln dürfte und die Bezeichnung Großschwert irreführend ist); es gibt keinerlei stichhaltige Anhaltspunkte für eine Kontinuität zwischen ihnen und den späteren Zweihandschwertern - egal, ob nun schottisch oder nicht...
Auch hier alle Ausführungen auf Basis von hardings Waffenenzyklopädie.