Caesar: Der gallische Krieg

Der Schakal

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Tag,

1. Wie authentisch kann man Caesar bei seiner Schilderung einstufen?
2. In welchem Zusammenhang können uns die Werke von (antiken) Biographen und Historikern diesbezüglich helfen?
3. Literaturempfehlungen.

Danke
 
1. sicher wird caesar hin und wieder nicht vollkommen exakt gewesen sein, teilweise auch ein wenig übertrieben haben, doch hat caesar meines wissens den bellum gallicum nicht zu propagandazwecken sondern als buch für interessierte und dokumentation seiner leistungen geschrieben. er erwähnt ja auch niederlagen, beinahe katastrophen und fehlschläge. also wird es zum großen teil wohl zutreffend sein.
 
Zum Teil sind in der heutigen Fassung aber wohl auch Teile, die defintiv nicht von Caesar selbst stammen und dem entsprechend auch nicht alle wahr sind.
 
Das achte Buch des Bello Gallico stammt von Hirtius Pansa (ein Vorfahr meines Knappen Sancho ;) ). Dieser ist aber als Freund und Untergebener Cäsars Zeit- und Augenzeuge. Auch verhehlt das achte Buch nicht, dass es nicht von Cäsar selbst stammt, in den meisten Handschriften ist sogar in einem kurzen Vorwort angegeben, dass es von HP und nicht von GJC geschrieben wurde.
 
Das meine ich auch garnicht. Ich meine z.B. die Interpolationen im fünften Buch, Kapitel 12 und 13. Festzumachen anhand der Tatsache, dass es laut Kapitel 12 keine Buchenwälder in Britannien gab, was nicht der Wahrheit entspricht.
Caesar kannte Britannien und hätte so etwas nicht geschrieben.
 
Diese Argumentation erscheint mir ein wenig zu dürftig. Sooo gut kannte er Britannien nämlich nicht. Zudem verfolgt ein Interpolator in der Regel eine Absicht. Welche Absicht steckt also hinter der Interpolation zu behaupten, auf Britannien gab es keine Buchenwälder?
 
Meines Erachtens hat Caesar genug Zeit in Britannien im Allgemeinen und in Wäldern im Speziellen verbracht, um zu wissen, ob es Buchen gab oder nicht.
Die Absicht des Interpolators? Diese beiden Absätze beschreiben Britannien. Vermutlich fand er es wichtig, zu erwähnen, dass es seines Wissens nach auf der Insel "keine Tannen und Buchen" gibt.

Ist ja eigentlich auch vollkommen egal, wir stimmen ja darin überein, dass der größte Teil des Bello Gallico glaubwürdig ist.
 
Vielleicht wollte er auch nur die Andersartigkeit Britanniens hervorheben - im Vergleich zu anderen "Barbarenländer" wie Gallien und Germanien.
Er muss, das ja auch nicht wörtlich gemeint haben.
Wenn wir etwas beschreiben, übertreiben oder verallgemeinern wir ja auch oft.
So heißt es, dass es in England eigentlich immer regnen würde, was natürlich auch nicht stimmt.

s.d.caes.
 
1. sicher wird caesar hin und wieder nicht vollkommen exakt gewesen sein, teilweise auch ein wenig übertrieben haben, doch hat caesar meines wissens den bellum gallicum nicht zu propagandazwecken sondern als buch für interessierte und dokumentation seiner leistungen geschrieben. er erwähnt ja auch niederlagen, beinahe katastrophen und fehlschläge. also wird es zum großen teil wohl zutreffend sein.


meiner meinung nach ist das buch propanda pur. er schreibt ja von sich in der 3. person, so erweckt er den eindruck von objektivität.



ad einschübe
vor allem bei der beschreibung germaniens bemerkt man "aliens". es gilt als sicher das zumindes kap. 25 nicht von caesar ist. maybe sogar bis 28.
 
1. sicher wird caesar hin und wieder nicht vollkommen exakt gewesen sein, teilweise auch ein wenig übertrieben haben, doch hat caesar meines wissens den bellum gallicum nicht zu propagandazwecken sondern als buch für interessierte und dokumentation seiner leistungen geschrieben.

Dokumentation seiner eigenen Leistung ist aber Propaganda. Vielleicht muss man unterscheiden zwischen den Landesbeschreibungen, bei denen er mehr oder weniger zutreffend das Land beschreibt und auch der Drang zu Veränderungen nicht allzu groß war und der Beschreibung der Kampfhandlungen, wo dies sicher anders war, die Zahl der Gegner sich ein wenig erhöhte, die eigenen Geniestreiche besonders herausgestellt wurden usw.


er erwähnt ja auch niederlagen, beinahe katastrophen und fehlschläge. also wird es zum großen teil wohl zutreffend sein.

Erwähnt Caesar auch Fehlschläge und Katastrophen, die ihm selbst passiert sind oder gehen die immer auf das Konto der Unterfeldherren?

Also die Frage: Beschreibt Caesar eigene Fehler, die er und nur er zu verantworten hatte? :grübel:
 
Als Quelle über die Kelten des transaplinen Galliens ist Caesar sicherlich mit Vorischt zu genießen. Zwei Beispiele bzw. Indizien, die dafür sprechen, dass er sehr wohl Propaganda betrieb (indem er die Stärke der Gallier, also seiner Feinde, übertrieb bzw. diese dämonisiert):

Die Beschreibung gallischer Krieger als furchtlose Kämpfer, die den Tod im Kampf nicht fürchteten, da sie an ein Leben nach dem Tode glaubten. Sicher hatten die Kelten "tapferer Krieger", und ein gutes Glaubensfundament schadet im Krieg nie. Die Übertreibung und Veralgemeinerung ist aber mE unzulässig; außerdem war sich Caesar (als siegreicher General) sicher bewußt, dass die römische Disziplinmehr wert war als gallsiche Todesverachtung.

Die Unterstellung, die Kelten hätten in großem Maße Menschen den Göttern geopfert. Dies konnte so nie bewiesen werden, es gibt im Gegenteil Anzeichen, dass das Opfern von Menschen den Kelten Galliens eher fremd war (was jetzt nicht heißen soll, so etwas habe es gar nicht gegeben). Gerade im Vergleich mit den Römern (die selber Menschenopfer darbrachten, so nach der Schlacht von Cannae; von den der Massenunterhaltung geopferten Gladiatoren gar nicht zu reden...). ergibt das ein völlig falsches Bild

Fazit: De bello Gallico ist zweifelsfrei eine historische Quelle aller ersten Ranges; die Vorstellung aber, Caesar sei ein rein "objektiver Beobachter" ist allerdings naiv, gerade was die Darstellung seiner Kriegsgegner, der Gallier, angeht.
 
doch was man sagen muss bzgl. der römischen menschenopfer ist dass jenes nach cannae das letzte dokumentierte opfer in der republik bzw. im römischen reich war. und caesar lebte 150 jahre später.. vor 150 jahren hätte ich eine frau auch noch öffentlich züchtigen dürfen.

ich denke dass caesar mit der tapferkeit der keltischen krieger ausdrücken wollte dass sie wagemutiger und kampfesdurstiger waren als die legionäre da sie auf grund ihres kriegerethos viel mehr auf heldentaten in schlachten angewiesen waren um prestige zu gewinnen.. weshalb es schon stimmen dürfte was er sagt.

aber du hast natürlich recht er übertreibt zahlen und gefahren und schiebt den schwarzen peter bei niederlagen anderen zu.. aber ein reines propagandawerk ist es sicher nicht.
 
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