Über diese ganze Thematik hatte ich eine sehr lange, sehr erbittert geführte Diskussion hier im Forum, deren Ergebnisse für mich folgende Schlüsse ergaben:
Rom hätte auch mit dem Überleben des Varus und einer potentiellen Ausdehnung (die durch einen Sieg keineswegs gesichert gewesen wäre) die Völkerwanderung in ihrer breite trotzdem, vielleicht noch viel härter abgekriegt.
Inzwischen auch meiner Meinung nach sind Was wäre Wenn Szenarien stets so spekulativ, daß sie nichtssagend sind. Wenn schon nicht mal der Verlauf der Dinge wie er dann geschah klar ist oder gesichert, wie will man dann solche völlig in der Luft hängenden Spekulationen durchführen ? Eine solche Spekulation geht ja davon aus, daß die Informationen zumindest über den tatsächlichen Ablauf sich so und so verhalten und man versucht dann aus den Begebenheiten einen wahrscheinlichen Ablauf zu konstruieren.
Die Römische Expansion nach Germanien als geographischen Raum basierte meiner Meinung nach am Anfang auf einem Ziel weiter im Osten und auf mangelnden geographischen Kenntnissen. Während der Feldzüge gewann man dann einen Überblick über das Land und die Elbe stellte sich als Ziel heraus. In diesem Fall wären eben viele Völker Rechts der Elbe nicht unterworfen gewesen und die Problematik eines freien Germanien hätte ebenso bestand gehabt, nur wäre sie nach Osten verlagert gewesen. Alles weitere ist meiner Meinung nach nicht klärbar oder spekulierbar.
Mehr Land heißt auch längere Grenzen. Längere Grenzen bedeuten mehr Aufwand zur Verteidigung.
In dem Fall wäre die Elbe eine kürzere Grenze gewesen, geostrategisch wäre sie günstiger zu verteidigen gewesen und das Bevölkerungspotential der dann romanisierten Germanen hätte ähnlich den Kelten oder Linksrheinischen Germanen die römischen Truppen gestärkt, so daß eine Provinz Germania Magna die Grenze im Normalfall dann aus ihren eigenen Ressourcen und Menschen hätte halten können. Alles weitere aber kann man nicht sagen, außer das die Elbgrenze kürzer und leichter verteidigbar gewesen wäre.
Es stellt sich hier die Frage, ob die Römer überhaupt ein solches Geostrategisches Ziel verfolgten bzw ob sie es überhaupt erkannten. (Geostrategie im modernen Sinn als gesonderte Betrachtungsweise war ihnen unbekannt)
Ich denke diese Schlacht hätte verhindert werden können wenn, die Römer nicht so viel Vertrauen in die unterworfen geschenkt. Hatten sie doch Arminius in ihr Heer aufgenommen und ihn als Offizieren ausgebildet. Zusätzlich hatte Varus ihm seine Hilftrupppen unterstellt. DAs war doch ein großer Fehler, denn so kannte Arminius die Taktiken der Legionäre.
Der Grund dafür ist 1 das römische Militärsystem 2 der panonnische Aufstand
Es gab für die Römer überhaupt keinen Grund, an der Loyalität der Cherusker zu zweifeln. Anbei: DIE Germanen so gab es nicht, es gab Stämme dort, diese Stämme verstanden sich in erster Linie als Angehörige ihres Stammes und standen anderen Stämmen genau gleich gegenüber wie den Römern. Ein Cherusker z.B. und ein Markomanne sahen sich als Angehörige zweier verschiedener Völker und waren sich untereinander ebenso feind wie sie ev Feinde Roms waren. Die Cherusker standen den Römern nicht ablehnender gegenüber als den Markomannen (zu bestimmten Zeitabschnitten versteht sich) und nach dem Tod von Arminius waren es die Cherusker, die sich wieder Rom annäherten während sich die anderen von Rom abwandten. Das ging so weit, daß die Cherusker als Herscher einen König aus Rom eingesetzt bekamen.
Das Bild das man von der Zeit hat ist mMn viel zu sehr vom deutschen Nationalismus des vorigen Jahrhunderst geprägt.
und vielleicht ich bin mir nicht sicher, aber wäre s nicht möglich das Rom den Völkersturm hätte aufhalten können.
Meiner Meinung nach hat die Völkerwanderung mit den Ereignissen zur Zeit von Varus nichts zu tun. Das sind zwei getrennte Ereignisse die unabhängig voneinander stattfanden. Auch so hätte das Römische Reich weiterbestehen können, China gibt in vielen Zeiten und Epochen ein gutes Beispiel dafür. Manche Historiker sprechen auch gar nicht von einem Untergang des Reiches sondern davon, daß es sich immer weiter wandelte und veränderte und das die germanischen Staaten im Westen als direkte Nachfolger im Endeffekt dann Rom wurden, nur das wir das nicht wahrnehmen, und eine Trennlinier zwischen den Späten Römern und den frühen Germanenreichen ziehen, die es aber in der Realität so nicht gegeben hat. Im Endeffekt hat sich Rom einfach im Verlauf der Zeit derart verändert, daß es für uns zu etwas anderem wurde. Die Frage ist also nicht die des Untergangs eines Staates, sondern die der Veränderung der Kultur. In China kamen und gingen die Dynastien, aber die Grundkultur blieb sich ähnlich und das Prinzip des Kaisertums und das eines Staates ebenso. Im Falle Roms verblieb ja nach dem Zerfall !! des Weströmischen Reiches das Oströmische Reich. Genau wie in China in Perioden mit Teilreichen. Das Ostrom die Restauration nicht gelang und so sich die Kultur entscheidend änderte, liegt an der Konfrontation mit den Persern, der Pest und dann des Islam in kurzer Folge. So verwandelte sich Ostrom in das griechische Byzanz.