Simplicius
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Ich habe hier einen äußerst interessanten Artikel aus der Deutschen Monatsschrift (18. Jh.) gefunden, der von deutschen Erfindungen und der Bedeutung deutscher Persönlichkeiten in Europas Geschichte handelt: Universitätsbibliothek Bielefeld - digitale Medien
Interessant ist vor allem, was in diesem Artikel alles als deutsch definiert wird. Wie wohlbekannt sein dürfte, war es damals üblich, die Germanen als "alte Deutsche" anzusehen. Man muss sich dabei immer fragen, wie denn dann die damaligen Menschen Dänemark, Schweden, Norwegen, Island und dergleichen ansahen, die ebenso germanisch waren. Dieser Artikel gibt darauf zwar keine zufriedenstellende Antwort, aber wengistens einen kleinen Vorgeschmack, wenn es da heißt:
Sehr verworren wird es, wenn der Autor, G. Ch. Kellner, von den deutschen Normännern (heute: Normannen) spricht, die Amerika und andere Gebiete entdeckt hätten. Hier kann man noch sagen: Es sind die normannischen Skandinavier, die heutigen Wikinger, also Germanen und nach damaligem Verständnis also Deutsche gemeint. Aber hier kann man das nicht mehr sagen:
Das mit den Angeln und Sachsen ist noch verständlich. Was Kymeen und Galen sein sollen, weiß ich momentan beim besten Willen nicht. Dass aber Wilhelm der Eroberer aus der Normandie Germane/Deutscher gewesen sein soll, ist für mich in keiner Weise irgendwie herleitbar. Die Normandie verdankt zwar ihrem Namen den skandinavischen Normannen (also Germanen), aber deshalb ist ja nicht gleich jeder Einwohner der Normandie ebenfalls ein Germane. (Die Langobarden werden von ihm jedenfalls nicht als Deutsche angesehen, denn er rühmt später, dass Italien von ihnen durch die Deutschen befreit worden sei.)
Der Artikel ist es auf jeden Fall wert, gelesen zu werden.
Interessant ist vor allem, was in diesem Artikel alles als deutsch definiert wird. Wie wohlbekannt sein dürfte, war es damals üblich, die Germanen als "alte Deutsche" anzusehen. Man muss sich dabei immer fragen, wie denn dann die damaligen Menschen Dänemark, Schweden, Norwegen, Island und dergleichen ansahen, die ebenso germanisch waren. Dieser Artikel gibt darauf zwar keine zufriedenstellende Antwort, aber wengistens einen kleinen Vorgeschmack, wenn es da heißt:
Aber noch weit direkter, als durch die Bildung des heutigen Kriegssystems, gründete Deutschland die jetzige politische Verfassung der meisten Europäischen Staaten. Sind nicht Dänemarks, Norwegens, Schwedens Bewohner ursprüngliche Deutsche Völker? Sind nicht Niederländer und Schweizer an Sprache, Nationalabkunft und wichtigen Nationaleigenheiten, noch auf den heutigen Tag wahre Deutsche?
Sehr verworren wird es, wenn der Autor, G. Ch. Kellner, von den deutschen Normännern (heute: Normannen) spricht, die Amerika und andere Gebiete entdeckt hätten. Hier kann man noch sagen: Es sind die normannischen Skandinavier, die heutigen Wikinger, also Germanen und nach damaligem Verständnis also Deutsche gemeint. Aber hier kann man das nicht mehr sagen:
Und Englands ganze innere Verfassung, seine Industrie, seine Sprache, seine Denkart, seine Sitten, seine Schiffahrt; ward nicht dies alles durch Deutsche, nemlich durch alte Kymeen und Galen, durch Angeln und Sachsen, die unter Heng?st und Horsa (449) nach England zogen, durch den sächsischen Egbert (828), und Alfred (875 u. f.) durch Dänen und durch den Norrmann Wilhelm gegründet?
Das mit den Angeln und Sachsen ist noch verständlich. Was Kymeen und Galen sein sollen, weiß ich momentan beim besten Willen nicht. Dass aber Wilhelm der Eroberer aus der Normandie Germane/Deutscher gewesen sein soll, ist für mich in keiner Weise irgendwie herleitbar. Die Normandie verdankt zwar ihrem Namen den skandinavischen Normannen (also Germanen), aber deshalb ist ja nicht gleich jeder Einwohner der Normandie ebenfalls ein Germane. (Die Langobarden werden von ihm jedenfalls nicht als Deutsche angesehen, denn er rühmt später, dass Italien von ihnen durch die Deutschen befreit worden sei.)
Der Artikel ist es auf jeden Fall wert, gelesen zu werden.