Geschichte der USA grundlegend z. Verständnis der frz. Revolution?

ribery

Neues Mitglied
hab mal eine frage, deren Antwort die ich für den Geschichtsunterricht wissen muss (11.klasse).

Warum kann die Geschichte der USA als Grundlage zum Verständnis der französischen Revolution dienen?

freue mich über jede Antwort.

mfg
 
Hallo, also, ich denke mal, es liegt an dem, dass die Franzosen auch die Monarchie satt hatten, die USA hat ja gegen England gekämpft, um nicht mehr von England abhängig zu sein (bzg. Zoll, etc.).
Frankreich war u. a. durch seinen Sonnenkönig hoch verschuldet und hatte somit genug von seinen Königen. Zudem möchte ich dich daran erinnern, dass es in Frankreich eine Ständegesellschaft gab. Adel und Klerus musste übrigens keine Steuern zahlen (oder gering, da bin ich mir nicht ganz sicher). Die Bauern und Arbeiterm hatten übrigens dafür, dass sie alleinige Steuerzahler waren, und mehr als zwei Drittel ihres Lohnes abgeben mussten keine Rechte. Daher hatten sie genug Gründe sich gegen ihre "Regierung" aufzulehnen.
Die Situation spitzte sich zu, als Missernten die Arbeiter und Bauern ins Elend stürzten. Ludwig XVI. versuchte, das Loch im Staatshaushalt durch höhere Steuern zu beseitigen, was eine Überbelastung des Dritten Standes zur Folge hatte. Doch er hatte nicht mit dem Bürgertum, der Bourgeoisie, gerechnet. Es forderte Mitspracherecht in der Politik.
Dieses Zitat stammt von Wikipedia, wie man sich schon denken kann ;)
Ich hoffe, dass dir dies als Anreiz genügt. Ansonsten kannst du hier ja weitere Fragen beantworten.
Viel Spaß:yes:
 
Ich denke, zwei Elemente sind besonders hervorzuheben.

1. Die französische Monarchie unterstützte die britischen Kolonien in ihrem Kampf gegen Monarchie und Parlament in London. Diese Unterstützung hatte natürlich nicht im Auge, eine Republik in Amerika zu schaffen, sondern dem Erzfeind Großbritannien Schaden zuzufügen. Die hohen Kosten dieser Unterstützung führten schließlich dazu, dass der französische Staat praktisch vor dem Konkurs stand, was die Jahrzehnte andauernde Wirtschaftskrise in Frankreich noch verstärkte. Nur durch Kreditfinanzierung konnten die Kosten aufgebracht werden und für den Kapitaldienst mussten die steuern erhöht werden.
So wurde die in Frankreich schon lange bestehende Problematik aus schlechter wirtschaftlicher Entwicklung und hohen, unfair erhobenen Steuern durch die Beteiligung am amerikanischen Unabhängigkeitskrieg bis zur Bruchgrenze verstärkt.

2. Auf der anderen Seite war in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung der Gedanke eines humanistischen Menschenbildes und seine naturrechtliche Begründung erstmals in einem staatlichen Grunddokument ausformuliert worden.
Diese Gedanken wurden nicht nur in Frankreich begierig aufgegriffen, die in Amerika auf der Seite der Kolonisten kämpfenden französischen Soldaten kamen unmittelbar damit in Berührung.
E.F. Tissot hat in seinen "Mémoires historiques et militaires sur Carnot" die Situation wie folgt beschrieben:
"Die Unabhängigkeit Amerikas, die mit Hilfe unserer Waffen gewonnen und sichergestellt wurde, elektrisierte die Nation sehr stark, und in allen Köpfen reiften Pläne, wie die politische Lage verbessert werden könne; es war das zentrale Thema aller Diskussionen: Die Truppen fühlten sich geehrt, nach ihrer Rückkehr ,Soldaten der Freiheit' genannt zu werden, ein Funken konnte von einem Moment zum nächsten ein allgemeines Buschfeuer auslösen... Die gesamte Armee identifizierte sich mit denen, welche die Unabhängigkeit Amerikas begründet hatten."
So war der amerikanische Unabhängigkeitskrieg ein historischer Wendepunkt, dessen wirtschaftliche Folgen für Frankreich als materieller Auslöser der französischen Revolution wirkten und der gleichzeitig die intellektuelle Grundlage für diese Revolution bereitstellte.
 
Stimmt, dein 1. Punkt war sehr hilfreich (auch für mich ;) ), jedoch möchte ich dazu noch anmerken, dass keine Soldaten nach Amerika verschifft wurden, um dort gegen die Engländer zu kämpfen, sondern Frankreich die Kolonien lediglich finanziell unterstützte und ihnen Kriegsmaterial und Schiffe lieferte.
Zudem entsandte Frankreich zur Ausbildung der amerikanischen Truppen ihren Offizier Marquis de Lafayette, hinzu kam allerdings auch noch, dass Polen und Preußen hier mitzogen.
Polen entsandte Graf Kasimir Pulaski und Preußen Oberst Friedrich von Steuben.
 
edoch möchte ich dazu noch anmerken, dass keine Soldaten nach Amerika verschifft wurden, um dort gegen die Engländer zu kämpfen,

Du musst dich mal genauer informieren.

Die Franzosen landeten am 10. Juli 1780 in Newport, RI. Sie marschierten jedoch zunächst nicht ins Kriegsgebiet ab, da die Briten das französiche Geschwader in der Naragansett Bay blockierten und ihr Kommandant die Schiffe nicht ohne Deckung von Land lassen wollte. Erst im Juli 1781 marschierten die Franzosen von Newport ab, durchquerten Connecticut und trafen am Hudson River auf die Truppen Washingtons.

Washington wollte eigentlich New York angreifen, doch der französische Kommandant, Generalleutnant Rochambeau, überzeugte ihn davon, dass es besser sei, nach Süden abzumarschieren. Von Lafayette war nämlich eine Meldung eingegangen, dass der englische General Cornwallis in Yorktown, nahe am York River eine Verteidigungsstellung eingenommen hatte.

Der Plan sah vor, Cornwallis dort einzuschließen und eine Flucht über See durch das französische Westindien-Geschwader unter De Grasse dadurch verhindern zu lassen, dass es die Chesapeake Bay blockierte.

Washington marschierte zunächst Richtung New York City und ließ 2500 Mann in den amerikanischen Forts nahe der Stadt, um die Anwesenheit seiner gesamten Armee dort vorzutäuschen. Dann marschierten die vereinigten französischen und amerikanischen Truppen in Eilmärschen südwärts nach Virginia.

Während dieses Marschs kam das französische Westindien-Geschwader vor der Chesapeake Bay an, besiegte das dortige britische Geschwader unter Admiral Graves und gewann Kontrolle über die gesamte Chesapeake Bay und damit auch über die Mündung des York River.

Am 28. September 1781 kamen die vereinigten Truppen, einschließlich 3000 Mann von der Blockadeflotte von De Grasse, vor Yorktown an.
Mitte Oktober 1781 musste Cornwallis kapitulieren.
Von den gesamten vor Yorktown eingesetzten Truppen waren nahezu 50 % Franzosen.
 
Zudem entsandte Frankreich zur Ausbildung der amerikanischen Truppen ihren Offizier Marquis de Lafayette, hinzu kam allerdings auch noch, dass Polen und Preußen hier mitzogen.
Polen entsandte Graf Kasimir Pulaski und Preußen Oberst Friedrich von Steuben.
Das stimmt hinten und vorn nicht. Die Preußen entsendeten niemanden. :motz:
Steuben kam aus freien Stücken und war zum Zeitpunkt, als er in Frankreich wegen eines Kommandos verhandelte längst nicht mehr in preußischen Diensten, eben weil er dort keine Aufstiegschancen für sich sah. Bis 1778 gab es ja auch keinen Krieg, in dem er sich hätte auszeichnen können.
Polen und Preußen wären schön dumm gewesen, Offiziere zu "entsenden" weil dies außenpolitisch Porzellan zerschmissen hätte und einen Grund zur Kriegserklärung bedeutet hätte. Wenngleich Friedrich II. von Preußen dem Handeln der deutschen Fürsten, die Truppen nach Amerika schickten skeptisch gegenüberstand, unterstützte er doch nicht die Rebellen in Amerika. Die Beziehungen zwischen England und Preußen waren gut und wären von Friedrich wohl kaum gefährdet worden.

Lafayette wurde auch nicht geschickt zur Ausbildung, eher aus Karrierechancen in der dortigen Armee, was auch Steubens Beweggrund wohl gewesen ist. Steuben war übrigens weit wichtiger für die Ausbildung der Kontinentalarmee als Lafayette. Weiter zu Lafayette: Marie-Joseph Motier, Marquis de La Fayette - Wikipedia (Er ist sicherlich einer der bedeutensten Generäle und Politiker des 18. Jh. gewesen...)

Ergänzend zu dem was kwschaefer bemerkte: Schon vor Rochambeau wurden etwa Fünftausend mit dem Geschwader D'Estaigns 1779 nach Amerika entsendet. Nach einer kurzen Opperation an der nordamerikanischen Küste wurde das Geschwader allerdings nach Westindien verlegt, wo die Truppen auch während des Krieges gegen die Briten kämpften.
 
Zu Rochambeau noch kurz etwas. Lafayette soll angeblich gehofft haben, das Oberkommando über die eintreffenden und nummerisch für diesen Krieg sehr bedeutenden Kräfte der Franzosen zu bekommen. Dann kam allerdings Rochambeau, der in der französischen Armee als Generalleutnant ohnehin eine weit höhere Stellung hatte als Lafayette. Ich glaube mal gelesen zu haben, dass die Beziehungen zwischen Franzosen und Kontinentalen, was vor allem die obere Ebene betrifft, sehr gut gewesen sein sollen. Um die Organisation zu vereinfachen und vielleicht auch, weil man die Amerikaner in Frankreich ein bisschen überschätzte (Washingtons Armee beim Feldzug gegen Cornwallis war kaum größer als die Französische, was die Bedeutung der Franzosen untermauert!), soll Washington Marschall von Frankreich geworden sein, um das gemeinsame Oberkommando auch aus Sicht von Rochambeau führen zu dürfen.
Übrigens machte Rochambeau, wohl wegen seiner Auszeichnung im Krieg in Amerika, noch Karriere in Frankreich. Als einer der letzten vor dem Ende des Königreichs wurde er zum Marschall von Frankreich befördert und kommandierte eine der drei Armeen, welche zur Verteidigung Frankreichs 1792 zusammengestellt wurden. Viele Kommandeure bekamen nach dem Krieg in Amerika Auszeichnungen, wohl auch weil sich Frankreich das erste Mal nach der Schmach des 7-jährigen Krieges wieder als Militärmacht profilieren konnte. Weitgehende Reformen usw. waren dem Krieg an der Seite der rebellierenden Kolonisten vorrausgegangen bei der französischen Armee.
 
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