Gracchenzeit: sozial & politisch

Hospes

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Hallo an alle Geschichtsbewandten!

Folgende Fragestellung bereitet mir Probleme:
"Rom/Italien zur Zeit der Gracchen: Schildern und bewerten sie die soziale & politische Lage in Rom und Italien zur Zeit der Gracchen"

- hat sich die soziale Lage z.B. der Kleinbauern und Bundesgenossen vor und nach der Gracchenzeit verändert?
Doch nicht, da ja weder die Agrargesetze letztendlich Erfolg hatten, noch die Bürgerrechte an die Bundesgenossen verliehen wurden (erst später, nach der Gracchenzeit)

- was hat sich denn gross politisch geändert?
Das Volkstribunat hatte ja keine zusätzlichen Machtbefugnisse erhalten, nur seine bestehenden eben seit Tib. Gracchus intensiver "ausgenutzt".

Mehr fällt mir irgendwie nicht ein zu dieser Frage, habe da eine Blockade.
Hat jemand Stichworte, anhand derer ich mich entlanghangeln kann? Das wäre sehr nett von Euch!
 
Zuletzt bearbeitet:
Du kämest vermutlich besser voran, wenn Du nicht vorher und nachher betrachtetest, sondern vielmehr überprüftest, warum die Gracchen ihre Forderungen stellten, warum sie auf Widerstand stießen und warum sie, persönlich, scheiterten. Versuch Dich auch in die Lage der Gracchengegner zu versetzen und die Dinge aus ihrem Blickwinkel zu betrachten.
Grob gesagt:
Gesellschaftsstruktur, Entwicklung der politischen Einrichtungen, Außenpolitik, Bündnispolitik, etc.
Wie waren sie, wie kam es dahin und wohin konnte/sollte es nach den verschiedenen Ansichten gehen.
 
Politisch: Ein wesentlicher Faktor war die Politisierung der Ritter durch die Gesetzgebung des C. Gracchus (Richtergesetz).
 
Vielleicht ist es auch ein Fehler, alles an den Gracchen alleine festzumachen. Das ganze 2. Jh. v. Chr. brachte für die römische Welt auf vielen Gebieten Veränderungen, die ziemlich fundamental waren.

Und auch schon vor den Gracchen wurde versucht politische Ansprüche gegen den Willen des Senats mittels der Volksversammlung durchzusetzen.

So schreibt Jochen Bleicken, Die Verfassung der Römischen Republik:

Die eigentlichen Konseqwuenzen der Weltherrschaft für den römischen Stadtstaat, die sich in erster Linie aus dem Mißverhältnis zwischen der stadtstaatliche-aristokratischen Ordnung und den Aufgaben einer Weltherrschaft ergaben, kamen in der Periode der Expansion selbst noch nicht zum Tragen. Die politischen und sozialen Veränderungen - wie z.B. die deutlichen Ansätze dpr die Bildung eines neuen Standes, den die veränderte ökonomische Situation hervorbrachte, ferner die innere Wandlung zahlreicher Institutionen, wie der Volksversammlung oder der Zensur - wurden noch nicht gespürt. Erst in der letzten Periode der inneren Entwicklung, kamen dann, in Gang gesetzt durch die Gesetzgebung der Gracchen, die Konsequenzen der strukturellen Veränderungen in der römischen Gesellschaft zum Tragen, die schließlich in der Auflösung der republikanischen Ordnung mündeten. (S. 15 - 16)

Man muss also das Wirken der Gracchen in die gesamte Entwicklung des 2. Jh. v. Chr. einordnen und sollte sie nicht isoliert betrachten.
 
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