Hegel und das germanische Reich

edinburgh

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Hallo !

In "Der Staat" versucht Platon seine eigene Erkenntnis vom Idealen
vereinten Hellenischen Reich zu rechtfertigen und an politische Bedeutung
zu gewinnen . Die klassische Periode des antiken Griechlands und somit der
absolute Höhepunkt der Attische Demokratie war gleichzeitig der Vorbote
seines Untergangs .

Hegel veröffentlicht 1821 "Grundlinien der Philosophie des Rechts oder
Naturrecht und Staatswissenschaft im Grundrisse" und im dritten Teil ,
dritter Abschnitt "Der Staat" beschreibt er vier welthistorischen Reiche ,
darunter das germanische Reich .
Zum Schluß § 360 schreibt er :
"das Geistliche die Existenz seines Himmels zum irdischen Diesseits und
zur gemeinen Weltlichkeit , in der Wirklichkeit und in der Vorstellung ,
degradiert , das Weltliche dagegen sein abstraktes Fürsichsein zum
Gedanken und dem Prinzipe vernünftigen Seins und Wissens , zum
Vernünftigkeit des Rechts und Gesetzes hinaufbildet , ist an sich der
Gegensatz zur marklosen Gestalt geschwunden ;"

Die neue aufsteigende Klasse des 19 J.h. und seine Handelsherren haben
schließlich im 20 J.h. " das Geistliche die Existenz seines Himmels zum
irdischen Diesseits und zur gemeinen Weltlichkeit , in der Wirklichkeit und
in der Vorstellung , degradiert" , der eigene Wille als "Wille des Volkes"
proklamiert und damit "das Weltliche dagegen sein abstraktes Fürsichsein
zum Gedanken und dem Prinzipe vernünftigen Seins und Wissens , zum
Vernünftigkeit des Rechts und Gesetzes hinaufbildet , zum Gerechtigkeit
des Volkes ausgerufen .

Macht des Volkes , Macht der Nation .
Nationalismus als Ersatz der Religion ??
§ 270
"Es ist hier der Ort , das Verhältnies des Staats zur Religion zu berüren ,
da in neueren Zeiten so oft wiederholt worden ist , daß die Religion die
Grundlage des Staates sei , und da diese Behauptung auch mit der
Prätension gemacht wird , als ob mit ihr die Wissenschaft des Staats
erschöpft sei , - und keine Behauptung mehr geeignet ist , so viele
Verwirrung selbst zur verfassung des Staats , zur Form , welche die
Erkenntnis haben solle , zu erheben .
Es kann zunächts verdächtig scheinen , daß die Religion vornehmlich auch
für die Zeiten öfenntlichen Elends , der Zerrütung und Unterdrückung
empfolen und gesucht , und an sie für Trost gegen des Unrecht und für
Hoffnung zum Ersatz des Verlustes gewiesen wird . ........
Diese Erscheinung kann wenigstens darauf aufmerksam machen , daß nicht
von Religion ganz zu überhaupt zu sprechen sei , und gegen sie , wie sie in
gewissen Gestalten ist , vielmehr eine rettende Macht gefordert ist , die
sich der Recht der Vernunft und des Selbstbewußtseins annehme ."

Marx und Engels kämpfen gegen den Panslawismus und verlangten die
rücksichtlose Verwirklichung der "zivilisatorische Mission" in Ost- und
Südosteuropa durch die Deutschen .

Nietzsche behauptet schließlich in "Also sprach Zarathustra" , Gott ist tot
und sezt sich im "Antichrist" endgültig mit Klerus auseinander .

War der I. WK bzw. II. WK nichts anders als der Versuch das
Bevorstehende zu ändern ??
§ 346
"Gegen dies sein absolutes Recht , Träger der gegenwärtigen
Entwicklungsstufe des Weltgeistes zu sein , sind die Geister der anderen
Völker rechtlos , und sie wie die , deren Epoche vorbei ist , zählen nicht
mehr in der Weltgeschichte . ........
- teils auch die Periode des Verfalls und Verderbens ;- denn so bezeichnet
sich an ihm das Hervorgehen eines Höheren Prinzip als nur des Negativen
seines eigenen . Damit wird der Übergang des Geistes in jenes Prinzip und
so der Weltgeschichte an ein anderes Volk angedeutet,......"
 
War der I. WK bzw. II. WK nichts anders als der Versuch das Bevorstehende zu ändern ??
§ 346
"Gegen dies sein absolutes Recht , Träger der gegenwärtigen
Entwicklungsstufe des Weltgeistes zu sein , sind die Geister der anderen
Völker rechtlos , und sie wie die , deren Epoche vorbei ist , zählen nicht
mehr in der Weltgeschichte . ........
- teils auch die Periode des Verfalls und Verderbens ;- denn so bezeichnet
sich an ihm das Hervorgehen eines Höheren Prinzip als nur des Negativen
seines eigenen . Damit wird der Übergang des Geistes in jenes Prinzip und
so der Weltgeschichte an ein anderes Volk angedeutet,......"

Das Zitat steht in meiner Hegel-Ausgabe unter § 347.

Bezüglich der den II. WK betreffenden Hypothese bin ich skeptisch, weil da bereits jener Staat, der die Idee des germanischen Reiches (§ 358) verkörperte, nämlich Preußen als die von den Hohenzollern geschaffene späteste Nation des Abendlandes (O. Spengler), durch den Verlust der Dynastie auch der Berechtigung verlustig gegangen sein könnte, als Träger des Weltgeistes zu fungieren.
 
Das Zitat steht in meiner Hegel-Ausgabe unter § 347.
Mein Fehler , es ist § 347 wobei § 346 im selben Text kurz vor dem Zitat
notiert ist . *G.W.F. Hegel Hauptwerke in sechs Bänden*
Bezüglich der den II. WK betreffenden Hypothese bin ich skeptisch, weil da bereits jener Staat, der die Idee des germanischen Reiches (§ 358) verkörperte, nämlich Preußen als die von den Hohenzollern geschaffene späteste Nation des Abendlandes (O. Spengler), durch den Verlust der Dynastie auch der Berechtigung verlustig gegangen sein könnte, als Träger des Weltgeistes zu fungieren.

Hegel sah in Preußen das Ideal, aber im Zitat ;
"Gegen dies sein absolutes Recht , Träger der gegenwärtigen
Entwicklungsstufe des Weltgeistes zu sein , sind die Geister der anderen
Völker rechtlos , und sie wie die , deren Epoche vorbei ist , zählen nicht
mehr in der Weltgeschichte . ........
- teils auch die Periode des Verfalls und Verderbens ;- denn so bezeichnet
sich an ihm das Hervorgehen eines Höheren Prinzip als nur des Negativen
seines eigenen . Damit wird der Übergang des Geistes in jenes Prinzip und
so der Weltgeschichte an ein anderes Volk angedeutet,......" ,
ist es Anima Mundi die als Träger des Weltgeistes fungiert und in der
Periode des Verfalls und Verderbens sieht er den Übergang des Geistes
und so der Weltgeschichte an ein anderes Volk .

Der Deutsche Bund mit Preußen als Vorreiter ??
 
Zuletzt bearbeitet:
... ist es Anima Mundi die als Träger des Weltgeistes fungiert und in der Periode des Verfalls und Verderbens sieht er den Übergang des Geistes und so der Weltgeschichte an ein anderes Volk.
Der Deutsche Bund mit Preußen als Vorreiter ??

Wenn ich Hegel an dieser Stelle ernst nehme, was mir nicht leicht fällt, entwickelt er das Bild des historischen Auftrags, der von Volk zu Volk weitergegeben wird. Ausgangspunkt ist "der Weltgeist, um dessen Thron sie [die Völkergeister] als die Vollbringer seiner Verwirklichung und als Zeugen und Zierate seiner Herrlichkeit stehen" (§ 352). Er definiert vier Stationen bzw. Reiche (orientalisch, griechisch, römisch, germanisch), von denen das vierte - da kein weiteres folgt - offenbar das Ziel der Geschichte markiert.

Ob das germanische Reich mit Preußen oder dem Deutschen Bund oder welchen anderen Emanation des Geistes identisch ist, bleibt offen. Spannender ist ja vielleicht die Eingangsfrage:
War der I. WK bzw. II. WK nichts anders als der Versuch das Bevorstehende zu ändern ??
Wer hat da was versucht?
 
Spannender ist ja vielleicht die Eingangsfrage:
War der I. WK bzw. II. WK nichts anders als der Versuch das Bevorstehende zu ändern ??
Das Bevorstehende, in diesem Fall der Übergang des Geistes, ist möglich
zu vorkommen ;
§ 351
"Aus derselben Bestimmung geschieht, daß zivilisierte Nationen andere,
welche ihnen in den substantiellen Momenten des Staates zurückstehen
(Viehzuchttreibende die Jägervölker, die Ackerbauenden beide u. s. f.), als
Barbaren mit dem Bewußtsein eines ungleichen Rechts, und deren
Selbständigkeit als etwas Formelles betrachten und behandeln.

In den Kriegen und Streitigkeiten, die unter solchen Verhältnissen
entspringen, macht daher das Moment, daß sie Kämpfe des Anerkennens
in Beziehung auf einen bestimmten Gehalt sind, den Zug aus, der ihnen
eine Bedeutung für die Weltgeschichte gibt."

Wer hat da was versucht?
Ist es nicht allgemein bekannt wie Hegel im 19 J.h. gedeutet worden ist
und welche Wirkung die Idee über den "weltgeschichtlichen Volksgeist" und
die "geschichtlosen" Völker in 20 J.h. hatte ?

Viel spannender finde ich die Frage; war Hegel, im Zusammenhang mit dem
Prolog (Platon), der Höhepunkt der damaligen Erkenntnis und gleichzeitig
der Vorbote des Untergangs vom germanischen Reich ??
 
Verständnisfrage. Von welchem germanischen Reich sprichst du? :confused:
Hegel "Grundlinien der Philosophie des Rechts oder Naturrecht und
Staatswissenschaft im Grundrisse" 1821.
§ 358
4. Das germanische Reich

Aus diesem Verluste seine selbst und seiner Welt und dem unendlichen
Schmerz desselben, als dessen Volk das israelitische bereit gehalten war,
erfaßt der in sich zurückgedrängte Geist in dem Extreme seiner absoluten
Negativität, dem an und für sich seienden Wendepunkt, die unendliche
Positivität dieses seines Innern, das Prinzip der Einheit der göttlichen und
menschlichen Natur, die Versöhnung als der innerhalb des Subjektivität
erschienen objektiven Wahrheit und Freiheit, welche dem nordischen
Prinzip der germanischen Völker zu vollführen übertragen wird.
 
In der Tat gab es am Ende des 19. oder Anfang des 20. Jh. eine Hegelrenaissance. Ich werde mal bei Gerhard Lehmann nachlesen,

edinburgh schrieb:
wie Hegel im 19 J.h. gedeutet worden ist und welche Wirkung die Idee über den "weltgeschichtlichen Volksgeist" und die "geschichtlosen" Völker in 20 J.h. hatte

Demgegenüber habeich aber wieder ein Problem mit der Frage:

war Hegel, im Zusammenhang mit dem
Prolog (Platon), der Höhepunkt der damaligen Erkenntnis und gleichzeitig
der Vorbote des Untergangs vom germanischen Reich ??

Generell habe ich irgendwie den Eindruck, daß du die Antworten eigentlich schon kennst!
 
Generell habe ich irgendwie den Eindruck, daß du
die Antworten eigentlich schon kennst!
Parallelen zwischen dem Hellenischen Reich, dem wegweisenden
Vorgänger, und dem germanischen Reich, als Spiegel der damaligen
Gegenwart, sind schon in das "empirische Ich", mit seinen Neigungen, und
das "eigentliche Selbst", mit Grenzen des moralischen Gesetzes, von Hegel
wiedergegeben. Die daraus stammende Hegelsche "Absolute", die
Nietzsches "Übermensch" gleicht, ist aber in Wirklichkeit ein Mensch, der
Zarathustra(der Weg) ins bessere Unbekannte folgt, hatt
dementsprechend keine Endform (@jschmidt impliziert das Gegenteil)
und ist somit, projiziert auf das germanische Reich, nicht anderes als eine
vorübergehende Phase.
Die Andeutung meinerseits am Ende dessen, wie auch an dem möglichen
Zeitpunkt, ist nicht anderes als die Suche nach Bestätigung bzw.
Ablehnung des Endgültigen oder des Zeitraumgegebenen, wobei
deinerseits, meine Andeutung als solche, wie eine Hemmschwelle über die
eigentlichen Diskussion steht.

"Wo Deine Füße stehen, da ist der Mittelpunkt der Welt"
Sven Regner -Element of Crime-

OT
In der Tat gab es am Ende des 19. oder Anfang
des 20. Jh. eine Hegelrenaissance. Ich werde mal bei Gerhard Lehmann
nachlesen,
Gerhard Lehmann :
"Die Kritik des 'Einzigen' will eine Kritik der Kollektivwerte sein; aber sie will
diese Kollektivwerte ja nicht verneinen, sondern ihre 'Geltung für mich'
von meiner Autonomie abhängig machen. Daher muss sie zuletzt in eine
Beurteilung meines 'Reagierens' auslaufen. Wie ich reagiere - ob ich
wahrhaft aneigne oder ob ich als düpierter Egoist die Aneignung der
Kollektivwerte über den Umweg der Kollektivwerte selbst vornehme - das
ist entscheidend."

Wahre Stirnerianer.
"Ich allein bin leibhaftig. Und nun nehme Ich die Welt als das, was sie Mir
ist, als die Meinige, als Mein Eigentum: Ich beziehe Alles auf Mich."

P.S. Unter dem Thema Neukantianismus würde ich gerne deine
angekündigte eigene Darstellung lesen.
 
@ edinburgh: In der Tat, dem Eröffnungsbeitrag war ich gegenüber sehr skeptisch bezüglich der Intention. Dein letzter Beitrag stimmt mich allerdings nicht weniger skeptisch. Aber nun gut, anworten möchte ich gerne.
edinburgh schrieb:
Die Andeutung meinerseits am Ende dessen, wie auch an dem möglichen Zeitpunkt, ist nicht anderes als die Suche nach Bestätigung bzw.
Ablehnung des Endgültigen oder des Zeitraumgegebenen, wobei
deinerseits, meine Andeutung als solche, wie eine Hemmschwelle über die
eigentlichen Diskussion steht.
Mitnichten möchte ich eine Diskussion blockieren, aber vielleicht habe ich mich auf deine Beiträge nicht wirklich eingelassen, da sie mir als Kompendium von Zitaten erschienen.
edinburgh schrieb:
Parallelen zwischen dem Hellenischen Reich, dem wegweisenden
Vorgänger, und dem germanischen Reich, als Spiegel der damaligen
Gegenwart, sind schon in das "empirische Ich", mit seinen Neigungen, und
das "eigentliche Selbst", mit Grenzen des moralischen Gesetzes, von Hegel
wiedergegeben. Die daraus stammende Hegelsche "Absolute", die
Nietzsches "Übermensch" gleicht, ist aber in Wirklichkeit ein Mensch, der
Zarathustra(der Weg) ins bessere Unbekannte folgt, hatt
dementsprechend keine Endform [...] und ist somit, projiziert auf das germanische Reich, nicht anderes als eine vorübergehende Phase.
Also ich habe jetzt hier: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich/Grundlinien der Philosophie des Rechts - Zeno.org mal "geblättert" und ein paar Abschnitte überflogen, aber mir sind weder die Begriffe "empirisches Ich" oder "eigentliches Selbst" aufgefallen, noch habe ich etwas "über die Grenzen des moralischen Gesetzes" gelesen.* Vielleicht vermagst du mich aufklären, falls es im zur Diskussion stehenden Text stehen sollte oder welche Hegelschen Kategorien du hiermit meinst. Allerdings dürftest du in gewisser Weise Recht haben, daß die "Hegelsche Absolute" eigentlich keine Endform haben und daß das "germanische Reich" dementsprechend nicht anderes eine Übergangsform sein kann. Nun gut, deine Thesen waren:

Die neue aufsteigende Klasse des 19 J.h. und seine Handelsherren haben schließlich im 20 J.h. " das Geistliche die Existenz seines Himmels zum irdischen Diesseits und zur gemeinen Weltlichkeit , in der Wirklichkeit und in der Vorstellung , degradiert" , der eigene Wille als "Wille des Volkes"
proklamiert und damit "das Weltliche dagegen sein abstraktes Fürsichsein
zum Gedanken und dem Prinzipe vernünftigen Seins und Wissens , zum
Vernünftigkeit des Rechts und Gesetzes hinaufbildet , zum Gerechtigkeit
des Volkes ausgerufen .

Du zitierst zwar vor dieser Kompilation den § 360, aber nicht vollständig, das sei hier nachgeholt:

Hegel schrieb:
Indem in dem harten Kampfe dieser im Unterschiede, der hier seine absolute Entgegensetzung gewonnen, stehenden und zugleich in einer Einheit und Idee wurzelnden Reiche das Geistliche die Existenz seines Himmels zum irdischen Diesseits und zur gemeinen Weltlichkeit, in der Wirklichkeit und in der Vorstellung, degradiert, das Weltliche dagegen sein abstraktes Fürsichsein zum Gedanken und dem Prinzipe vernünftigen Seins und Wissens, zur Vernünftigkeit des Rechts und Gesetzes hinaufbildet, ist an sich der Gegensatz zur marklosen Gestalt geschwunden; die Gegenwart hat ihre Barbarei und unrechtliche Willkür und die Wahrheit hat ihr jenseits und ihre zufällige Gewalt abgestreift, so daß die wahrhafte Versöhnung objektiv geworden, welche den Staat zum Bilde und zur Wirklichkeit der Vernunft entfaltet, worin das Selbstbewußtsein die Wirklichkeit seines substantiellen Wissens und Wollens in organischer Entwicklung, wie in der Religion das Gefühl und die Vorstellung dieser seiner Wahrheit als idealer Wesenheit, in der Wissenschaft aber die freie begriffene Erkenntnis dieser Wahrheit als einer und derselben in ihren sich ergänzenden Manifestationen, dem Staate, der Natur und der ideellen Welt, findet.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich/Grundlinien der Philosophie des Rechts/Dritter Teil. Die Sittlichkeit/Dritter Abschnitt. Der Staat/C. Die Weltgeschichte - Zeno.org

Hegel sagt hier definitiv, seine Gegenwart habe die Barbarei abgestreift; meint Hegel das wirklich? Oder ist die die von ihm zur Verwirklichung drängende Versöhnung nicht vielmehr Programm, noch zu erwarten? Auf jeden Fall hat die von ihm vorgelgten Vier-Reiche-Lehre eine gewisse Ähnlichkeit mit seinem religionsphilosophischen Schema (s. angehängte Graphik); diesem Schema gemäß würde ich ja eher sagen, daß das "germanische Reich" Hegels von 1921 mit der 3. religionsphilosophischen Stufe ("absolute Religion") zu korrelieren ist und um es mit EUgen Drewermann (Strukturen des Bösen, Band III: DIe jahwistische Urgeschichte in philosophischer Sicht. Paderborn/München/Wien/Zürich: Schöningh, 1978, S.98), dessen Werk ich das religionsphilosophische Schema entnommen habe, zu sagen:

Eugen Drewermann schrieb:
Zukünftig wäre, mit der Hegelschen Philosophie begabt, das Christentum wohlvorbereitet für das Heraufziehen des Massenzeitalters mit den ungeheuren Problemen weltweit staatlicher Lenkung und Vernunft, für das Zusammenrücken der Menschheit zu einer einzigen Lebensgemeinschaft, in die hinein alle Völker ohne Verlust ihrer Wahrheit, aber unter Verzicht auf äußere Gestaltungen des geschichtlichen Auftretens dieser Wahrheit integriert werden müßten, für die enormen politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Fragen, angesichts derer die bereits gewußte Wahrheit des Christentums praktisch werden müßten.

edingburgh schrieb:
Macht des Volkes , Macht der Nation .
Nationalismus als Ersatz der Religion ??

Nachdem sich jschmidt an der Diskussion beteiligt hatte und du den Hinweis auf die Hegeldeutung des späten 19. Jh. gegeben hattest, verstand ich die Aussage und Frage und schrieb deshalb, daß ich bei Gerhard Lehmann nachlesen wollte. Habe ich denn getan. Ich hatte hat an ihn gedacht, weil seine "Deutsche Philosophie der Gegenwart" (Stuttgart: Kröner) 1943 veröffentlicht wurde. Interessant fand ich bei der Lektüre, daß der Autor Hegel vorwirft, keine Allianz mit der nationalen Bewegung eingegangen zu sein. Nur ein Zitat:

G. Lehmann schrieb:
Damit war seine eigene Staatsphilosophie erledigt. Umgekehrt war die nationale Bewegung als politisch-soziale Einheitsbewegung erledigt; denn Hegel allein hätte ihr Werkzeug und Waffe des Gedankens geben können. Es blieb der bloße "Nationalismus" des 19. Jahrhunderts [...]

Insofern könntest dann vielleicht du präzisieren, welche Hegeldeutung und Wirkung du anspielst.

Das Bevorstehende, in diesem Fall der Übergang des Geistes, ist möglich zu vorkommen ;
§ 351
Der Paragraphen, den du anführst, muß mit dem vorhergehenen verstanden werden, in dem Hegel von einem "Heroenrecht" spricht. Ich würde das so interpretieren, daß dieser imperialistischer Impetus genetisch einer früheren Stufe angehört und nach Hegel möglicherweise noch nicht real, aber doch ideal überwunden gilt.

war Hegel, im Zusammenhang mit dem Prolog (Platon), der Höhepunkt der damaligen Erkenntnis und gleichzeitig der Vorbote des Untergangs vom germanischen Reich

Vielleicht kann man das so sagen, wobei sich sein angesprochenes Programm aber noch nicht erfüllt hat.

Und schließlich noch zu einem deiner OTs:

P.S. Unter dem Thema Neukantianismus würde ich gerne deine
angekündigte eigene Darstellung lesen.

:rotwerd: Würde ich auch gerne..., aber schrieb ich nicht "vielleicht"?

______________________________
* Vielleicht hast du etwa bei den besagten Grenzen an solch einen Satz gedacht:
Hegel schrieb:
eine Rechtsbestimmung kann sich aus den Umständen und vorhandenen Rechtsinstitutionen als vollkommen gegründet und konsequent zeigen lassen und doch an und für sich unrechtlich und unvernünftig sein
 

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Zuletzt bearbeitet:
Dein letzter Beitrag stimmt mich allerdings nicht weniger skeptisch.
Warum ?
Das die Beiträge neben Skeptik auch das Bild eines Kompendium von
Zitaten hervorrufen können, liegt wahrscheinlich an den desolaten Zustand
meines beschränkten "können schreiben" gegenüber dem eigentlichen
"sagen wollen". Deine, wie auch @jschmidt, Bemühungen mich zu
verstehen, weiß ich zu schätzen.

Also ich habe jetzt hier: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich/Grundlinien der
Philosophie des Rechts - Zeno.org mal "geblättert" und ein paar Abschnitte
überflogen, aber mir sind weder die Begriffe "empirisches Ich" oder
"eigentliches Selbst" aufgefallen, noch habe ich etwas "über die Grenzen
des moralischen Gesetzes" gelesen.
Kant zerreißt die Menschen mittels Pflicht und Neigung in das eigentliche
Selbst, das sich des moralischen Gesetzes bewusst ist, und in das
empirische Ich mit seinen verwerflichen Neigungen. Hegel dagegen will das
entgegengesetzte zu einander führen in einer Absolute.
Hegel -Kantische Philsophie-
"Weil nun die Philosophie in der absoluten Identität weder das eine der
entgegengesetzten, noch das andere, in seiner Abstraction von dem
andern, für sich seyend anerkennt, sondern die höchste Idee indifferent
gegen beydes, und jedes einzeln betrachtet, Nichts ist, ist sie
Idealismus;"
Er sieht in der Liebe eine sittliche Neigung und bringt somit die beiden
wieder zu einander. Aus der Liebe der Liebenden wird das Wirkliche bzw.
"Absolute". Weiterhin sieht er den menschlichen Geist als Selbstbewußtsein
die drei Stadien kennt; das Sein als nur das Dasein, Entfremdung durch
Selbstanschauung, die Erkenntnis und Versöhnung mit sich selber.
Der Staat ist die selbstbewußte sittliche Substanz, die die Prinzipien der
Familie und bürgerlichen Gesellschaft vereint. Statt der Liebe haben wir
das Gefühl Wollens, wodurch das Wirkliche bzw. Absolute bzw. der Staat
entsteht.

Insofern könntest dann vielleicht du präzisieren, welche Hegeldeutung und
Wirkung du anspielst.
http://docserver.bis.uni-oldenburg.de/publikationen/dissertation/2000/thogan00/pdf/kap02.pdf
Der Paragraphen, den du anführst, muß mit dem vorhergehenen
verstanden werden, in dem Hegel von einem "Heroenrecht" spricht. Ich
würde das so interpretieren, daß dieser imperialistischer Impetus genetisch
einer früheren Stufe angehört und nach Hegel möglicherweise noch nicht
real, aber doch ideal überwunden gilt.
Wie deutest du denn den § 359 ?
 
Warum ?
Das die Beiträge neben Skeptik auch das Bild eines Kompendium von
Zitaten hervorrufen können, liegt wahrscheinlich an den desolaten Zustand
meines beschränkten "können schreiben" gegenüber dem eigentlichen
"sagen wollen". Deine, wie auch @jschmidt, Bemühungen mich zu
verstehen, weiß ich zu schätzen.

Kann ich gut verstehen, insofern ich liebend gern zitiere. Warum machten mich deine Beiträge skeptisch? Es sind diese Thesen oder Fragen, auf die ich obzwar der Länge meines letzten Beitrages nicht mehr eingegangen war, aber ich war selbst noch zu sehr mit dem Verständnis der Hegelzitate beschäftigt:
1. Ganz am Schluß deines Eröffnungsbeitrages schreibst du:
edinburgh schrieb:
War der I. WK bzw. II. WK nichts anders als der Versuch das Bevorstehende zu ändern ??
Auf diese Frage folgt dann dein abschließendes Hegelzitat aus den Grundlinien. Es wurde schon geklärt: es handelt sich um den § 347 in dem sich ein Verweis auf den vorhergehenden Paragraphen befindet.
Ich muß zugeben, ich war beim Lesen dann doch zu voreingenommen, las darin eher eine faschistische Intention als eine Frage. Nun, jschmidt hingegen antwortete denn deiner Hypothesenfrage wie folgt:

Bezüglich der den II. WK betreffenden Hypothese bin ich skeptisch, weil da bereits jener Staat, der die Idee des germanischen Reiches (§ 358) verkörperte, nämlich Preußen als die von den Hohenzollern geschaffene späteste Nation des Abendlandes (O. Spengler), durch den Verlust der Dynastie auch der Berechtigung verlustig gegangen sein könnte, als Träger des Weltgeistes zu fungieren.

Insofern ist mir mein Unverständnis deiner Frage und nach der Lektüre eines bestimmten Buches nun auch klar, was mich irritierte: Die Frage impliziert die Identifizierung mit dem Zweiten Deutschen Reich! Paradoxerweise fragst du dann aber in einem folgenden Beitrag:
edinburgh schrieb:
Der Deutsche Bund mit Preußen als Vorreiter ??
Auch dieses Zitat steht im Zusammenhang mit dem § 347 der Grundlinien, wobei zuvor aber deine Behauptung zu lesen ist:

Edinburgh schrieb:
Hegel sah in Preußen das Ideal

Ich würde eher von Potential sprechen, wenn ich der Sekundärliteratur folgend annehmen, daß Hegel mit der preußische (insonders Innen-) Politik stark sympathisierte, in gewisser Weise ihr "Staatstheoretiker" war. Aber genaugenommen, hält sich Hegel in seinen Grundlinien bzw. spziell in dem ansonsten angesprochen § 358 auffällig bedeckt, läßt sehr viel Spielraum für Interpretation, solange eigentlich nicht geklärt wird, was er eigentlich unter dem Begriff der germanischen Völkern versteht. Leider weiß ich auch gar nicht so recht, wo man das denn mal nachschlagen könnte, oder welches Buch mir darüber Auskunft gibt.

2. Ähnlich verhält es sich mit der anderen Frage:
edinburgh schrieb:
war Hegel, im Zusammenhang mit dem
Prolog (Platon), der Höhepunkt der damaligen Erkenntnis und gleichzeitig
der Vorbote des Untergangs vom germanischen Reich ??
Die Frage ist nur - und du antwortetest schon nicht mit eigener Aussage auf die "Verständnisfrage" von ursi:
Von welchem germanischen Reich sprichst du?

Vielleicht könntest du das also noch einmal genauer überlegen, was denkst du denn jetzt, was Hegel mit dem "germanischen Reich" meint?

Wie deutest du denn den § 359 ?

Um ehrlich zu sein, daß hatte ich schon geschrieben, aber auch wenn es eine ältere Stufe wäre: das Heroenrecht behält nach Hegel auch auf späterer Stufe Gültigkeit. Das ist ein wirklich erschreckend Aspekt der Hegelschen Philosophie.
 
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