Ironie in der Bibel

El Quijote

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Heute kam in den Nachrichten, dass der Papst Komiker und Kabarettisten zu sich nach Rom zu einer Audienz einlade. Die Bibel, so wird der Papst zitiert, sei ebenfalls "voll von Momenten der Ironie". Damit endete die Nachricht und meine Frage fängt damit an: Welche Momente der Ironie gibt es in der Bibel?

Mir fallen zwei potentielle Kandidaten ein:

Der geblendete Samson der mit einem "Eselskinnbacken" 1000 Philister erschlägt.

Davids Sohn Abschalom bleibt auf der Flucht vor den Soldaten seines Vaters mit seinem langen Haar im Baum hängen und wird so ein leichtes Opfer seiner Feinde, die ihn trotz der Aufforderung Davids, seinen Sohn zu verschonen, töten.
 
Der geblendete Samson der mit einem "Eselskinnbacken" 1000 Philister erschlägt.
ob dieses alttestamentarische Wunder ironisch gemeint sein könnte, vermag ich nicht zu beurteilen - aber auf jeden Fall war es eine prima Vorlage für de Sade in Justine et Juliette (sinngemäß: "man muss schon selber ein wenig Eselskinnbacke sein, um solche Geschichten zu glauben oder zu erfinden")
 
Ich habe nach meinem Beitrag noch mal nach der Eselskinnbacke gegoogelt, dabei bin ich im Bibellexikon auf der Seite die-bibel.de auf folgende Angaben (Auszug) gestoßen:

Es geht hier wohl hauptsächlich um ein poetisches Wortspiel mit dem Namen des Ortes im judäischen Bergland, an dem dies geschieht: Der Ortsname Lehi (hebräisch לֶחִי Læḥî) gleicht nämlich לְחִי ləḥî „Kinnbacken / Unterkiefer“. Zugleich wird der Ruhm Simsons gemehrt und werden die Philister verspottet, wenn der Held mit einer derart lächerlichen Waffe so viele Männer erschlagen kann. Ein zweites Wortspiel ergibt sich mit dem Begriff חֲמוֹר ḥǎmôr, der sowohl „Esel“ als auch „Haufen“ bedeutet. So sagt Simson in Ri 15,16: „Mit dem Eselskinnbacken (בִּלְחִי הַחֲמוֹר bilḥî haḥǎmôr) schlug ich einen Haufen (ḥǎmôr), zwei Haufen (ḥǎmorātājim)! Mit dem Eselskinnbacken erschlug ich tausend Mann!“ (Elberfelder Übersetzung). Die Lutherübersetzung ergänzt als Verb im ersten Satz anstelle von schlug ich „hab ich sie geschunden“, was ein hebräisches Verb חמר ḥamar (erneutes Wortspiel!) „schinden“ voraussetzt (in Anlehnung an den Septuagintatext [→ Septuaginta] dieser Passage: ἐξαλείφων ἐξήλειψα αὐτούς exaleiphōn exēleipsa autous „ich habe sie ausradiert“). In Ri 15,17 wird dann der Ortsname „Ramat-Lehi“ als „Kinnbackenhöhe“ gedeutet.​
 
Mir fällt noch die Erzählung aus dem Richterbuch ein, in der Ehud den Moabiterkönig Eglon ersticht. Der König wird als so fett bezeichnet, dass der Dolch stecken bleibt. Außerdem gelingt Ehud die Flucht, weil die Diener des Herrschers denken, dass er beim Austreten sei und ihn deshalb nicht stören wollen.
 
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