Juristenausbildung zur Zeit Augustus

Voelva

Neues Mitglied
Hallo,

ich habe mich heute auf dem Forum hier angemeldet, weil ich grade ein wenig Recherche betreibe für ein Buch, das ich schreiben möchte. Da das Buch eben zu einer bestimmten Zeit spielt, möchte ich ganz grobe Fehler vermeiden. Vieles habe ich auch bereits im Internet oder auch in diversen Büchern gefunden, aber das eine oder andere Detail, was mich interessieren würde, war nicht dabei.

Keine Angst, ich erwarte nicht, dass mir hier jemand irgendwelche Dinge mundgerecht serviert, Buchtipps oder auch gerne Links zu meiner Frage freuen mich auch schon :).

So und nun endlich meine Frage: Wenn ein junger Erwachsener im Rom der Zeit unter Augustus zum Juristen ausgebildet werden sollte, gab es da so etwas wie eine "Universität" oder wurde der junge Mensch bei einem Juristen "in die Lehre" gegeben ?

Danke und Grüße

Vera
 
Hi Voelva,
die Ausbildung insgesamt erfolgte in drei Schritten: Grundschule (7 - 11/12 Jahre), Grammaticus (12 - 15 Jahre), Rhetor.
Die meisten Kinder armer Bürger besuchten nur die Grundschule, denn die Eltern mussten die Lehrer bezahlen. Kinder reicher Eltern konnten Privatlehrer haben. Die Elite, also die Kinder der Adeligen, besuchte einen Rhetor, der eine juristische und philosophische Ausbildung hatte. Der Unterricht fand in Hörsälen auf den Foren statt oder in einem Auditorium unter einer Säulenhalle. Den jungen Männern (Frauen waren wohl sehr sehr selten) wurde die Redekunst mit Hilfe von Übungsreden beigebracht (die Redekunst war für einen Anwalt das A und O). Außerdem hatte der Rhetor-Professor noch viele Fachlehrer (v.a. Juristen, aber auch Philosophen, Mathematiker, Mediziner, Musik-, Architektur-, Geschichts-, Geometrie-, Astronomielehrer), die ihm zuarbeiteten. Es konnte auch vorkommen, dass junge Männer nach Griechenland gingen, um dort von einem berühmten Rhetorik-Professor unterrichtet zu werden (z. B. Caesar von Apollonius Molon).
 
Zuletzt bearbeitet:
Mir ist noch was eingefallen.
Wie oben bereits angeklungen, war Bildung im Alten Rom Privatsache, der Staat hielt sich da raus. Ich kann mich aber dunkel erinnern, dass ein Kaiser, evtl. Augustus, einen Lehrstuhl in Rom bezahlt hat. Aber ohne Gewähr! Ich weiß nicht mehr, wo ich das gelesen haben will. Wenn dem so war, dann hat das Augustus allerdings wohl in seiner Funktion als Patron der Stadt Rom getan und nicht als "Staatsmann".

In einem Punkt bin ich mir aber sicher: Caesar und Augustus betrieben Niederlassungsförderung für Lehrer, vorzugsweise aus Griechenland, indem sie jedem Lehrer das römische Bürgerrecht versprachen.

Gruß
Martial
 
Hallo Martial,

nochmals danke. Das heißt also, die Chancen standen ganz gut, als Rhetor einen Griechen zu haben.


Grüße

Vera
 
Die Privatlehrer der Kinder der reichen Bevölkerung waren zumeist griechische Sklaven. Diese waren ausgebildete Lehrer und wurden von den Eltern der Kinder zum Zweck der schulischen Ausbildung gekauft.
 
Hallo Gaius Marius,

auch Dir danke. Ich bin auf diesen Umstand schon früher mal gestossen, als ich mich aus pesönlichen Gründen mit dem Begriff des Pädagogen auseinander gesetzt habe ;-)

Gruß

Vera
 
Für mich ist in diesem Zusammenhang ein Pädagoge ein Sklave, der den Schützling des Herrn beim Lernen "unterstützt", also z. B. in die Schule begleitet, die Hausaufgaben kontrolliert usw.

Zu deiner Frage nach den Chancen eines griechischen Rhetors: Genaue Zahlen gibt es da natürlich nicht, aber ein griechischer Rhetor war sicher keine Seltenheit. Schon ein Grammaticus brauchte Griechischkentnisse, weil im Unterricht u. a. die griechischen Klassiker behandelt wurden. Allerdings wurde damals nicht nur in Griechenland selbst griechisch gesprochen, sondern in weiten Teilen des östlichen Imperiums. Und die oben beschriebene Zulassungsförderung von Caesar und Augustus deutet auch darauf hin, dass es wohl einen gewissen Mangel an griechischsprachigen Lehrern gab.
 
Generell konnte ja grob gesagt jeder Römer höherer Klassen Griechisch, die meisten konnten es genau so gut wie ihre Muttersprache.
 
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