Keine Steigbügel im alten Rom? Münze des jüngeren Labienus

El Quijote

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Es heißt, im alten Rom habe es keine Steigbügel gegeben, erstmals fänden sie in der „westlichen“ Literatur in der byzantinischen Militärschrift Μαυρικίου τακτικά στρατηγικά (der dem Kaiser Maurikios wohl fälschlich zugeschriebenen Schrift, dem Strategikon des Pseudo-Maurikios) Eingang. Das wäre im 6. oder 7. Jhdt.
Was aber ist auf der Münze des Quintus Labienus († 39 v.) zu sehen?

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Für Steigbügel hängt das ohnehin zu weit nach unten, da bräuchte man keinen Steigbügel mehr.

Ich halte die übliche Deutung als Köcher bzw. Bogentasche und Köcher für plausibel: Da Quintus Labienus mit den Parthern zusammenarbeitete, parthische Truppen befehligte und sich auf der Münze „Q. Labienus Parthicus Imp.“ nannte (was in seinem Fall wohl kaum „Sieger über die Parther“ heißen sollte, sondern eher „Feldherr der Parther“), erscheint mir nicht ungewöhnlich, dass als Symbol ein Pferd der parthischen Kavallerie (die nun einmal maßgeblich aus berittenen Bogenschützen bestand) abgebildet ist.
 
Für Steigbügel hängt das ohnehin zu weit nach unten, da bräuchte man keinen Steigbügel mehr.

Ich halte die übliche Deutung als Köcher bzw. Bogentasche und Köcher für plausibel: Da Quintus Labienus mit den Parthern zusammenarbeitete, parthische Truppen befehligte und sich auf der Münze „Q. Labienus Parthicus Imp.“ nannte (was in seinem Fall wohl kaum „Sieger über die Parther“ heißen sollte, sondern eher „Feldherr der Parther“), erscheint mir nicht ungewöhnlich, dass als Symbol ein Pferd der parthischen Kavallerie (die nun einmal maßgeblich aus berittenen Bogenschützen bestand) abgebildet ist.
Deine Überlegungen sind interessant, ich würde allerdings meinen, dass das Argument mit der Länge dann auch für die parthischen Reiter und ihre Pfeile gelten müsste, die wären dann für einen Reiterbogen nämlich ziemlich lang. Daher finde ich diese Hypothese gar nicht schlecht:
Könnte auch eine Tasche bzw ein Köcher für Wurfspeere sein. Die wurden von den Römern (wenn auch nicht von den Parthern) eher verwendet, und machen eine längere Tasche notwendig.
Wie waren die römischen Reiter in der späten Republik denn ausgerüstet?
 
Ich habe jetzt die Wiki-Artikel zum Steigbügel auf Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch überflogen. Allen gemeinsam ist, dass diese erst im FrühMA über Avaren oder Perser nach Byzanz und dann nach Europa gelangten. Zunächst sind sie wohl in Indien erfunden worden (1 Jh. v. Chr.).

Gibt es denn weitere Darstellungen von römischen Kavalleristen aus der Antike, wo Steigbügel zu erkennen wären? Eine Abbildung auf einer Münze (die verschieden interpretiert werden kann) halte ich noch nicht für allzu aussagekräftig.
 
Nach dieser Quelle handelt es sich um ein parthisches Pferd und bei dem Anhängsel um eine Bogentasche nebst Köcher: Quelle
Vorderseite: Kopf des Q. Labienus nach r. Rückseite: Parthisches Pferd nach r., mit Zügeln und Sattel, an dem Bogentasche und Köcher befestigt sind.
Allerdings ist die in der Quelle gezeigte Darstellung auch etwas eindeutiger.
 
Wie waren die römischen Reiter in der späten Republik denn ausgerüstet?
Dazu müssten wir klären, von welchen "römischen Reitern" wir sprechen. Die klassische "Equites"-Reiterei spielte in der militärischen Realität der späten Republik praktisch keine Rolle mehr. Stattdessen wurden hauptsächlich Reiter von Verbündeten und Hilfstruppen eingesetzt.
 
Ich habe jetzt die Wiki-Artikel zum Steigbügel auf Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch überflogen. Allen gemeinsam ist, dass diese erst im FrühMA über Avaren oder Perser nach Byzanz und dann nach Europa gelangten. Zunächst sind sie wohl in Indien erfunden worden (1 Jh. v. Chr.).

Gibt es denn weitere Darstellungen von römischen Kavalleristen aus der Antike, wo Steigbügel zu erkennen wären? Eine Abbildung auf einer Münze (die verschieden interpretiert werden kann) halte ich noch nicht für allzu aussagekräftig.

Es gab eine Dissertation von Axel Gelbhaar, der sich mit dem Inventar der Festung Coburg beschäftigte. Gelbhaar hatte in dieser Arbeit angenommen, dass die Römer sehr wohl Steigbügel benutzt hätten, und er hatte auch eine bildliche Darstellung erwähnt, auf der seiner Ansicht nach Steigbügel zu sehen seien.

Marcus Junkelmann hat in einer Rezension der Arbeit von Gelbhaar energisch widersprochen. Er sagte, dass es keine einzige Abbildung gäbe, die Kavallerie mit Steigbügeln zeige.

Er geht dabei auch auf die Bildquelle ein, die Gelbhaar zitierte und schrieb, dass es sich dabei um den Sattelgurt handeln muss und dass, wenn es sich um Steigbügel handele, der Sattel dann keinen Sattelgurt hätte. Insgesamt muss ich sagen, dass Junkelmanns Ausführungen sehr plausibel klingen. Junkelmann schreibt dass keine einzige schriftliche oder bildliche Quelle in der Antike Reiter mit Steigbügel zeigt. Wovon er aber durchaus ausgeht, , dass sind provisorische Lederschlaufen, um bei Distanzritten die Beine zu entlasten. Junkelmann weiß, wovon er schreibt, und er hat ja auch eine Reihe von Büchern zur römischen Reiterei vorgelegt. Vielleicht ist die Rezension von Junkelmann für den ein oder anderen interessant.
Ich habe sie daher mal als PDF-Datei angehängt.
 

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Ich halte Junkelmann auch für maßgeblich. Und die Frage ist ja auch ob die Steigbügel tatsächlich erforderlich sind. Für die Lanze des Mittelalters brauche ich diese zwingend, für sehr große Pferde ebenfalls. In der klassischen römischen Equites eher nicht. Das parthische Kampfmanöver mit nach hinten gewandten Bogenschuss ist durch Steigbügel einfacher, geht aber auch ohne - Fundlage ist generell aber offensichtlich keine bekannt - sonst hätte Junkelmann was ausgewiesen.
Lederschlaufen würden nicht nur entlasten, sondern auch den Bogenschuss erleichtern - auch hier keine Fundlage. Und Fundlage ist auch bei Leder mehr als schwierig - liegt in der Natur der Sache.

Also Fazit:
Wohl eher nicht, nicht und wahrscheinlich nie mit Sicherheit zu sagen. Wenn, dann aus vergänglichem Material (Leder, Seil)
 
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