Königtum vor und nach Napoleon (ab Mittelalter)

G

Gast

Gast
Was unterscheidet denn ein selbständiges Königreich in der nachnapoleonischen Zeit von einem Königreich des Mittelalters ?
 
Was unterscheidet denn ein selbständiges Königreich in der nachnapoleonischen Zeit von einem Königreich des Mittelalters ?


Worauf willst du hinaus? Was meinst du mit einem selbstständigen Königreich, wenn du wohl davon ausgehst ein König des Mittelalters sei nicht selbstständig gewesen? In welcher Beziehung?
Was habt ihr denn im Unterricht diesbezüglich besprochen?

Klar ist, der Eine war ein "Herrscher von Gottes Gnaden", der Andere (Napoleon) kürte sich selbst zum Kaiser. Übrigens lagen die letzten Regentschaften vor Napoleon und die Revolution NICHT im Mittelalter.
 
Zuletzt bearbeitet:
Man könnte sagen, es unterscheidet sich nicht viel und man könnte sagen, dazwischen lägen Welten.

Im Grunde finden wir noch bis zur napoleonischen Zeit das alte Treueverhältnis des Lehenswesens, am markantesten wohl im Heiligen Römischen Reich, das erst 1806 endgültig unterging.
Auf der anderen Seite hatte sich eine neuzeitliche Staatlichkeit der Königreiche heraus gebildet und es war das Nationalbewusstsein entstanden oder hatte sich weiter entwickelt.

Also das Feld der Konstanten wie auch der kompletten Neuheiten im Zuge von Humanismus, Aufklärung, Bürokratisierung etc. ist wirklich sehr weit.

Daher ist wohl eine befriedigende, kurze Antwort schwierig bis unmöglich.:winke:
 
Wie Caro bereits anriss: die religiöse Seite fehlt den gekrönten Häuptern nach Napoleon (zumindest vielen; in Großbritannien z. B. immernoch nicht, die haben sogar eine eigene Kirche – und die spanischen "allerkatholischsten Majestäten" wurden dieses Attribut erst irgendwann im letzten Jahrhundert los).

Die religiöse Legitimierung wurde durch eine zivile ersetzt; deshalb konnte sich z. B. Napoleon in römisch-republikanischer Tradition zum "Kaiser" machen, aber nicht zum "König", denn republikanische Könige gab es nicht. Die sogen. institutionellen Monarchien machen dementsprechend ganz schöne Verrenkungen, um einen von Gott gegebenen offiziellen Herrscher mit einer demokratischen Regierung unter einen Hut bzw. Krone zu kriegen.
 
(...) und die spanischen "allerkatholischsten Majestäten" wurden dieses Attribut erst irgendwann im letzten Jahrhundert los).

Nö, die schmücken sich noch heute mit dem Titel. (Das "aller-" gabs wohl im Spanischen nie, da hieß es immer nur "Majestad Catolica")

Wiki schrieb:
Der spanische König Juan Carlos führt laut der spanischen Verfassung noch heute den Titel „Seine Katholische Majestät“ („Su Majestad Católica“).

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Katholische_Majest%C3%A4t
 
Die religiöse Legitimierung wurde durch eine zivile ersetzt; deshalb konnte sich z. B. Napoleon in römisch-republikanischer Tradition zum "Kaiser" machen, aber nicht zum "König", denn republikanische Könige gab es nicht. Die sogen. institutionellen Monarchien machen dementsprechend ganz schöne Verrenkungen, um einen von Gott gegebenen offiziellen Herrscher mit einer demokratischen Regierung unter einen Hut bzw. Krone zu kriegen.
Das ist auch wieder so eine Sache. In Preußen und in anderen aufgeklärten monarchischen Staaten gab es da wohl Wandlungen, aber diese waren bis zur napoleonischen Zeit zum einen nicht abgeschlossen und zum anderen in manchen Regionen auch nichtmal angedacht.
Ja, von Seiten der Monarchen oder souveränen Fürsten wurde sogar oftmals versucht bei den aufklärerischen Reformen oder milden Abwandlungen lieber den religiösen Aspekt außen vor zu lassen. Wenn man schaut welche Probleme man mit religiösen Reformen hatte, man denke vor allem an den Josephinismus, dann ist diese Bedachtsamkeit absolut einleuchtend.

Aus den Glaubensstreitigkeiten, welche ganze Staaten noch im 18.Jh. quasi spalteten, heraus, erscheint es ziemlich erstaunlich, dass dann im 19.Jh. sowas wie Unionierte Kirchen überhaupt möglich wurden.
 
Ein Unterschied, den man evtl so zwischen "Mittelalter" und "Napoleon" analysieren kann:

Sowohl ein absolutistischer König des 18./19. Jh. als auch seine eher konstitutionellen Nachfolger des 19./20. Jh. ist das (erbliche) Staatsoberhaupt eines modernen Staatswesens.

Staat – Wikipedia

Diese 3-Merkmale-Theorie gab es zwar im 18. Jh. noch nicht, doch trifft sie im Großen und Ganzen auch damals zu; weitere Mermale eines solchen Staates waren eine professionelle Bürokratie (wie effektiv die auch immer arbeitet) und ein stehendes Heer.

Man korrigiere mich, wenn ich mich irre, aber die Lehensverhältnisse des Mittelalters stellten mWn mehr auf die personelle Beziehung zwischen Lehensherr und Gefolgsmann ab; so dass auch für den König als "obersten Lehnsherren" galt wäre das mE ein wichtiger legitimatorischer Unterschied.

Sicher wäre eine genauere zeitliche bzw sachliche Eingrenzung sinnvoll; wann im "Mittelalter"? Welche "Könige nach Napoleon" sind gemeint, die Potentaten der Restauration oder heutige konstitutionelle Monarchen wie die Queen?
 
Ein Unterschied, den man evtl so zwischen "Mittelalter" und "Napoleon" analysieren kann:

Sowohl ein absolutistischer König des 18./19. Jh. als auch seine eher konstitutionellen Nachfolger des 19./20. Jh. ist das (erbliche) Staatsoberhaupt eines modernen Staatswesens.

Staat – Wikipedia
Dazu gäbe es zumindest manche Ausnahmen: Polen und das HRR, wobei Polen freilich mit der 3. Teilung vorerst von der politischen Landkarte verschwand. Beim HRR wird die moderne Staatlichkeit ja angezweifelt und bei Polen dürfte es wohl ähnlich sein.

Ich frage mich gerade wie dieses Vasallen-Lehnsherrverhältnis in anderen Staaten aussah und inwieweit man, gerade in den agrarisch und entsprechend adelig geprägten Staaten, von einem Rückgang der Bedeutung dieses Verhältnisses wirklich sprechen darf.
Ich denke da sind ganz unterschiedliche Wendepunkte der Geschichte von Staat zu Staat anzusehen. In Brandenburg-Preußen könnte man den Wendepunkt mit dem vielleicht letzten großen Landtag der 1650er sehen (?) und in Österreich mit des theresianischen Reformen der Mitte des 18.Jh..:grübel: In anderen Staaten wiederum bewahrte sich der Adel (und gewissermaßen auch dessen Lehnsherr) vor diesem Wandel vielleicht auch bis ins 19. Jh. (?).
 
Nö, die schmücken sich noch heute mit dem Titel. (Das "aller-" gabs wohl im Spanischen nie, da hieß es immer nur "Majestad Catolica")



Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Katholische_Majest%C3%A4t


Das aller- stellt ja bloß ein Superlativpräfix dar. Das muss man natürlich geiegnte übersetzen. Die Spanier nutzen eben kein Präfix, sondern die Steigerungsform lautet auf -ícimo/a aus. Also catolicísimo/a(s). Wobei diese Wendung im CorDE nur vereinzelt vorkommt. Ein Beispiel aus der zweiten Hälfte des 17. Jhdts., von Fray Francisco de Santos:
"y en la derecha un escudo, que afirma en la tierra, con las armas y timbres de los catolicísimos reyes españoles."
Und zeitgenössisch schreibt 1653 Gabriel Bocángel:"Luego que este sacro Maestre pagó la común deuda que contraen los mortales naciendo, los catolicísimos reyes de Castilla (en virtud de bulas de su Santidad) comenzaron a honrar esta religión sacrosanta con el cargo de sus administradores perpetuos. Cuéntanse hasta el presente lustro cinco, a cuyas luces bastardean los ojos del águila."
1640 schreibt Baltasar Gracián:
"Ésta es, ¡oh, Excelentísimo Duque, gloria máxima de los Carrafas e inmortal corona mía!, una ruda copia del que fue perfectísimo dechado de monarcas. El último rey de los godos por línea de varón; pero el primero del mundo por sus prendas; cuyo mayor acierto, entre tantos, fue haber escogido, digo haber ejecutado la ya superior, divina elección de la catolicísima Casa de Austria."
Johann von Austria, der Sieger von Lepanto, äußert sich gegenüber dem Papst noch so:
"Beatísimo padre: Los flagelos continuados con que de algunos años á esta parte ha castigado la recta justicia de Dios, nuestro Señor, á esta monarquía catolicísima, y en ella á todo el orbe cristiano, han sido tales, y sus principales raíces tan manifiestas, que no dudo habrán, no sólo llegado á los oídos de vuestra Beatitud, sino lamentádolos en el mayor grado."

Fray Alonso de Cabrera, 1598: "No tiene la Iglesia en lo temporal otro arrimo, columna fuerte en que estribe, estribo que la apoye, muro que la defienda, sino el rey catolicísimo."


Das ist dann aber auch alles, was man dazu in der CorDE findet, was für eine Datenbank dieses Ausmaßes (hier sind praktisch alle historischen spanischen Schriftstücke die wissenschaftlich editiert wurden abrufbar) verdammt wenige Belegstellen sind.
 
Zurück
Oben