Körperpflege a la Romaine

Ferrovia

Neues Mitglied
Salve, bin ganz neu hier und habe gleich eine Frage: wie sah die altrömische Körperpflege aus? Thermen kennt man ja und Strigilis und viel Öl. Aber hatten die Römer wirklich keine Seife und wir hielten sie es z.B. mit dem Zähneputzen und dem Haarewaschen? Habe darüber nirgends Informationen finden können, nicht mal bei Weeber ... bedanke mich schon jetzt für jegliche Aufklärung.
Salü Ferrovia:red:
 
Ich habe mal bei Thomas Fischer "Die Römer in Deutschland" nachgelesen. Da kann man leider auch nicht viel zu diesem Thema finden. Fischer verweist auf Pinzetten und Ohrlöffel. Beides gehörte zur Standardausrüstung eines Römers.

Ohrlöffel ? Wikipedia

Die Römer kannten kein Toilettenpapier. Die Reinigung nach dem Stuhlgang erfolgte mit einem Schwamm, welcher an einem Holzstiel befestigt war. Der Schwamm wurde in Essigwasser getaucht und dann benutzt.

Nach Thomas Fischer haben die Römer der Kaiserzeit Seife von den Germanen importiert.

Zur Zahnpflege schreibt Wikipedia
Vorläufer der Zahnpasta waren Zahnpulver zum Abreiben des Zahnbelages mit feinen Putzkörpern. Durch archäologische Zahnbefunde und schriftliche Quellen sind sie für viele Kulturen nachweisbar. Die Römer zum Beispiel benutzten den Begriff Dentifricium („Mittel zum Abreiben der Zähne“), Plinius d. Ä. gibt auch Inhaltsstoffe an: pulverisierte und zu Asche verbrannte Knochen, Horn oder Muschelschalen, Bimsmehl, Natron, mit Myrrhe versetzt.[6] Celsus empfiehlt zerriebenes Salz.[7] Sogenanntes Zahnsalz wird auch heute noch als Zahnreinigungsmittel verwendet.
Zahnpasta ? Wikipedia
 
Ist die Produktion von Talg und solch Zeug nicht sehr stark Ernährungsabhängig, und somit evtl garnicht mit heute zu vergleichen?

ich denke da an den ganzen Unsinn der heute in der Nahrung und im Wasser ist, damals aber nicht, und auch die ganz andere Zusammensetzung der Nahrung bezüglich Fleisch/Getreide...

das wurde doch sicher mal von reenactern nachgelebt, evtl kann ja einer unserer FreizeitRömer was dazu sagen ? (flavius?)

ich habe auch mal gelesen das nach etwa einem Monat den man ohne moderne Haarpflege/Shampoos lebt, die haare aufhören zu fetten und ganz normal und gesund aussehen - wie in der shampoowerbung :pfeif:

grüße
corto
 
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Ist die Produktion von Talg und solch Zeug nicht sehr stark Ernährungsabhängig, und somit evtl garnicht mit heute zu vergleichen?
ich denke da an den ganzen Unsinn der heute in der Nahrung und im Wasser ist, damals aber nicht, und auch die ganz andere Zusammensetzung der Nahrung bezüglich Fleisch/Getreide...
(flavius?)ich habe auch mal gelesen das nach etwa einem Monat den man ohne moderne Haarpflege/Shampoos lebt, die haare aufhören zu fetten und ganz normal und gesund aussehen - wie in der shampoowerbung :pfeif:
Der Römer wird den gleichen Schweißgeruch, wie der Mensch von heute gehabt haben. Der Schweiß selbst ist eigentlich fast geruchlos, erst die Bakterien, die sich darauf niederlassen verursachen den Geruch. Sueton beschrieb Neros Körper als übelriechend. Da die Römer ständig badeten, und sich mit Öl einrieben dürfte auch die Öl-Akne verbreitet gewesen sein. Von Tiberius wird überliefert, dass er an diversen Hautkrankheiten litt. Er machte dafür die Sitte des Küssens bei der Begrüßung verantwortlich und wollte diesen Brauch verbieten.
Die Rasur war für Männer wahrscheinlich ein schmerzhafter Akt, da die Seife noch nicht erfunden war und die Messer nicht so scharf wurden, wie eine heutige Klinge. Die Haare wurden , je nach Mode, mit dem Brenneisen gelockt und mit Duftwässern behandelt. Die julisch-claudischen Kaiser trugen das Haar hinten lang ,mit einem Mittescheitel im Nacken und langen Strähnen als Koteletten. Das hielt garantiert nicht ohne mit Ölen oder Fetten festgeklebt zu werden. Nero ließ sich den Pony in sichelförmige Locken in die Stirn frisieren. Sein Bart bedeckte nur das Doppelkinn, das Kinn selbst war bei ihm rasiert. Die Flavier trugen das Haar relativ anspruchslos, etwas gewellt( vielleicht hatten Titus und domitian auch Naturlocken) und kurz geschnitten. Die Antonine trugen Bärte und hatten das Haar in kleine Löckchen gekräuselt. Anspruchsvoller war die Haarpflege und der Kopfputz bei den Frauen, die noch mit Toupets aufgefüllt wurden.
Naturmenschen waren die Römer nicht, sie benutzen gern künstliche Hilfsmittel bis hin zur hochgiftigen Bleischminke, in Form von Bleiweiß und oranger Mennige. Da zum süßen von Wein auch Bleizucker verwendet wurde dürften Vergiftungssympthome wie schwarzgesäumte Zahnhälse und eine grau-gelbliche Hautfarbe nicht selten gewesen sein. Die übermäßige Verwendung von Blei war auf alle Fälle ungesünder als unser Trinkwasser.
 
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Ovid, Ars amatoria

Nach der Übersetzung von M. von Albrecht

Buch I, 505-522 – Körperpflege für den Mann
"Aber finde kein Gefallen daran, das Haar mit der Brennschere zu kräuseln, und reibe dir die Schenkel nicht mit rauhem Bimsstein glatt. Überlaß das den Eunuchen, die die Mutter Cybele mit phrygischen Melodien heulend ansingen. Nachlässige Schönheit steht Männern. [...] Durch Sauberkeit errege dein Körper Wohlgefallen, laß ihn auf dem Marsfeld bräunen. Die Toga sei gut passend und ohne Flecken. Die Zunge am Schuh stehe nicht vor, die Zähne seien frei von Belag, und der Fuß schwimme nicht schlotternd in zu weitem Leder. Der Haarschnitt entstelle nicht dein Haar zu Stacheln, Haar und Bart seien von kundiger Hand geschnitten. Laß die Nägel nicht vorstehen, laß sie sauber sein, und aus den Nasenlöchern stehe dir kein Härchen hervor. Auch soll der Mund nicht übel riechen, der Atem nicht widerlich sein, und unter der Achsel soll nicht der stinkende Bock, der Herr der Ziegenherde, hausen."

Buch III, 193-217 – Körperpflege für die Frau
"Beinahe hätte ich euch noch ermahnt: Laßt den Geruch des trotzigen Bockes nicht unter die Achselhöhlen kommen und die Beine nicht von borstigen Härchen rauh sein. Aber ich belehre ja keine Mädchen vom kaukasischen Felsen oder solche, die Wasser vom mysischen Caicus trinken. Soll ich euch etwa auch noch vorschreiben, die Zähne nicht durch Saumseligkeit braun werden zu lassen und morgens den Mund mit Wasser auszuspülen? Ihr versteht euch darauf, durch Kreide eine weiße Hautfarbe zu bekommen; eine, die von Natur keine roten Wangen hat, hat sie durch Kunst. Durch Kunst füllt ihr die kahlen Stellen neben den Augenbrauen aus, und ein kleines Schönheitspflästerchen verhüllt die echten Wangen. Und ihr schämt euch nicht, die Augen mit feiner Asche zu untermalen oder mit Krokus, der an deinem Ufer, du klarer Cydnus, wächst. [...] Freilich möge der Liebhaber keine Schminktöpfchen erwischen, die auf dem Tisch herumliegen. [...] Und ich möchte es auch nicht gut heißen, wenn ihr in Anwesenheit des Liebhabers Hirschmark verwendet oder die Zähne putzt; diese Dinge werden euch zwar Schönheit schenken, aber häßlich mitanzusehen sein."
 
Wozu, um Himmels Willen, haben die Hirschmark benutzt ?
Gruß + Danke für Deine Antwort
Hirschtalg-und Mark wurde auch in späteren Zeiten in der Medizin verwendet. Z.B. Hildergard von Bingen:
" Wenn ein Mensch von ganz schweren Rheuma geplagt wird, wobei sogar seine Gelenke zu zerbrechen drohen, dann zerstoße er frisches Wermutkraut im Mörser zu Saft, nehme Unschlitt und Hirschtalg und Hirschmark und so mache daraus eine Salbe."
Hirschtalgsalbe gibt es auch heute noch für die Fußpflege.
 
Die Römer kannten kein Toilettenpapier. Die Reinigung nach dem Stuhlgang erfolgte mit einem Schwamm, welcher an einem Holzstiel befestigt war. Der Schwamm wurde in Essigwasser getaucht und dann benutzt.

Laut diesem Artikel Der "Schwamm am Stock" auf römischen Latrinen – eine Lüge? lassen sich keine Beweise dafür finden.

Wiplinger und mehrere andere Wissenschaftler haben deshalb vorgeschlagen, dass das Xylospongium eher als Toilettenbürste oder Reinigungswerkzeug für die Latrine selbst gedacht gewesen sein könnte, nicht als gemeinschaftlicher Po-Reiniger für Menschen.​
 
Das eindeutig aus dem Griechischen stammende Wort "Xylospongium" legt aber eigentlich eine griechische Herkunft des Gegenstands (wofür auch immer er benutzt worden sein mag) nahe.

Was im Artikel steht: "Bei archäologischen Grabungen finden sich häufig Pflanzenfasern, Stoffreste, Keramikscherben oder glatte Kiesel – Materialien, die auch ohne Stiel zur Reinigung nach dem Toilettengang benutzt werden konnten." überzeugt mich aber auch nicht unbedingt. Pflanzenfasern und Stoffreste - klar, aber Scherben und Kiesel? Wer wühlt mit Scherben in oder an seinem Allerwertesten herum?

Vielleicht ließen sich die Römer aber auch ganz einfach von ihren Sklaven am Arsch lecken ...
 
Ich hatte eigentlich nie die Vorstellung, dass das Xylospongium von einem Benutzer an den nächsten weitergereicht wurde. Um ehrlich zu sein, habe ich da aber auch nie weiter drüber nachgedacht. Aber es stimmt, es ist nicht gerade logisch. So etwas führt man ja nicht mit sich und wenn es auf der Toilette liegt, dann ist natürlich naheliegend, dass das Ding von mehr als einem Individuum verwendet wird, was die rückwärtige Sauberkeitspflege wiederum unwahrscheinlich erscheinen lässt.

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Pflanzenfasern und Stoffreste - klar, aber Scherben und Kiesel? Wer wühlt mit Scherben in oder an seinem Allerwertesten herum?

Das hat mich auch gewundert, aber es gibt noch weitere Hinweise darauf:

Aber immerhin haben Archäologen Überreste von „Pessoi“ entdeckt – dem bescheidenen griechischen und römischen Äquivalent zum Toilettenpapier. Pessoi sind kleine ovale oder runde Steine oder Keramikscherben, die in den Ruinen alter römischer und griechischer Latrinen entdeckt wurden. Sogar auf einem 2.700 Jahre alten Trinkgefäß wurden sie verewigt: Darauf zu sehen ist ein Mann, der im Hocken von seinem Stein Gebrauch macht. Auch im Talmud finden die Pessoi Erwähnung.​


und als Link darin: Toilet hygiene in the classical era


Stern ist zwar nicht einmal eine populärwissenschaftliche Publikation, aber immerhin wird auf einen Beitrag von Wiplinger zu dem Thema von 2009 verlinkt:


Und auch der Wiki-Artikel enthält einiges an Informationen: Xylospongium – Wikipedia mit weiteren Hinweisen

auch ganz lesenswert: Haben die alten Römer ihren Toilettenschwamm geteilt?

sowie ganz allgemein zum Thema Toilettenpapier: Toilettenpapier – Wikipedia
 
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Wenn die Xylospongium nicht für die Reinigung des Allerwertesten da waren, für was war dann die kleine Rundung in der Toilettenöffnung? Die Toilettenöffnungen waren oval, hatten jedoch vorne einen weiteren kleinen Kreis, der in die ovale Öffnung überging. 1988 erklärte mir/uns ein Fremdenführer in Ephesos, dass dieser kleine Kreis für die Anwendung des Xylospongium verwendet wurde. Wenn man den Xylospongium als Klobürste benutzt hat, für was war dann der kleine Kreis gedacht? Wenn niemand auf der Toilette sitzt, dann hat man doch jede Menge Platz, die Bürste zu benutzen?

Latrine in Ephesus Stockfotografie - Alamy
 
Wenn die Xylospongium nicht für die Reinigung des Allerwertesten da waren, für was war dann die kleine Rundung in der Toilettenöffnung? Die Toilettenöffnungen waren oval, hatten jedoch vorne einen weiteren kleinen Kreis, der in die ovale Öffnung überging. 1988 erklärte mir/uns ein Fremdenführer in Ephesos, dass dieser kleine Kreis für die Anwendung des Xylospongium verwendet wurde. Wenn man den Xylospongium als Klobürste benutzt hat, für was war dann der kleine Kreis gedacht? Wenn niemand auf der Toilette sitzt, dann hat man doch jede Menge Platz, die Bürste zu benutzen?

Latrine in Ephesus Stockfotografie - Alamy
Bei öffentlichen Toiletten in den USA hat die Toilettenbrille oft vorne eine Aussparung, ist also kein "Ring", sondern bloß ein "Hufeisen" (nein schon geschlossener und natürlich oval, aber ein besseres Vergleichsobjekt fiel mir nicht ein).
 
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