Kommunikation im Feld

Kraft

Mitglied
Hi Leute!
Bei der Beschäftigung mit mit dem mittelalterlichen Kriegswesen, bin ich auf ein problem bzw. eine Fragestellung gestoßen, die mich seit längerem beschäftigt.
Ich frage mich, wie man die Kommuniaktion der einzelnen Truppenteile im Feld gestaltet hat. Was war die gängige Methode? Ein Melder, Rufzeichen?
Generell würde ich gerne wissen, wie man die Verbindung der Truppen untereinander gehalten hat, vor dem 20. Jahrhundert.

Über Antworten würde ich mich freuen, danke.
 
Kennst du:

Hans Delbrück, Geschichte der Kriegskunst. Das Mittelalter. Von Karl dem Großen bis zum späten Mittelalter. Die Neuzeit. Vom Kriegswesen der Renaissance bis zu Napoleon. Hamburg 2006.

Mir liegt dieser Nachdruck vor; dem Impressum zufolge erschien das Werk 1901 und erfuhr mehrfache Neuauflagen.

LG Galgenpapst
 
Naja, wir sind hier im UF "Mittelalter - Sonstiges im Mittelalter", vielleicht könnten wir erstmal klären wie das im Mittelalter war. Ich denke mal als Erstes an Meldereiter, berittene Boten und dergleichen.
 
Also Meldereiter wurden bestimmt auch eingesetzt, allerdings auch Rufhörner und Pfeiffen. Später dann auch noch Trommeln, Flötenspieler Trompeten usw...
Spätestens ab den Landsknechten gab es dafür eigens ausgebildete Soldaten die dafür abgestellt waren "Signale" weiterzugeben.
Es war auch oft so gehandhabt, das neue Rekruten in ihrer ersten Schlacht als Trommler oder ähnliches teilnahmen........
 
Gewisse Fahnen oder Stoffstücke an Stangen wurden auf den Feldherrenhügeln auch als Signale eingesetzt. Für in der Schlacht kurzfristig geänderte Strategien wurden Reiter geschickt. In vielen berühmten Schlachtfilmen über die Napoleonzeit wird das auch gezeigt.
Es kam natürlich darauf an, wie groß das Schlachtfeld und die einzelnen Truppenteile überhaupt beweglich waren an. Im Mittelalter dürfte meistens bereits der Anfang der Schlacht oder die Schlagkraft entschieden haben, wer die Oberhand behält.
Akustische Signale halte ich nur in den seltensten Fällen für geeignet. Je nachdem wie der Wind war hätte man auch gegen den Wind trommeln, flöten oder trompeten müssen. Und hatte der Gegner ebenso solche Signalmöglichkeiten dürfte die Verwirrung groß gewesen sein.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hans Delbrück, Geschichte der Kriegskunst. Das Mittelalter. Von Karl dem Großen bis zum späten Mittelalter. Die Neuzeit. Vom Kriegswesen der Renaissance bis zu Napoleon. Hamburg 2006.

Dieser Empfehlung darf ich mich anschließen und dazu auf Delbrück, Hans/Geschichte der Kriegskunst - Zeno.org verweisen.
Hier auch sogleich die besonders relevanten Kapitel zum hochmittelalterlichen Rittertum:
Delbrück, Hans/Geschichte der Kriegskunst/3. Teil. Das Mittelalter/3. Buch. Das hohe Mittelalter/2. Kapitel. Das Rittertum militärisch - Zeno.org
Delbrück, Hans/Geschichte der Kriegskunst/3. Teil. Das Mittelalter/3. Buch. Das hohe Mittelalter/2. Kapitel. Das Rittertum militärisch/Das Treffen bei Pillenreuth - Zeno.org
Aus Letztgenanntem zur Verdeutlichung:
Hans Delbrück schrieb:
... Nicht den leisesten Ansatz finden wir bei den Rittern von Übungen in geschlossenem Reiten, Aufmarschieren, Schwenkungen. Alles was von Führung vorhanden ist, beschränkt sich auf das Verbot, ohne Befehl die Reihen zu verlassen und auf eigene Hand anzugreifen – ein Verbot, das in einem Kavallerie-Reglement schon gar nicht mehr für nötig gehalten wird – und auf die Anordnungen für das Banner. Die Führung will also nichts, als gleichmäßig an den Feind kommen, und nachdem der Kampf begonnen hat, ihn durch das Hochhalten des Banners bis zur äußersten Intensität durchführen.

Das ist das Umgekehrte von dem, was der moderne Kavallerie-Taktiker lehrt. "Der Einbruch", heißt es hier, "ist die eigentliche Kampfestat der Kavallerie, er bringt die unmittelbare Entscheidung. Nur bei zweifelhaftem Erfolg des Einbruchs wird das nachfolgende Handgemenge eine besondere Wendung herbeiführen." Weiter sagt das moderne Reglement: "Kavallerie ist niemals schwächer als nach einer gelungen Attacke" und legt deshalb entscheidendes Gewicht darauf, daß nötigenfalls schnell wieder gesammelt wird, und womöglich einzelne Abteilungen überhaupt geschlossen bleiben. Bei den Rittern dient die Abteilung um das Banner einigermaßen demselben Zweck; vom Sammeln aber, von Signalen und Befehlen im Gefecht ist überhaupt nicht die Rede, so wenig wie von Flankierungen bei der Attacke oder vom Schutz gegen Flankierungen durch den Feind, von zweiten Treffen oder von Reserven, denn die Entscheidung liegt im Kampf, im Handgemenge. Da gibt es keine Führung mehr: der Kampf ist ausschließlich dem Ritter selbst überlassen, der dem Feinde schaden mag, wo und wie er immer kann.

Die geschlossene Abteilung in der Hand ihres Führers ist das Wesen der (modernen - Anm. von mir) Kavallerie. Das Signal "Sammeln" spielt deshalb bei ihren Übungen eine solche Rolle, daß die Gäule sich von selbst nach dem Fleck, von wo sie es ertönen hören, in Karriere setzen. Ritter haben mit solchen Übungen und Signalen nichts zu schaffen und die Trompete nichts mit ihnen...

Im Hochmittelalter, wo die Ritter und Sergenten die Hauptwaffe des Heeres bzw. Schlachthaufens darstellten, ergibt sich die Gliederung in einzelne Abteilungen gemäß der Lehenshierarchie bzw. der "Aufstellung" nach Lanzen und Bannern - vgl. dazu auch meine Ausführungen in http://www.geschichtsforum.de/281255-post99.html
Anm.: Diese Gliederung gilt übrigens auch noch im Spätmittelalter...

Hieraus - der Begriff "Banner" weist darauf bereits hin - wird ersichtlich, daß sich Ritter mit ihren Bewaffneten und Knechten in ihren Verband (Banner) begaben und dem entsprechenden Bannerherrn folgten. Zu Schlachtbeginn erfolgte ein Schlachtruf, der jedoch nicht mehr signalisierte als eine Einstimmung/Motivation bzw. den Umstand, daß nun der Kampf begann; und solange das eigene Banner (jetzt i.S.v. Fahne des Verbandes) nicht gefallen war, wurde gekämpft. Hörner, Trommeln, Pfeifen o.ä. bedurfte es bei der ritterlichen Kriegsführung des Mittelalters noch nicht, zumal eine Ordnung wie bei den späteren neuzeitlichen Heeren nicht gegeben war, sondern "lediglich" darauf geachtet wurde, die Formation so geschlossen wie möglich zu halten (was übrigens bei Berittenen durchaus ein hohes Maß an Disziplin und Umsicht voraussetzt: ritterliche destriers (Hengste!) nebeneinander vertragen sich nämlich gar nicht gut, wenn man zu wenig Abstand hält).



Trommeln und Pfeifen gehören in spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Infanterieheere - z.B. bei den deutschen Landsknechten, die ob ihrer lauten Trommeln wohl ebenso bekannt waren wie aufgrund ihres kämpferischen Auftretens. Auch bei ihnen hatte jedoch ebenso die Fahne - aus den Zeiten der Landsknechte stammt nämlich der Fähnrich - nach wie vor ihre Bedeutung behalten.

Bezüglich der Signaltrompeten bin ich mir nicht sicher und mag mich irren, aber mW waren diese im Spätmittelalter zunächst bei den Türmern in den Städten im Einsatz und bei höfischen sowie höfisch-militärischen Anlässen als Instrumente in Gebrauch, während der Einsatz im Feld erst wieder für neuzeitliche Heere nach der "Landsknechtszeit" auszumachen ist.

Auch Meldereiter i.d.S. gehören mW nicht mehr ins Mittelalter, sondern in spätere Zeiten (Truppengattung Jäger zu Pferde); allerdings bin ich mir auch dabei nicht endgültig sicher und lasse mich gern korrigieren, wenn ich mich irre.



Wenn wir aber den Blickwinkel von West- und Mitteleuropa etwas erweitern, finden wir jedoch auch bereits im Mittelalter ein relativ ausgeklügeltes System, welches aus Horn- und Flaggensignalen bestand, bei den Mongolen. Für Details dazu muß ich an der Stelle allerdings passen...
 
und solange das eigene Banner (jetzt i.S.v. Fahne des Verbandes) nicht gefallen war, wurde gekämpft.

:hoch:

Leider habe ich nicht mehr die Quelle zur Hand, aber ich kann mich wage erinnern das die Schlacht bei Bouvines 1214 durch ein Bannersignal entschieden wurde. Nachdem König Philipp II. von Frankreich im Kampf gegen die kaiserliche Infanterie vom Pferd gezogen wurde und anschließend von den sächsischen Rittern des Kaisers bedrängt wurde, soll sein Bannerträger durch das schnelle schwenken des Banners der noch zurückgehaltenen französischen Reiterei signalisiert haben, das sich der König in ernster Gefahr befand. Darauf führten die königlichen Ritter eine Attake gegen den Gegner, wodurch sie zum einen den König retteten und zugleich den Kaiser zu fall brachten indem sie sein Pferd töteten. Der trat darauf zur Flucht an womit die Schlacht entschieden wurde.
 
Grüezi

Bei den mittelalterlichen Innerschweizer Truppen spielte das Harsthorn (Hälmi) eine wichtige Rolle. Allerdings bin ich mir nicht sicher, in wie weit das Harsthorn als Signalhorn eingestzt wurde. Sicher diente es als Erkennungszeichen der Truppen. Und sein Klang verbreitete Schrecken, wenn es ertönte, wussten alle, die "Schweizer" kommen.
In einigen Kantonen wird bis heute bei wichtigen Zeremonien das Harsthorn geblasen, oder zumindest präsentiert. Die ältesten Horne sind aus dem 16. Jahrhundert. Viele wurden leider in der Zeit der Helvetik zerstört...

Gruss Pelzer


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