Hans Delbrück, Geschichte der Kriegskunst. Das Mittelalter. Von Karl dem Großen bis zum späten Mittelalter. Die Neuzeit. Vom Kriegswesen der Renaissance bis zu Napoleon. Hamburg 2006.
Dieser Empfehlung darf ich mich anschließen und dazu auf
Delbrück, Hans/Geschichte der Kriegskunst - Zeno.org verweisen.
Hier auch sogleich die besonders relevanten Kapitel zum hochmittelalterlichen Rittertum:
Delbrück, Hans/Geschichte der Kriegskunst/3. Teil. Das Mittelalter/3. Buch. Das hohe Mittelalter/2. Kapitel. Das Rittertum militärisch - Zeno.org
Delbrück, Hans/Geschichte der Kriegskunst/3. Teil. Das Mittelalter/3. Buch. Das hohe Mittelalter/2. Kapitel. Das Rittertum militärisch/Das Treffen bei Pillenreuth - Zeno.org
Aus Letztgenanntem zur Verdeutlichung:
Hans Delbrück schrieb:
... Nicht den leisesten Ansatz finden wir bei den Rittern von Übungen in geschlossenem Reiten, Aufmarschieren, Schwenkungen. Alles was von Führung vorhanden ist, beschränkt sich auf das Verbot, ohne Befehl die Reihen zu verlassen und auf eigene Hand anzugreifen – ein Verbot, das in einem Kavallerie-Reglement schon gar nicht mehr für nötig gehalten wird – und auf die Anordnungen für das Banner. Die Führung will also nichts, als gleichmäßig an den Feind kommen, und nachdem der Kampf begonnen hat, ihn durch das Hochhalten des Banners bis zur äußersten Intensität durchführen.
Das ist das Umgekehrte von dem, was der moderne Kavallerie-Taktiker lehrt. "Der Einbruch", heißt es hier, "ist die eigentliche Kampfestat der Kavallerie, er bringt die unmittelbare Entscheidung. Nur bei zweifelhaftem Erfolg des Einbruchs wird das nachfolgende Handgemenge eine besondere Wendung herbeiführen." Weiter sagt das moderne Reglement: "Kavallerie ist niemals schwächer als nach einer gelungen Attacke" und legt deshalb entscheidendes Gewicht darauf, daß nötigenfalls schnell wieder gesammelt wird, und womöglich einzelne Abteilungen überhaupt geschlossen bleiben. Bei den Rittern dient die Abteilung um das Banner einigermaßen demselben Zweck; vom Sammeln aber, von Signalen und Befehlen im Gefecht ist überhaupt nicht die Rede, so wenig wie von Flankierungen bei der Attacke oder vom Schutz gegen Flankierungen durch den Feind, von zweiten Treffen oder von Reserven, denn die Entscheidung liegt im Kampf, im Handgemenge. Da gibt es keine Führung mehr: der Kampf ist ausschließlich dem Ritter selbst überlassen, der dem Feinde schaden mag, wo und wie er immer kann.
Die geschlossene Abteilung in der Hand ihres Führers ist das Wesen der (modernen - Anm. von mir) Kavallerie. Das Signal "Sammeln" spielt deshalb bei ihren Übungen eine solche Rolle, daß die Gäule sich von selbst nach dem Fleck, von wo sie es ertönen hören, in Karriere setzen. Ritter haben mit solchen Übungen und Signalen nichts zu schaffen und die Trompete nichts mit ihnen...
Im Hochmittelalter, wo die Ritter und Sergenten die Hauptwaffe des Heeres bzw. Schlachthaufens darstellten, ergibt sich die Gliederung in einzelne Abteilungen gemäß der Lehenshierarchie bzw. der "Aufstellung" nach Lanzen und Bannern - vgl. dazu auch meine Ausführungen in
http://www.geschichtsforum.de/281255-post99.html
Anm.: Diese Gliederung gilt übrigens auch noch im Spätmittelalter...
Hieraus - der Begriff "Banner" weist darauf bereits hin - wird ersichtlich, daß sich Ritter mit ihren Bewaffneten und Knechten in ihren Verband (Banner) begaben und dem entsprechenden Bannerherrn folgten. Zu Schlachtbeginn erfolgte ein Schlachtruf, der jedoch nicht mehr signalisierte als eine Einstimmung/Motivation bzw. den Umstand, daß nun der Kampf begann; und solange das eigene Banner (jetzt i.S.v. Fahne des Verbandes) nicht gefallen war, wurde gekämpft. Hörner, Trommeln, Pfeifen o.ä. bedurfte es bei der ritterlichen Kriegsführung des Mittelalters noch nicht, zumal eine Ordnung wie bei den späteren neuzeitlichen Heeren nicht gegeben war, sondern "lediglich" darauf geachtet wurde, die Formation so geschlossen wie möglich zu halten (was übrigens bei Berittenen durchaus ein hohes Maß an Disziplin und Umsicht voraussetzt: ritterliche
destriers (Hengste!) nebeneinander vertragen sich nämlich gar nicht gut, wenn man zu wenig Abstand hält).
Trommeln und Pfeifen gehören in spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Infanterieheere - z.B. bei den deutschen Landsknechten, die ob ihrer lauten Trommeln wohl ebenso bekannt waren wie aufgrund ihres kämpferischen Auftretens. Auch bei ihnen hatte jedoch ebenso die Fahne - aus den Zeiten der Landsknechte stammt nämlich der Fähnrich - nach wie vor ihre Bedeutung behalten.
Bezüglich der Signaltrompeten bin ich mir nicht sicher und mag mich irren, aber mW waren diese im Spätmittelalter zunächst bei den
Türmern in den Städten im Einsatz und bei höfischen sowie höfisch-militärischen Anlässen als Instrumente in Gebrauch, während der Einsatz im Feld erst wieder für neuzeitliche Heere nach der "Landsknechtszeit" auszumachen ist.
Auch Meldereiter i.d.S. gehören mW nicht mehr ins Mittelalter, sondern in spätere Zeiten (Truppengattung
Jäger zu Pferde); allerdings bin ich mir auch dabei nicht endgültig sicher und lasse mich gern korrigieren, wenn ich mich irre.
Wenn wir aber den Blickwinkel von West- und Mitteleuropa etwas erweitern, finden wir jedoch auch bereits im Mittelalter ein relativ ausgeklügeltes System, welches aus Horn- und Flaggensignalen bestand, bei den Mongolen. Für Details dazu muß ich an der Stelle allerdings passen...