Legionshafen Bonn

Trajan

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Hallo,

ich recherchiere z.Z. bzgl. des Legionsstandortes Bonn. Das ehemalige Lagergelände wurde in den 1950/60er Jahren vollständig überbaut, lediglich kleine Reste und der Grundriss sind heute noch erkennbar. Das Legionslager wurde Ende des 19. und anfangs des 20 Jhd. archäologisch kartiert.
Insbesondere interessiert mich aber der ehemalige Legionshafen.

Der Legion vorgelagert lag ursprünglich ein Rheinhafen. Dessen Rudimente lassen sich bei extremen Niedrigwasser des Rheines noch andeutungsweise erkennen, ebenso der nicht weit entfernt gelegene römische Rheinhafen von Königswinter.

Trotz einigem Suchen habe ich so gut wie nichts über diesen Legionshafen in Bonn in der Literatur gefunden.
Weiss jemand etwas über diesen Legionshafen von Bonn und/oder kann mir Literaturhinweise geben ?

Besten Dank, Trajan.
 
@ Traianus: ich nehme an, dass du den Literaturverweis aus "Die Römer in Nordrhein-Westfalen" schon kennst. Da es nur diesen einen gibt und in "Die Römer in NRW" auch nicht viel steht, ist wahrscheinlich wirklich nicht sehr vieles darüber geschrieben worden. Ich würde mich an deiner Stelle direkt an die für Bonn zuständigen Archäologen wenden.
 
Schau mal in die Bonner Jahrbücher. Wenn irgendwo was über den Hafen publiziert wurde, dann dort. Ich bin leider völlig überbelastet mit arbeit, sonst würd ich dir anbieten es zu übernehmen.
 
Hallo,

@ ashigaru:
ja, den Literaturverweis aus "Die Römer in Nordrhein-Westfalen" kenne ich, er hat mich urprünglich sogar darauf gestossen, dass direkt vor meiner Nase ein ganz interessantes, archäologisch kaum untersuchtes Terrain liegt.

@Tib.Gabinius:
ja, die Bonner Jahrbücher und ihre Beihefte haben allerdings ganz schön viele Bände. Gibt es dazu eigentlich ein komplettes recherchierbares Inhaltsverzeichnis der letzten ca.150 Jahrgänge ? Zum durchsuchen im Lesesaal fehlt mir ein wenig die Zeit, aber ich werde es die Tage wohl mal versuchen.

Ich habe den Hafen beim letzten Tiefwasser fotographisch und trigonometrisch grob vermessen. Demnach war der Grundriss ursprünglich wohl nicht unähnlich den Anlagen in z.B. Rom/Ostia und war künstlich und evtl. repräsentativ angelegt.

Ostia ist allerdings ein Seehafen. Gibt es zu anderen römischen Rheinhäfen der Legionen archäologisch nachgewiesene Grundrisse mit denen man Vergleiche anstellen könnte ?

Vielen Dank und Beste Grüsse, Trajan.
 
Hallo Traian,

zumindest die Häfen von Köln und Xanten scheinen ganz gut bekannt zu sein, der von Königswinter soll bei Niedrigwasser noch gut sichtbar sein, inklusive einiger Baureste. Auch in Haltern hat man zumindest Spuren des Hafens gefunden. Auch hier kann ich leider nur auf "Die Römer in NRW" und die dortigen Quellenverweise hinweisen. Zum Xantener Hafen habe ich allerdings noch eine zweiseitige Grabungszusammenfassung im Buch "Der Niederrhein zu römischer Zeit", Werner Böcking, S. 254 - 256.

Noch eine Frage: wie kommst du zum Vergleich Bonn - Ostia? Ostia hatte ja dieses berühmte achteckige und vollkommen künstlich angelegte Hafenbecken. Darauf deutet doch in Bonn nichts hin, oder? Oder beziehst du dich auf andere Anlagen in Ostia?
 
Hallo Ashigaru,

Ashigaru schrieb:
...Zum Xantener Hafen habe ich allerdings noch eine zweiseitige Grabungszusammenfassung im Buch "Der Niederrhein zu römischer Zeit", Werner Böcking, S. 254 - 256....

na den müsste ich mir dann mal besorgen. Steht da auch ein Grundriss drin, und wie sah der etwa aus ?

Ashigaru schrieb:
...Ostia hatte ja dieses berühmte achteckige und vollkommen künstlich angelegte Hafenbecken. Darauf deutet doch in Bonn nichts hin, oder?....

Also, nach meinen Vermessungen lag der Hafen sehr zentral vor der Lagermauer am Rhein, an der Basis (heute) ca. 170 Meter, ca 90 Meter ins Wasser hineinragend und kreisrund (statt achteckig). Evtl. stromaufwärts noch eine senkrecht ins Wasser ragende zusätzliche ca. 120 Meter lange Mole (unsicher). Das ganze ist zwar vollständig verstürzt und verschwemmt, aber mit einiger Mühe noch erkennbar. Und vollständig künstlich war er wohl auch.

Das sieht Ostia recht ähnlich, wenn man von dem Achteck absieht. Aufgrund des heute miserablen Zustandes könnte die heute scheinbar runde Form aber auch ursprünglich mehreckig gewesen sein.

Beste Grüsse, Trajan.
 
na den müsste ich mir dann mal besorgen. Steht da auch ein Grundriss drin, und wie sah der etwa aus ?
Ein Grundriss ist da leider nicht drin. Es gab offenbar zwei Ausgrabungen am Hafen, 1935 und 1974. Die Fahrrinne war ein "Nebenarm des Rheins mit geringem Tiefgang" parallel zur östlichen Stadtmauer, die wohl um 170 verlandete - also darf man hier nicht von einem künstlichen Hafen ausgehen (die Zeichnung in "Römer in NRW" zeigt einen damals offenbar für den archäologischen Park geplanten Baggersee, der aber m.W. nie gebaut wurde, und nicht den damaligen Zustand). Weiter heißt es "Diese Kaianlage stand vor dem östlichen Hafentor und war über eine Bohlenbrücke zu erreichen." Der Hafen existierte wohl schon vor Gründung der Kolonie.
Bei den Grabungen 1974 versuchte man nun, die Ausdehnung der Molenanlage zu ergründen. Sie gaben Aufschlüsse über die Konstruktion der hölzernen Anlagen. Leider ist das Buch hier auch nicht sehr ausführlich, auch hier muss man wohl wieder direkt in die Grabungsberichte schauen (1935 wurde von H.Stoll, 1974 von M. Gechter gegraben, die genauen Verweise sind in dem Buch leider nicht zu finden).

Zu Bonn: verstehe, was du meinst.
 
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