Mein Führer- die wirklichste Wahrheit über Adolf Hitler

Gaius Marius

Aktives Mitglied
Nach Bruno Ganz als alter, verbitterter Hitler versucht sich nun- wer hätte das gedacht- Helge Schneider in der Rolle des Diktators, der im Film enorme Stimmprobleme hat.
Die Handlung kann man hier nachlesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Mein_Führer

Trotz aller Beteuerung des Regisseurs, Dani Levy, und Helge Schneiders in Interviews, bleibt abzuwarten, ob der Film, der am 11. Januar in die deutschen Kinos kommt, eher wie ein Benigni mit "Das Leben ist schön" wirkt, oder ob sich herausstellt, dass obwohl immer wieder betont, dass der Film eine ernste Botschaft rüberbringen soll, man sich verkalkuliert hat und dass ein komisch dargestellter Hitler nicht tragbar ist.
 
Helge Schneider hat bisher nur ernstgemeinte Filme gedreht.
In einem seiner Lieder singt er denn auch autobiographisch:"All das Geld mit Quatsch verdient." (Gartenzaun) Dementsprechend wird/wurde sich nicht verspekuliert.

Ein "komischer Hitler" wurde von Charlie Chaplin bereits gespielt, und das ist Weltkunsterbe geworden.
Auch der zusammengeschnittene Tanz von Hitler in der Rastenburg ist als "komisch" in diversen Filmchen und Reportagen verarbeitet.

Auch über Stalin wurde in einem Film komisch hergezogen ("Rote Monarch", GB).
 
Gehört jetzt nicht zur Argumentation gegen den Film, aber nur mal ein Kommentar dazu:

Ein "komischer Hitler" wurde von Charlie Chaplin bereits gespielt, und das ist Weltkunsterbe geworden.

Später sollte Chaplin allerdings sagen, dass er, wenn er über die Greueltaten Hitlers bescheid gewusst hätte, den Film nie gedreht hätte.
 
[...] Später sollte Chaplin allerdings sagen, dass er, wenn er über die Greueltaten Hitlers bescheid gewusst hätte, den Film nie gedreht hätte.

Der Regisseur meint in dem Interview in der "Konkret" (Jan. 07), daß er ihn dann nur anders gemacht hätte. Wie dem auch sei, ich werde den Film vor allem deswegen anschauen, weil Dani Levy angibt, von der Hitler-Studie Alice Millers (Am Anfang war Erziehung, Suhrkamp: 1980) inspiriert worden zu sein und ich bin gespannt, wie die Thematik (Kindesmißhandlung) filmisch mit Helge Schneider umgesetzt wurde.
 
Gehört jetzt nicht zur Argumentation gegen den Film, aber nur mal ein Kommentar dazu:

Später sollte Chaplin allerdings sagen, dass er, wenn er über die Greueltaten Hitlers bescheid gewusst hätte, den Film nie gedreht hätte.

Wenn ich gewusst hätte, dass mein Nachbar, dieser Tyrann, meine Frau später mal schwängert und tyrannisiert, ich hätte ihm nie meine Frau überlassen.
Kommt das so hin?
 
Ich war gestern im Kino und habe mir Mein Führer angesehen.
Kurz was zur Story: Hitler soll am 1. Jamuar des Jahres 45 eine Rede halten. Um in rhetorisch in Höchstform zu sehen, lässt Goebbels den Juden Adolf Grünbaum aus dem KZ Sachsenhausen holen, einen Schauspieler, der den Führer unterrichten soll.

Keinesfalls lässt sich "Mein Führer- die wirklichste Wahrheit über Adolf Hitler" mit solchen cineastischen Juwelen wie "Der Große Diktator" oder Benignis "Das Leben ist schön" vergleichen.
Meiner Meinung nach war der Film teils geschmacklos ( Grünbaum trifft zum ersten Mal auf Goebbels, und der bittet ihn, dass mit der Endlösung nicht persönlich zu nehmen), verharmlosend und rechtfertigend(.
Auch wird Hitler als Wrack dargestellt, der nur unter der Knute von Goebbels steht, und selbst keine wirkliche Verantwortung trägt - so wird die Rolle Hitlers heruntergespielt.

Ich gehe nicht soweit, den Film als gut zu bezeichnen, es sind aber durchaus auch lustige Szenen enthalten, die nicht auf das Leid anderer aufgebaut sind, die den Film in einem besseren Gesamtbild erscheinen lassen.
 
Chaplins Film hat aber auch, trotz all seiner komisch-bizarren Szenen, sehr beklemmende Passagen. Einiges wirkt, gemessen an dem, was Chaplin 1940 wissen konnte, geradezu verblüffend. So hat der Diktator Anton Hynkel ein Faible für seine Sekretärin. Sein Spiel mit der Weltkugel ist einfach nur großartig, und das Lachen bleibt einem im Halse stecken.

Es scheint mir, es geht dabei gerade um das Lachen. Ist es in Ordnung, über Hitler, Himmler und Goebbels zu lachen? Ist es nicht geschmacklos, Hitler als Privatmann mit menschlichen Zügen zu zeigen? Ich denke, es ist in Ordnung, Charlie Chaplin und Ernst Lubitsch haben das getan. Was spricht dagegen, über Anton Hynckel, Dr. Garbitsch und Marschall Hering zu lachen? Ich denke, die Frage ist nicht, ob es geschmacklos ist, Hitler komisch oder als Privatmann zu zeigen, sondern es geht um die Sensibilität, mit der ein Regisseur oder Schauspieler mit diesem ungeheuer sensiblen Gleichgewicht von Komik und Schrecken umgeht. Chaplins Film und seine Darstellung ist ein sehr engagiertes Meisterwerk. Seine Feinde, die Chaplin später während der McCarthy Ära aus den USA ekelten, glaubten sich in dem Film selbst wiederzuerkennen. Was Chaplin meinte, war vermutlich, daß er die naive Geschichte des jüdischen Friseurs der am Ende, mit Anton Hynkel verwechselt, die große Rede des kleinen Mannes hält, niemals in dieser Form inszeniert hätte, wenn er damals die ganzen Ausmaße des Terrors gekannt hätte.

Chaplin hätte aber vermutlich Benignis "Das Leben ist schön" Beifall gezollt. Dieser Film ist, meiner Meinung nach, ein Meisterwerk, da es ihm gelingt das äußerst fragile Gleichgewicht zwischen Komik und Schrecken zu wahren. Der Film wurde dennoch von einigen Leuten kritisiert.

Auch der "Untergang" ist meiner Meinung nach ein sehr gelungener Film, und Bruno Ganz zähle ich zu den besten europäischen Schauspielern. Der Film ist natürlich keine Komödie, er geht aber sehr sensibel mit dem Kontrast zwischen dem Privatmann Hitler und seinen Taten um. Im übrigen gibt es ja auch nachprüfbare Zeugenaussagen, etwa von Traudl Junge, auf denen die Handlung basiert.


Es geht also weniger darum, ob es generell statthaft ist, über die Person Hitler zu lachen, als darum, ob sich die Figur Hitler für eine Slapstickparodie handelt. ich mag ja Helge Schneider durchaus gerne, und sicher wird er den ein oder anderen Lacher produzieren, doch erscheint mir das ganze Konzept als verfehlt, nicht aus ethisch-moralischen, sondern aus dramaturgischen Gründen
 
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Darf man über Hitler lachen?

Im Tagesspiegel findet sich ein lesenwerter Artikel zur Geschichte der Hitler-Filme:
www.tagesspiegel.de/kultur/archiv/06.01.2007/2992937.asp. Interessant fand ich den Hinweis, dass Chaplins Film "Der große Diktator" in den USA zunächst von den amerikanischen Nazis und Antisemiten angefeindet wurde. Die empfanden Chaplins Film wohl als Provokation bzw. Kriegstreiberei.

Wenn ich mir historische Hitler-Aufnahmen anschaue, empfinde ich dessen Auftritte doch als reichlich skuril und schrill. Ich habe zwar schon viele Erklärungsversuche darüber gelesen, warum Hitlers Anhänger diese Auftritte so elektrisierte. Aber ich muss sagen, dass ich diese Begeisterung nicht wirklich verstehen kann. Insofern empfand ich schon immer einen Film wie den "Großen Diktator" (Chaplin) oder "Sein oder Nichtsein" (Lubitsch) als eine Art "Befreiung". Ja, man konnte auch damals Hitler als eine groteske und aufgeblasene Figur wahrnehmen, die freilich deshalb nicht weniger gefährlich war und dann auch einen riesigen Schaden anrichtete. Diesem Blick fühle ich mich doch verwandter als dem begeisterten Blick unserer damaligen Landsleute. Gleiches gilt freilich auch für kritische und ernsthafte Beschreibungen von Hitler-Auftritten durch Zeitgenossen wie z.B. Carl Zuckmayer, der sich mal einen Hitler Auftritt im Sportpalast angeschaut hat.

Andererseits ist es natürlich auch so, dass Geschichte kein Kriminalroman ist. Deshalb findet man auch im "Untergang" keine Auflösung des "Rätsel" Hitler. Genausowenig würde man in einem Film über Hitlers Kindheit Vorwarnzeichen über dessen spätere Verbrechen entdecken können. Und mit "Lachen über Hitler" allein, lässt sich die Frage, warum sich in Deutschland so viele von Hitler begeistern und zu den schlimmsten Verbrechen anstiften liessen, auch nicht klären.
 
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Über Saddam Hussein haben wir alle in den "Hot Spots"-Filmen gelacht. Über Stalin haben wir in "Red Monarch" (gespielt von Colin Blakely) gelacht.
Es ist übrigens natürlich, wenn man einen Feind und Mörder der Lächerlichkeit preisgibt, um ihn moralisch für die Nachwelt zu schaden. Es ist eine Reaktion auf die Ungerechtigkeit des Lebens, dass solche Verbrecher jahrelang Gesellschaften massakriert haben.
Insofern wird die Satire Teil der Aufarbeitung von Wut, Hass und Trauer.
 
Meine persönliche Meinung über so einen Film ist negativ. Die Greueltaten der Nazis sollte man nicht in eine solche Komödie einbringen. Ich denke vor allem junge Menschen können sich nicht mehr so recht ein Bild machen über die Zeit während des 3. Reiches. Und so ein Film trägt bei vielen dazu bei zu meinen Hitler wäre doch "gar" nicht so böse gewesen. Der Regisseur des Filmes ist ja ein Jude, mutig dass er sich an so eine harte Nuss traut doch sollte es nicht heißen " Wenn der Regisseur Jude war und der macht so einen Film dann ist das schon akzeptabel." Auch ein Nachfahre einesKZ-Häftlings kann sich nicht vorstellen, wie es im KZ war. Niemand kann das, weil es unvorstellbar ist.
Deshalb bin ich strikt gegen so einen Film, auch wenn er zum Lachen anregt. Der geschichtliche Hintergrund ist einfach zu ernst.
 
Meine persönliche Meinung über so einen Film ist negativ. Die Greueltaten der Nazis sollte man nicht in eine solche Komödie einbringen.

Deine Meinung werde ich Dir nicht streitig machen, aber ich glaube man musste es tun. Den Opfern wird es weh tun, aber der politischen Anspannung im Land tut es gut.
 
. Interessant fand ich den Hinweis, dass Chaplins Film "Der große Diktator" in den USA zunächst von den amerikanischen Nazis und Antisemiten angefeindet wurde. Die empfanden Chaplins Film wohl als Provokation bzw. Kriegstreiberei.

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Chaplin selbst hat einmal gesagt," Wenn ich gewusst hätte, wie schlimm es wirklich war", hätte ich diesen Film niemals gemacht. [ keine Quelle, ich habe das irgendwo mal gelesen]

Ich finde, solche Filme sind wichtig. Nicht nur um des lachens wegen.
Um Ironie zu begreifen, muss man Ironie verstehen.
Kein Mensch regt sich heute mehr bei Kaiser Nero auf, weil es einfach schon zu lange her ist und nur ein bischen überliefert.
Seit den Anfängen des letzten Jahrhunderts haben wir aber die Möglichkeit Geschichte in laufenden Bildern zu fassen. Nun wäre es ja fatal unseren Nachkommen immer nur das Böse in uns zu überliefern.
Nein , ist schon richtig so.
Und unter uns, Hitler hat sich auch nur seinen Hintern mit Papier abgewischt. Auch, wenn dann schon von manchen Historikern, eine Schitzophrenie hineingedeutet wird.
 
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Für seinen ersten Adolf-Comic warb Walter Moers so:

Darf man sich über Nazis lustig machen?


Nein, man muss!
Und es gibt sehr viele lustige Filme über Nazis und oder den Holocaust:
- Der große Diktator
- Der Zug des Lebens
- Das Leben ist schön

Was all diese Filme gemeinsam haben, ist ihre tiefgehende Moral. Und diese scheint mir - nach einigen Szenen, die ich bisher im Fernsehen sah - auch in die "Die wirklichste Wahrheit über A.H." durchaus durchzuscheinen.

Die richtige Mischung aus historischer Information und Witz machts, glaube ich. Würde man nur über die Verbrechen des WK II., der Nazis und ihrer Verbündeten informieren, könnte das doch gar kein Mensch aushalten, der Witz ist Ventil für die Seele.
 
Für seinen ersten Adolf-Comic warb Walter Moers so:

Und es gibt sehr viele lustige Filme über Nazis und oder den Holocaust:
- Der große Diktator
- Der Zug des Lebens
- Das Leben ist schön

Was all diese Filme gemeinsam haben, ist ihre tiefgehende Moral. Und diese scheint mir - nach einigen Szenen, die ich bisher im Fernsehen sah - auch in die "Die wirklichste Wahrheit über A.H." durchaus durchzuscheinen.

Die richtige Mischung aus historischer Information und Witz machts, glaube ich. Würde man nur über die Verbrechen des WK II., der Nazis und ihrer Verbündeten informieren, könnte das doch gar kein Mensch aushalten, der Witz ist Ventil für die Seele.

Eben, siehe Oberst Klink in meinem Avatar.
 
Der Regisseur sagte ja nicht umsonst dass er den Film als späte Rache der Juden ansieht.

Ich hab im Kino herzhaft gelacht. Hitler auf allen vieren bellen zu sehen war erhebend. Und ihn (und die ganze Nazi-Propaganda-Maschinerie, gerade gegen Ende des Krieges) derart der Lächerlichkeit preiszugeben hat in mir ein Gefühl der Genugtuung ausgelöst.

Ja man darf die Zeit damals nicht vergessen, aber man kann sich ja nicht permanent der Vergangenheit des Landes in dem man lebt und geboren wurde schämen.
Die nachfolgenden Generationen können nichts dafür, was damals geschehen ist. Aber diese Zeit völlig vergessen sollte man ja auch nicht.
Man sollte da einen Mittelweg finden. Die Zeit damals war schlimm und wir dürfen nicht zulassen, dass so etwas noch mal passiert.
Aber ewig darauf herumzureiten hilft auch nicht. Es gibt auch Parodien über Napoleon, Caesar, Djinghis Khan und andere Diktatoren/Tyrannen/etc und da regt sich keiner auf.
In 100 Jahren wird hoffentlich keinermehr sich seiner Vergangenheit schämen müssen, aber trotzdem seine Lehre daraus ziehen, dass sich solche Dinge nicht nocheinmal wiederholen.

Meine 2 Cent dazu.
 
Helge selbst hat sich von dem Film ja sehr distanziert, sagte selber im Interview, er wäre ihm zu profan.
Man muss sich dabei allerdings verdeutlichen, dass Helge Schneiders bisherige Filme immer einen schmalen Pfad zwischen Klamauk und Philosophie gegangen sind. Ich denke da an "Texas-Doc Snyder hält die Welt in Atem" und vor allem an die Szene mit dem Männlein, das 00-Schneider auf Kaffee und Kuchen einläd und hinter einer Filmkulisse (der Westernstadt Plech im Fränkischen) steht garkein richtiges Haus. Kommisar Schneider wendet sich nur gelangweilt ab.
Eben ein Helge-Schneider-Film ist diese Produktion aber nicht, weshalb ich sie mir auch nicht anschaue, weil sie wohl wenig Tiefgang an vielen Stellen haben soll.
 
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