Chaplins Film hat aber auch, trotz all seiner komisch-bizarren Szenen, sehr beklemmende Passagen. Einiges wirkt, gemessen an dem, was Chaplin 1940 wissen konnte, geradezu verblüffend. So hat der Diktator Anton Hynkel ein Faible für seine Sekretärin. Sein Spiel mit der Weltkugel ist einfach nur großartig, und das Lachen bleibt einem im Halse stecken.
Es scheint mir, es geht dabei gerade um das Lachen. Ist es in Ordnung, über Hitler, Himmler und Goebbels zu lachen? Ist es nicht geschmacklos, Hitler als Privatmann mit menschlichen Zügen zu zeigen? Ich denke, es ist in Ordnung, Charlie Chaplin und Ernst Lubitsch haben das getan. Was spricht dagegen, über Anton Hynckel, Dr. Garbitsch und Marschall Hering zu lachen? Ich denke, die Frage ist nicht, ob es geschmacklos ist, Hitler komisch oder als Privatmann zu zeigen, sondern es geht um die Sensibilität, mit der ein Regisseur oder Schauspieler mit diesem ungeheuer sensiblen Gleichgewicht von Komik und Schrecken umgeht. Chaplins Film und seine Darstellung ist ein sehr engagiertes Meisterwerk. Seine Feinde, die Chaplin später während der McCarthy Ära aus den USA ekelten, glaubten sich in dem Film selbst wiederzuerkennen. Was Chaplin meinte, war vermutlich, daß er die naive Geschichte des jüdischen Friseurs der am Ende, mit Anton Hynkel verwechselt, die große Rede des kleinen Mannes hält, niemals in dieser Form inszeniert hätte, wenn er damals die ganzen Ausmaße des Terrors gekannt hätte.
Chaplin hätte aber vermutlich Benignis "Das Leben ist schön" Beifall gezollt. Dieser Film ist, meiner Meinung nach, ein Meisterwerk, da es ihm gelingt das äußerst fragile Gleichgewicht zwischen Komik und Schrecken zu wahren. Der Film wurde dennoch von einigen Leuten kritisiert.
Auch der "Untergang" ist meiner Meinung nach ein sehr gelungener Film, und Bruno Ganz zähle ich zu den besten europäischen Schauspielern. Der Film ist natürlich keine Komödie, er geht aber sehr sensibel mit dem Kontrast zwischen dem Privatmann Hitler und seinen Taten um. Im übrigen gibt es ja auch nachprüfbare Zeugenaussagen, etwa von Traudl Junge, auf denen die Handlung basiert.
Es geht also weniger darum, ob es generell statthaft ist, über die Person Hitler zu lachen, als darum, ob sich die Figur Hitler für eine Slapstickparodie handelt. ich mag ja Helge Schneider durchaus gerne, und sicher wird er den ein oder anderen Lacher produzieren, doch erscheint mir das ganze Konzept als verfehlt, nicht aus ethisch-moralischen, sondern aus dramaturgischen Gründen