Militärische Vollmacht der Statthalter

Marcia

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Zu dieser Zeit (105/106) hatte Palma, der Statthalter von Syrien, einen Teil des peträischen Arabiens unterworfen und in Roms Abhängigkeit gebracht. (Cassius Dio, 68,14,5)

Ich glaube nicht, dass Cornelius Palma ohne kaiserlichen Befehl eine derartige Invasion durchgeführt hat, womit er zu einer Zeit, da ein Großteil römischer Truppen (während des 2. Dakerkrieges Trajans) an der Donau stand, eine zweite Front im Osten des Reiches eröffnet hätte. Das Zitat brachte mich aber auf die Frage, welche Vollmachten ein kaiserlich-konsularischer Statthalter im Ernstfall wohl hatte.
Werner Eck schrieb einmal im Zusammenhang mit dem Saturninus-Aufstand im Jahre 89 (ich kann nur aus dem Gedächtnis zitieren), dass der spätere Kaiser Trajan, der zu dieser Zeit Legionskommandant in Nordspanien war – oder besser gesagt, der damalige Statthalter der Hispania Citerior - wohl kaum auf einen Befehl aus Rom gewartet hatte, ehe er die VII. Legion Gemina gegen den Usurpator in Marsch setzte: Für solche Fälle hatten die Statthalter Richtlinien, die ein unverzügliches Einschreiten ermöglichten. Man muss auch bedenken, dass allein der Nachrichtentransfer aus den Provinzen nach Rom bzw. in andere Provinzen viel Zeit kostete: Es sind zwar Spitzengeschwindigkeiten bekannt, wie beispielsweise 9 Tage von Mogontiacum (Mainz) nach Rom, aber wenn man für eine Antwort die gleiche Zeit ansetzt, kommt man schon auf eine Idealgeschwindigkeit! von fast 3 Wochen, in denen einiges passieren konnte. Nun ist die Reaktion auf eine Usurpation etwas anderes als eine Invasion, aber man sollte die Truppenbewegungen und ihre Folgen während einer innenpolitischen Krise auch nicht unterschätzen. Und während Caesar einigermaßen unbehelligt Gallien annektieren konnte, lagen die Dinge in der Kaiserzeit ein wenig anders – man denke an den Prestigegewinn, der einem militärisch erfolgreichen Statthalter zufiel.
Ich frage mich, ob in einem Notfall der Statthalter von Syrien (theoretisch) befugt war, alle seine drei Legionen ohne kaiserlichen Befehl in Marsch zu setzen. Gibt es andere Beispiele, vielleicht auch solche, wo die Statthalter ihre Befugnisse überschritten haben? Wie war das eigentlich mit Varus in Germanien?
 
Erstmal ein Kompliment für dein Hintergrundwissen.
Die dich quälenden Fragen kannst du, so denke ich, dir selbst eigentlich beantworten.
Es gibt keinerlei Richtlinien die Allgemeingültigkeit besäßen. Es hing immer von der Person des Kaisers, des Statthalters oder Feldherren und der Situation ab, nicht zu vergessen vom Resultat und der damit verfolgten Absicht.

Wäre Varus wirklich z.B. auf einen innergermanischen Streit gestoßen, hätte diesen befrieden können und so womöglich doch den Provinzialisierungsprozess installieren können, so wäre er mit Sicherheit lobend und positiv in Erinnerung geblieben und ausgezeichnet worden.
So aber war der Verlust inakzeptable und man fällt ein düsteres Urteil über ihn, allen voran Augustus.

Anders Vespasian. Marcus Antonius Primus marschierte ohne Absprache mit den Donautruppen auf Rom, schlug den Kontrahenten Vitellius und wurde dafür nicht abgestraft, allerdings, dies muß man in diesem Beispiel betonen, scharf beobachtet und kurz darauf sozusagen in Rente abgeschoben, wenn auch eher von seinem Kontrahenten in der Gunst des neuen Kaisers, Mucanius.

Du findest also für alle Varianten Beispiele: belohntes selbstständigs Handeln, bestraftes selbstständiges Handeln, ignoriertes selbstständiges Handeln...
 
Ich denke, die Kaiser hatten ein sehr wachsames Auge auf ihre Statthalter. Dies war doch ein Posten, der mit sehr viel Machtfülle ausgestattet war - Statthalter scheinen meist den militärischen Oberbefehl in ihrer Provinz gehabt zu haben, zudem waren sie ja auch für Steuereinzug etc. zuständig.

Eine Provinz, in der die Statthalter sehr selbständig handelten, muss Britannien gewesen sein. Dieses wurde nur sehr selten von Kaisern besucht (ich bin nicht mal sicher, ob nach Claudius im Jahre 43 vor Hadrian noch ein anderer Kaiser auf der Insel war). Gerade in den ersten Jahren spricht viel dafür, dass die Statthalter bei den dauernden Kriegszügen und Aufständen selbst die Entscheidungen trafen. Es sprach auch nichts dagegen, denn im Prinzip ließen sich die in Britannien stationierten vier Legionen nur von der Insel aus koordinieren, gleichzeitig war die Gefahr einer Rebellion von dort etwas geringer.
Die Flavier schickten ihre wichtigsten Feldherren (etwa Cerialis und Frontinus) als Statthalter nach Britannien.

Gibt es andere Beispiele, vielleicht auch solche, wo die Statthalter ihre Befugnisse überschritten haben?

Und da bleiben wir noch mal in Britannien: Tacitus' Onkel Agricola hätte ja gern die ganze Insel erobert. Darüber kam es zum Streit mit Kaiser Domitian (der den militärischen Schwerpunkt in den Donauraum und nach Germanien legen wollte, was wahrscheinlich sogar vernünftiger war). Dieser holte nicht nur eine der vier Legionen in den Donauraum, sondern rief Agricola, der relativ lange Statthalter war, zurück und gab dessen Eroberungen auf. Es ist zwar nicht klar, inwieweit Agricola "Befugnisse überschritt", aber es konnte durchaus politische Konflikte zwischen Statthalter und Kaiser geben.
 
Hallo Tiberius Gabinius,

das Kompliment möchte ich gern zurückgeben: Ich bin erstaunt bis ehrfürchtig über so viel Fachkompetenz, die in diesem Forum zu erfahren ist.

Zitat:
Die dich quälenden Fragen kannst du, so denke ich, dir selbst eigentlich beantworten.

Das habe ich befürchtet. ;) Es ist halt traurig, dass man bei so interessanten Ereignissen wie z.B. dem Saturninus-Aufstand, der in der Überlieferung (verständlicherweise) nur eine Randnotiz ist, auf Hypothesen und Mutmaßungen beschränkt bleiben muss.

Zitat:
Es hing immer von der Person des Kaisers, des Statthalters oder Feldherren und der Situation ab, nicht zu vergessen vom Resultat und der damit verfolgten Absicht.

Ja, das denke ich auch. Über die Varusschlacht, den politischen Hintergrund, über Varus selbst muss ich unbedingt nachlesen. An Antonius Primus habe ich auch gedacht, aber auch an Caecina Alienus, der Titus suspekt wurde. Und an Statthalter-Feldherren wie Oppius Sabinus oder Julius Quadratus Bassus, die in Schlachten gefallen sind, oder an Cornelius Fuscus, der als Prätorianerpräfekt in einer ähnlich exponierten Stellung war und ebenfalls im Krieg umkam. Man lebte gefährlich. Und auch Cornelius Palma fiel später in Ungnade – da ist die Annahme, er könnte, durch seine militärischen Erfolge verleitet, unvorsichtig gewesen sein, verlockend.

Zitat:
Du findest also für alle Varianten Beispiele: belohntes selbstständigs Handeln, bestraftes selbstständiges Handeln, ignoriertes selbstständiges Handeln...

Damit bringst du es auf den Punkt. Vielen Dank für Deine Ausführungen!

Hallo Ashigaru,

Zitat:
Ich denke, die Kaiser hatten ein sehr wachsames Auge auf ihre Statthalter. Dies war doch ein Posten, der mit sehr viel Machtfülle ausgestattet war

Es gab aber auch „Fehlbesetzungen“ wie Varus. Und Domitian musste Antonius Saturninus absolut vertraut haben, als er ihn nach Germanien schickte.

Zitat:
Eine Provinz, in der die Statthalter sehr selbständig handelten, muss Britannien gewesen sein. Dieses wurde nur sehr selten von Kaisern besucht (ich bin nicht mal sicher, ob nach Claudius im Jahre 43 vor Hadrian noch ein anderer Kaiser auf der Insel war).

Ich denke, nur Vespasian, als er noch nicht Kaiser war. Ich habe gerade noch mal den „Agricola“ überflogen und meine auch, dass sich die Statthalter in Britannien ganz gut profilieren konnten. Und :mad: ein tendenziöses Machwerk ist das, bei allem Respekt vor Tacitus. Diese Ausfälle gegen Domitian, die abstrusen Gerüchte, die er überall einstreut um dann - scheinbar – von ihnen abzurücken bis hin zu Fehlinformationen (und der Vorwurf des Giftmordes durfte natürlich auch nicht fehlen) – unangenehm zu lesen, und kaum mit Pietät gegenüber Agricola zu entschuldigen. Wer mit so viel psychologischem Gespür und solchen literarischen Fähigkeiten ausgerüstet war, wusste, was er tat. Zu entschuldigen eher mit der Erfahrung der letzten Jahre Domitians - aber ich schweife ab.
Ich glaube nicht, dass ein Domitian mit sich streiten ließ;) , denke auch, dass die zunehmende „Befriedung“ Britanniens im Konsens mit den Kaisern erfolgte, bis Domitian die Prioritäten anders setzen musste – an der Donau wurde es ja richtig gefährlich. Ich danke dir für die Antwort und vor allem dafür, dass du mich auf Britannien aufmerksam gemacht hast. Mit den römisch-britannischen Verhältnissen will ich mich auch noch näher befassen, aber eins nach dem anderen...
 
Ashigaru schrieb:
Es sprach auch nichts dagegen, denn im Prinzip ließen sich die in Britannien stationierten vier Legionen nur von der Insel aus koordinieren, gleichzeitig war die Gefahr einer Rebellion von dort .

Frage die nicht ganz mit dem Thema zusammenhängt an dieser Stelle.
Ich sehe auf Karten immer nur drei Legionen auf Britannien ,
die XX valeria victrix , die VI victrix und die II augusta . Wie ist der name und Standort der vierten?
Danke im voraus.
 
@ Traianus: das war zunächst die "Legio XIV Gemina", die um 70 n. Chr. zurück nach Mainz geschickt wurde, wo sie vor der Invasion stationiert war. Bis 87 lag an ihrer Stelle (allerdings in einem anderen Lager) die "Legio II Adiutrix als vierte Legion in Britannien.

@ Marcia: Übrigens noch zu Saturninus: Ich glaube, bei Armin Becker, Die Chatten, habe ich eine Textstelle gelesen, die ein wenig ein Licht auf die Motive des Saturninus wirft (so sie denn authentisch ist). Offenbar muss es kurz vor dem Aufstand dazu gekommen sein, dass Domitian den Saturninus persönlich beleidigt hatte, und zwar, so heißt es, machte er sich öffentlich über dessen Homosexualität lustig. Leider weiß ich nicht, welcher Schriftsteller diese Anekdote erwähnt und wie ernst das zu nehmen ist.

Es gab aber auch „Fehlbesetzungen“ wie Varus. Und Domitian musste Antonius Saturninus absolut vertraut haben, als er ihn nach Germanien schickte.

So meinte ich das nicht mit der Machtfülle. Eher so, dass ein Statthalter in seiner Provinz den militärischen Oberbefehl haben konnte und dazu noch über die Finanzmittel verfügen. Das konnte schon Begehrlichkeiten geweckt haben... Saturninus war ja nicht der erste Statthalter, der sich widersetzte, das gab es schon mit Vindex unter Kaiser Nero.

Vespasian war in Britannien als Legat, vermutlich mit Galba noch ein weiterer späterer Kaiser.
 
traianus schrieb:
Frage die nicht ganz mit dem Thema zusammenhängt an dieser Stelle.
Ich sehe auf Karten immer nur drei Legionen auf Britannien ,
die XX valeria victrix , die VI victrix und die II augusta . Wie ist der name und Standort der vierten?
Danke im voraus.
Die Legio XIV Gemina Martia Victrix ist schwer zu lokalisieren. Sie wechselte drei oder vier mal den Standort, darunter Mancetter, Lincolnshire und Wroxeter.

Ashigaru, auf die Textstelle wäre ich auch gespannt :)
 
Ich besitze das Buch leider selbst nicht, kann aber mal in der Bibliothek nach der Stelle schauen.
 
@Ashigaru: Die Textstelle, die du erwähnst, geht auf Aurelius Victor zurück, der schreibt, Domitian hätte Saturninus eine Hure genannt. Dazu passt auch die Anekdote, die Cassius Dio erzählt: Nach dem Saturninus-Aufstand konnte ein gutaussehender junger Tribun, der öfter mit Saturninus allein war, sein Leben dadurch retten, dass er gestand, mit diesem ein intimes Verhältnis gehabt zu haben. Irgend etwas war also dran an diesen Geschichten. Allerdings konnte eine solche Bemerkung Domitians, wenn sie denn wahr ist, was ich durchaus für möglich halte – er hat die Senatoren ja ganz gerne gedemütigt – bestenfalls der Anlass für den Usurpationsversuch des Saturninus sein, die Ursachen und Hintergründe waren sicher anderer Art. Karl Strobel verweist in „Die Donaukriege Domitians“ auf die bevorstehenden Truppenverlegungen an die Dakerfront, die berüchtigt war und an die römischen Misserfolge und Niederlagen an der Donau, die Domitians Ansehen sehr geschadet haben. Möglicherweise befürchtete Saturninus wirklich, in Ungnade zu fallen oder abberufen und kaltgestellt zu werden – aus welchem Grund auch immer. Fakt ist aber, dass er zum Zeitpunkt seiner Berufung nach Germanien der Führungselite des Imperiums angehörte, dass der Kaiser seine militärischen und administrativen Fähigkeiten hoch schätzte.
Saturninus interessiert mich speziell, er wurde sogar zur Romanfigur, allerdings will ich „Saturnin, Verschwörer für Rom“ von Gerd Trommer nicht unbedingt empfehlen. Im Katalog unserer Unibibliothek habe ich „Rom und die Chatten“ von Armin Becker gefunden (Danke für den Tipp!), bestimmt steht auch etwas über die Chattenkriege Domitians drin.
Die vielen Fragen, die sich im Zusammenhang mit dem Saturninus-Aufstand stellen, so zum Beispiel nach dem Verhältnis zwischen Saturninus und Lappius Maximus, dem Statthalter Niedergermaniens, werden wohl nie geklärt werden können, und es bleibt viel Raum für Spekulationen.
Dein Hinweis auf die finanziellen Mittel erinnert mich daran, dass die Statthalter nicht die einzigen hohen Beamten in ihren Provinzen waren, es gab die Prokuratoren, die dem Kaiser unterstanden, und im militärischen Bereich die Legionslegaten, die ja ebenfalls Senatoren waren, denen unterstanden wiederum die Tribunen, Senatoren und Ritter, so dass auch eine gegenseitige Kontrolle erfolgte. Ich glaube, es war Werner Eck, der diesen Aspekt des Systems veranschaulicht hat – man müsste wirklich alle Bücher zuhause haben! Aber auch die Pliniusbriefe sind aufschlussreich über die Aufgaben eines Provinzgouverneurs (ich sage das so allgemein, weil Plinius ein Sonderfall war): er arbeitete mit den Prokuratoren zusammen, stellte ihnen Geleitsoldaten, ebenso dem Präfekten der pontischen Küste, und er wurde vom Kaiser aufgefordert, einen Vermessungsfachmann vom Statthalter von Moesien zu erbitten – man arbeitete zusammen, auch über die Provinzen hinweg, kontrollierte sich aber auch gegenseitig.
In einigen Fällen hatten die kaiserlich-konsularischen Statthalter auch Nachbarprovinzen mit geringerer Militärpräsenz unter ihrer Aufsicht: Nach Werner Eck „Senatoren von Vespasian bis Hadrian“ unterstand Judäa, wo seit Vespasian ein prätorischer Legat amtierte, der auch die dort stationierte Legion kommandierte, immer noch der Oberaufsicht des Statthalters von Syrien. Ja, die Machtfülle weckte zweifellos Begehrlichkeiten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nur ein kleiner Einwurf am Rande:
Septimus Severus war wohl als Kaiser noch in Britannien auch wenn sein Feldzug eher ein mäßiger Erfolg war.
 
Ich würde generell eine zeitliche Einteilung der Befugnisse voranstellen.
Eine Person wie Varus dürfte sich anders Verhalten haben, aufgrund der relativ neuen Situation des noch entstehenden Prinzipats als spätere Statthalter in der Mittleren Kaiserzeit.
Nächster Einschnitt dann zum Ende der Severerzeit mit dem aufkommen der Soldatenkaiser und häufigen Usurpationen.
Eine Statthalterrolle im Rahmen der Tetrachie bzw dann Constantinischen Dynastie dürfte ebenfalls eine andere "Amtsauffassung" gehabt haben als in der Zeit davor.

Dies sind dabei rein persönliche Überlegungen ich hab momentan weder die Muse noch die Zeit mich in das einzulesen, jedoch würd ich die Annahmen auf die bisherigen Erfahrungen in anderen sozialen und machtpolitischen Bereichen fußen.
 
@ Sheik: wobei die relative Autonomie der Statthalter im Vergleich zu den Senatoren oder Konsuln ja auch in der Kaiserzeit weitgehend erhalten blieb, zumindest bis zu den diokletianischen Reformen.

Mir scheinen manchmal die Funktionen und Bedeutungen wichtiger Exekutivämter während der Kaiserzeit noch nicht so gut beleuchtet, aber vielleicht habe ich auch nur noch nicht die richtige Literatur gefunden. Dies gilt für die Statthalter, aber auch die Legaten.

Interessant finde ich, dass die allermeisten der vielen Kaiser des 1./2. Jh. n. Chr., die nicht auf dynastische Weise auf den Thron gelangten, auch Statthalter gewesen sind - z.B. Vitellius, Vespasian, Trajan, Hadrian, Antoninus Pius oder Septimius Severus. Und bei den meisten von ihnen folgte die Statthalterschaft, nachdem sie einmal oder mehrfach Legionen befehligt hatten.
 
@Sheik:
Zitat: Ich würde generell eine zeitliche Einteilung der Befugnisse voranstellen.
Eine Person wie Varus dürfte sich anders Verhalten haben, aufgrund der relativ neuen Situation des noch entstehenden Prinzipats als spätere Statthalter in der Mittleren Kaiserzeit.

Sicher. :) Ich meinte, mit dem Hinweis auf Saturninus und Palma einigermaßen umrissen zu haben, welche Zeitspanne mich interessiert. Der Verweis auf Varus, der ja mehr eine Frage war, erschien mir berechtigt, weil das Verwaltungssystem der Kaiserzeit auf Augustus zurückgeht. Die Spätantike habe ich, obwohl sie zweifellos interessant ist, bei meinen Recherchen noch außen vor lassen müssen.

@Ashigaru:
Zitat:
...aber vielleicht habe ich auch nur noch nicht die richtige Literatur gefunden.

Ich fand Werner Eck „Die Verwaltung des römischen Reiches in der hohen Kaiserzeit“ sehr interessant – falls du es noch nicht kennst. Marcus Junkelmann hat in „Die Legionen des Augustus“ den „Stabsoffizieren und Generälen“ ein Kapitel gewidmet – ich wollte ein Stück zitieren und merke nun, dass ich eigentlich das ganze Kapitel abschreiben müsste, ;) deshalb beschränke ich mich auf den Hinweis. Aber mir ist auch noch vieles unklar, so die Aufgabenbereiche der „zivilen“ Legaten, welche die Prokonsuln unterstützten.

Zitat:
Interessant finde ich, dass die allermeisten der vielen Kaiser des 1./2. Jh. n. Chr., die nicht auf dynastische Weise auf den Thron gelangten, auch Statthalter gewesen sind - z.B. Vitellius, Vespasian, Trajan, Hadrian, Antoninus Pius oder Septimius Severus. Und bei den meisten von ihnen folgte die Statthalterschaft, nachdem sie einmal oder mehrfach Legionen befehligt hatten.

Ein Kaiser, der allgemein anerkannt sein und sich erfolgreich behaupten wollte, musste zu dieser Zeit sowohl über militärische Erfahrung und Rückhalt beim Heer als auch über das erforderliche Sozialprestige verfügen. Ein Konsular, der eine militärische Provinz mit mehreren Legionen geführt hatte, vereinigte in seiner Person all diese Erfordernisse. In der Regel verfügten diese Männer über genügend administrative und militärische Erfahrung, waren in ihrer früheren Laufbahn Militärtribunen und Legionslegaten gewesen. Sie waren die wichtigsten Helfer des Kaisers, aber auch seine potentiellen Konkurrenten – oder die Konkurrenten von Thronanwärtern.;)
 
Das Wort, das Domitian gegenüber Saturninus gebraucht haben soll, ist "scortum". Ich habe nur eine uralte deutsche Aurelius-Victor-Ausgabe (über die ich freilich sehr froh bin), war nun gestern in der Bücherei und habe "Rom und die Chatten" ausgeliehen - Danke nochmal an Ashigaru.
Das Buch ist wirklich lesenswert, die wichtigsten Erkenntnisse und Hypothesen zum Saturninus-Aufstand werden angeführt und bewertet, der Autor spricht viele mich interessierende Fragen an und schlägt Lösungen vor.
 
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