Kriegführung hatte um 1700 sicher auch mit "Human Resources Management" zu tun, da sind wir uns einig.
Dieses Management seiner Bevölkerungpotentiale hat zwei Seiten. Zum einen ist es die Stellung des Adels im Staat/Armee und zum anderen die Stellung der einheimischen Bauern im Rahmen des Kanton-System.
Dass der Adel in nahezu fast allen europäischen Staaten als Kriegerkaste in der FNZ erhalten geblieben war, stellte ein Relikt aus dem Mittelalter dar. Für Preußen bildete es im Übergang von FdG zu den Befreiungskriegen jedoch ein besonderes Problem (vgl. Schieder S. 59ff).
Der Adel wurde in einem hohen Maße in die Rolle des Führungspersonals der Armee gedrängt mit fatalen der Konsequenzen für die wirtschaftliche Entwicklung der adeligen Güter und für die soziale Stellung des Adels in der preußischen Gesellschaft.
Die Privilegien des Adels wurden teuer erkauft, indem unter normalen Umstanden die Söhne mit ca. 15 Jahren in die Kadettenanstalten aufgenommen wurden und eine sehr einseitige militärische Ausbildung erhielten. Ebenfalls mit der Konsequenz, dass der preußische Adel durch die Kriegsführung von FdG massive Verluste in seinen Familien zu verzeichnen hatte.
Vor diesem Hintergrund schrieb Prinz Heinrich ein prophetisches Memorandum an den König (1753) (Duffy, S. 472). „
Der Adel bildet in allen Ländern der Erde den Hauptteil des Staatsgebildes: man läßt ihm die freie Wahl des Berufes. Hier [also in Preußen] zwingt man den Vater, einen Sohn von 15 Jahren, der noch ohne Erziehung ist, herzugeben und Personen niedriger Herkunft [die Ausbilder in den Kadettenanstalten] anzuvertrauen, die ihn zu demütigen suchen, um ihn zu ihres gleichen zu machen, bis er ihre schlechten Gewohnheiten annimmt. " (Duffy, S. 427)
In Bezug auf die Bevölkerung, die im Rahmen des Kanton-Systems zur Armee eingezogen wurde, stellt sich die Situation ein wenig anders dar. Obwohl vor Beginn des Sieben Jährigen Kriegs darauf geachtet werden sollte, dass ca. 50 Prozent aus Kantonisten bestehen, war sich FdG durchaus im Klaren, dass vor allem die bäuerliche Bevölkerung extrem wichtig für die Versorgung mit Lebensmitteln war. Und insofern eher die Bereitschaft vorhanden war, „Söldner“ aus den angrenzenden Ländern zu rekrutieren.
Und vor diesem Hintergrund war zwar die einem extremen militärischen Drill unterworfene preußische Armee im Rahmen der „rangierten“ Schlachtordnung im Zeitalter des Absolutismus bei der Ausführung von Manövern vorbildlich, verlor aber an Qualität durch den Verlust von Berufssoldaten und der zunehmenden Ersetzung zum Ende des Krieges hin durch Kantonisten. Ohne gleichzeitig die starre lineare Taktik zu modifizieren und so im Dogmatismus der „Schiefen Schlachtordnung“ gegen die Revolutionsarmeen zu unterliegen.
Dass FdG dabei in besonders aggressiver Manier während der Kriege agierte lag zum einen am Kampf auf der "inneren Linie" und der - normaler Weise vorhandenen - numerischen Überlegenheit der feindlichen Allianzen. Insofen war er gezwungen, schnell eine Entscheidung zu suchen, um den Vorteil des Momentums auf seiner Seite zu behalten. Daneben waren es aber auch die begrenzten finanziellen, militärischen und demografischen Ressourcen, die einen ""Vernichtungskrieg" als akzeptabler erscheinen ließen als einen "Abnutzungskrieg".
Daneben darf man gerade bei FdG (vgl. Antimachiavell) das Selbstbild des "roi connetable" nicht unterschätzen, das einen kriegerischen Anspruch als "Fürstenideal" thematisiert (Kunisch, S. 430ff)
Und das FdG seinen adeligen Offizieren als "Ehre" und "Ambition" als Verhaltenscodex vorschrieb, dem sie als Offiziere engagiert zu folgen hatten.(Schieder, S. 63) Insofern gab es eine gewisse "Wertegemeinschaft" zwischen dem König und seinen Offizieren, die im Zuge der Schlacht telweise zu einer "Schicksalsgemeinschaft" erweitert wurde, an der auch die "einfachen" Soldaten partizipierten. Und teilweise, im Sinne einer "Personalführung" im Rahmen des "human resource management" die teilweise hohe Moral der Armeen von FdG erklären helfen.
Duffy, Christopher (1994): Friedrich der Grosse. Ein Soldatenleben. Augsburg: Weltbild-Verlag
Kunisch, Johannes (2011): Friedrich der Grosse. Der König und seine Zeit. München: Beck, C H.
Schieder, Theodor (2002): Friedrich der Große. Ein Königtum der Widersprüche. Berlin: Propyläen.