Wird also die Rekrutierung vom Senat beschlossen und einem Magistrat übertragen?
Wie kriegt er die Menschen zusammen?
Der Senat ordnete im Kriegsfall die Aushebung an (der Zeitpunkt war egal) und bestimmte dann auch den Umfang der Aushebung und die Verteilung der Soldaten auf die jeweiligen Befehlshaber. Die Aushebung wurde dann im Auftrag des Senat Verwaltungstechnisch von einem Magistrat vorgenommen, der ein Imperium hatte. D.h. das ein Konsul, Prätor oder ev ein Diktator das dann ausführte so wie der Senat es beschloßen hatte bzw beim Diktator nach eigener Entscheidung.
Dieser Magistrat machte dann Schriftlich bekannt: wann und wo die Männer die ihm vom Senat Mengenmäßig und Regionsmäßig zugeteilt wurden von jeder Centurie zu erscheinen hatten und dies wurde schriftlich mit Boten in die entsprechenden Gebiete verbracht und dort öffentlich mehrmals verkündet bzw ausgehängt. Die Menge wieviel Männer je Centurie zu erscheinen hatten bestimmte jedoch der Senat. Nur der Sammelpunkt und der Zeitpunkt bis wann diese einzutreffen hatten bestimmte der Magistrat. Wer dort dann hinging, wurde nicht von oben angeordnet sondern es wurde nur die Menge je Centurie festgelegt, wer genau dann hinging regelt die Centurie selbst oder der örtliche Machthaber.
Das Nichterscheinen wurde mit extrem harten Strafen geahndet. In der frühen und hohen Republik fanden sich meist mehr Männer ein als gebraucht wurden, und so wurde dann die notwendige Menge aus diesen ausgesucht. Noch an der Versammlungsstelle wurde den Rekrutierten dann das Sacramentum abgenommen, also ein Schwur das sie gehorchen und mit voller Kraft kämpfen würden. Dieser Schwur war religiös und ihn zu brechen ein Religionsfrevel der mit dem Tod bestraft wurde.
Von den Sammlungsstellen wurden die Männer dann auf die jeweiligen Einheiten aufgeteilt, dabei stellten viele Gentes oder Regionen einheitlich einen Verband bzw eine Truppe, so daß Familienmitglieder zusammen in einer Einheit waren, oder die Bewohner einer Kolonie oder einer Stadt eben eine Einheit bildeten. In der Späten Republik achtete man aber darauf nicht mehr, das gesagte gilt eher für die Frühe und Hohe Zeit.
Die Offiziere, insbesondere die Centurionen wurden vom Oberbefehlshaber bestimmt. Für die Auswahl dieser Unterführer gab es bestimmte Regeln, die aber manchmal nicht eingehalten wurden.
Wird die Rekrutierung "dilectus" genannt oder wird sie nur so genannt, wenn es um Aushebung von Freiwilligen geht?
Freiwillige gab es eigentlich in der Republikanischen Zeit offiziell nicht wirklich, das war eine Miliz bzw Wehrpflichtarmee. Selbst nach Marius wurden Bürger einfach eingezogen. Vom Selbstverständnis her empfand man das aber in der Frühen und Hohen Republik nicht als Zwangsdienst sondern als Ehre.
Inwieweit wurde sie überhaupt angewandt?
Für die Zeit als sie galt wurde sie angewandt. Das ist durchaus nicht nur eine Konstruktion, zumal sich die spätere Manipularordnung, insbesondere die der Latinisch-Römischen Armeen wie sie für die Zeit des Latinerkrieges beschrieben werden direkt davon ableiten läßt und von diesen wiederum die klassische republikanische Ordnung.
War es so, dass es zu Beginn der Republik neben den Equites nur eine classis gab, die dann die Soldaten stellte, welche als Hopliten in der Phalanx kämpften?
Nein, die Phalanx wurde von der 1 bis 4 Klasse gestellt. Die 5 Klasse kämpfte als Schleuderer. Die 4 Klasse kämpfte eventuell auch als Plänkler mit Speer und Schild, das kam darauf an.
Dabei hatte nur die 1 Klasse eine richtige Hoplitenausrüstung, die 2 bis 4 Klasse führte eine Italische Bewaffnung und das Scutum.
Man muß hier auch die Relation sehen, die 1 Klasse stellte 80 Centurien, die 2 bis 4 jeweils 20 Centurien, also 60 insgesamt. Die 5 Klasse stellte 30 Centurien Plänkler.
Jede Centurie stellte damals zwischen 50 und 100 Mann. Ein Teil der Centurien blieb zuhause und stellte eine Reserve, meist die Alten, die Jungen zogen ins Feld.
Da die 4 Klasse angeblich keinen Helm und nur Schild und Speer trug, stellt sich die Frage, in wie weit sie wirklich zu Phalanx gehörte oder nicht vielmehr in einer Rolle wie die späteren Roarii, Leves und dann Velites kämpfte, also als Speerwerfer die sich dann hinter die Phalanx zurückzogen und dort die letzten Reihen stellte.
Livius schreibt, daß der Hoplitenschild bis zum Ende des 5 Jahrhundert in Gebrauch blieb, also bis zur Einführung der Entschädigungszahlung. D.h. das man davon ausgehen kann, daß die Phalanx bis zum Ende des 5 Jahrhundert in Gebrauch blieb.
Wird die Truppenaushebung nun auch direkt beim Census vollzogen? Zumindest zu Beginn der Republik wird dies doch wohl nicht der Fall sein, weil da ja nur wenn es notwendig wurde eine Armee aufgestellt wurde.
Die Aushebung konnte zu jedem beliebigen Zeitpunkt erfolgen. Völlig unabhängig vom Census. Trotzdem wurden Armeen meist im März aufgestellt, völlig gleich wie die Kriegslage war, das hat den Hintergrund, daß ursprünglich die Magistrate auch im März ihren Dienst begannen. Meist endete in der frühen Republik der Kriegsdienst im August, man war also in der Armee zwischen Aussaat und Ernte. Mit den Punischen Kriegen ließ sich diese steife Ordnung natürlich nicht mehr aufrecht erhalten und die Truppen musten das ganze Jahr bzw mehrere Jahre an der Front bleiben.