Schwarzbraunes Schönheitsideal?

Neddy

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Moin,
vom Mariner mal 'ne blöde literarische Feierabendfrage:

Hab heute mal wieder Klavierlieder von Brahms gehört und stolpere in "Mein Mädel hat einen Rosenmund" immer wieder über "... oh du schwarzbraunes Mägdelein..." als offensichtliches Schönheitsideal.
Ähnlich bei "Schwarzbraun ist die Haselnuss", dass m. W. auch aus dem zeitlichen Umfeld der Romantik stammt.

Ich finde dieses Schönheitsideal für die Deutsche Romantik überraschend. Da hätte ich doch eher mit "blond - blass - blaue Augen - roter Mund" gerechnet. Was genau ist eigentlich schwarzbraun? Haut? Haar?

Könnte das ganze vielleicht in irgendeinem Zusammenhang mit dem Topos der "schönen Jüdin", der im 19. Jh. in Musik ("Es war eine...") ebenso wie in Literatur (Dahns "Kampf um Rom" oder Scotts "Ivanhoe" fallen mir spontan ein) gepflegt wurde? Was hat es damit auf sich? Das reizvolle und eigentlich böse oder für böse gehaltene - also verruchte - fremde & verbotene? Oder eher eine Art "edler Wilder"?
Gibt's dazu Wissen / Meinungen??
 
Nach adm74 soll die schwarzbraune Haselnuß nicht erst in den 30er Jahren entstanden sein, da hast du wohl recht.
Recht einleuchtend fand ich die Begründung:
Das Motiv des schwarzbraunen Mädchens kommt in vielen Volksliedern seit dem 16. Jahrhundert vor. Es beschreibt einen zupackenden, herzhaften Typus, der auch der körperlichen Liebe ganz und gar nicht abgeneigt ist. Das Gegenbild ist die spröde, blonde Frau, die meistens auch einen höheren sozialen Rang einnimmt." Zitat aus dem o. Link

Ob das stimmt, muss das andere Geschlecht bestätigen. :winke:
 
Das Motiv des schwarzbraunen Mädchens kommt in vielen Volksliedern seit dem 16. Jahrhundert vor. Es beschreibt einen zupackenden, herzhaften Typus, der auch der körperlichen Liebe ganz und gar nicht abgeneigt ist. Das Gegenbild ist die spröde, blonde Frau, die meistens auch einen höheren sozialen Rang einnimmt."


Hi Rena,
Danke für den Link!

Also "schwarzbraun" als körperbetont naturliebend sonnengebräunt, während die hochedlen Damen kopfgesteuert und standesgemäß ihren Täng nienicht der Sonne auszusetzen wagten? Oder die sprichwörtlich schwarzbraunen Füße der Naturbürschin? Oder doch die wilde, verruchte - vielleicht Zigeunerin ("Carmen")?
Das Mädel mit dem Rosenmund hat übrigens "schwarze Augen" - noch ein sich bei den Volksliedern der Zeit häufig wiederholender Topos. ("Schwarze Augen, rote Lippen"). Die Autoren der Zeit scheinen ja echt einen südländischen Typ vergöttert zu haben...
 
Hi Rena,
Danke für den Link!

Also "schwarzbraun" als körperbetont naturliebend sonnengebräunt, während die hochedlen Damen kopfgesteuert und standesgemäß ihren Täng nienicht der Sonne auszusetzen wagten? Oder die sprichwörtlich schwarzbraunen Füße der Naturbürschin? Oder doch die wilde, verruchte - vielleicht Zigeunerin ("Carmen")?
Das Mädel mit dem Rosenmund hat übrigens "schwarze Augen" - noch ein sich bei den Volksliedern der Zeit häufig wiederholender Topos. ("Schwarze Augen, rote Lippen"). Die Autoren der Zeit scheinen ja echt einen südländischen Typ vergöttert zu haben...

Der "südländische" Typ kam eben auch damals schon überall vor und Standesunterschiede waren trennender als heute.
Die schwarzbraune Haselnuß ist ein Volks- und Arbeiterlied und die Jungs liebten in ihrer Klasse.

Muß ich mich jetzt bei Heino entschuldigen, bisher habe ich das Lied immer in die rechte Ecke gestellt, man lernt immer dazu. :S
 
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Das Motiv des schwarzbraunen Mädchens kommt in vielen Volksliedern seit dem 16. Jahrhundert vor. Es beschreibt einen zupackenden, herzhaften Typus, der auch der körperlichen Liebe ganz und gar nicht abgeneigt ist. Das Gegenbild ist die spröde, blonde Frau, die meistens auch einen höheren sozialen Rang einnimmt." Zitat aus dem o. Link
Das Motiv kenne ich auch aus Volksliedern. Frag mich aber nicht aus welchem.:rotwerd:
 
Das Motiv kenne ich auch aus Volksliedern. Frag mich aber nicht aus welchem.:rotwerd:

Schwarzbraun ist die Haselnuss,
schwarzbraun bin auch ich,
schwarzbraun muss mein Madel sein,
gerade so wie ich,
so wie du wie ich haha
so wie du wie du


nur keine Berührungsängste.
Das Lied kann nichts dafür, dass es "kurzbehoste" zerklampft und "braunbehemdete" zertreten haben.
Ist älter.
 
Einmal noch eine allgemeine Anmerkung zur Präferenz bzw. dem Aspekt der "Vergötterung" von Haarfarben sowie zu verschiedenen Haarfarben zugeordneten Eigenschaften...

Zwar gibt diesbezüglich nur moderne Studien - eben, weil man in vergangenen Jahrhunderten derartige Befragungen dazu noch nicht gemacht hat -, aber einige Schlußfolgerungen bzw. Ergebnisse sind dazu mE wohl dennoch durchaus ableitbar:
Präferenzen für Haarfarben - Ergebnisse einer online Untersuchung -> detallierte Abhandlung dazu unter http://www.uni-saarland.de/fak5/ronald/physische-attraktivitaet/haarfarbe.pdf bzw. Haare Teil I
Blond, braun, schwarz, rot - Sinn und Unsinn der Berichterstattung in den Medien
 
Zuletzt bearbeitet:
Einmal noch eine allgemeine Anmerkung zur Präferenz bzw. dem Aspekt der "Vergötterung" von Haarfarben sowie zu verschiedenen Haarfarben zugeordneten Eigenschaften...

Zwar gibt diesbezüglich nur moderne Studien - eben, weil man in vergangenen Jahrhunderten derartige Befragungen dazu noch nicht gemacht hat -, aber einige Schlußfolgerungen bzw. Ergebnisse sind dazu mE wohl dennoch durchaus ableitbar:
Präferenzen für Haarfarben - Ergebnisse einer online Untersuchung -> detallierte Abhandlung dazu unter http://www.uni-saarland.de/fak5/ronald/physische-attraktivitaet/haarfarbe.pdf bzw. Haare Teil I
Blond, braun, schwarz, rot - Sinn und Unsinn der Berichterstattung in den Medien

Die Umfragen finde ich etwas irritierend. :grübel: Könnte von der Friseurinnung beauftragt sein....und was hat das jetzt mit der schwarzbraunen Haselnuß zu tun?
Ich warte ja noch auf Neddys Bericht über die nächtliche Lektüre seines Links über die erotischen Anspielungen im deutschen Volkslied u.a. über die Haselnuß und das Mahlen des Müllers. :red:
 
Die Umfragen finde ich etwas irritierend. :grübel: Könnte von der Friseurinnung beauftragt sein...

Sein kann vieles; allerdings denke ich das eher nicht: Psychologie online-Experimente psychologische Umfragen Attraktivitätsforschung Universität Saarbrücken Haare

... und was hat das jetzt mit der schwarzbraunen Haselnuß zu tun?

Immerhin befaßt sich die Studie auch mit vorherrschenden Stereotypen, die zwar - wie bereits von mir erwähnt - auf recht modernen Befragungen basieren, aber dennoch nicht erst heutzutage so existieren; z.B. findet sich das Gegensatzpaar "blond vs. schwarz" i.S.v. "edel und schön, aber auch kühl und hochmütig vs. mystisch und unergründlich bis reizvoll, aber auch fremdartig bis bösartig und gefährlich" mitunter auch in der mittelalterlichen Epik wieder.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich warte ja noch auf Neddys Bericht über die nächtliche Lektüre seines Links über die erotischen Anspielungen im deutschen Volkslied u.a. über die Haselnuß und das Mahlen des Müllers. :red:

Nicht dass ich jetzt vor lauter erotischen Anspielungen die Sprache verloren hätte (die verlorene Sprache ist jetzt keine Anspielung, und selbst wenn sie's wäre, gälte sie nur für Mägdelein!).
Also die zentrale Aussage meines Berichts über die nächtliche Lektüre verleitet mich zu dem Schluss, dass ein moderner Rapper den Inhalt des Liedes von der schwarzbraunen Haselnuss sinngemäß wiedergeben kann, ohne mehr als ein einziges aus dem englischen Sprachgebrauch stammendes Tunwort zu verwenden :red:.

Und nun geh ich in den Garten, ein Ros mir zu brechen :pfeif:

Das alles erinnert mich an eine Bildbeschreibung, die ich zu einem Werk gelesen habe, in dessen Zentrum ein Mädchen stand, das von den Eltern geschimpft wurde, weil es seinen Korb mit Eiern hatte fallen lassen und diese zerbrochen waren. Währenddessen der treuherzige kleine Bruder den von vornherein zum Scheitern verurteilten Versuch unternimmt, die zerbrochenen Eier wieder zusammenzufügen. Aber das ist eine ganz andere Geschichte - ähm, nein, ist es nicht :red::red::red:
 
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