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Sklaverei in den USA
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Beitrag:
<p>[QUOTE="Scorpio, post: 847290, member: 5388"]Ich wollte noch mal auf die Ausgangsfrage zurückkommen. Ich denke, dass die Phantasie fehl geht, wenn man annimmt, die Mehrheit der Sklavenhalter in den USA habe aus grausamen Psychopathen bestanden. Die überwiegende Mehrheit der Sklavenhalter war sehr bemüht, als "kind masters" zu gelten, selbst wenn sie objektiv betrachtet, diesem Anspruch überhaupt nicht genügten. </p><p><br /></p><p>Sklaven zu schinden, sie zu töten, wurde gesellschaftlich durchaus geächtet, ähnlich wie Grausamkeit zu Pferden oder (extreme) Misshandlung von Kindern. Sklaven die Schwerarbeit leisteten, nicht genug zu essen zu geben, galt in den Südstaaten als extremer Zug von Niedertracht. Sklaven nicht ordentlich zu ernähren und zu kleiden, dass sie dann in der Nachbarschaft stehlen mussten, um elementarste Bedürfnisse befriedigen zu können, brachte einen schlechten Ruf ein. Sklavenhalter, denen ihr Ruf vollkommen gleichgültig war, die sich ganz offen zur Sklavenausbeutung bekannten wie die Figur Simon Legree aus "Uncle Tom`s Cabin" das tut, der nach dem Grundsatz verfährt "use ´em up and buy more" dürften eine Minderheit gewesen sein. </p><p><br /></p><p>Die soziale Gemeinschaft und soziale Kontrolle in südlichen Kleinstädten wird durchaus in gewisser Weise für eine Einhegung von Gewalt gesorgt haben, auch wenn die soziale Kontrolle längst keine Exzesse verhinderte, noch verhindern konnte. </p><p>Die Mehrheit der Sklavenhalter wird so gut oder so schlecht, so sensibel oder gedankenlos gewesen sein, wie nun einmal die Mehrheit der Menschen auf diesem Planeten war oder ist. </p><p><br /></p><p>Die Überlegung, dass so mancher Haussklave besser ernährt und gekleidet wurde, als mancher weißer Proletarier war den Zeitgenossen keineswegs fremd. Wie gesagt gab es durchaus Fälle, dass männliche und weibliche Sklaven Fremdsprachen lernten, Klavier- und Violin-Unterricht erhielten. Das war natürlich eine Ausnahme, nicht die Regel. Die meisten Sklavenhalter dürften aber durchaus die Ansicht vertreten haben, dass Sklaven einen Anspruch darauf hatten, fair behandelt und ausreichend ernährt und gekleidet zu werden. In dem Roman Uncle Tom´s Cabin vertritt der Südstaatler St. Clare die Ansicht, dass die Sklaven auf der Plantage seines Bruders besser ernährt und gekleidet würden, als die Mehrheit der britischen Proletarier. </p><p><br /></p><p>Als Arbeitskräfte waren Sklaven für die Ökonomie des Südens sehr wichtig. Längst nicht alle Farmer oder Handwerker, die Sklaven für ihren Betrieb benötigten, besaßen eigene Sklaven. Es war üblich, dass Sklaven gemietet oder vermietet wurden. Ein Vermieter hatte natürlich kein Interesse daran, dass der Mieter seine Sklaven ruinierte. Ein Mieter, der keine eigenen Sklaven hatte, tat durchaus gut daran, gemieteten Sklaven genug zu essen zu geben. Durch Unfall, passiven Widerstand, scheinbare Dummheit konnte ein Sklave viel Schaden anrichten. Wenn die Scheune mit der Ernte eines Jahres abbrannte, wenn die Cotton-Gin plötzlich kaputt war, Pflüge zerbrachen, konnte ein Sklavenhalter empfindlich geschädigt werden, ein Schuldiger war nicht immer zu finden, und selbst wenn man ihn fand, war damit der Schaden nicht behoben. </p><p><br /></p><p>Für Sklaven konnte die Vermietung durchaus ein Vorteil sein. Es war mit einem Risiko und mit einem hohen Maß an Eigeninitiative verbunden, aber ein Sklave konnte so eigenes Geld verdienen. Es gab Sklaven, die sich so freikaufen konnten. Halter, die Freikauf unterstützten, konnten sich u. U. mit etwas an Zugeständnissen über Jahre die Arbeitskraft einer ganzen Familie sichern. Ein Sklave, der vielleicht in 10 Jahren legal freigelassen werden konnte, floh nicht. </p><p><br /></p><p>Während der ganzen Zeit der Sklaverei in den USA hat es immer wieder einzelne Sklaven gegeben, die durch Freilassung oder Selbstfreikauf die Chancen innerhalb dieses Systems nutzten. Wenn wir über die Auswüchse der Sklaverei in den USA sprechen, sollte man sich bewusst sein, dass nicht einzelne Sklavenhalter, sondern das System an sich den Auswuchs darstellte. Sklavenhalter, die Sklaven ausbeuteten, sie misshandelten, sie mißbrauchten, bewegten sich, so exzessiv sie sich auch aufführten, vollkommen im Rahmen des Rechts. Niemand konnte sie dafür belangen, es hatte keine Konsequenzen. Jeder, selbst wenn er noch so bizarre Perversionen pflegte, konnte daran gehindert werden, Sklaven zu erwerben. Selbst der humanste und verständnisvollste Sklavenhalter konnte sterben oder pleite machen, und für seine Sklaven bedeutete das, dass alles an Sicherheit ungültig war. </p><p><br /></p><p>Viele Zeitgenossen waren der Ansicht, dass die Sklaverei auch für die Sklavenhalter schlecht in ethischer Hinsicht war. Fred Douglass beschrieb seine Herrin Sophia Auld als eine fromme, freundliche Frau, die sich allein durch den Einfluss der Sklaverei, durch die Versuchung mit grenzenloser Macht über ihre Sklaven ausgestattet zu sein, verdorben wurde, bis sie einer Tigerin glich. Von seinem 1. Herrn und mutmaßlichem Vater Aaron Anthony sagte er, dass er, aufgewachsen im Norden unter sozialer Kontrolle sich kaum von anderen Menschen unterschieden haben würde. </p><p><br /></p><p>Es mag durchaus sein, dass ein Haussklave in einer Stadt wie New Orleans mehr Kalorien bekam, als die schlesischen Weber oder meinetwegen Industriearbeiter in Philadelphia, dass Kleidung, Nahrung, selbst Altersversorge im günstigen Fall besser gewesen sein mag. </p><p><br /></p><p>Doch was wäre damit bewiesen, selbst in einem dokumentierten Fall? Mit diesen Vergünstigungen waren keine einklagbaren Ansprüche verbunden. Im Fall des Todes des Masters waren alle Wetten ungültig. Eine Sklavin, die gut genährt, gut gebildet, gut versorgt war, hatte damit längst noch nicht das simple Recht, zu ihrem Herrn "Nein" zu sagen. Gute Ernährung, gute Kleidung, anständige Behandlung- damit war nicht das Recht auf Selbstbestimmung verbunden, das Recht eine Beziehung einzugehen, das Recht über die eigenen Kinder. Keine noch so humane Behandlung, keine Privilegien, gewährt durch die Herrschaft konnten dafür entschädigen, von elementaren Grundrechten ausgeschlossen zu sein.[/QUOTE]</p><p><br /></p>
[QUOTE="Scorpio, post: 847290, member: 5388"]Ich wollte noch mal auf die Ausgangsfrage zurückkommen. Ich denke, dass die Phantasie fehl geht, wenn man annimmt, die Mehrheit der Sklavenhalter in den USA habe aus grausamen Psychopathen bestanden. Die überwiegende Mehrheit der Sklavenhalter war sehr bemüht, als "kind masters" zu gelten, selbst wenn sie objektiv betrachtet, diesem Anspruch überhaupt nicht genügten. Sklaven zu schinden, sie zu töten, wurde gesellschaftlich durchaus geächtet, ähnlich wie Grausamkeit zu Pferden oder (extreme) Misshandlung von Kindern. Sklaven die Schwerarbeit leisteten, nicht genug zu essen zu geben, galt in den Südstaaten als extremer Zug von Niedertracht. Sklaven nicht ordentlich zu ernähren und zu kleiden, dass sie dann in der Nachbarschaft stehlen mussten, um elementarste Bedürfnisse befriedigen zu können, brachte einen schlechten Ruf ein. Sklavenhalter, denen ihr Ruf vollkommen gleichgültig war, die sich ganz offen zur Sklavenausbeutung bekannten wie die Figur Simon Legree aus "Uncle Tom`s Cabin" das tut, der nach dem Grundsatz verfährt "use ´em up and buy more" dürften eine Minderheit gewesen sein. Die soziale Gemeinschaft und soziale Kontrolle in südlichen Kleinstädten wird durchaus in gewisser Weise für eine Einhegung von Gewalt gesorgt haben, auch wenn die soziale Kontrolle längst keine Exzesse verhinderte, noch verhindern konnte. Die Mehrheit der Sklavenhalter wird so gut oder so schlecht, so sensibel oder gedankenlos gewesen sein, wie nun einmal die Mehrheit der Menschen auf diesem Planeten war oder ist. Die Überlegung, dass so mancher Haussklave besser ernährt und gekleidet wurde, als mancher weißer Proletarier war den Zeitgenossen keineswegs fremd. Wie gesagt gab es durchaus Fälle, dass männliche und weibliche Sklaven Fremdsprachen lernten, Klavier- und Violin-Unterricht erhielten. Das war natürlich eine Ausnahme, nicht die Regel. Die meisten Sklavenhalter dürften aber durchaus die Ansicht vertreten haben, dass Sklaven einen Anspruch darauf hatten, fair behandelt und ausreichend ernährt und gekleidet zu werden. In dem Roman Uncle Tom´s Cabin vertritt der Südstaatler St. Clare die Ansicht, dass die Sklaven auf der Plantage seines Bruders besser ernährt und gekleidet würden, als die Mehrheit der britischen Proletarier. Als Arbeitskräfte waren Sklaven für die Ökonomie des Südens sehr wichtig. Längst nicht alle Farmer oder Handwerker, die Sklaven für ihren Betrieb benötigten, besaßen eigene Sklaven. Es war üblich, dass Sklaven gemietet oder vermietet wurden. Ein Vermieter hatte natürlich kein Interesse daran, dass der Mieter seine Sklaven ruinierte. Ein Mieter, der keine eigenen Sklaven hatte, tat durchaus gut daran, gemieteten Sklaven genug zu essen zu geben. Durch Unfall, passiven Widerstand, scheinbare Dummheit konnte ein Sklave viel Schaden anrichten. Wenn die Scheune mit der Ernte eines Jahres abbrannte, wenn die Cotton-Gin plötzlich kaputt war, Pflüge zerbrachen, konnte ein Sklavenhalter empfindlich geschädigt werden, ein Schuldiger war nicht immer zu finden, und selbst wenn man ihn fand, war damit der Schaden nicht behoben. Für Sklaven konnte die Vermietung durchaus ein Vorteil sein. Es war mit einem Risiko und mit einem hohen Maß an Eigeninitiative verbunden, aber ein Sklave konnte so eigenes Geld verdienen. Es gab Sklaven, die sich so freikaufen konnten. Halter, die Freikauf unterstützten, konnten sich u. U. mit etwas an Zugeständnissen über Jahre die Arbeitskraft einer ganzen Familie sichern. Ein Sklave, der vielleicht in 10 Jahren legal freigelassen werden konnte, floh nicht. Während der ganzen Zeit der Sklaverei in den USA hat es immer wieder einzelne Sklaven gegeben, die durch Freilassung oder Selbstfreikauf die Chancen innerhalb dieses Systems nutzten. Wenn wir über die Auswüchse der Sklaverei in den USA sprechen, sollte man sich bewusst sein, dass nicht einzelne Sklavenhalter, sondern das System an sich den Auswuchs darstellte. Sklavenhalter, die Sklaven ausbeuteten, sie misshandelten, sie mißbrauchten, bewegten sich, so exzessiv sie sich auch aufführten, vollkommen im Rahmen des Rechts. Niemand konnte sie dafür belangen, es hatte keine Konsequenzen. Jeder, selbst wenn er noch so bizarre Perversionen pflegte, konnte daran gehindert werden, Sklaven zu erwerben. Selbst der humanste und verständnisvollste Sklavenhalter konnte sterben oder pleite machen, und für seine Sklaven bedeutete das, dass alles an Sicherheit ungültig war. Viele Zeitgenossen waren der Ansicht, dass die Sklaverei auch für die Sklavenhalter schlecht in ethischer Hinsicht war. Fred Douglass beschrieb seine Herrin Sophia Auld als eine fromme, freundliche Frau, die sich allein durch den Einfluss der Sklaverei, durch die Versuchung mit grenzenloser Macht über ihre Sklaven ausgestattet zu sein, verdorben wurde, bis sie einer Tigerin glich. Von seinem 1. Herrn und mutmaßlichem Vater Aaron Anthony sagte er, dass er, aufgewachsen im Norden unter sozialer Kontrolle sich kaum von anderen Menschen unterschieden haben würde. Es mag durchaus sein, dass ein Haussklave in einer Stadt wie New Orleans mehr Kalorien bekam, als die schlesischen Weber oder meinetwegen Industriearbeiter in Philadelphia, dass Kleidung, Nahrung, selbst Altersversorge im günstigen Fall besser gewesen sein mag. Doch was wäre damit bewiesen, selbst in einem dokumentierten Fall? Mit diesen Vergünstigungen waren keine einklagbaren Ansprüche verbunden. Im Fall des Todes des Masters waren alle Wetten ungültig. Eine Sklavin, die gut genährt, gut gebildet, gut versorgt war, hatte damit längst noch nicht das simple Recht, zu ihrem Herrn "Nein" zu sagen. Gute Ernährung, gute Kleidung, anständige Behandlung- damit war nicht das Recht auf Selbstbestimmung verbunden, das Recht eine Beziehung einzugehen, das Recht über die eigenen Kinder. Keine noch so humane Behandlung, keine Privilegien, gewährt durch die Herrschaft konnten dafür entschädigen, von elementaren Grundrechten ausgeschlossen zu sein.[/QUOTE]
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