Sprache im Mittelalter bzw. Germanisch

Ben I.

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Hallo,
ich hoffe dieser Artikel passt unter "Kultur"?!
Mich würde sehr interessieren, ob es irgendwo Aufzeichnungen von der Mittelalterlichen bzw. Germanischen Sprache gibt. Vielleicht eine alphabettafel oder ein "Wörterbuch"

Danke schonmal im Vorraus

Ben I.
 
Es gibt einige Althochdeutsche Texte (Hildebrandslied). Von aufzeichnungen des germanischen habe ich bisher noch nicht gehört.
 
Ben I. schrieb:
Hallo,
ich hoffe dieser Artikel passt unter "Kultur"?!
Mich würde sehr interessieren, ob es irgendwo Aufzeichnungen von der Mittelalterlichen bzw. Germanischen Sprache gibt. Vielleicht eine alphabettafel oder ein "Wörterbuch"

Danke schonmal im Vorraus

Ben I.


Es gibt nicht "die" germanische Sprache. Deutsch ist eine germanische Sprache, Englisch ist auch eine germanische Sprache, Dänisch, Schwedisch etc.
Diese Sprachen lassen sich hypothetisch auf ein "Urgermanisch" (lange vor dem Mittelalter) zurückführen, doch diese Sprache ist nicht überliefert.


Ich nehme an, Du willst wissen, was für ein "Deutsch" im Mittelalter gesprochen wurde. Wikipedia gibt einen guten Überblick und auch Literaturangaben für Wörterbücher.

Aus dem 8. bis 11. Jahrhundert ist das Althochdeutsche bezeugt:

http://de.wikipedia.org/wiki/Althochdeutsch

Die nächste Sprachstufe (11. bis 14. Jahrhundert) ist das Mittelhochdeutsche:

http://de.wikipedia.org/wiki/Mittelhochdeutsch

Daneben wurde Altsächsisch (Altniederdeutsch) und Mittelniederdeutsch gesprochen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Altniederdeutsch
http://de.wikipedia.org/wiki/Mittelniederdeutsch
 
Es haben sich auch einige wenige germanische Texte aus der Völkerwanderungszeit erhalten, vor allem die Wulfila-Bibel und seine "Vater unser"-Übersetzung aus dem 4. Jahrhundert.
 
Ashigaru schrieb:
Es haben sich auch einige wenige germanische Texte aus der Völkerwanderungszeit erhalten, vor allem die Wulfila-Bibel und seine "Vater unser"-Übersetzung aus dem 4. Jahrhundert.

Das ist die gotische Sprache, nicht zu verwechseln mit dem Deutschen und auch nicht zu verwechseln mit dem "Urgermanischen".
 
Brecht schrieb:
Zumindest habe ich deine Frage nach der germanischen Sprache als Frage nachdem Theodisce, also der germanischen Volkssprache verstanden. Wenn du was anderes meintest, sag es bitte...

Leider geht es aus der Fragestellung nur sehr vage hervor; Ben sollte sich da wohl noch einmal konkreter äußern.
Übrigens bezeichnet Theodisce oder theudisk genauer mW die gemeine Volkssprache im ostfränkischen Reichsteil...
Und das wäre dann genaugenommen Althochdeutsch, das eigentlich aber Altostfränkisch heißen müßte (weil es noch gar kein "Deutschland" i.d.S. gab)... :grübel:
 
Zuletzt bearbeitet:
Da hast du völlig recht, nur genau deshalb habe ich ja meine Frage bzw. bitte gestellt noch etwas präziser zu werden. Ich betrachte Theodisce als die "germanische Volkssprache" Denn ich setze "Germanien"zu dieser Zeit mit dem ostfränkischen Reich gleich. Dafür ergibt es sich m.E. auch logische Gründe, denn welche anderen Gebieten könnten sonst gemeint sein. Die Westfränkischen und die westlichen Teile Lotharingens fallen raus, genauso wie der slawische Sprachraum. Theodisce oder Althochdeutsch ist also m.E. mit der "germanischen Volkssprache" gleichzusetzen. Somit konnte ich ihm zu mindest das älteste Wörterbuch zu dieser Zeit für Latein-Althochdeutsch nennen.

Auf die Diskussion, ob es nun schon ein Dt. zu der Zeit gab, will ich jetzt nicht schon wieder eingehen. *lach* :D

Aber wie gesagt, Ben müsste doch noch einmal seine Frage konkretisieren, da ich hier sonst echt nur im Dunkeln tapse ;)
 
Es gibt mehrere mittelhochdeutsche Wörterbücher. Für mittelhochdeutsche Literatur ist „der Lexer“ (Matthias Lexer, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, 3 Bände, Leipzig 1872-78) das ausführlichste, leider sehr unübersichtlich. Handlicher ist das Wörterbuch von Beater Hennig („Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch“, Tübingen 1993). Beide Wörterbücher basieren auf literarischen Texten des Hochmittelalters.
Für Historiker besser geeignet: Bettina Kirschstein und Ursula Schulze, Wörterbuch der mittelhochdeutschen Urkundensprache auf der Grundlage des "Corpus der altdeutschen Originalurkunden bis zum Jahr 1300". Bisher sind zwei Bände erschienen (Bd.1 Von „ab“ bis „hinnen“, Bd.2 von „Hinnen dar“ bis „swester“).
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Danke schonmal für die Infos.
Mit Germanischer Sprache meinte ich die Sprache die zurzeit der Germanen gesprochen wurde. Etwa während der Kriege der Römer gegen die Germanen.
Etwas über die Sprache der Kelten oder Angelsachsen wären auch sehr interesant.
 
Ben I. schrieb:
Mit Germanischer Sprache meinte ich die Sprache die zurzeit der Germanen gesprochen wurde. Etwa während der Kriege der Römer gegen die Germanen.
Etwas über die Sprache der Kelten oder Angelsachsen wären auch sehr interesant.

Wie Hyokkose schon schrieb, gibt es die Germanische Sprache so nicht - vielmehr spricht man von germanischen Sprachen als ein Zweig der indoeuropäischen Sprachen.
Anm.: Die Sprache der Angelsachsen (Angelsächsisch oder Altenglisch) wird mW zu den westgermanischen Sprachen gezählt.
Am besten gewinnst Du einen ersten Grobüberblick unter diesem Link und gehst von dort aus weiter (evt. ist auch der aufgeführte Literaturverweis interessant für Dich).
 
Ben I. schrieb:
Hallo,
ich hoffe dieser Artikel passt unter "Kultur"?!
Mich würde sehr interessieren, ob es irgendwo Aufzeichnungen von der Mittelalterlichen bzw. Germanischen Sprache gibt. Vielleicht eine alphabettafel oder ein "Wörterbuch"

Danke schonmal im Vorraus

Ben I.

Also was ich weiß gibt es ein althochdeutsches Synonymwörterbuch, welches laut unserem Liteaturbuch in Deutsch als das erste Wörterbuch bezeichnet wird.
 
DAS Germanische schlecht hin gibt es nicht, wie Timo und die andern schon festgehalten haben. Ich denke, das kommt daher, dass es noch keinen regen Schriftverkehr gab zu jener Zeit, und es auch nicht nötig war, eine einheitliche Sprache zu sprechen. Erst als die Völkerwanderung aufkam und sich die Menschen "näher kamen" wurde das auf einen mehr oder weniger einheitlichen Punkt gebracht. Ich bin mir nicht sicher, aber kann man nicht auch bei Grimm's Wörterbuch nachschauen, wann die Wörter da erste mal gebraucht bzw. festgehalten worden sind? Das hilft vielleicht auch etwas...
Zur angelsächsischen Sprache: Meiner Meinung nach ist dies eine Kunstsprache, weil sie sich aus mehreren verschiedenen Zusammensetzt. Da prallen dann die Angeln und die Sachsen auf die bis dato allein lebenden "briten" zusammen (Übrigens: Die Angeln & Sachsen wurden als "Türsteher" dorthin geschickt, da sich die Römer zurückzogen mußten nun andere aufpassen). 1066 kam dann auch noch der Einfluss der französischen Sprache hinzu und die Vikinger haben bestimmt auch ihren Teil dazugetragen. Ob das nun alles als Westgermanisch gezählt werden kann, sei mal dahingestellt. Ich schau noch mal nach ;) Da kann man bestimmt noch nen eigenen thread raus machen...

Lieben Gruß:winke:
 
Zuletzt bearbeitet:
Sissi schrieb:
DAS Germanische schlecht hin gibt es nicht, wie Timo und die andern schon festgehalten haben. Ich denke, das kommt daher, dass es noch keinen regen Schriftverkehr gab zu jener Zeit, und es auch nicht nötig war, eine einheitliche Sprache zu sprechen. Erst als die Völkerwanderung aufkam und sich die Menschen "näher kamen" wurde das auf einen mehr oder weniger einheitlichen Punkt gebracht.
Oder vielmehr auf mehrere Punkte: Die Goten in der fernen Ukraine waren ja von den Franken am Niederrhein weiter weg als je zuvor.





Sissi schrieb:
Zur angelsächsischen Sprache: Meiner Meinung nach ist dies eine Kunstsprache, weil sie sich aus mehreren verschiedenen Zusammensetzt.

Du meinst wohl eine "Mischsprache" - Kunstsprachen sind künstlich ersonnene Sprachen wie Volapük, Esperanto oder Klingonisch.

"Mischsprachen" sind allerdings alle Sprachen der Welt. Auch das Deutsche setzt sich aus dem Vokabular von hundert anderen bekannten (und tausend unbekannten) Sprachen zusammen. Nur der Grundwortschatz und die grammatische Grundstrukturen sind eben eindeutig germanisch.

Und die sind ebenso auch beim Angelsächsischen eindeutig germanisch.
 
Mir brennt schon lange eine Frage auf dem Herzen. Bitte nicht falsch verstehen, interessiert mich wirklich.
Wie kann man heute wissen, wie das geschriebene Wort und darum ging es ja, tatsächlich damals ausgesprochen wurde?
Wenn ich heute zb. Ration schreibe, wird es ja auch razion gesprochen.
 
florian17160 schrieb:
Mir brennt schon lannge eine Frage auf dem Herzen. Bitte nicht falsch verstehen, interessiert mich wirklich.
Wie kann man heute wissen, wie das geschriebene Wort und darum ging es ja, tatsächlich damals ausgesprochen wurde?
Wenn ich heute zb. Ration schreibe, wird es ja auch razion gesprochen.

Da gibt es schon ein paar Möglichkeiten.

Man kann es z. B. an "Schreibfehlern" feststellen. Die Rechtschreibregeln waren ja nicht so streng wie heute, man schrieb oft, wie einem der Mund gewachsen war. Und wenn man nun feststellt, daß immer wieder mal einer "Razion" oder "Ratsion" oder "Ratzion" schreibt, kann man dann schon Rückschlüsse auf die Aussprache ziehen.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Wörter zu untersuchen, die in andere Sprachen oder aus einer anderen Sprache übernommen wurden. Zum Beispiel haben die Germanen aus dem Lateinischen das Wort "Caesar" übernommen. Das Wort wird heute noch im Deutschen "Kaiser" ausgesprochen, daher kann man den Schluß ziehen, daß zu der Zeit, als die Germanen das von den alten Römern gehört haben, das "C" wie "K" und das "ae" wie zwei Vokale, also nicht wie "ä" ausgesprochen wurde.
 
Das leuchtet ein, danke.
Nur, die geschriebenen Wörter waren doch nur bestimmten Leuten vorbehalten. Ich habe zb. meine Uroma nicht mehr verstanden in ihrem alten Plattdeutsch.( 1887) geb.
Und 30 km entfernt haben die schon wieder ganz anders gesprochen.
Die orthographische Schrift des Schreibers von dem Grafen war aber immer gleich.
 
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