Warum unterstützten die USA die Entente Mächte im 1. Weltkrieg.

Little_Tiger

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Gemeinhin wird angenommen, dass die Versenkung der Lustiania und der Überall Belgiens der Grund für den Eintritt der USA auf Seiten von Frankreich/Englands war.

Die Frage, die sich mir hierbei aufdrängt, warum unterstützten die USA auch schon vor 1917 Großbritannien mit Waffen und sonstigen Material, obwohl 1914 die USA sich nicht in den Krieg in "fernen" Europa hineinziehen lassen wollte???
 
Gemeinhin wird angenommen, dass die Versenkung der Lustiania und der Überall Belgiens der Grund für den Eintritt der USA auf Seiten von Frankreich/Englands war.

Die Frage, die sich mir hierbei aufdrängt, warum unterstützten die USA auch schon vor 1917 Großbritannien mit Waffen und sonstigen Material, obwohl 1914 die USA sich nicht in den Krieg in "fernen" Europa hineinziehen lassen wollte

siehe auch folgendes Buch:
[mod: keine kommerziellen Links bitte!]

mit der These:
"Dr. Thomas Jung und Friedrich Georg belegen jedoch genau das Gegenteil: Der »Große Krieg« war kein politischer, sondern ein kommerzieller, inszenierter Krieg mit dem Ziel, Deutschland als führende und moderne Wissenschafts- und Wirtschaftsmacht zu zerstören. Fakt ist: Frankreich und England waren bis zum letzten Penny bei US-Banken und Investoren verschuldet. Im Falle eines deutschen Sieges oder eines Ausgleichsfriedens drohte ihnen der Bankrott. Die USA waren also nur deshalb in den Weltkrieg eingetreten, um ihre milliardenschweren Investitionen in England und Frankreich zu retten."
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
ist der Kopp Verlag keine besonders seriöse Adresse...
Auf dem Verlag habe ich gar nicht geachtet.

Ich bin darauf aufmerksam geworden, weil der Co-Autor dieses Buch Dr. Thomas Jung ist.
Oberbürgermeister der Stadt Fürth.
Herr Jung gilt in seiner und meiner Heimatstadt als ausgesprochen seriös.

Abgesehen von den Verlag und den Autor,
gilt dennoch die Frage.

Warum haben die USA die Entente-Mächte im 1. Weltkrieg unterstützt?
 
Gemeinhin wird angenommen, dass die Versenkung der Lustiania und der Überall Belgiens der Grund für den Eintritt der USA auf Seiten von Frankreich/Englands war.

Ja, diese Legende geistert tatsächlich immer wieder durch populären Geschichtsbilder, ist in dieser Form aber quatsch.
Die Lusitania-Affäre war 1915, die USA traten allerdings erst 1917 in den Krieg ein.

Die Lusitania-Affäre hatte lediglich entsprechende Empörung und Drohungen an die Berliner Adresse zur Folge, dass es Konsequenzen haben würde, wenn Deutschland den U-Boot-Krieg jenseits der Priesenordnung weiterführte.
Priesenordnung bedeutete, U-Boote hätten auftauchen, einen Warnschuss abgeben müssen um ein anderes Schiff zu stoppen, es dann zu durchsuchen und im Fall, dass keine Konderbande zu finden wäre, passieren lassen müssen, im Fall das Konterbande zu finden gewesen wäre, hätte dies bedeutet, dass Schiff zu internieren gewesen wäre.

Die deutsche Seite brach darauf hin den U-Boot-Krieg weitgehend ab, bzw. führte daraufhin erstmal keinen uneingeschränkten U-Boot-Krieg (außerhalb der Priesenordnung) mehr.

Ende 1916 wurde Falkenhayn als Chef der deutschen OHL entlassen und seine Nachfolger, das Feldherren-Duo Hindenburg/Ludendorff fing an Druck in Richtung Wiederaufnahme des uneingeschränkten U-Boot-Krieges zu machen, weil die Herren der Meinung waren, nach einem Sieg über Russland England aushungern und zum Frieden zwingen zu können, oder aber dadruch viel Schiffsraum zu versenken, dafür zu sorgen, dass die Materialversorgung der Entente an der Westfront massiv leiden würde, mit der Absicht, diese dann in einem schnellen Manöver zu überrennen und so den Krieg zu Gunsten Deutschlands zu entscheiden.

Das das die USA provozieren musste, nahm man in Kauf und als es dann 1917 wieder dazu kam, dass aus den USA kommende Schiffe mit US-Bürgern an Bord Ziel von Angriffen wurden, brachte das die Stimmung in denn USA extrem gegen Deutschland auf.

Hinzu kam noch, (was weniger bekannt ist) die sogenannte "Zimmermann-Depesche" (Zimmermann war Staatssekretär im auswärtigen Amt in Berlin).

Da man in Deutschland damit rechnete, sich mit den USA anzulegen, wegen des U-Boot-Krieges, versuchte man via verschlüsselter Depesche (Zimmermann-Depesche) über das amerikanische transatlantische Telegraphenkabel die deutsche Botschaft in Mexiko zu instruieren, der mexikanischen Regierung ein Bündnisangebot, für den Fall eines gemeinsamen Krieges mit den USA zu machen, worin auch die Möglichkeit erwogen wurde, dass Mexiko im Erfolgsfall US-amerikanische Territorien übernehmen könnte (Mexiko hatte im 19. Jahrhundert in etwa die Hälfte seines Staatsgebiets an die USA verloren. die heutigen US-Bundesstaaten Kalifornien, Nevada, Utah, New Mexico, Arizona und Texas hatten bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zu Mexiko gehört).

Blöderweise hatten die Briten allerdings das Unterseekabel angezapft und besaßen auch ein entsprechendes deutsches Codebuch, um die Nachricht entschlüsseln zu können.
Man kann sich vorstellen, wie sehr der Klartext dieser Depesche die USA-Regierung nochmal zusätzlich gegen Deutschland aufbrachte, zumal sie selbst der deutschen Seite im gute Glauben, die Nutzung ihres Unterseekabels für diplomatischen Verkehr explizit auch für Vermittlungs- und Verhandlungszwecke gestattet hatte.

Das kam zusammen und bedeutete dann eben Krieg.

 
"Dr. Thomas Jung und Friedrich Georg belegen jedoch genau das Gegenteil: Der »Große Krieg« war kein politischer, sondern ein kommerzieller, inszenierter Krieg mit dem Ziel, Deutschland als führende und moderne Wissenschafts- und Wirtschaftsmacht zu zerstören. Fakt ist: Frankreich und England waren bis zum letzten Penny bei US-Banken und Investoren verschuldet. Im Falle eines deutschen Sieges oder eines Ausgleichsfriedens drohte ihnen der Bankrott. Die USA waren also nur deshalb in den Weltkrieg eingetreten, um ihre milliardenschweren Investitionen in England und Frankreich zu retten."
Ja, diese Legende geistert sehr gerne vor allem durch rechtsradikale Verschwörungserzählungen.

Es ist richtig, Großbritannien und Frankreich waren wegen des Krieges stark in den USA verschuldet. Aber das änderte sich ja durch einen Krieg mit Deutschland nicht.
Es musste klar sein, dass Deutschland mit seinen Mitteln mehr oder weniger genau so am Ende war, wie die beiden Westmächte und dass Deutschland so umfangreiche Reparationen, gar nicht würde bezahlen können, dass die Entente-Mächte davon in überschaubarer Zeit ihre Kredite hätten abbezahlen können.

Deutschland wegen der finanziellen Verwicklungen den Krieg zu erklären, wäre insofern unsinnig gewesen, denn einem der selbst bankrott und hoch vrschuldet ist, kann man nichts mehr wegnehmen.
Man kann dem zwar igendewelche Phantasiezahlen in den Friedensvertrag diktieren, aber das nutzt ja nichts, wenn der entsprechende Akteur überhaupt nicht dazu fähig ist, diese Beträge überhaupt aufzubringen.

Davon abgsehen, Großbritannein und Frankreich besaßen damals in der Kraribik und im fernen Osten Kolonialgebiete, die sicherlich auch für die USA interessant waren.

Die USA hätten diese einfach besetzen können, um ein Pfand gegenüber den Entente-Mächten in der Hand zu haben, und die Rückzahlung der Kredite sicher zu stellen oder aber sich eben mit diesenn Territorien anderweitig zu entschädigen.
In Anbetracht des Umstands, dass GB und Frankreich von Nachschub aus den USA abhängig waren und sich eine Auseinandersetzung mit Washington deswegen nicht hätten leisten können, wäre da kein Widerstand zu erwarten gewesen.

Wäre wesentlich günstiger und effektiver gewesen, um die eigenen Investitionen zu schützen als sich in einen Krieg in Europa mit Deutschland einzulassen mit dem Ziel einem letztendlich ausgelaugten Deutschland Zahlungen aufzuerlegen, die es kurzfristig nicht bestreiten würde können.


Die Mähr davon, dass das die USA zum Krieg gegen Deutschland veranlasst hätte, taugt nichts.
 
Ja, diese Legende geistert sehr gerne vor allem durch rechtsradikale Verschwörungserzählungen.
Nun ich würde es jetzt nicht als rechtsradikale Legende hinstellen. Die Behauptung kommt ja aus der USA. Schon kurz nach dem Krieg kam der Vorwurf auf, man hätte die eignen Soldaten nur für die Interessen der Banken und großen Firmen geopfert und Großbritannien hätten die USA hereingelegt.

1934- 1936 tagte ein Untersuchungsausschuss der sogenannte Nye Committee oder "Senate Munitions Investigating Committee". Dieser kam zu dem Ergebnis, dass die Waffenindustrie Preisabsprachen getroffen, sowie vor und während des Krieges im Sinne einer Beteiligung des Landes starken Einfluss auf die US-Außenpolitik genommen hatte. Auch wurde ermittelt, dass Deutschland Kredite von 27 Millionen in den USA aufgenommen hatte und Großbritannien 2,3 Milliarden.
 
Ich habe nochmals recheriert, Du hast recht.

Es handelt sich bei den Autor um einem Dr. Thomas Jung.
Aber dieser Dr. Jung hat absolut nichts mit dem seinem Namensvetter aus Fürth zu tun.

DANKE!!!!


Und vermutlich ist auch der verlinkte Dr. Thomas Jung, der nicht der Bürgermeister von Fürth ist, nicht der Mitverfasser des Buches. Thomas ist nun mal kein ganz seltener Vor- und Jung kein ganz seltener Nachname. Mein Name, der viel seltener ist (also mein Vorname ist 08/15, aber mein Nachname ist selten) wird von mindestens zwei Personen außer mir getragen, die schon wissenschaftlich veröffentlicht haben und mindestens einer, vielleicht zwei Personen, die in derselben Stadt wie ich wohnen und wenn eine Verwandtschaft besteht, diese mindestens auf die Ururgroßeltern zurückgehen muss.
 
Nun ich würde es jetzt nicht als rechtsradikale Legende hinstellen.
Habe ich ja auch nicht, ich habe nur bemerkt, dass das immer wiede in rechtsradikale Legenden eingewoben wird, nicht selten mit antisemitischem Anstrich.
Wobei dann Erzählungen herauskommen, nach denen eine skrupellose (jüdisch dominierte) Finanzwelt die US-Regierung in diesen Krieg hinein getrieben habe, mit anderen Worten, ähnlicher Mist, wie ihn schon die Nazis erzählten.

Wenn das Buch auf auf das sich @Little_Tiger bezieht, im Kopp-Verlag erschinen ist, und es tatsächlich mit einer solchen Auskunft hier beworben wird:

"Dr. Thomas Jung und Friedrich Georg belegen jedoch genau das Gegenteil: Der »Große Krieg« war kein politischer, sondern ein kommerzieller, inszenierter Krieg mit dem Ziel, Deutschland als führende und moderne Wissenschafts- und Wirtschaftsmacht zu zerstören. Fakt ist: Frankreich und England waren bis zum letzten Penny bei US-Banken und Investoren verschuldet. Im Falle eines deutschen Sieges oder eines Ausgleichsfriedens drohte ihnen der Bankrott. Die USA waren also nur deshalb in den Weltkrieg eingetreten, um ihre milliardenschweren Investitionen in England und Frankreich zu retten."

Liegt nämlich der Veracht nahe, dass es sich dabei um genau so einen Mist handelt und davor wollte ich einfach gewarnt haben. Es ist an sich schon bedauerlich das sowas legal verdrieben werden darf.

1934- 1936 tagte ein Untersuchungsausschuss der sogenannte Nye Committee oder "Senate Munitions Investigating Committee". Dieser kam zu dem Ergebnis, dass die Waffenindustrie Preisabsprachen getroffen, sowie vor und während des Krieges im Sinne einer Beteiligung des Landes starken Einfluss auf die US-Außenpolitik genommen hatte. Auch wurde ermittelt, dass Deutschland Kredite von 27 Millionen in den USA aufgenommen hatte und Großbritannien 2,3 Milliarden.
Ohne da jetzt eine längere Abhandlung draus machen zu wollen:

1. Preisabsprachen waren vor dem 1. Weltkrieg nichts besonderes, damals gab es noch kein oder kaum ein entwickeltes Kartellrecht. Das Preisabsprachen, Kartelle und Syndikate wirklich insgesamt, nicht nur in Ausnahmefällen, als etwas illegitimes betrachtet werden ist eine Auffassung, die sich eigentlich erst nach dem 2. Weltkrieg vollends durchsetzte.
Im unmittelbaren nachgang der Weltwirtschaftskrise, wird man das in den USA, als die wirtschaftlichen Strukturen auf den Prüfstand kamen kritischer gesehen haben, als noch im 1. Weltkrieg selbst.
2. Die Feststellung, dass es aus der Richtung der Rüstungsindustrie Versuche gab, die Regierung in Richtung eines Kriegseintritts zu beeinflussen, ist ein gänzlich anderer Umstand, als die Behauptung, dass die USA wegen der Versuchldung auf Durck des Finanzsektors in den Krieg gezogen wären.
Es ändert wenig daran, dass den Ausschlag der U-Boot-Krieg und die Zimmermann-Depesche gegeben haben dürften.

3. zum Verschuldungsthema:

a) Großbritannien beschaffte als Vermittler auch für seine weniger solventen Verbündeten Kredite in den USA, für die es garantierte, bzw. die London aufnahm und an Paris, Rom und andere Partner weiter vermittelte. Ein Teil dieser 2,3 Milliarden (ich vermute mal U.S. Dollar), entfielen also am Ende wahrscheinlich nicht auf GB, sondern auf mehrere Länder.
b) Die Zahl enstpricht dem, was GB den USA und amerikanischen Banken am Ende des Krieges schuldete, Ende 1916/Anfang 1917 dürfte dieser Schuldenberg allerdings erheblich geringer gewesen sein.
c) Es war absehaber, dass GB keine großen Wiederaufbau-Kosten haben würde, und da die Briten zumindest in der ersten Zeit den Krieg tatsächlich mehr über Steuern als über Anleihen finanzierten, war auch die Inlandsverschuldung, die bedient werden musste sicherlich nich so erschreckend groß.

Geht man davon aus, dass rund die Hälfte des Schuldenberges erst nach dem Kriegseintritt der USA fabriziert wurde (entspricht 2 Kriegsjahren) und davon, dass ein teil davon an andere Kreditnehmer weiter vergeben wurde, beliefen sich die britischen Verbindlichkeiten bzw. die de facto von GB zu schulternden Verbindlichkeiten als die USA in den Krieg eintraten vielleicht auf round about eine Milliarde.

Man müsste sich jetzt anschauen, wie viel genau dass denn inflationsbereinigt wäre, aber ich traue mich durchaus dazu das Statement abzugeben, dass ich es für sehr unwahrscheinlich halte, dass das einem Betrag entspricht, der dem Empire finanziell das Genick gebrochen hätte.

Insofern Deutschland gegen die britische Seemacht nicht ankam und weder die Inseln noch das Empire ernstlich bedrohen konnte, die Briten aber die deutschen Kolonien, bzw. Teile davon als Pfand besetzt hielten, war davon auszugehen, dass GB, selbst wenn Frankreich geschlagen würde keinen Verlustfrieden würde hinnehmen müssen, bei dem von anderer Seite Reperationen beansprucht werden konnten.
Frankreich hätte das passieren können, GB nicht.

Demgegenüber wie gesagt, hätte sich die US-Regierung die vergebenen Kredite absichern lassen können.
Eine Drohung damit ein Gesetz zu erlassen, dass Waffenlieferungen und Kapitalfluss nach Europa für die Dauer des Krieges untersagt hätte, hätte vollkommen genügt, um die in dieser Hinsicht abhängigen Briten und franzosen zu zwingen dieser Forderung nachzukommen.
Das hätte sich die US-Regierung absichern können lassen mit:

- Interessanten Kolonialgebieten (Karibik, Hongkong, Singapur etc.)
- Verpfändung britischen und französischen Auslandsbesitzes (Eisenbahnen- und Handelskonzessionen in China z.B.)
- Verprändung von Anteilen an gewinnbringenden Staatsunternehmen (z.b. wichtige Bahnstrecken)
- Überlassung von Konzessionen und Schürfrechten ann interessanten Bodenschätzen (z.B. Gold und Diamanten in Südafrika).

Da wäre einges an potentiellen Sicherheiten denkbar gewesen, die die US-Regierung als Pfand hätte einfordern können.

Und an der Stelle wird die Vorstellung, die USA seien wegen der Kredite in den Krieg gezogen abstrus.
Warum sich in einen Weltkrieg einlassen, der erstmal Geld kostet, um die Solvenz der Briten und Franzosen auf Kosten Deutschlands zu retten, wenn man beide auch einfach mit einem Federsrich hätte zwigen können, als Absicherung der US-Regierung eben Schürfrechte in südafirkanischen Goldbergwerken, Handelskonzessionen in China, die Häfen von Hongkong und Singapur, Jamaica oder Anteile an bedeutenden Staatsunternehmungen zu überlassen?
 
Die Eingangsfrage "Warum unterstützten die USA die Entente Mächte im 1. Weltkrieg?" ist gar nicht so einfach zu beantworten.
Jedenfalls geht es mir so.

George Kennan beschreibt das 1951.
Es habe eine lang geführte Diskussion in den USA über Parteinahme und Eintritt gegeben in deren Zentrum zunächst die Rechte der USA als neutrale [See]Macht standen.
Dies befindet Kennan als widersprüchlich, und kurios seien Breite und Länge dieser Betrachtungen.
Denn, so argumentiert er, es sei ja dieses neutrale Recht nicht nur durch deutsche U-Boote gebrochen worden, sondern auch durch die britische Seeblockade gegen das DR.

Zudem hätten beide Parteien lieber einen Krieg mit den USA riskiert, als ihre Rechtsverletzung aufzugeben.

Schließlich rückte lt. Kennan ein anderer Ansatz in den Vordergrund:
Eine Ausschaltung Großbritanniens als starke Macht würde den USA erheblich schaden.
Einfluss auf die Entscheidung der USA hatte auch der große Propagandavorteil der Briten, die ja die gleiche Sprache sprechen.


Ist man aber schließlich im Krieg so finden sich ohne besondere Mühe viele Gründe welche nun umgehend als von größter Bedeutung erachtet werden.

Soweit George F. Kennan.

Kennan, George F. (2012): American Diplomacy. Sixtieth-Anniversary Expanded Edition. s.l.: University of Chicago Press (Walgreen Foundation Lectures). - S. 68ff
 
Die Eingangsfrage "Warum unterstützten die USA die Entente Mächte im 1. Weltkrieg?" ist gar nicht so einfach zu beantworten.
Jedenfalls geht es mir so.

George Kennan beschreibt das 1951.
Es habe eine lang geführte Diskussion in den USA über Parteinahme und Eintritt gegeben in deren Zentrum zunächst die Rechte der USA als neutrale [See]Macht standen.
Dies befindet Kennan als widersprüchlich, und kurios seien Breite und Länge dieser Betrachtungen.
Denn, so argumentiert er, es sei ja dieses neutrale Recht nicht nur durch deutsche U-Boote gebrochen worden, sondern auch durch die britische Seeblockade gegen das DR.

Zudem hätten beide Parteien lieber einen Krieg mit den USA riskiert, als ihre Rechtsverletzung aufzugeben.

Schließlich rückte lt. Kennan ein anderer Ansatz in den Vordergrund:
Eine Ausschaltung Großbritanniens als starke Macht würde den USA erheblich schaden.
Einfluss auf die Entscheidung der USA hatte auch der große Propagandavorteil der Briten, die ja die gleiche Sprache sprechen.


Ist man aber schließlich im Krieg so finden sich ohne besondere Mühe viele Gründe welche nun umgehend als von größter Bedeutung erachtet werden.

Soweit George F. Kennan.

Kennan, George F. (2012): American Diplomacy. Sixtieth-Anniversary Expanded Edition. s.l.: University of Chicago Press (Walgreen Foundation Lectures). - S. 68ff
Stimmt,

Der U-Bootkrieg mit all seinen Folgen, war letztendlich nur eine Folge der 'einseitigen' Unterstützung von Großbritannien durch die USA.

Aber warum unterstützten die USA Großbritannien?
Und verhielten sich nicht einfach neutral?

......
 
Die Weltliteratur - die schöngeistige - hatte sich mit dem Thema dieses Fadens in Form einer Roman-Trilogie befasst, welche nun in einer Neuübersetzung vorliegt. Der Quellen-&Anmerkungsapparat dieser Ausgabe macht einen vielversprechenden Eindruck.

Das interessante an der speziellen Erzählweise von Dos Passos ist die Montage: zeitgenössische "Quellen" wie Zeitungsberichte, Schlagzeilen etc werden in das polyphone Erzählgewebe integriert - die Anmerkungen werden hoffentlich weiteren Aufschluss dazu liefern.
 
Der U-Bootkrieg mit all seinen Folgen, war letztendlich nur eine Folge der 'einseitigen' Unterstützung von Großbritannien durch die USA.
Das stimmt nicht.

Der uneingeschränkte U-Boot-Krieg war letztendlich vor allem eine Folge davon, dass auch die Briten sich nicht an die Seekriegsführung nach Priesenordnung hielten und dazu übergingen Handelsschiffe und Frachter teils getarnt zu bewaffnen (sogenannte "Q-ships"), um U-Boote (damals eigentlich eher noch Tauchhboote), die sich an die Priesenordnung hielten, auftauchten um einen Warnschuss abzugeben und die Schiffe zu entern in die Falle zu locken, so wie auch eine Reaktion auf den Umstand der britischen Fernblockade, die im Gegensatz zu einer eigentlich üblichen Nahblockade das Kampfgebiet eben in die Gebiete um die britischen Inseln und westlich und südwestlich davon verschob.

Auch über diesen Umstand waren die Amerikanner not amused, und beschwerten sich auch mehrfach bei denn Briten darüber (in Afflerbachs "Auf Messers Schneide" ist das nachzulesen).
Nur bestand eben der einzige Schaden der der amerikanischen Seite durch die britische Blockadepraxis entstand darin, dass es dem Handelsverkehr der USA mit dem europäischen Kontinent schadete, allerdings war diese Praxis im Gegesatz zur deutschen Praxis Handelschiffe und auch Passagierschiffe, die sie verdächtigten Konterbande an Bord zu haben ohne Vorwarnung zu torpediern und zu versenken, eben für zivile Reisende keine lebensbedrohliche Praxis.

Entsprechend fielen die Reaktionen auf das deutsche Verhalten schärfer aus.

Das Kredite und Waffenlieferungen aus den USA relativ einseitig der Entente zu Gute kamen, dürfte an zwei Umständen liegen:

- Einmal galt Deutschland als Agressor und hatte sich vor allem mit dem durch wirklich nichts gerechtfertigten und unprovozierten Überfall auf Belgien und Luxemburg, inklusive teils massiver Übergriffe auf die belgische Zivilbevölkerung mit an die 6.000 Todesopfern und der weitgehenden Zerstörung der Stadt Leuven, international ins Unrecht gesetzt, so dass es sicherlich auch vor dem U-Boot-Krieg schon eine Tendenz in den USA gab es eher mit der Entente zu halten, allerdings nicht unbedingt, weil man Großbritannnien favorisierte, sondern eher deswegen, weil sich Deutschland mit diesem Verhalten ein Stück weit selbst zum "Schurkenstaat" machte.

- Einmal verhinderte schlicht das maritime Kräfteverhältnis und die Geographie, dass Deutschland aus den USA effektiv Rüstungsgüter hätte beziehen können. Die hätten an der britischen Blockade vorbei gemusst und dazu hätte Deutschland in der Lage sein müssen, die Royal Navy zu besiegen. War es aber nicht.
Dagegen, dass die Briten nach Deutschland fahrende Schiffe stoppten, durchsuchten und im Fall des Transports von Konterbande in britische Häfen schleppten und dort internierten, war an und für sich nichts zu sagen, das entsprach den kriegsrechtlichen Gepflogenheiten.

Insofern dadurch Deutschland unmittelbare Rüstungsgüter oder Güter, die unmittelbar der Waffenproduktion dienen konnten effektiv nicht in größerem Stil aus den USA beziehen konnten, machte es aus deutscher Sicht auch wenig Sinn in den USA große Kredite aufzunehmen und damit dort einzukaufen.
Dadurch ergibt sich ein etwas einseitiges Bild, das aber durchaus nicht allein auf Intentionen der US-Regierung zurückzuführen wäre, nach denen diese von Beginn an sich auf eine Unterstützung der Entente festgelegt hätte, es gab eben bedingt durch die britische Blockade, die aber mindestens im Hinblick auf direkte Rüstungsgüter nicht zu beanstanden war, schlicht keine entsprechend große Nachfrage aus Deutschland und Österreich-Ungarn.
Die Kreditvergabe an die Entente lief vor allem in den ersten Kriegsjahren zu großen Teilen über den privaten Bankensektor, nicht über den US-Amerikanischen Staat, so dass die US-Regierung keine besondere Steuerungsfunktion übernahm, wohin Kredite oder auch Waffenlieferungen US-Amerikanischer Rüstungsfirmen gingen, entsprechend folgten diese einfach der Nachfrage.

Man kann den USA sicherlich vorhalten, dass sie sich in der Hinsicht nicht völlig neutral verhielten, dass sie gegenüber den nicht legalen Aspekten der britischen Seekriegsführung ("Q-ships")/Fernblockade und Stoppen und Durchsuchenn auch von Schiffen, die neutrale Staaten, wie die Niederlande anliefen, nicht mit Protest und Drohungen in der gleichen Schärfe begegneten, allerdings wird man wie gesagt hier konzedieren müssen, dass die britischen Verstöße auch insofern anders waren, als dass sie nicht die Sicherheit des zivilen Seeverkehrs an sich und damit das Leben von Passagieren unterschiedslos bedrohten.
Das die US-Regierung vor dem Kriegseintritt der USA besondere Neigungen gezeigt hätte der Entente durch staatliche Intervention besondere finanzielle Unterstützung oder Unterstützung bei der Beschaffung von Kriegsmaterial hätte zukommen lassen, wird man, nach meinem Kenntnisstand nicht behaupten können, dass sie Kredite oder Waffenlieferungen für die Zentralmächte durch administrative Maßnahmen im besonderen Maße behindert hätte auch nicht.


Die Rückkehr zum Uneingeschränkten U-Boot-Krieg auf Druck der 3. OHL zielte darauf Großbritannien auszuhungern, nicht eigentlich darauf den USA wegen Untersstützung der Briten vor's Schienbein zu treten.
Das wurde lediglich als Nebeneffekt (leichtfertig) inkauf genommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Schließlich rückte lt. Kennan ein anderer Ansatz in den Vordergrund:
Eine Ausschaltung Großbritanniens als starke Macht würde den USA erheblich schaden.
Einfluss auf die Entscheidung der USA hatte auch der große Propagandavorteil der Briten, die ja die gleiche Sprache sprechen.


Ist man aber schließlich im Krieg so finden sich ohne besondere Mühe viele Gründe welche nun umgehend als von größter Bedeutung erachtet werden.

Soweit George F. Kennan.

Eine Ausschaltung Großbritanniens als starker Macht stand doch aber überhaupt nicht zur Debatte.

Deutschland war, dass hatte spätestens die Skagerakschlacht gezeigt nicht in der Lage Großbritanniens Seeüberlegennheit zu brechen.
Damit konnte Deutschland weder die britischen Inseln, noch das überseeische Empire effektiv angreifen, während Großbitannien auf der anderen Seite deutsche Kolonialgebiete, vor allem Deutsch-Ostafrika besetzt hielt.

Mit anderen Worten Großbritannien hatte Faustpfänder, die sich bei Friedensverhandlungen in die Waagschale werfen ließen und Deutschland hatte keine Möglichkeit GB diese Faustpfänder wieder zu entreißen oder Großbritannien sonst irgendwie effektiv annzugreifen.
Selbst wenn Russland und Frankreich geschlagen worden wären, hätte sich an diesem Umstand nichts geändert.
Da der Krieg alle Seiten wirtschaftlich überforderte, konnte keine Seite daran interessiert sein, einen Erschöpfungskrieg über die Dauer des unbedingt Notwedigen hinaus zu führen.
Selbst wenn die Entente den Krieg verloren hätte, hätten die Zeche Frankreich und Russland bezahlt, nicht Großbritannien.

In Anbetracht dessen, das Großbritannien für die Zentralmächte de facto nicht angreifbar war, hätte man sich in so einem Fall sehr wahrscheinlich zwischen Berlin und London auf den Status Quo ante geeinigt (keine Gebietsverluste für GB und keine Reparationen, dafür Herausgabe der durch GB und die Dominions besetzten deutschen Kolonialgebiete) und die Zentralmächte hätten sich an den anderen Entente-Mächten schadlos gehalten.


Wenn wir bei der gleichen Sprache und Kulturellen Bindungen sind, darf man dabei allerdings auch den Umstand nicht übersehen, dass zur Zeit des 1. Weltkriegs die Gruppe der deutschstämmigen und auch der irischstämmigen* US-Amerikaner, in Teilen noch mit kulturellen und familiären Bindungen an diese Länder ganz Erhebliche Teile der US-amerikanischen Bevölkerung ausmachten und bei Wahlen natürlich entsprechend ins Gewicht fielen, also zu berücksichtigen waren.
Kulturelle Bindungen vor allem der politischen Elite der USA an Großbritannien und vor allem England, mögen Entgegenkommen der US-Regierung in Richtung der Entente sicherlich eher begünstigt haben, die Bindungen der Wählerschaft, waren aber gleichzeitig mitunter auch die eingebaute Bremse dieser Entwicklung.



*Die irischstämmigen Amerikaner werden wahrscheinlich keine besonderen Sympathien für das Bismarck-Reich gehabt haben (vielleicht eher noch für das katholische Österreich), mit ziemlicher Sicherheit, aber eine gewisse Abnneigung gegen Großbritannien, zumal ja bereits vor dem Krieg die Frage der Irischen Selbstverwaltung/Unabhängigkeit in Großbritannnien ein hochaktuelles Thema war und sich ja gerade die englischen Abgeordnetenn im britischen Parlament weigerten Irland entssprechende Zugeständnisse zu machen.
Insofern werden auch die irischstämmigen US-Amerikaner von einer allzu offenen Unterstützung Großbritanniens nicht besonders begeistert gewesen sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Insofern werden auch die irischstämmigen US-Amerikaner von einer allzu offenen Unterstützung Großbritanniens nicht besonders begeistert gewesen sein.
Hmm, zu Beginn des Krieges unterstützten die meisten Iren in Irland den Krieg des UK. Selbst aus Gruppen wie den Irish Volunteers war die Mehrheit dafür, und viele tausende traten freiwillig der britischen Armee bei. Diejenigen, die das ablehnten und dann 1916 unter dem Motto "England's difficulty is Ireland's opportunity" den Osteraufstand begannen, waren eine klare Minderheit.

War das in den Staaten anders, oder hat sich das nach dem Osteraufstand so schnell geändert, dass es eine Auswirkung auf das Handeln der USA gehabt hätte?
 
Na ja, als der Osteraufstand niedergeschlagen wurde, war die Stimmung in der breiten Bevölkerung stark gegen die Aufständischen eingestellt. Als sie durch Dublin getrieben wurden, beschimpften und bespuckten sie die „einfachen Leute“. Aber durch die harte Reaktion aus London (Hinrichtungen, Deportationen, Kriegsrecht) kippte die Stimmung schnell und die Aufständischen wurden zu „Helden“. Als Éamon de Valera 1918 in die USA floh und dort die Werbetrommel für die irische Revolution schlug, wurde er von der irisch stämmigen Diaspora frenetisch gefeiert. Aber ob 1917 schon eine Stimmung gegen Großbritannien als Unterdrücker Irlands vorherrschte, weiß ich nicht. Wie in den meisten Ländern gab es auch in den USA so etwas wie ein „August Erlebnis“. Denn Deutschen wurde ja auch sehr deutlich gemacht, dass sie stillhalten sollten und unter Generalverdacht standen. Da wird auch keinen Widerstand gekommen sein. Aber anders als 1941 gab es im Kongress doch einige Nein-Stimmen zum Kriegseintritt, vor allem aus dem Mittleren Westen wo es vieles Deutsch und Skandinavisch stämmige Amerikaner gab.
 
Der U-Bootkrieg mit all seinen Folgen, war letztendlich nur eine Folge der 'einseitigen' Unterstützung von Großbritannien durch die USA.
Diese These müsste man sich genauer anschauen.

UK war jedenfalls auf Nahrungsimporte per Schiff angewiesen.
Ein unbeschränkter U-Bootkrieg konnte und wollte diese unterbrechen.

Man müsste sich auch anschauen woher wie viele und welche Güter kamen.
Es gibt ja für das UK nur den Seeweg, während das DR nach der Seeblockade noch den Landweg hatte aber bereits hungerte.
Eine Gegenblockade durch den U-Bootkrieg umfasst alle Importmöglichkeiten der Briten.
Und sie ist besonders grausam und gnadenlos bei der Behandlung des Gegners.

(Wenn man sagt ein Handeln sei "letztendlich nur eine Folge" eines vorherigen Ereignisses,
dann muss man sich auch fragen ob dieses Handeln nicht ohne dieses Ereignis gedacht werden kann.
Das wird man nur selten bejahen können.)
 
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