Was wollte Antonius im Osten?

Dynalon

Mitglied
Sind Gründe bekannt weshalb sich Antonius im Vertrag von Brundisium 40 v. Chr. für den Ostteil des Reiches entschieden hat? Sicher war der hellenistische Osten hochzivilisiert und Kleopatra war für Antonius wohl auch ein Beweggrund, aber sprechen weitere Gründe (politische) dafür, weshalb er den erst kurz zuvor befriedeten Osten für sich beanspruchte? Der war immerhin voller verräterischer Klientelkönige und die dortigen Grenzen waren darüber hinaus der akuten Bedrohung durch die Parther ausgesetzt, gegen die Antonius ja auch mehrfach Niederlagen hinnehmen musste...

Also: Was genau versprach sich Antonius vom Osten (oder Augustus vom Westen) und was hat er dort bis Actium erreicht?

Wäre übrigens nett, wenn ihr Anworten mit Quellen belegen könntet, muss aber nicht sein...
 
Zuletzt bearbeitet:
Kleopatra kann meines Wissens keine Rolle gespielt haben. Ich bilde mir ein, dass er sie erst nach 40 v. Chr. wirklich kennenlernte - die berühmte Begegnung in (hier verliesen sie mich gerade)
Es wird immer wieder geschrieben, dass Oktavian im Westen bes. in ITalien massive Probleme erwarteten, ins. die Versorgung von Massen von Veteranen. Vielleicht hoffe Antonius, dass Oktavian daran scheitern würde. Der Osten war da sicherlich leichter, verlockender.
Wäre mal meine Theorie aus dem Stand.
 
Dass Antonius und Kleopatra sich erst später kennengelernt haben war mit eben auch nicht ganz klar, danke soweit. Dass aber Octavians Probleme mit der Veteranenversorgung in Italien (das übrigens keinem der Triumvirn Einflussphäre sein durfte) ein Grund für Antonius' Wahl sein soll, kann ich mir nicht so recht vorstellen. Sicher hoffte er, dass sich Octavians Position dadurch schwächen würde, das mag sicher stimmen. Aber es erklärt nicht richtig, warum sich Antonius für den unruhigen Osten entschieden hat.
 
Wahrscheinlich haben hier auch ökonomische Überlegungen eine Rolle gespielt. Die Ostprovinzen waren so weit ich weiß deutlich wohlhabender als die im Westen und waren für Antonius demnach in finanzieller Hinsicht attraktiv.
 
Antonius, der zu dieser Zeit dominierende Part des Triumvirats, hatte sich den hellenistischen Osten, der trotz der massiven Ausbeutung durch die publicani noch immer sehr reich gewesen sein muss, ja schon im Dezember 42 nach der Schlacht von Philippi unter den Nagel gerissen.

Zusätzlich: Plut. Ant. 23
"At his first coming into Greece, he was not hard nor bitter unto the Grecians, but gave himself-only to hear wise men dispute, to see plays, and also to note the ceremonies and sacrifices of Greece, ministering justice to every man: and it pleased him marvellously to hear them call him Philellen (as much to say, a lover of the Grecians), and specially the Athenians, to whom he did many great pleasures."


Schau auch mal in: H. Bengtson, Marcus Antonius. Triumvir und Herrscher des Orients, München 1977.
 
Antonius hat sich also demnach den Osten unter den Nagel gerissen und anschließend Octavian und Lepidus vor vollendete Tatsachen gestellt, danke vielmals. Wirklich Glück gebracht hat ihm das aber letztendlich auch nicht: die meisten Truppen waren im Westen, im Osten konnte er nur auf griechische Klientelstaaten und Kleopatra zählen. Wahrscheinlich hat er deshalb sowohl gegen die Parther, als auch gegen Octavian verloren...
 
Antonius war ein Mann, der einfach vom Orientalischen sehr fasziniert war. Neben all den Reichtümern dort spielte auch die Suche nach Ruhm eine Rolle.
Das zeigt sich an seinem Feldzug gegen die Parther. Auch wenn er letztendlich verlor, er hätte den größten Ruhm aller Römer bis dahin sicher gehabt.
Eine weitere Überlegung: Marcus Antonius sah sich als der wahre Erbe Caesars (schließlich war er dessen General). Mit Octavian, dem "jungen Emporkömmling" konnte er nicht so viel anfangen. Caesar plante einen Partherfeldzug, dann wurde er ermordet.
In diesem Sinne hätte Marcus Antonius im Sinne Caesars agiert, in dem er versuchte dessen Plan eben nach seiner Ermordung zu realisieren.

s.d.caes.
 
Neben dem militärischen und politischen Aspekt ist der charakterliche, soziale nur sehr schwer zu fassen.
Antonius Darstellung hat unglaublich unter der Propaganda des Octavian gelitten. Die Rekonstruktion fällt also sehr schwer und wackliger als in vielen anderen Fällen.

Setzen wir aber zur Unterstützung des von Tib. Caesar hier gesagten noch ein paar, diese unterstützende Fakten.

Schon 52 bekam Antonius in Athen einen guten Teil seiner Ausbildung verpaßt.
Den Osten und seine Reichtümer lernte er dann als Offiizer unter Aulus Gabinius kennen (und möglicherweise auch schätzen, in welcher Art auch immer).
Auch sein Aufenthalt in Athen 42/41 scheint der Beschreibung Tib. Caesars zu entsprechen.


Aber wie gesagt, eine Charakterbeschreibung dieses Mann ist schnell verfälscht und somit vorsichtig zu genießen.
 
Zurück
Oben