Wie konnte das römische Reich so lange bestehen?

Bockstein

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Ich habe eine Frage: Warum hatte das römische Reich 400 Jahre Bestand?. Dies habe ich schon vor einigen Seiten angesprochen.

Die Lebensart, die Tacitus beschreibt…zum Beispiel die Szenerie, in der Britannicus vergiftet wird, ist erschreckend emotionslos; insbesondere auch die Begebenheiten um Agrippina und Claudius.

Ich finde die Szenarien abstoßend, obgleich realistisch. Spielt Moral nach unseren Maßstäben eine Rolle, oder welche Moral gab es? Was hatte Rom an Werteglauben, außer an die Götter?

Der Tod spielt in Rom keine Rolle, er wird hingenommen, das war war es dann eben. Der Senator, der sich ehrenhalber in sein Schwert stürzt:gibt das die Moral oder die Werte wieder?

Seit dem Hinscheiden von Tiberius , der unbedingt alte Werte beachtet haben wollte, so die Majestätsbeleidigungsschauprozesse…..dann Cligula(verloren)…dann der Schnitt wie ein Paradigmenwechsel(falsches Wort, aber ok)die Hinwendung zu lustbetontem Miteinander in extremen Formen(für mich), der grenzenlose Sex;

Eigentlich war ich bisher der Auffassung, eine Gesellschaft, die als Lebensart diese Grenzen überschreitet, müsse in sich selbst ersticken. Man sieht, die 400 Jahre beweisen es, es stimmt nicht.

Liegt es daran, daß Rom seit Gründung immer ein eigenes Selbstverständnis hatte(so zB in Republikzeiten die Rekrutierung aus römischem Personal), in der Kaiserzeit immer mehr die Abkoppelung hin zu Söldnerheeren, sodaß im Kern im Rom blieb und in der Peripherie die Anderen kreisten?

Hat Rom sich die gesamte Herrschaftszeit seine unverfälschte Ansicht von sich selbst bewahren können?

Für Ansichten hierzu bin ich dankbar, quasi als Ergänzung zu meinen Lesebemühungen.
 
Würde es sich nicht lohnen, gleich ein eigenes Thema dazu aufzumachen? Der Thread ist mit allerhand Fragen überhäuft, die mit der Varusschlacht nahezu gar nichts mehr zu tun haben (erst kürzlich wurden ein paar Beiträge ausgelagert, die anderswo besser hinpassen...)



Ich habe eine Frage: Warum hatte das römische Reich 400 Jahre Bestand?
Wie rechnest Du die 400 Jahre?


Was hatte Rom an Werteglauben, außer an die Götter?

Inwiefern haben die Götter mit "Werteglauben" zu tun? Die Götter hält man sich durch bestimmte Riten und Opfergaben gewogen, sie stellen aber keine moralischen Forderungskataoge à la "Zehn Gebote" auf, und sie verhalten sich mitunter moralisch auch recht fragwürdig.

Das Stichwort für römischen Werte lautet eher: mos maiorum.


Hat Rom sich die gesamte Herrschaftszeit seine unverfälschte Ansicht von sich selbst bewahren können?


Dass Rom zu irgend einer Zeit eine "unverfälschte Ansicht von sich selbst" gehabt haben könnte, halte ich bereits für eine skurrile Vorstellung.
 
@Sepiola
ich teile Deine Auffassung der Auslagerung, wußte nur nicht, wie ich es anstelle.

Ich rechne 400 Jahre wie Beitrag 427.

Im Üb rigen: Ich stelle Fragen, weil ich keine Antworten weiß. Stattdess wird mit Fragen geantwortet.Kann man vorbildlich finden.
Meine Formulierungen sind nicht die eines Insiders, deshalb lesen sie sich wohl so.

Wenn Du meine "unverfälschte Ansicht für skurril hältst, übrigens im wissenschaftlichen Diskurs eher unhöflich, warum rückst Du sie nicht umgehend in eine für mich unskurrile Ansicht(kann man auch vorbildlich finden)?

Hast Du Dir einmal überlegt, weshalb hier (Rom)sehr wenige Forumsteilnehmer posten, meiner Meinung nach??Richtig, ist ein schwieriges Gebiet.
Ich traue mich trotzdem, weil ich etwas anderes lernen will als mein gegenwärtiges Wissen.Mich woanders zu produzieren ist nicht mein Ding.
 
...die Frage war wörtlich "wie konnte das römische Reich so lange bestehen?" Auf dieses "wie" gibt es eine so schlichte wie zutreffende Antwort: es konnte gut genug für ein paar Jahrhunderte ohne Gebietsverluste bestehen, und das trotz
Hinwendung zu lustbetontem Miteinander in extremen Formen(für mich), der grenzenlose Sex;
schon beachtlich, diese Römer!
;)

ich teile Deine Auffassung der Auslagerung, wußte nur nicht, wie ich es anstelle.
der Button "Thema erstellen" ist eigentlich nicht zu übersehen...
 
Ich rechne 400 Jahre wie Beitrag 427.

Beitrag 427 im Thread "... und Varus wird immer weiter geschlachtet"?

Der stammt von @dekumatland und rechnet natürlich nicht die Dauer des gesamten römischen Reichs, sondern erst ab Tacitus:

Da war Rom aber schon seit Jahrhunderten Großmacht (seit den Pyrrhischen Kriegen waren fast 400 Jahre vergangen, seit dem Zweiten Punischen Krieg immerhin über 300 Jahre.


Im Üb rigen: Ich stelle Fragen, weil ich keine Antworten weiß. Stattdess wird mit Fragen geantwortet.Kann man vorbildlich finden.
Meine Formulierungen sind nicht die eines Insiders, deshalb lesen sie sich wohl so.

Wenn Du meine "unverfälschte Ansicht für skurril hältst, übrigens im wissenschaftlichen Diskurs eher unhöflich, warum rückst Du sie nicht umgehend in eine für mich unskurrile Ansicht(kann man auch vorbildlich finden)?

Leider weiß ich noch nicht, wie ich mir eine "unverfälschte Ansicht von sich selbst" vorstellen soll, zumal wenn es sich um die Ansicht einer Stadt handeln soll. Ich sehe mich außerstande, hier irgendetwas zurechtzurücken, so gerne ich das tun würde.



Hast Du Dir einmal überlegt, weshalb hier (Rom)sehr wenige Forumsteilnehmer posten, meiner Meinung nach??
Meinem Eindruck nach sind die Römerthreads überdurchschnittlich frequentiert, bei den Franken oder Wikingern, Ägyptern oder Persern sieht es dagegen eher mau aus.
 
@Sepiola,
man kann etwas bewußt falsch verstehen.Sollte das nicht stimmen, warum machst Du es dennoch?

Wäre vilelleicht nicht, schlecht, meine Fragen vorab zensieren zu lassen:D
 
Zuletzt bearbeitet:
@Sepiola,
man kann etwas bewußt falsch verstehen.Sollte das nicht stimmen, warum machst Du es dennoch?

Ich versuche hier nicht, etwas bewusst falsch zu verstehen, und verwahre mich gegen derartige Unterstellungen.

Unter "Werteglauben" kann ich mir in Analogie zur christlichen Moralvorstellungen (göttliche Gebote) etwas vorstellen, ich denke aber, dass diese Analogie im Fall Roms fehl am Platz ist.

Unter "Roms unverfälschter Ansicht von sich selbst" kann ich mir nichts vorstellen, was aus meiner Sicht irgendeinen Sinn ergibt.
 
@Sepiola,
versuchst Du denn, etwas unbewußt richtig zu verstehen?
Ok, dann verwahre Dich bitte.

Werteglauben...hast Du doch verständlich geantwortet.

Auf Antworten auf diese völlig unverständlichen Fragen in diesem Thread verwahre ich mich auch.
 
Verständnisfreie Professoren habe ich genug erlebt. Sie drückten sich nach ihrer Ansicht völlig richtig aus, verstanden hat der Hörsaal plus Inhalt nichts.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wäre vilelleicht nicht, schlecht, meine Fragen vorab zensieren zu lassen
vilelleicht wäre hilfreicher, deine Fragen erst einmal verständlich zu formulieren... je verständlicher und sinnvoller eine Formulierung, umso geringer die Gefahr, missverstanden zu werden. Denn mit Verlaub: Beitrag Nr.1 dieses Fadens ist sprachlich wie inhaltlich zu mindestens 80% ein abwegiges Konglomerat unzusammenhängender Vorurteile und deiner privaten Befindlichkeiten und Vorlieben.
Du kritisiert, dass du sowohl wissentlich als auch unbewußt missverstanden würdest - bei Jupiter, artikuliere dich verständlich, dann musst du nicht derart mimimi machen!

Von Augustus bis ca. Ende 4. / Anfang 5.Jhs. hatte die "Großmacht" Rom keine unüberwindlichen Gegner als Nachbarn, ausgenommen die "Großmacht" der Perser, welche eine römische Expansion nach Südosten ebenso stoppten, wie die Römer eine persische Expansion Richtung Norden stoppten. Salopp gesagt standen sich da zwei militärisch adäquate Mächte gegenüber, die sich mal mehr mal weniger grimmig mit Grenz- und Einflussreibereien beharkten. Was Tacitus betrifft: der scheidet als Quelle für die Zeit nach ca. 120 n.Chr. mortuis causae aus.
 
schon beachtlich, diese Römer!
;)

Meine Beurteilungen von Dingen, die ich scheußlich finde, sind, mit Verlaub gesagt, nicht die meiner Befindlichkeiten(keine unbedingt altersentsprechende Bemerkung)

Je mehr ich meine Wörter unverblümt und ungefärbt schreibe, umso eindringlicher erklärt sich die Frage, warum Rom trotz aller sich steigernden Lustbarkeiten die Straffheit ihrer Stadt nicht verlor. Auf diese Weise kann ich jedem Menschen, fast jedem, meine Absicht klarmachen, dies mit einfachen Worten zu erklären(einfachen)
Welche unzusammenhängenden Vorurteile siehst Du?Müssen sie denn zusammenhängen?

Was meine Vorlieben betrifft, orientiere ich mich nicht an Deinem Satz:...zitiert oben. Hat ja jeder mal im Leben etwas aufzuholen.Und wer mal 400 Jahre in den Raum schleuderte, wurde durch sepiola mit Tacitus relativiert. (richtig Beitrag 427 aus dem Thread....und Varus....tutmirleid, wenn ich die Zitierregeln nach 55 Jahren halb vergessen habe)

Was die Fragestellungen im gesamen Forum betrifft, bin ich noch immer mitgekommen, ich habe keine skurrilen Fragen gefunden, nichts Unzusammenhängendes, nichts Kritisierbares, ich mußte nicht mal nachfragen, bin wohl kein Historiker.
 
die Hinwendung zu lustbetontem Miteinander in extremen Formen(für mich), der grenzenlose Sex;
Je mehr ich meine Wörter unverblümt und ungefärbt schreibe, umso eindringlicher erklärt sich die Frage, warum Rom trotz aller sich steigernden Lustbarkeiten die Straffheit ihrer Stadt nicht verlor.
Welche unzusammenhängenden Vorurteile siehst Du?
z.B. die zitierten.
Ich finde diese z.B. nicht in Alexander Demandts Standardwerk "Geschichte der Spätantike". Aber dem vorhersehbaren Erfolg eines Bocksteinschen Meisteressays mit dem möglichen Titel "wie sich Rom in den Untergang schweinigelte" sehe ich mit Spannung entgegen, nicht nur in inhaltlicher Hinsicht!
warum Rom (...) die Straffheit ihrer Stadt nicht verlor.
...die Straffheit ihrer Stadt - ja, das ist brillant formuliert, geradezu vorbildlich unverblümt und ungefärbt. Ludovico Settembrini, ein Kenner der Materie, würde hier treffend "ich sehe, hier weht ein anderer Wind" anmerken...
 
Man sollte sich Rom nicht als Sittengemälde vorstellen. Die antiken Grausamkeiten dort sind leider im Rahmen des Üblichen.

Das Überleben der staatlichen Integrität des Imperium Romanum ist jedoch m.E. einer besonderen Elastizität der Verwaltung zu danken, und zwar besonders der Selbstverwaltung in den Provinzen.
Der Aufwand für das Militär war, wie wir andernorts schon diskutiert haben, bei aller Größe des Reiches eher gering.

Innerhalb des Reiches war ein geschlossener Wirtschaftsraum mit ausgezeichneter Infrastruktur, einheitlicher Währung, großer Arbeitsteilung, schon industrieller Fertigungstechnik, einer außergewöhnlich hohen Schriftlichkeit der Bevölkerung, und einer sehr hohen inneren Sicherheit. Die Bürger auch der Provinzen konnten ihren Alltag in recht großer Freiheit gestalten, die Bedeutung der Sklaverei ging zurück.

Besonders waren aber die Aufstiegsmöglichkeiten für die Freigelassenen. Und das Imperium Romanum konnte die eroberten Regionen sehr bald integrieren und wirtschaftlich prosperieren lassen.

Eine besondere Bedeutung hatte das Militär in der handwerklichen Ausbildung, in der Aufrechterhaltung der Infrastruktur, in der Schriftkenntnis der Bevölkerung, und über das System der Veteranen auch in der regionalen militärischen Sicherheit.

Besonders das System der Foederaten und Klientelstaaten war sehr flexibel.

Das alles sind solide Bausteine für die doch eher erdbebensichere Stabilität und Elastizität dieses Reiches.

Wären nur nicht diese Chaoten im Nordosten des Reiches gewesen... Die Germania libera war das Somalia jener Zeit.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie kann das sein? Ich zweifle nicht an dem, was Du schreibst, aber ich verstehe es nicht. Die Severer zum Beispiel hatten bis zu 33 Legionen unter Waffen, wie kann ein solch gewaltiges Heer nicht immense finanzielle Mittel verschlungen haben?
Weiß hier jemand, in welchem Maße sich die Importe von Luxuswaren ( z.B. Seide, Gewürze, Edelhölzer) überhaupt auf die "Bilanz" des Reiches ausgewirkt haben? Der Abfluß von Gold und Silber sollte doch merklich ein!?
 
Wie kann das sein? Ich zweifle nicht an dem, was Du schreibst, aber ich verstehe es nicht. Die Severer zum Beispiel hatten bis zu 33 Legionen unter Waffen, wie kann ein solch gewaltiges Heer nicht immense finanzielle Mittel verschlungen haben?
Ich hab gegoogelt. Demnach hatte die römische Armee "in der Blütezeit des Reichs" sowas wie 270.000 Mann, es gab wohl etwa 55 Mio. Einwohner. Damit wäre das Zahlenverhältnis zwischen Soldaten und Bevölkerung zwar größer als derzeit in Deutschland gewesen, aber deutlich niedriger als in der Bundesrepublik vor 1990.
(Das ist natürlich nur ein Aspekt, aber ein wichtiger.)
 
Wären nur nicht diese Chaoten im Nordosten des Reiches gewesen... Die Germania libera war das Somalia jener Zeit.

Dem würde ich doch widersprechen. Nach etwas holprigem Start war hier oben jahrhundertelang Ruhe, man hatte sich arrangiert.

Die Schwierigkeiten Roms kamen aus anderen Richtungen, zu einem erheblichen Teil aus der eigenen Mitte.
 
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