Wie sind die Kelten entstanden und wo kommen sie her?

Wenn wir Analogien ziehen zwischen den keltischen Kriegs- bzw. Raubzügen auf dem Balkan bis nach Kleinasien und späteren, ähnlichen Ereignissen wie dem Zug der Kimbern&Teutonen oder der "Völkerwanderung", dann können wir auch dort davon ausgehen, dass eine sehr inhomogene, kaum zu definierende Kriegerschar dort unterwegs war.

Ob die alle die gleiche Sprache sprachen, von woher sie kamen oder wohin sie gingen wissen wir nicht näher.
all die Ortsnamen, Gewässernamen, auch Personennamen, die sich nun mal im antiken keltischen Sprachraum etablierten: sie waren wohl von Sprechern der keltischen Sprachen verwendet worden, salopp gesagt von Kelten (ja, und solchen, die sich ihnen anschlossen, also Kelten geworden sind). Und zeitlich über den Borennus-Kriegszug, die Galater usw hinaus, blieben keltische Sprachen im keltischen Sprachraum in Gebrauch (ja, nicht überall, und dass die Gallier zu Galloromanen wurden, ist mir bekannt) - auch diese dürften vereinfacht gesagt "von Kelten" verwendet worden sein, überwiegend. Offensichtlich sind nun mal nicht "alle Kelten" mit Borennus oder den Galatern mitgezogen. Dass die Kriegszüge sicher für einige attraktiv waren (Beutechancen), die keine "gebürtigen keltischen Muttersprachler" waren, ist nun nicht sonderlich ungewöhnlich: das finden wir auch bei den germanischen "gentes" der so genannten Völkerwanderungszeit.
 
Dass die Ligurer Keltisch sprachen, wäre mir neu.

Im Übrigen bezog ich mich nicht auf den Kelten-Begriff im antiken Schrifttum. Sonst müsste man ja ohnehin einen erheblichen Teil der Bevölkerung Europas als "Skythen" einstufen oder die Germanen als "Kelten" (so bei Cassius Dio).
Sabine Riekhoff bezieht sich auf die Salyer bzw. Salluvier, die in der südlichen Provence lebten. Strabon beschreibt diese (späteren) Keltligurer / Keltolygier ganz gut, und unterscheidet sie deutlich von den italischen ligurischen Stämmen.

"Der Hafen von Monoikos bietet keinen Ankerplatz für große Schiffe, aber auch nicht für eine beträchtliche Anzahl; und er besitzt einen Tempel des Herakles „Monoikos“,⁠ wie er genannt wird; und es ist vernünftig, aufgrund des Namens⁠ zu vermuten , dass die Küstenfahrten der Massilioten sogar bis zum Hafen von Monoikos reichen.⁠ Die Entfernung vom Hafen von Monoecus nach Antipolis beträgt etwas mehr als zweihundert Stadien.
Was das Gebiet betrifft, das bei Antipolis beginnt und sich bis nach Massilia oder etwas weiter erstreckt, so bewohnt der Stamm der Sallyes die Alpen, die oberhalb der Küste liegen, und auch – in wahlloser Weise mit den Griechen – bestimmte Teile derselben Küste. Obwohl die frühen griechischen Schriftsteller die Sallyes „Ligurer“ und das von den Massilioten besetzte Land „Ligustica“ nennen , bezeichnen spätere Schriftsteller sie als „Celtoligures“ und rechnen zu ihrem Gebiet das gesamte ebene Land bis nach Luerio und Rhodanus, das Land, von dem aus die Einwohner, in zehn Teile geteilt, ein Heer aussandten, das nicht nur aus Infanterie, sondern auch aus Kavallerie bestand. Dies waren die ersten transalpinen Kelten, die die Römer eroberten, allerdings erst nach einem langen Krieg sowohl mit ihnen als auch mit den Ligurern – weil letztere alle Pässe, die über die Küste nach Iberien führten, blockiert hatten." (Strab. IV,6,3)


Keltische Namen ihrer Herrscher wie Teutomatos (Tit-Liv. LXI) oder ihrer Städte (Glanum) und epigraphische Hinterlassenschaften lassen vermuten, dass die ursprünglich ligurischen Stämme die keltische Sprache angenommen hatten. Unten der Name Segomaros in einer gallogriechischen Inschrift Σεγομαρ auf dem Boden eines Skyphos aus Baux-de-Provence, Alpilles, 2-1.Jahrhdt. BC. Segomaros, kelt. der große Siegende. Link: riig.huma-num.fr/documents/BDR-05-03
Weiter unten Inschrift auf einer Stele aus Saint-Rémy-de-Provence, 2./1.Jahrhdt. BC, gallogriechisch Medurix, Sohn des Litumaros. Litumaros kelt. "Derjenige, der großen Feste", Medurix, kelt. "König des Rausches". Link: riig.huma-num.fr/documents/BDR-12-09


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all die Ortsnamen, Gewässernamen, auch Personennamen, die sich nun mal im antiken keltischen Sprachraum etablierten: sie waren wohl von Sprechern der keltischen Sprachen verwendet worden, salopp gesagt von Kelten (ja, und solchen, die sich ihnen anschlossen, also Kelten geworden sind). Und zeitlich über den Borennus-Kriegszug, die Galater usw hinaus, blieben keltische Sprachen im keltischen Sprachraum in Gebrauch (ja, nicht überall, und dass die Gallier zu Galloromanen wurden, ist mir bekannt) - auch diese dürften vereinfacht gesagt "von Kelten" verwendet worden sein, überwiegend. Offensichtlich sind nun mal nicht "alle Kelten" mit Borennus oder den Galatern mitgezogen. Dass die Kriegszüge sicher für einige attraktiv waren (Beutechancen), die keine "gebürtigen keltischen Muttersprachler" waren, ist nun nicht sonderlich ungewöhnlich: das finden wir auch bei den germanischen "gentes" der so genannten Völkerwanderungszeit.
Ich stimme mit euch insofern überein, dass es eine signfikante Übereinstimmung von Keltischsprechenden und namentlich als keltisch in den Schriftquellen definierten und aus Eigenbezeichnungen und Selbstidentifikationen abgeleiteten "Kelten" (Kelten, Galater, Gallier und Keltiberer) gibt. Aber eben nur einen signifikanten Zusammenhang, keinen allgemeingültigen. Nehmen wir dann noch die archäologischen Definitionen dazu, wird es noch schwieriger.

Karte 11.1 von Patrick Sims-Williams. Ancient Celtic Place-Names in Europe and Asia Minor (Publications of the Philological Society 39). xiv+406 pages, 69 maps, numerous tables. 2006. Oxford & Malden (MA): Blackwell
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Unter Protokeltisch versteht man die (nicht durch Schriftquellen belegbare, aber anhand der späteren belegten Sprachstufen rekonstruierbare) "Ursprache", von der die keltischen Sprachen abstammen. Das Lepontische ist keinesfalls mit dem Protokeltischen gleichzusetzen.
Stimmt. Ich habe mich falsch ausgedrückt: da die Golaseccakultur sich kontinuierlich seit 1300 v.Chr. weiterentwickelt hat, und in ihr kein kultureller Bruch oder starke Veränderung stattgefunden hat, mindestens bis zur Ankunft der Laténekultur im 5./4.Jahrhdt. BC, und die Canegrate-Kultur Canegrate-Kultur – Wikipedia mit der nordwestlichen Urnenfelderkultur verwandt ist, wird ein gemeinsamer "protokeltischer" Ausgangspunkt des Lepontischen und des transalpinen Gallisch angenommen.
Zur sprachlichen Einordnung des Lepontischen, Jürgen Uhlich, 1999, S.290.


Zum Lepontischen ein neuerer Text: Neue Walliser Schläuche für alten lepontischen Wein
 
Wenn wir Analogien ziehen zwischen den keltischen Kriegs- bzw. Raubzügen auf dem Balkan bis nach Kleinasien und späteren, ähnlichen Ereignissen wie dem Zug der Kimbern&Teutonen oder der "Völkerwanderung", dann können wir auch dort davon ausgehen, dass eine sehr inhomogene, kaum zu definierende Kriegerschar dort unterwegs war.

Ob die alle die gleiche Sprache sprachen, von woher sie kamen oder wohin sie gingen wissen wir nicht näher.

Wenn "Boiorix" als Anführer der "Boier" soviel bedeutet wie "Kriegsherr(Warlord)" der "Kriegerschar", so erinnert mich das an Attilas bunte Truppe.

Dass man dort eine keltische Sprache sprach, wahrscheinlich. Ob es Kelten waren? Und was sie noch so sprachen?
Man muss das Kind aber auch nicht mit dem Bad ausschütten.

Dass diverse Scharen – seien es „Kelten“, die durch Italien oder bis nach Kleinasien zogen, seien es „Germanen“ oder „Hunnen“ in der Völkerwanderungszeit – nicht unbedingt homogene Gruppen waren, denen man sich nur anschließen konnte, wenn man einen Sprachtest in Keltisch, Germanisch oder Hunnisch absolvierte – geschenkt.

Man sollte aber auch nicht übersehen, dass z.B. die Galater in Kleinasien noch bis in die Spätantike Galatisch, also eine keltische Sprache, sprachen, und das in einer Umgebung, in der es weit und breit keine anderen Kelten gab, und trotz aller Hellenisierung, die natürlich auch vor den Galatern nicht Halt machte. (Im Gegenteil, das Galatische scheint sich sogar viel länger gehalten zu haben als etliche andere Sprachen in Kleinasien, die nach und nach vom Griechischen oder – im Osten – Armenischen verdrängt wurden.) Der Haufen, der nach Kleinasien zog, muss also wohl doch in einem solchen Maße Keltischsprechende enthalten haben, dass sich das Keltische auch in der neuen Heimat als Sprache der Galater durchsetzen und behaupten konnte. Das schließt natürlich nicht aus, dass sich ihnen noch Anderssprachige angeschlossen hatten, aber dominierend waren wohl doch die Keltischsprecher.

Was den Namen „Boiorix“ betrifft: Nur weil ein Name eine Bedeutung hatte, muss er nicht bewusst als „sprechender Name“ gewählt worden sein. Es ist auch nicht jeder „Walt(h)er“ ein Heerführer.
 
Strabon beschreibt diese (späteren) Keltligurer / Keltolygier ganz gut, und unterscheidet sie deutlich von den italischen ligurischen Stämmen.
Die Benennungen und Zuschreibungen bei antiken Autoren sollte man nicht überbewerten. In der antiken Literatur findet man u.a. auch „Skythen“ als Sammelbegriff für so ziemlich alle europäischen Völker nördlich des Mittelmeerraums (ohne dass wir daraus ableiten sollten, dass in der Antike die Masse der Mittel- und Nordeuropäer iranische Sprachen gesprochen hätte), und Cassius Dio nannte die Germanen „Kelten“ (ohne dass wir daraus ableiten sollten, dass in der Antike alle Germanen keltische Sprachen sprachen).
Mitunter wurden auch tradierte Bezeichnungen bei geänderten Gegebenheiten beibehalten und weiterverwendet. [Das ist übrigens ein Phänomen, das sich auch bei byzantinischen Historikern findet: Noch im Mittelalter bezeichneten sie gerne Völkerschaften mit den Namen der Völker, die in der Antike in etwa in deren Gebiet lebten oder herrschten. So findet man in der byzantinischen Literatur die Serben als „Triballer“, die Bulgaren als „Myser“, die Türken als „Perser“, die Ungarn als „Paionier“ (wobei mir obendrein eine Verwechslung mit den Pannoniern vorzuliegen scheint) und natürlich diverse Reitervölker von Petschenegen bis Mongolen als „Skythen“. Grund dafür soll eine Abneigung gegen die Verwendung von Wörtern und Namen, die nicht in der klassischen Literatur vorkamen, gewesen sein.] Oder es wurden aufgrund von Namensähnlichkeiten Bezüge hergestellt, man denke etwa an die Gleichsetzung von Geten und Goten.
 
Im Übrigen bezog ich mich nicht auf den Kelten-Begriff im antiken Schrifttum. Sonst müsste man ja ohnehin einen erheblichen Teil der Bevölkerung Europas als "Skythen" einstufen oder die Germanen als "Kelten" (so bei Cassius Dio).
@Ravenik : Guten Morgen, kannst du erläutern, auf welchen Kelten-Begriff du dich beziehst? Mir fiel nur die Selbstidentifizierung als Alternative zu den Kelten als Fremdbezeichnung aus den Schriftquellen ein, beispielsweise Cäsars Aussage zu Gallien (1,1.), tertiam qui ipsorum lingua Celtae, nostra Galli appellantur/die in ihrer eigenen Sprache Kelten, in unserer Gallier genannt werden" oder den römischen Dichter Martial, der von sich selbst sagt, dass er „von den Kelten und Iberern abstammend und ein Mann aus der Gegend des Tejo “ (Mart.Epigramme X,65) sei.
 
Die Benennungen und Zuschreibungen bei antiken Autoren sollte man nicht überbewerten. In der antiken Literatur findet man u.a. auch „Skythen“ als Sammelbegriff für so ziemlich alle europäischen Völker nördlich des Mittelmeerraums (ohne dass wir daraus ableiten sollten, dass in der Antike die Masse der Mittel- und Nordeuropäer iranische Sprachen gesprochen hätte), und Cassius Dio nannte die Germanen „Kelten“ (ohne dass wir daraus ableiten sollten, dass in der Antike alle Germanen keltische Sprachen sprachen).
Ich habe allerdings epigraphische Testimonien, Personennamen aus Titus Livius, und den Ortsnamen von Glanum/Glanon benannt. Glanum von kelt. glano rein, benannt nach einer Heilquelle, bei der der lokale Heilgott Glanis und eine dreigeteilte Göttin die Glanicae verehrt wurden, die Einwohner des Oppidum aus dem 2.Jahrhundert BC hießen Eporix oder Vrittakos, verehrt wurden auch Epona und Rosmerta, überregionale gallische Göttinnen, die Siedlung hat einen keltischen Charakter. Auch das archäologische Fundgut ist gallisch (Keramik, Statuetten). In den älteren Quellen z.B. Herodot werden nördlich von Massalia Ligyer als dort sesshaft erwähnt (V,9), und von den Kelten unterschieden. Ich finde den Mischnamen Keltligurer unbefriedigend. Glanon wird den Salyern zugeordnet, die oft als Bündnis ligurischer und keltischer Stämme/Gemeinschaften gelten.Cäsar definiert Gallien bei der Rhone beginnend gegen Süden, das ist eine relativ ungenaue Angabe. Strabon lässt die spätlatémezeitlichen/ frühkaiserzeitlichen Kelten bis Massalia und Narbo siedeln (IV, 1,1). Die Salyer verortet er jedoch im Hinterland von Nizza, Antipolis, bis zu den Ligurern IV,1,3 am Fluß Bar (als Grenze Galliens zu Italien). Er erwähnt auch die Gründung von Aquae Sextiae (Aix) nach dem Sieg über die Salyer 124 v.Chr.

"Laut Florence Verdin verlief die Trennung zwischen ligurischen und keltisierten Bevölkerungsgruppen demnach im Becken von Aix. Die bereits erwähnte Zweiteilung (Architektur, Materialien usw.) findet sich somit wieder. Diese komplexe sprachliche und kulturelle Situation spiegelt sich offenbar in den Berichten antiker Autoren wider, die die Salyens mal als Ligurer, mal als Kelten oder als Kelto-Ligurer bezeichnen (Barruol 1969). Diese scheinbare Uneinheitlichkeit spiegelt zweifellos die Mobilität der verschiedenen Bevölkerungsgruppen wider, deren geografisches Gebiet genauer bestimmt werden muss.....„Insbesondere das Inventar gallo-griechischer Inschriften zeigt, dass die keltische Sprache im unteren Rhonetal, sowohl im östlichen Languedoc als auch in der westlichen Provence, gesprochen wurde (Lejeune 1985). Im westlichen Languedoc wurde Iberisch gesprochen und geschrieben, während die östliche Provence keine Inschriften lieferte, wahrscheinlich weil die ligurische Sprache (nicht-indogermanisch) nie Gegenstand einer schriftlichen Bearbeitung war (Bats 1988). " (franz. Wikipedia, Florence Verdin , „ Die Salyens: kulturelle Merkmale und Bevölkerungsgruppen “, Documents d'Archéologie Méridionale ,1998, S. 27-36 Les Salyens : faciès culturels et populations - Persée

Dazu Brunaux, die Kelten-Geschichte eines Mythos:„Wir werden uns dessen bewusst, wenn wir die Verbreitung mehrdeutiger Neologismen ein oder zwei Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung beobachten: Keltiberer, Keltoliguren, Gallo-Griechenland. Es scheint, als ob diese Mischbezeichnungen einem Bedürfnis nach ethnografischer Erklärung entsprächen, das sie jedoch nicht befriedigen. Wer waren diese Bevölkerungsgruppen, die oft am Rande, an territorialen Grenzen, lebten?, fragen griechische Historiker und Geographen. Sie seien, so ihre Antwort, sowohl Kelten als auch Iberer, Kelten und Ligurer, Galater und Griechen. Aber was bedeutet dieses „sowohl“? Was verbindet diese großen, mitunter unterschiedlichen ethnischen Gruppen? Die Antwort wird nie gegeben, denn sie würde diejenigen, die diese Sammelbegriffe verwenden, zwingen, die Begriffe Kelten, Iberer und Ligurer zu überdenken und ihre Schwäche in der ethnografischen Analyse offenbaren.“ (Übersetzung aus dem französischen Wikipedia)
LES CELTES -: Histoire d'un mythe von Jean-Louis Brunaux, 2022
 
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Wer waren diese Bevölkerungsgruppen, die oft am Rande, an territorialen Grenzen, lebten?, fragen griechische Historiker und Geographen. Sie seien, so ihre Antwort, sowohl Kelten als auch Iberer, Kelten und Ligurer, Galater und Griechen. Aber was bedeutet dieses „sowohl“? Was verbindet diese großen, mitunter unterschiedlichen ethnischen Gruppen? Die Antwort wird nie gegeben, denn sie würde diejenigen, die diese Sammelbegriffe verwenden, zwingen, die Begriffe Kelten, Iberer und Ligurer zu überdenken und ihre Schwäche in der ethnografischen Analyse offenbaren.

Und ganz ohne griechische Geographen finden wir dann Gruppen wie die Ubier (u.a.), die wir konsequenterweise als "Keltgermanen" bezeichnen müssten. Aber das geht natürlich überhaupt nicht.
 
Glanon wird den Salyern zugeordnet, die oft als Bündnis ligurischer und keltischer Stämme/Gemeinschaften gelten.Cäsar definiert Gallien bei der Rhone beginnend gegen Süden, das ist eine relativ ungenaue Angabe. Strabon lässt die spätlatémezeitlichen/ frühkaiserzeitlichen Kelten bis Massalia und Narbo siedeln (IV, 1,1). Die Salyer verortet er jedoch im Hinterland von Nizza, Antipolis, bis zu den Ligurern IV,1,3 am Fluß Bar (als Grenze Galliens zu Italien). Er erwähnt auch die Gründung von Aquae Sextiae (Aix) nach dem Sieg über die Salyer 124 v.Chr.

"Laut Florence Verdin verlief die Trennung zwischen ligurischen und keltisierten Bevölkerungsgruppen demnach im Becken von Aix. Die bereits erwähnte Zweiteilung (Architektur, Materialien usw.) findet sich somit wieder. Diese komplexe sprachliche und kulturelle Situation spiegelt sich offenbar in den Berichten antiker Autoren wider, die die Salyens mal als Ligurer, mal als Kelten oder als Kelto-Ligurer bezeichnen (Barruol 1969). Diese scheinbare Uneinheitlichkeit spiegelt zweifellos die Mobilität der verschiedenen Bevölkerungsgruppen wider, deren geografisches Gebiet genauer bestimmt werden muss.....„Insbesondere das Inventar gallo-griechischer Inschriften zeigt, dass die keltische Sprache im unteren Rhonetal, sowohl im östlichen Languedoc als auch in der westlichen Provence, gesprochen wurde (Lejeune 1985). Im westlichen Languedoc wurde Iberisch gesprochen und geschrieben, während die östliche Provence keine Inschriften lieferte, wahrscheinlich weil die ligurische Sprache (nicht-indogermanisch) nie Gegenstand einer schriftlichen Bearbeitung war (Bats 1988). " (franz. Wikipedia, Florence Verdin , „ Die Salyens: kulturelle Merkmale und Bevölkerungsgruppen “, Documents d'Archéologie Méridionale ,1998, S. 27-36 Les Salyens : faciès culturels et populations - Persée
Nachtrag: ich finde Strabon macht eine sehr genaue und ausführliche Beschreibung, undeutlich ist seine ethnische Zuordnung mittels der Wortschöpfung Keltoligurer - geographisch verortet er die Salluvier/Salyer jedoch sehr genau, östlich der Rhone, westlich bis zum Fluß Bar im Osten, an der Küste und im Hinterland massaliotischer Städe wie Nizza (Nicäa) Tarante (Obia) und Antibes (Antipolis) nach Süden, im Norden bis in die Alpen und zur Durance (IV,1).
Die Coloniagründung von Aquae Sixtae Salluviorum 122 v.Chr. nach dem römischen Sieg über die Salluvier, durch Gaius Sextius Calvinus, bestätigt die Verortung der Salluvier/Salyer östlich der Rhone. "C. Sextius pro cos. victa Salluviorum gente coloniam Aquas Sextias condidit, ob aquarum copiam e caldis frigidisque fontibus atque a nomine suo ita appellatas." Titus Livius, Periochae Librorum A. U. C. 61.1. Das römische Heer unter dem Prokonsul zerstörte das Oppidum von Entremont nördlich vom heutigen Aix en Provence.
Auf der westlichen Seite der Rhone verortet Strabon die Volcae Arecomici, einen gallischen Stamm und ihre Hauptstadt Nemausus (Nimes) und Hafenstadt Narbo (Narbonne). Den alten ligurischen Charakter östlich der Rhone verdeutlicht er auch (mit Poseidonios und Aeschylos) bei der Beschreibung des Gebiets der Crau östlich von Arelate. "Zum trotzigen Volk der Ligyer gelangst du dann, wo deine Kapfeslust, ich weiß, ein heißer Kampf erwarten...da wird Zeus erbarmen deiner großen Not und Wolken senden, die mit runden Blöcken dicht Schneeflocken gleich das Land bedecken. Damit wirst Du schleudernd bald zerstreun das Heer der Ligyer." (5.Jahrhundert v.Chr.) Poseidonios bemerkt nach Strabon dazu, ob Zeus nicht besser die Steine der Crauebene nicht gleich auf die Ligyer geworfen hätte, anstatt sie für Herakles zu verschütten.

In der Gründungsgeschichte Massalias bei Pompeius Trogus wird folgendes berichtet:
"Zur Zeit König Tarquinius segelte eine Gruppe junger phokäischer Krieger zur Mündung des Tibers und verbündete sich mit den Römern. Von dort aus segelten sie in die entlegenen Buchten Galliens und gründeten Massilia inmitten der Ligurer und der kriegerischen Stämme der Gallier. Sie vollbrachten große Taten, sei es, indem sie sich gegen die Wildheit der Gallier verteidigten oder diese zum Kampf provozierten – nachdem sie selbst zuvor provoziert worden waren. Denn die Phokäer waren aufgrund der Kargheit und Armut ihres Landes gezwungen, dem Meer mehr Aufmerksamkeit zu schenken als dem Land: Sie fristeten ihr Dasein durch Fischfang, Handel und vor allem durch Piraterie, die damals als ehrenhaft galt. So wagten sie es, bis zum äußersten Ufer des Ozeans zu segeln und gelangten zum Gallischen Golf an der Mündung der Rhone. Von der Schönheit des Ortes angetan, kehrten sie in ihre Heimat zurück, um von ihren Erlebnissen zu berichten und weitere Verbündete zu gewinnen. Die Befehlshaber der Flotte waren Simos und Protis. So kamen sie und suchten die Freundschaft des Königs der Segobrigier, Nannus, in dessen Gebiet sie eine Stadt gründen wollten."— Justin XLIII, 3 = Pompeius Trogus. Philippische Geschichten / „Epitoma Historiarum Philippicarum“
 
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Korrekturen: Olbia ist in meiner Strabon-Ausgabe falsch übersetzt, das massaliotische Olbia ist zwischen Hyeres und Carqueiranne gefunden worden. Olbia (Hyères) – Wikipedia

Arras-Kultur in Nordostengland: nach neueren Studien ist es nicht sicher, ob es eine nordgallische Einwanderung in die Yorkshire Wolds gegeben hat. Die dort lebendenden Parisii zur Zeitenwende wurden mit einer frühen gallischen Migration in Verbindung gebracht.
"Die Parisii, ein keltischer Stamm, der das Gebiet zur Zeitenwende bewohnte, wurden als die Nachkommen einer eingewanderten keltischen Oberschicht mit Kontakten zur La-Tène-Kultur im nördlichen Gallien und nach Belgien gedeutet. Diese Idee stützte sich auch auf den zuerst von Ptolemäus überlieferten Parisii in Britannien mit der Hauptstadt Petuaria, deren Name dem der Parisii der Zeit Caesars im Seinetal gleicht. Es wird inzwischen jedoch für wahrscheinlicher gehalten, dass eine Übernahme gallischer Sitten durch eine ausländische Elite ohne große Bevölkerungsbewegungen erfolgte, durch Einheimische, die eine kontinentale Praxis imitierten, um ihr Prestige zu steigern[26]. Eine Isotopen-Studie durch Janet Mongomery von der Universität Durham zeigte, dass alle untersuchten Skelette lokale Signaturen haben[27] (wikipedia).
Die Studie von Janet Mongomery: Jay, M., & Montgomery, J. (2019). Isotopes and chariots: diet, subsistence and origins of Iron Age people from Yorkshire. In P. Halkon (Ed.), The Arras culture of Eastern Yorkshire - celebrating the Iron Age.. Oxbow Books.

Asturien und Galizien: verstehen sich heute modern als "keltisch", obwohl dort 1500 Jahre kein keltisch gesprochen wurde, nicht wie ich schrieb, nie nachgewiesen/gesprochen wurde - da habe ich einen Fehler einer Karte von Sabine Rieckhoff übernommen.

Ergänzung zu den Ligurern: aus dem Pseudo-Skylax, datiert ins 4.Jahrhundert BC, beschreibt die Küstenseefahrt am Mittelmeer:
§ 3 Nach den Iberern kommen die Halbblüter Ligyer ( Ligurer ) und Iberer bis zum Fluss Rhodanus (Rhône). Die Küstenreise entlang der Ligyer von Emporion zur Rhône dauert zwei Tage und eine Nacht
§ 4 Nach der Rhône folgen die Ligyen bis nach Antipolis . In diesem Land liegt die hellenische Stadt Massalia mit einem Hafen und die Stadt Antipolis . Dies sind Kolonisten von Massalia . Die Küstenreise von der Rhône nach Antipolis dauert vier Tage und Nächte. Von den Säulen des Herakles bis Antipolis verfügt das ganze Land über gute Häfen.
 
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Nachtrag: ich finde Strabon macht eine sehr genaue und ausführliche Beschreibung, undeutlich ist seine ethnische Zuordnung mittels der Wortschöpfung Keltoligurer - geographisch verortet er die Salluvier/Salyer jedoch sehr genau, östlich der Rhone, westlich bis zum Fluß Bar im Osten, an der Küste und im Hinterland massaliotischer Städe wie Nizza (Nicäa) Tarante (Obia) und Antibes (Antipolis) nach Süden, im Norden bis in die Alpen und zur Durance (IV,1).
Die Coloniagründung von Aquae Sixtae Salluviorum 122 v.Chr. nach dem römischen Sieg über die Salluvier, durch Gaius Sextius Calvinus, bestätigt die Verortung der Salluvier/Salyer östlich der Rhone. "C. Sextius pro cos. victa Salluviorum gente coloniam Aquas Sextias condidit, ob aquarum copiam e caldis frigidisque fontibus atque a nomine suo ita appellatas." Titus Livius, Periochae Librorum A. U. C. 61.1. Das römische Heer unter dem Prokonsul zerstörte das Oppidum von Entremont nördlich vom heutigen Aix en Provence.
Korrektur: wieder ein Fehler in der Übersetzung bei Strabon, der Fluß Varus und nicht Barus ist die heutige Var, die zwischen Nizza und Saint-Laurent-du-Var ins Mittelmeer fließt, und nach Strabon die Grenze zwischen Gallien und Italien bilden soll.

Ergänzung Kelto-Ligurer: Polybios beschreibt den Kampf Hannibals beim Flussübergang über die Rhone (218 v.Chr.), dessen Gegner auf der linken (östlichen) Rhoneseite bezeichnet er einmal als Kelten (Historien 3, 43,12).
Titus Livius berichtet, dass Hannibal gegen die Volcae gekämpft hätte: "Auch der Consul Publius Cornelius, der die mit dem Prätor abgeschickte Legion durch eine neugeworbene ersetzte, kam nach seiner Abfahrt von Rom mit sechzig Kriegsschiffen, an der Küste Hetruriens, Liguriens und den Gebirgen der Salyer vorbei nach Massilia, und schlug an der nächsten Mündung der Rhone – denn der Strom theilt sich bei seinem Ausflusse in mehrere – sein Lager auf, ohne daran glauben zu wollen, daß Hannibal schon über die Pyrenäischen Gebirge hinaus sei....Hannibal, der sich bei den übrigen Völkern eine friedliche Aufnahme erzwungen oder erkauft hatte, war jetzt in das Gebiet der Volcae, eines mächtigen Volks, gekommen, Sie wohnen an beiden Ufern der Rhone; weil sie sichs aber nicht zutrauten, den Puniern das diesseitige Land verwehren zu können, so schafften sie, um den Strom als Schutzwehr zu nutzen, fast ihr sämtliches Eigenthum über die Rhone und besetzten das jenseitige Ufer mit Bewaffneten." Titus Livius 21, 26–28
Falls der Flussübergang bei Roquemaure war, könnten die Gegner auch die gallischen Cavarii (Cavares -* kawaro -Helden ) gewesen sein, die zwischen der Durance und Tricastin angesiedelt (nördlich von Avignon) sind. Die Volcae scheinen erst im 3.Jahrhundert BC in den Raum westlich der Rhone vorgerückt zu sein, Narbo ist ursprünglich eine ligurische Stadt der Elisyker (griechisch Ἐλίσυκοι), zuerst bei Herodot und Hekaitos von Milet "„Elisyker, Volk der Ligurer-Ἐλίσυκοι, ἔθνος Λιγύων." Elisyker – Wikipedia -
 
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