Das katalanische Referendum 2017, Gründe und historisierende Narrative

Es ging darum, dass Katalonien keine Nation sei und ihnen deshalb keine Autonomie zustünde
Das steht in dem von dir verlinkten Artikel nicht drinn.

In dem von dir verlinkten Artikel steht, dass das Verfassungsgericht zu der Auffassung gekommen ist, dass die Charakterisierung der Katalanen als "Nation" in der Präambel des Autonomiestatuts keine weitere juristische Auswirkung bei der Auslegung anderer Gesetze hat (will heißen, es lassen sich daraus keine katalanischen Sonderrechte herleiten), weil nicht ersichtlich sei, inwiefern sich Katalonien von anderen autonomen Gemeinschaften, die sich selbst nicht als Nation definieren unterscheiden würden.

Das ist eine Auffassung, die man teilen kann oder nicht.


Aber deine Behauptung, das Spanische Verfassungsgericht habe in einem Anfall von ungezügelten Neofranquismus behauptet es gäbe keine katalanische Nation, stimmt so nicht.
Es hat diese Bezeichnung nicht beanstandet und scheint somit durchaus bereit eine katalanische Nation auf dem Boden Kataloniens grundsätzlich anzuerkennen, es bestreitet nur, dass sich aus diesem Umstand irgendwelche weitergehenden Ansprüche dieser Nation gegenüber dem spanischen Staat ergeben würden.
 
Ich weiß nicht, wie gut das Zitat bei Wikipedia ist, und ich habe den Originaltext nicht. Die Reaktion in Katalonien war eindeutig und genau in dem von mir erwähnten Sinne. Nicht nur bei Separatisten.
 
Da gebe ich dir recht, aber aus Sicht der Katalanen spielte es keine Rolle, wie die Bourbonen anderswo verfuhren, für sie war es der Verlust der Selbstverwaltung. Dass diese nicht mit heutigen Demokratien vergleichbar war, dürfte selbstverständlich sein.
An dieser Stelle möchte auf meinen Edit zum entsprechenden Beitrag hinweisen, den ich nachträglich eingefügt habe und den du wahrscheinlich nicht mehr gesehen haben wirst.

Ich halte es für unglücklich die "Cortes" mit "Parlament" zu übersetzen und würde das eher "Ständevertretung" nennen, einfach um darauf hinzuweisen, dass die Cortes in ihter traditionellen Verfasstheit, eben keine Vertretung einer katalanischen Nation oder eines katalanischen Volkes waren, sondern lediglich eine Vertretung von deren Oberschicht.
Und ob sich das katalanische Volk (ich weiß nicht, ab wann man von einem dezidierten Nationalbewusstsein hier reden kann) von dieser historischen Einrichtung in seinen Interesssen überhaupt vertreten gefühlt und das zeitgenössisch überhaupt als Verlust empfunden hat, da wage ich Zweifel anzumelden.
Sicherlich haben die katalanischen Stände, die darin eine Platform zur Ventilierung ihrer Interessen hatten, das als Verlust empfunden und dagegen aggitiert. Nur sind das "die Katalanen"?

Der entsprechende Nationalfeiertag ist erst im ausgehenden 19. Jahrhundert begründet worden, als die Nationalbewegungen aller Orten versuchten sich dadurch zu legitimieren, Ereignisse von anno tuck, die sich in ihre Mythen integrieren ließen zu kapern.
Insofern ist jedenfalls dieser Nationalfeiertag kein authentisches Zeugnis für die Meinung und Stimmung der Zeitgenossen anno 1714.
 
Insofern ist jedenfalls dieser Nationalfeiertag kein authentisches Zeugnis für die Meinung und Stimmung der Zeitgenossen anno 1714.

Das ist richtig und es ist kaum möglich, über die Stimmungslage in 1714 eine Aussage zu treffen. Es ging aber um ElQs Unterstellung, dass diese Ereignisse für die Katalanische Unabhängigkeitsbewegung und den Katalanischen Nationalismus irrelevant gewesen seien, was offensichtlicher Mumpitz ist. Eine Erfindung der heutigen Separatisten ist es jedenfalls nicht.
Was ansonsten historische Parlamente angeht - auch das deutsche oder das traditionsreiche englische vertraten nur Teile der Bevölkerung.
 
Es ging im Spanischen Erbfolgekrieg nicht um die Unabhängigkeit Kataloniens.

Zitieren wir mal wieder Wikipedia dazu:

Nach dem Frieden von Utrecht von 1713 hatte Karl keine realen Chancen mehr, sich als König in Spanien durchzusetzen. Er zog daraufhin seine Truppen aus dem noch gehaltenen Katalonien ab. Obwohl mit dem Frieden die Anerkennung des französischen Thronkandidaten Philipp V. als König von Spanien verbunden war, beschlossen die katalanischen Stände, auch ohne Verbündete den Krieg fortzusetzen. Dabei ging es ihnen hauptsächlich um die Verteidigung ihrer Privilegien.
Die Stände setzten eine Junta ein. Sie beschlossen außerdem am 7. Juli 1713, eine eigene Armee aufzustellen. Diese bestand aus Freiwilligen, bisherigen Milizen, den so genannten Miquelets, und Angehörigen der bislang im Dienst Karls stehenden Regimenter. Die Junta erklärte im Namen Karls III. den Krieg zur Erhaltung der Freiheit wider den Herzog Philipp von Anjou.
 
Am 16.7.2010 starteten spanische EU-Abgeordnete diese parlamentarische Anfrage an den Rat der Europäischen Union – Zitat daraus:
Am vergangenen Samstag fand in Barcelona eine Großdemonstration statt. Mehr als eine Million Menschen gingen friedlich gegen den Spruch des spanischen Verfassungsgerichts auf die Straße, dass es unter anderem keine Rechtsgrundlage gebe, um Katalonien als Nation anzuerkennen.
Dieser Prozess begann 2004, als die ehemalige katalanische Regierung sich anschickte, ein neues Verfassungsgesetz für Katalonien zu verfassen, das Katalanische Autonomiestatut (Estatut), in dem die Katalanen niederlegen wollten, wie sie sich ihr Land vorstellen und was sie für ihr Land möchten. Das Ergebnis waren fünf Jahre Verhandlungen. Das Statut wurde mit einigen Änderungen im Parlament von Katalonien und im Spanischen Kongress angenommen und schließlich von allen katalanischen Bürgern am 18. Juni 2006 per Volksentscheid endgültig für gut befunden.
Gleich im Anschluss strengten die PP und der Bürgerbeauftragte Klagen gegen das Statut an, da sie der Auffassung waren, dass es gegen die spanische Verfassung verstoße. Am 28. Juni 2010 änderte das Verfassungsgericht von Spanien das Statut gegen den Wunsch der katalanischen Bürger in einer Weise, dass der Grad der in ihm vorgesehenen Autonomie verringert wurde. Das Urteil löste eine in der jüngeren Geschichte beispiellose Reaktion der Bürger aus.
Aus diesem Grunde verurteilen und beklagen wir die mangelnde demokratische Einstellung dieses Verfassungsgerichts, das völlig politisiert ist und gegen den Wunsch der katalanischen Bürger handelt, die demokratisch und friedlich für das Statut gestimmt haben.


Der Rat der Europäischen Union (auch Ministerrat genannt) ließ sich Zeit und antwortete - mit einem Einzeiler - erst am 23.9.2010 – Zitat:
Es ist nicht Sache des Rates, zu Gerichtsentscheidungen in einem Mitgliedstaat Stellung zu nehmen.

Das war eine Lüge, denn zu Gerichtsentscheidungen z.B. in Polen nahm der Rat der Europäischen Union durchaus Stellung.

Das beweist, dass das Selbstbestimmungsrecht der Völker in und von der EU nicht anerkannt wird. Die EU-Staaten, repräsentiert durch den EU-Ministerrat, sind nur dann für Selbstbestimmungsrecht der Völker, wenn sie davon nicht selbst betroffen sind.
 
Ich weiß nicht, wie gut das Zitat bei Wikipedia ist, und ich habe den Originaltext nicht. Die Reaktion in Katalonien war eindeutig und genau in dem von mir erwähnten Sinne. Nicht nur bei Separatisten.

Ich habe gerade nochmal einen Blick ins spanische Wiki geworfen.
Auch wenn ich da zugegebenermaßen nicht jedes Wort verstehe, scheint die Darstellung ähnlich wie im Deutschen:

"Resolución​

El 28 de junio de 2010, mediante la Sentencia 31/2010, el Tribunal Constitucional, ante el recurso de inconstitucionalidad presentado por diputados del Partido Popular,31 resolvió por seis votos a favor y cuatro en contra la constitucionalidad de la mayor parte del texto, haciendo observar la «ineficacia jurídica» del Preámbulo (donde constaba el término «nación» al referirse a Cataluña), aunque el fallo mantiene la definición de Cataluña como «nación», y declaró 14 artículos inconstitucionales.333435

La ponencia fue redactada finalmente por la presidenta, María Emilia Casas, y la votación se realizó por bloques: el primero respecto al Preámbulo, en la que se resolvió por 6 votos a favor y 4 en contra mantener el término «nación», si bien se advirtió de su falta de eficacia jurídica interpretativa, ya que no forma parte del texto normativo; el segundo bloque afectó a los artículos a declarar inconstitucionales, siendo una mayoría de 8 magistrados contra 2 los que votaron por la inconstitucionalidad de 14 de ellos; los otros dos bloques, que eran los preceptos ajustados a la Constitución y la interpretación de los artículos sobre los que existía conformidad, fueron avalados por seis votos a cuatro.33 Cuatro de los magistrados presentaron un voto particular: Ramón Rodríguez Arribas, Jorge Rodríguez-Zapata, Vicente Conde y Javier Delgado.3634 "



Hervorhebung durch mich.

So wie ich die beiden hervorgehobenen Stellen verstehe, hatte das spanische Verfassungsgericht am Begriff "Nation" und seiner Beibehaltug selbst nichts auszusetzen.

Der zweite hervogehobenen Abschnitt wird jedenfalls gemäß Übersetzungshilfe (das in Gänze übersteigt meine Sprachkenntnisse dann doch) folgendermaßen wiedergegeben:

"Die erste betrifft die Präambel, in der mit 6 Ja-Stimmen und 4 Nein-Stimmen beschlossen wurde, den Begriff „Nation“ beizubehalten, obwohl er auf seine mangelnde interpretative Rechtswirksamkeit hingewiesen wurde, da er nicht Teil des normativen Textes sei."


Das scheint von der Wiedergabe her mehr oder weniger in die gleiche Kerbe zu schlagen, wie die Darstellung in der deutschen Wiki, nämlich dahingehend, dass das spanische Verfassungsgericht den Begriff "Nation" selbst in keiner Weise beanstandet zu haben scheint.
Sondern es gehht wohl tatsächlich um die aus diesem Begriff resultierenden oder nicht resultierenden Konsequenzen für die Auslegung weiterer Rechtsnormen.
Die Feinheinheiten überblicke ich nicht, da müsste dann jemand rann, der sich mit Juristerei auskennt, aber das Urteil scheint wie ich das verstehe dem Umstand, dass dass sich die Katalanen als "Nation" definierten, bzw. durch das Statut so definieert wurden, selbst nicht alehnend gegenübergestanden zu haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist richtig und es ist kaum möglich, über die Stimmungslage in 1714 eine Aussage zu treffen. Es ging aber um ElQs Unterstellung, dass diese Ereignisse für die Katalanische Unabhängigkeitsbewegung und den Katalanischen Nationalismus irrelevant gewesen seien, was offensichtlicher Mumpitz ist. Eine Erfindung der heutigen Separatisten ist es jedenfalls nicht.
Was ansonsten historische Parlamente angeht - auch das deutsche oder das traditionsreiche englische vertraten nur Teile der Bevölkerung.
es ging 1714 ff. nie um katalanische Ubabhängigkeit. Das in diesen Kontext zu stellen ist eine rezente Konstruktion. Es residierte in Barcelona mit Carlos III. ein Mann, der sich spanischer König schimpfte. Eine Segregationsbewegung von Spanien gab es damals nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mehr als eine Million Menschen gingen friedlich gegen den Spruch des spanischen Verfassungsgerichts auf die Straße, dass es unter anderem keine Rechtsgrundlage gebe, um Katalonien als Nation anzuerkennen.

Das scheint in dieser Form inhaltlich nicht richtig zu sein.

Aus diesem Grunde verurteilen und beklagen wir die mangelnde demokratische Einstellung dieses Verfassungsgerichts, das völlig politisiert ist und gegen den Wunsch der katalanischen Bürger handelt, die demokratisch und friedlich für das Statut gestimmt haben.
Nur ist es bei allem Respekt nicht die Aufgabe eines Verfassungsgerichts dem Wunsch der Bürger zu entsprechen, sondern darüber zu befinden ob Gesetze und Handlungen politischer Organe verfassungskonform sind.

Das beweist, dass das Selbstbestimmungsrecht der Völker in und von der EU nicht anerkannt wird. Die EU-Staaten, repräsentiert durch den EU-Ministerrat, sind nur dann für Selbstbestimmungsrecht der Völker, wenn sie davon nicht selbst betroffen sind.

Und das ist Bullshit.
 
Zitieren wir mal wieder Wikipedia dazu:

Nach dem Frieden von Utrecht von 1713 hatte Karl keine realen Chancen mehr, sich als König in Spanien durchzusetzen. Er zog daraufhin seine Truppen aus dem noch gehaltenen Katalonien ab. Obwohl mit dem Frieden die Anerkennung des französischen Thronkandidaten Philipp V. als König von Spanien verbunden war, beschlossen die katalanischen Stände, auch ohne Verbündete den Krieg fortzusetzen. Dabei ging es ihnen hauptsächlich um die Verteidigung ihrer Privilegien.
Die Stände setzten eine Junta ein. Sie beschlossen außerdem am 7. Juli 1713, eine eigene Armee aufzustellen. Diese bestand aus Freiwilligen, bisherigen Milizen, den so genannten Miquelets, und Angehörigen der bislang im Dienst Karls stehenden Regimenter. Die Junta erklärte im Namen Karls III. den Krieg zur Erhaltung der Freiheit wider den Herzog Philipp von Anjou.
Deine erste Fettmarkierung:
Und? Was sind Privilegien? Privilegien sind Sonderrechte. Ich habe gestern einen Exkurs zum Carlismus gemacht. Die Carlisten waren im Prinzip Anhänger einer reaktionären Gruppe, die gegen eine liberale Monarchie oder gar Republik waren und Isabell II. und ihre Nachfolger durch ihren Onkel Carlos und dessen Nachfahren, respektive eine absolutistische Monarchie ersetzen wollten. Diese hatten im Baskenland besonderen Erfolg. Nicht, weil die Basken besonders auf den Absolutismus standen, sondern weil die liberale Verfassung ihnen Privilegien nahm, die sie gerne behalten hätten, was aber der Gleichheit aller vor dem Gesetz widersprach.

Deine zweite Fettmarkierung:
Dass der Gegner dämonisiert wird, ist auch nix überraschendes in einem Krieg. Hier geht es um zwei konkurrierende Herrscherhäuser und deren Kriegspropaganda. In dieser Propaganda war der Habsburger eben der Garant der Freiheiten, der Bourbone ihr Totengräber. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du plötzlich prohabsburgisch argumentieren möchtest, oder?

Nebenbei: das Urteil ist online einsehbar. Ich habe mich direkt auf das Urteil bezogen, nicht auf den Wikipediaartikel, der dem Urteil wenige Sätze widmet.
 
Ich hatte gestern darauf hingewiesen, dass der katalanische Zentrifugalnationalismus, der natürlich im Gegensatz zum spanischen Integralnationalismus steht, diesen als faschistisch definiert und sich selbst somit als „links“ liest oder präsentiert. Das hat natürlich zur Folge, dass er für linke und republikanisch gesinnte Gruppen (und das ist in Spanien fast identisch) absolut anschlussfähig ist.
Heute Mittag wies ich darauf hin, dass der vorfranquistische katalanische Nationalismus zentrifugaler Neigung eine Intelektuellenveranstaltung war. Der spanische Historiker Pedro Caraso (in Ángel Bahamonde, Hª de España. Siglo XX. 1875 - 1939, S. 170) schreibt:

La interpretación clásica de Vicens Vives encuentra una tradición constante de catalanismo que arranca con los inicios mismos del liberalismo a principios del XIX y que persiste durante el siglo, especialmente conformado con el moderantismo, aunque tuviera extremos carlistas y radicales, que sigue un progresivo camino que va del provincialismo inicial hacia el regionalismo de los años 70 y 80 y que acaba siendo nacionalismo después del 98.

Zur Erklärung: 1898 markiert mit dem Spanisch-Amerikanischen Krieg und dem Verlust der letzten iberoamerikanischen Gebiete ein Epochenjahr für Spanien.

Weiter schreibt er:

Pierre Vilar distinguió lo que fue la catalanidad como sentimiento popular y colectivo de identidad de lo que resultó el movimiento catalanista como un fenómeno político y económico propiamente burgués.

Also: Pierre Vilar stellte heraus, dass die katalanistische Bewegung ein ökonomisch und politisch bourgeoises Phänomen war. Nun muss man freilich sagen, dass Pierre Vilar Marxist war, manche sagen sogar, ein Leninist, diese Einschätzung ist also durchaus ideologisch nicht unbelastet, dennoch gilt Vilar als einer der besten Kenner des Katalanismus. Von Jordi Pujol, dem Ziehvater der heutigen aktiven Separatisten, erhielt Vilar die Medalla d'Or de la Generalitat de Catalunya.

Diese Bourgeoisie zitiert Caraso Vilar weiter, habe versucht, die Kontrolle über den spanischen Staat zu erlangen, und als ihr das nicht gelang die Catalanidad als Instrument missbraucht.
 
La historiografía nacionalista caralana durante el franquismo sirvió como referente de identidad ideológica y política y de oposición al régimen, pero será en la transición democrática cuando se produzca una euforia nacionalista y una crítica entra lista al calor de la construcción de la España de autonomías. Esta eclosión de la historiografía nacionalista tuvo un valor, según Riquer, que va más allá del puramente historiográfico y alienta un movimiento cívico y social provocador y alimentador de un sentimiento nacionalista y difusor de la polivalencia cultural de España. Se reconocen sin embargo en esta historiografía exageraciones y defectos, deformaciones de la realidad frecuentemente agrandada o exaltada, distorsiones mitificadoras, elitismos generalizados, concepciones demasiado cerradas y ensimismadas, explicaciones históricas con poca base en la realidad o con conocimiento muy minoritario y elitista de los hechos, y últimamente aparecen intentos maniqueísmo de distinguir dentro de los historiadores catalanes entre malos españolistas y buenos catalanistas.

Die katalanische nationalistische Geschichtsschreibung diente während der Franco-Ära als Referenz für die ideologische und politische Identität und Opposition gegen das Regime, aber erst in der demokratischen Transición tritt eine nationalistische Euphorie und Kritik auf, die in der Hitze des Aufbaus eines Spaniens der Autonomien aufkommt. Die Entstehung der nationalistischen Geschichtsschreibung hatte laut Riquer einen Wert, der über das rein Historiografische hinausgeht und eine bürgerliche und soziale Bewegung fördert, die ein nationalistisches Gefühl provoziert und nährt und die kulturelle Vielseitigkeit Spaniens verbreitet. Allerdings erkennt man in dieser Geschichtsschreibung Übertreibungen und Mängel, Deformationen der Realität, die häufig erweitert oder überhöht werden, mythologisierende Verzerrungen, verallgemeinerter Elitismus, zu geschlossene und selbstbezogene Vorstellungen, historische Erklärungen mit geringer Realitätsbasis oder mit sehr minderwertigem und elitärem Wissen über die Fakten, und in letzter Zeit gibt es manichäische Versuche, innerhalb der katalanischen Historiker zwischen schlechten Spaniern (Españolistas, Vertreter der spanischen Sache) und guten Katalanisten zu unterscheiden.
(a.a.O.)









 
es ging 1714 ff. nie um katalanische Ubabhängigkeit. Das in diesen Kontext zu stellen ist eine rezente Konstruktion. Es residierte in Barcelona mit Carlos III. ein Mann, der sich spanischer König schimpfte. Eine Segregationsbewegung von Spanien gab es damals nicht.
Das ist immer noch falsch. Karl residierte längst in Wien, er war inzwischen auch römischer Kaiser, dennoch kämpfte Katalonien weiter, um seine Privilegien zu behalten. Erst nach der Niederlage wurde die katalanische Selbstverwaltung abgeschafft.

Nach deiner Behauptung machen die doofen Katalanen den Tag der Verteidigung des österreichischen Königs 1888 zum Nationalfeiertag.
Genauso wie der Schnitteraufstand 1840 keinerlei Rolle spielte, trotzdem machten Sie das Lied darüber zur Nationalhymne.

Du gibst haargenau das spanische Narrativ wieder, dass katalanisch eigentlich nur ein spanischer Dialekt sei, dass sie nie eine Eigenstaatlichkeit (innerhalb der Spanischen Union, neben Kastilien und Aragon) hatten, dass es auch keine wichtigen historischen Ereignisse in Katalonien gab und das es keinerlei Grund für die heutige Bewegung außer der Unzufriedenheit der Burgeoisie gibt. Die völlig ignoriert, dass es sich um eine Massenbewegung handelt, die voller Unverständnis zusieht, wenn Millionen von Menschen auf die Straße gehen (Katalonien hat nur 7,5 Millionen Einwohner). Bezeichnend auch, dass du auf die mehrfachen Versuche der Unabhängigkeit 1873, 1931, 1935 usw. nicht eingehst.
Spanisches Narrativ und spanische Geschichtsglitterung.
Seit 300 Jahren versuchen die Katalanen, ihre Selbstverwaltung zurückzuerhalten, sehen sich eben nicht als Bestandteil und Anhängsel Spaniens.
Frag also lieber mal in Katalonien nach.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe gerade nochmal einen Blick ins spanische Wiki geworfen.

Ich schaue bei solchen Themen lieber ins katalanische Wiki:

Es stellte die „rechtliche Unwirksamkeit“ der Präambel klar (wobei der Begriff „Nation“ für Katalonien verwendet wurde), obwohl das Urteil die Definition Kataloniens als Nation aufrechterhielt, 14 Artikel für verfassungswidrig erklärte (1 vollständig und 13 teilweise) und neu ausgelegt wurde 27 weitere. Vor allem wird darin festgestellt, dass Katalanisch weder die bevorzugte Sprache der Regierung noch die Verkehrssprache des Bildungssystems ist und dass sie auch nicht die Pflicht übernimmt, Katalanisch zu beherrschen; er sagt, dass es nur eine Nation gibt und diese „die spanische Nation“ ist; es lässt die Vegueries(Verwaltungseinheiten) nur zu, wenn die Provinzen erhalten bleiben; Es streicht einen großen Teil der Artikel über die katalanische Justiz mit dem Justizrat von Katalonien an der Spitze und wiederholt 14 Mal die „unauflösliche Einheit der spanischen Nation“
 
Ich schaue bei solchen Themen lieber ins katalanische Wiki:

Es stellte die „rechtliche Unwirksamkeit“ der Präambel klar (wobei der Begriff „Nation“ für Katalonien verwendet wurde), obwohl das Urteil die Definition Kataloniens als Nation aufrechterhielt, 14 Artikel für verfassungswidrig erklärte (1 vollständig und 13 teilweise) und neu ausgelegt wurde 27 weitere. Vor allem wird darin festgestellt, dass Katalanisch weder die bevorzugte Sprache der Regierung noch die Verkehrssprache des Bildungssystems ist und dass sie auch nicht die Pflicht übernimmt, Katalanisch zu beherrschen; er sagt, dass es nur eine Nation gibt und diese „die spanische Nation“ ist; es lässt die Vegueries(Verwaltungseinheiten) nur zu, wenn die Provinzen erhalten bleiben; Es streicht einen großen Teil der Artikel über die katalanische Justiz mit dem Justizrat von Katalonien an der Spitze und wiederholt 14 Mal die „unauflösliche Einheit der spanischen Nation“
Vielleicht solltest du, statt in die Wikipedia zu schauen, dir das Gerichtsurteil selbst anschauen. Ad fontes.

Aber noch mal: dass die Aragonesen und Katalanen im 18. Jhdt. für Habsburg und gegen Bourbon kämpften und dies als Freiheitskampf deklarierten, hat nichts mit einer Unabhängigkeit von Spanien zu tun, sondern damit, dass sie seit 1705 Karl als rechtmäßigen und Philipp als unrechtmäßigen König ansahen. Bevor die Aragonesen und Katalanen Karl als rechtmäßigen Herrscher anerkannten, müsste dieser selber erst mal Barcelona belagern. Der Krieg endete nach 13 Jahren, nachdem es zwischenzeitlich gut für Habsburg ausgesehen hatte (Karl nahm Madrid ein), mit einem Sieg für die Bourbonen.
Der Aufstand der Schnitter 1640 war ein sozialreligiöser Aufstand, der sich gegen die Einquartierung von Truppen und die Politik der Zentralregierung und des Vizekönigs (ein Katalane) richtete. Zu ihren Kampfrufen gehörte “visca la terra!", “muiren los traïdors!", “muira el mal govern!", “visca lo rei!" - „es lebe das Land“, es sterben die Verräter“, es sterbe die schlechte Regierung“, „es lebe der König“. Auch hier ging es nicht um Unabhängigkeit. (Dass Pau Claris Katalonien als Republik ausrief und sich mit Frankreich verbündete, ist auch der Dynamik der Ereignisse geschuldet.)

Das Schnitterlied, wie wir es heute kennen, ist eine Fassung von 1899, die auf einer Fassung von 1882 beruht.

Die Gran Enciclopèdia Catalana schreibt:

Conservada popularment i amb moltes variants melòdiques i textuals a través dels segles, anà adquirint caràcter d’himne nacional català a partir de la Renaixença. Els dos textos més difosos han estat l’històric (publicat ja per Milà i Fontanals el 1882 en el seu Romancerillo Catalán i —en la primera edició musical— per Francesc Alió el 1892 en el seu recull de Cançons populars catalanes) i l’actual d'Emili Guanyavents, el més polític i reivindicatiu, vencedor en un concurs convocat amb aquesta finalitat per la Unió Catalanista el 1899 i que provocà una apassionada polèmica pública i periodística.

[Das Schnitterlied] ist im Verlauf der Jahrhunderte populärerweise in vielen textlichen und melodiösen Varianten erhalten und erlangte den Charakter einer katalanischen Nationalhymne im Rahmen der Renaixença (katalanische Renaissance hat nix mit der Renaissance zu tun, sondern ist eine intellektuelle Bewegung, die um 1850 entstand). Die zwei am weitesten verbreiteten Texte waren die historischen (1882 von Milà i Fontanals in seinem Romancerillo Catalan und – in der ersten Musikausgabe – von Francesc Alió 1892 in seiner Sammlung von Cançons Populars Catalanes veröffentlicht) und die aktuellen von Emili Guanyavents. der politischste und rachsüchtigste, Gewinner eines zu diesem Zweck von der Unió Catalanista im Jahr 1899 ausgerufenen Wettbewerbs, der eine leidenschaftliche öffentliche und journalistische Kontroverse auslöste.
 
Vielleicht solltest du, statt in die Wikipedia zu schauen, dir das Gerichtsurteil selbst anschauen. Ad fontes.

Was ist an der katalanischen Zusammenfassung falsch?

Und schön, wie du um deine falschen Angaben zu 1714 herumredest und von 1705 faselst.
Dann betonst du irgendwelche angeblich überlieferten Ausrufe während des Aufstandes 1640. Wann und wo wurde das gerufen? Immer und von allen?
Während du die Ausrufung der Republik, was etwas mehr Substanz hat, natürlich marginalisierst.

Du behauptest nach wie vor ohne jeden Beleg, es habe keine nenneswerte katalanische Unabhängigkeitsbewegung vor der heutigen Zeit gegeben:

Dazu nochmal die katalanische Wikipedia zur Republik Katalonien.

Die katalanische Republik und auch der katalanische Staat sind Bezeichnungen, die Katalonien im Laufe der Geschichte angenommen hat, als es sich selbst als souveränes rechtliches und politisches Subjekt in Form eines Staates proklamierte. Ebenso ist es das Ziel des politischen Kampfes eines Teils der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung.Die katalanische Republik oder verschiedene andere politische Formen der Segregation gegenüber dem spanischen Staat wurden mindestens acht Mal proklamiert:
Im 17. Jahrhundert von den Junta (Braços Generals) unter dem Vorsitz von Pau Claris im Jahr 1641.
Im 19. Jahrhundert von Napoleon Bonaparte im Jahr 1810 und auch im Jahr 1873 unter der Führung von Baldomer Lostau.
Im 20. Jahrhundert von Francesc Macià im Jahr 1931 und von Lluís Companys, der 1934 den katalanischen Staat ausrief.
Im Jahr 2017 vom Präsidenten der Generalitat Carles Puigdemont nach dem Referendum über die Unabhängigkeit Kataloniens, obwohl er es sofort auf Eis legte, um eine internationale Vermittlung zu erleichtern. Später, am 27. Oktober, rief das katalanische Parlament die Republik aus.


Wahrscheinlich wirst du mich jetzt wieder belehren, dass Napoleon Bonaparte kein Katalane war.
 
Nun war der politische Ziehvater dieser Separatistengeneration um Puigdemont Jordi Puyol. Jordi Puyol ist allerdings einer der korruptesten Politiker, die Spanien gekannt hat.

Dies als Beispiel für das spanische Narrativ - der Versuch, Puigdemont irgendwie mit Korruption in Zusammenhang zu bringen, was allerdings bis heute trotz verzweifelter Versuche der spanischen Justiz nicht gelungen ist.

Ralf Streck dazu: Anders als sein Vorgänger, sein Parteikollege Artur Mas, ein politischer Ziehsohn Pujols, der den als procès bezeichneten Weg zu einem katalanischen Unabhängigkeitsreferendum nach 2010 schrittweise einleitete, gehört Puigdemont zum linken Parteiflügel.

Vielleicht solltest du dich etwas mehr mit katalanischer Geschichte und katalanischer Gegenwart beschäftigen. Und zwar nicht aus spanischen Quellen.
 
Im 19. Jahrhundert von Napoleon Bonaparte im Jahr 1810...
Das ist mir neu, gibt es da Quellen dazu?
Katalonien im Jahre 1812 wird auf Karten entweder als spanisch angezeigt oder als französisch, je nachdem welcher Rechtsauffassung man folgt:
Es gibt wohl ein kaiserliches Dekret von 1812, das Katalonien als französisch erklärt, aber irgendwie fehlen da formelle Vorgänge, ich habe es nicht besser im Kopf.

Wahrscheinlich wirst du mich jetzt wieder belehren, dass Napoleon Bonaparte kein Katalane war.
Natürlich nicht, aber Katalonien war ein Thema.
Wenn wir gerade dabei sind:
Was sah eigentlich die spanische Verfassung unter seinem Bruder Joseph bezügl. Katalonien vor? Sollte Spanien eher zentral organisiert sein nach frz. Vorbild, oder nahm man Rücksicht auf regionale Befindlichkeiten?
 
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