Ich stelle dir meine Notzien zur Wannseekonferenz zur Verfügung. Diese dienten zur Vorbereitung eines Seminars, sind also nicht ganz ausgefeilt, aber ich denke es könnte dir helfen.
Am 20. Januar 1942 fand auf dem Anwesen am grossen Wannsee 56 -58 eine Besprechung statt, die als Wannsee-Konferenz in die Geschichte einging. Die Villa in der diese Besprechung stattfand war das Gästehaus der SS. Dieses Datum stellt in der Geschichte der Verfolgung und Ermordung der Juden in Europa während des zweiten Weltkrieges eine wichtige Zäsur dar. Es gibt einige Irrtümer und Spekulationen um diese Konferenz. Weit verbreitet ist die Ansicht, bei der Wannsee-Konferenz sei die „Endlösung“ beschlossen worden. Die revisionistische und neonazistische Publizistik versucht anhand von pseudowissenschaftlichen Gutachten zu beweisen, dass dieses Protokoll von den Amerikanern nachdem Krieg gefälscht wurde.
Situation 1941/42
Bis in die fünfziger Jahre herrschte die Meinung vor, dass an dieser Konferenz der Beschluss gefasst wurde, die europäischen Juden zu ermorden. Diese Auffassung ist aber falsch, wie die neuere Forschung heute weiss. Der Mord an den europäischen Juden begann schon vor der Wannsee-Konferenz.
Entstehungsgeschichte der „Endlösung“
Mordaktionen im besetzten Russland. Vor dem Angriff auf die Sowjetunion wurden vier Einsatzgruppen aufgestellt. Auftrag: Ermordung sowjetischer Funktionäre und Ermordung der in Russland lebenden Juden.
22.6.1941 Operation Barbarossa
Polen
Oktober und November 1941 wurden zwei kleine Vernichtungslager errichtet. Tötung durch Motorabgasen.
Im KZ Belzec wurden Gaskammern errichtet. Vernichtungslager für die Juden der Distrikte Lublin und Lemburg
Chelmno, umgebaute Gaswagen. Erster Einsatz 8.12.1941
Und in Auschwitz wurden ab dem 3.9. erste Versuche mit Zyklon B unternommen, an russischen Kriegsgefangenen
Diese Beispiele aus der Sowjetunion und Polen zeigen deutlich, dass eine Entscheidung im Hinblick auf den Massenmord zumindest an sowjetischen Juden bereits 1941 gefallen sein muss.
Dann der Blick auf die Teilnehmer der Konferenz: Dieses Gremium konnte keine solchen Entscheidungen treffen. Die ranghöchsten anwesenden Vertreter der zivilen Behörden waren auf der Ebene der Staatssekretäre anzusiedeln, die der SD und SS waren Chef der Hauptämter. Wäre an dieser Konferenz tatsächlich der Entscheid zur Endlösung der Judenfrage gefällt worden, dann hätte Hitler als Reichskanzler, die Minister und Himmler als Reichsführer-SS und Chef der deutschen Polizei anwesend sein müssen.
_ Hitlers Führungsstiel war es nicht grundsätzliche Entscheidungen im Kollektiv und nach einer ausführlichen Diskussionsrunde zu treffen.
Die Frage lautet also: Wenn der Massenmord bereits ausgeführt wurde, was geschah dann am 20. Januar 1942 am Grossen Wannsee?
Herbst 1941
Hitler und Himmler stellen die Weichen zur Deportation der Juden aus den europäischen Machtbereich.
Sept. 1941
Juden aus dem Grossdeutschen Reich und der Tschechoslowakei sollten nach Osten deportiert werden. Frankreich gab die Zusage, dass sobald es die Transportkapazitäten zuliessen, die franz. Juden deportiert werden.
Okt. 1941
Zusage Hitlers an die slowakische Staatsführung den Transport zu übernehmen.
15.101941 Deportationen der deutschen, luxemburgischen, österreichischen und tschechischen Juden.
Ziele waren Lodz, Minsk, Kaunas, Riga und für die tschechischen Juden liess Heydrich ein Ghetto in Theresienstadt einrichten.
Betroffen waren zwischen dem 15.Oktober 1941 bis Januar 1942 52 000 Menschen, mehrere Tausend wurden bereits vor Beginn der Konferenz ermordet.
Probleme:
Aus der Sicht der Täter gab es in dieser Zeit massive Behinderungen bei der Definition, Registrierung und finanzieller Ausbeutung der Opfer, Einsammlung, Verschleppung und Einquartierung.
Die Deportationen vom November und Dezember 1941 nach Minsk, Kowno und Riga brachten für die Planer unvorhersehbare Schwierigkeiten:
- Der Generalkommissar für Weissruthenien Wilhelm Kube beschwerte sich nach einem Inspektionsbesuch im Minsker Ghetto, dass sich unter den Mitte November aus Berlin, Bremen, Brünn, Düsseldorf, Frankfurt und Hamburg verschleppten Juden auch Personen befanden, die im Ersten Weltkrieg für Deutschland gekämpft hatten oder deren Verwandte in der Wehrmacht waren. Hier waren bei der Organisation der Transporte durch die örtlichen Gestapo stellen fälschlicherweise Personen deportiert worden, die nach den Richtlinien des RSHA zunächst verschont werden sollten. Aber nicht nur in den Zielorten erhoben sich solche Proteste, auch in den Heimatstädten der Verschleppten versuchten die Arbeitsämter, Rüstungsinspektionen und nicht zuletzt die Betriebe, die Arbeitsjuden von der Liste streichen zu lassen.
- Die Deportationen nach Kowno war eine Improvisation weil das eigentliche Ziel Riga noch keinen Platz hatte. Die knapp 5 000 Verschleppten aus Berlin, Breslau, Frankfurt/Main, München und Wien wurden am 25. und am 29. November 1941 von den Einsatzkommando 3 in der Festungsgräben des Forts IX in Kowno erschossen. In der Stadt Riga schliesslich befand sich bereits ein Ghetto mit ca. 30 000 lettischen Juden, die am 30. Nov. und am 8. Dez, nur deshalb in den Wäldern um Riga erschossen wurden, um die ankommenden Transporte Platz zu machen. Ein Transport von etwa 1000 Menschen aus Berlin kam genau zu diesem Zeitpunkt in Riga an und auch diese Juden wurden gleich erschossen. Hier muss man davon ausgehen, dass die Erschiessungen nicht zentral geregelt wurden. Denn es gibt eine Telefonnotiz von Himmler vom selben Tag darauf steht: Berliner Juden nicht liquidieren. Auch wurden die Erschiessungen in Riga von der Bevölkerung wahrgenommen worden. Und es gab Proteste.
Diese Schwierigkeiten waren der entscheidende Grund für die Sitzung am Wannsee. Denn zwischen den Planungen in Berlin und den Realitäten an Ort bestanden grosse Diskrepanzen.
Meine Quellen waren, neben dem Protokoll. Folgende Seiten :
www.ghwk.de/deut/startneu0.htm
www.shoa.de
Und diese Bücher:
Katalog zur Ausstellung:
Berlin 2006, ISBN 3-9808517-4-5
(Druckhaus Jütte-Messedruck Leipzig).
http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=2280
Hannah Arendt
Eichmann in Jerusalem
Ein Bericht von der Banalität des Bösen