Trajan
Aktives Mitglied
Ave Christian,
Du hast eine Menge Fragen aufgeworfen, die ich hier mal nach meinem Kenntnisstand beantworten möchte.
In der Lippekdiskussion geht es um Legionsdenare (Ld), also um Teile des Silbergeldes, dass ja nur einen Teil der Münzfunde darstellt. Prozentzahlen beziehen sich dafür dann also nur auf einen kleineren Teil der Münzen, nicht auf die Gesamtzahl der Münzfunde.
Lippek hatte 2002 für seine Untersuchung 75 Ld aus Kalkriese und 15 Ld aus Haltern verglichen, was nach seiner Rechnung also 11,8 % der Denare in Kalkriese und 6,3 % der Denare von Haltern waren. (ergo Rückrechnung: 635 Denare Kalkriese und 238 Denare Haltern).
Damit wirbelt er dann rum und kommt zu seinen bedenklichen Interpretationen. Aber was sind Legionsdenare ? Das sind http://www.numispedia.de/Legionsdenar:
Denar, aus dem römischen Bürgerkrieg. (Augustus gegen Marc Anton). In den Jahren 32, 31 kam es unter Marc Anton zu einer massenweisen Ausprägung der Legionsdenare. ....Es existieren 39 Rückseitentypen....
Im Klartext, die Münzen entstammen vorwiegend der Bürgerkriegszeit und wurden von den Münzern der Legionen ausgegeben. Zur Zeit des Varus waren sie demnach schon sehr lange im Umlauf und daher auch nicht mehr an Legion und Ort gebunden. Der Rückschluss von Ld auf die anwesenden Legionen ist damit schon mehr als gewagt! Freundlich ausgedrückt.
Die Legionskennungen sind also grundsätzlich ungeeignet für die von Dir gewünschten Feinunterscheidungen.
Frank Berger erklärt dazu, Berger 2004:
....Der Datierungsschlüssel liegt beim Kupfer, und insofern liegt die Betrachtung der Denare nicht im Zentrum des Geschehens. Die Denare isoliert betrachtet, das ist W. Lippek zugestanden, erlauben mit geringerer Wahrscheinlichkeit eine Datierung des Geschehens in das Jahr des Caecina. Aber die sehr exakte Aussage der Kupfermünzen, die Verbindung zu Haltern, wofür das Jahr 9 bis auf Weiteres angenommen wird, obwohl neuerdings gerne erwogen wird, Haltern hochzudatieren, um das Datum des Fundkomplexes von Kalkriese zu verändern, die schiere Menge der Goldmünzen und die in Nordwestdeutschland einzigartige Fundmenge lassen keine andere Deutung als die Varusschlacht zu....
Insbesondere letzter Satz i.V.m. mit oberen absoluten Zahlen verdeutlicht nocheinmal die gravierende Schwäche der Alternativtheorien zu Kalkriese: Selbst ein jahrelang intensiv besetzter und ergrabener Lippelagerkomplex weist nur ein Drittel der Denarfunde von Kalkriese auf. Wäre Kalkriese tatsächlich einer der verlustärmeren Germanicusschlachten zuzuordnen, dann müsste ein wirklich irrer starker Horizont anderswo im Weserbergland längst aufgetaucht sein. So ein Ding wäre allein aufgrund der Zufallsfunde unmöglich zu übersehen! Geschweige denn da wo die Alternativtheoretiker bisher gesucht haben, die müssten knietief im augusteiischen Horizont stehen.
Aber weiter zum Thema. Wo ist die Liste? Die werden in unregelmässigen Abständen veröffentlicht, du findest sie unter FMRD und SFMA in der Unibibliothek. Diese Veröffentlichungen kommen immer einige Jahre nachdem ein gewisse Menge an Fundmünzen angefallen sind, so dass sich ein neuer Katalog lohnt.
Die Krux dabei ist natürlich dass man sich die Informationen mühsam zusammensuchen muss, dass man dabei nie ganz aktuell und vollständig sein kann. Viel schöner wäre natürlich eine allgemein zugängliche Datenbank aus der man sich seine Informationen schnell herauspasten könnte. Die fehlt noch. Soviel ich weiss arbeitet Berger und das FMRD Komitee an einer Aktualisierung und dass es vielleicht auch mal eine Datenbank geben könnte.
Das ist vielleicht alles etwas ärgerlich für diejenigen die noch keinen Zugriff auf die neuesten Daten haben, hat aber gar nichts mit Komplott zu tun, sondern mit „gut Ding braucht Weile“. Naja und was die Millionen angeht die in Kalkriese verballert wurden, die hängen natürlich nicht an den Münzen.
Beste Grüsse, Trajan.
Du hast eine Menge Fragen aufgeworfen, die ich hier mal nach meinem Kenntnisstand beantworten möchte.
In der Lippekdiskussion geht es um Legionsdenare (Ld), also um Teile des Silbergeldes, dass ja nur einen Teil der Münzfunde darstellt. Prozentzahlen beziehen sich dafür dann also nur auf einen kleineren Teil der Münzen, nicht auf die Gesamtzahl der Münzfunde.
Lippek hatte 2002 für seine Untersuchung 75 Ld aus Kalkriese und 15 Ld aus Haltern verglichen, was nach seiner Rechnung also 11,8 % der Denare in Kalkriese und 6,3 % der Denare von Haltern waren. (ergo Rückrechnung: 635 Denare Kalkriese und 238 Denare Haltern).
Damit wirbelt er dann rum und kommt zu seinen bedenklichen Interpretationen. Aber was sind Legionsdenare ? Das sind http://www.numispedia.de/Legionsdenar:
Denar, aus dem römischen Bürgerkrieg. (Augustus gegen Marc Anton). In den Jahren 32, 31 kam es unter Marc Anton zu einer massenweisen Ausprägung der Legionsdenare. ....Es existieren 39 Rückseitentypen....
Im Klartext, die Münzen entstammen vorwiegend der Bürgerkriegszeit und wurden von den Münzern der Legionen ausgegeben. Zur Zeit des Varus waren sie demnach schon sehr lange im Umlauf und daher auch nicht mehr an Legion und Ort gebunden. Der Rückschluss von Ld auf die anwesenden Legionen ist damit schon mehr als gewagt! Freundlich ausgedrückt.
Die Legionskennungen sind also grundsätzlich ungeeignet für die von Dir gewünschten Feinunterscheidungen.
Frank Berger erklärt dazu, Berger 2004:
....Der Datierungsschlüssel liegt beim Kupfer, und insofern liegt die Betrachtung der Denare nicht im Zentrum des Geschehens. Die Denare isoliert betrachtet, das ist W. Lippek zugestanden, erlauben mit geringerer Wahrscheinlichkeit eine Datierung des Geschehens in das Jahr des Caecina. Aber die sehr exakte Aussage der Kupfermünzen, die Verbindung zu Haltern, wofür das Jahr 9 bis auf Weiteres angenommen wird, obwohl neuerdings gerne erwogen wird, Haltern hochzudatieren, um das Datum des Fundkomplexes von Kalkriese zu verändern, die schiere Menge der Goldmünzen und die in Nordwestdeutschland einzigartige Fundmenge lassen keine andere Deutung als die Varusschlacht zu....
Insbesondere letzter Satz i.V.m. mit oberen absoluten Zahlen verdeutlicht nocheinmal die gravierende Schwäche der Alternativtheorien zu Kalkriese: Selbst ein jahrelang intensiv besetzter und ergrabener Lippelagerkomplex weist nur ein Drittel der Denarfunde von Kalkriese auf. Wäre Kalkriese tatsächlich einer der verlustärmeren Germanicusschlachten zuzuordnen, dann müsste ein wirklich irrer starker Horizont anderswo im Weserbergland längst aufgetaucht sein. So ein Ding wäre allein aufgrund der Zufallsfunde unmöglich zu übersehen! Geschweige denn da wo die Alternativtheoretiker bisher gesucht haben, die müssten knietief im augusteiischen Horizont stehen.
Aber weiter zum Thema. Wo ist die Liste? Die werden in unregelmässigen Abständen veröffentlicht, du findest sie unter FMRD und SFMA in der Unibibliothek. Diese Veröffentlichungen kommen immer einige Jahre nachdem ein gewisse Menge an Fundmünzen angefallen sind, so dass sich ein neuer Katalog lohnt.
Die Krux dabei ist natürlich dass man sich die Informationen mühsam zusammensuchen muss, dass man dabei nie ganz aktuell und vollständig sein kann. Viel schöner wäre natürlich eine allgemein zugängliche Datenbank aus der man sich seine Informationen schnell herauspasten könnte. Die fehlt noch. Soviel ich weiss arbeitet Berger und das FMRD Komitee an einer Aktualisierung und dass es vielleicht auch mal eine Datenbank geben könnte.
Das ist vielleicht alles etwas ärgerlich für diejenigen die noch keinen Zugriff auf die neuesten Daten haben, hat aber gar nichts mit Komplott zu tun, sondern mit „gut Ding braucht Weile“. Naja und was die Millionen angeht die in Kalkriese verballert wurden, die hängen natürlich nicht an den Münzen.
Beste Grüsse, Trajan.