Kalkriese:Schauplatz der Schlacht im Teutoburger Wald?

Ave Christian,

Du hast eine Menge Fragen aufgeworfen, die ich hier mal nach meinem Kenntnisstand beantworten möchte.

In der Lippekdiskussion geht es um Legionsdenare (Ld), also um Teile des Silbergeldes, dass ja nur einen Teil der Münzfunde darstellt. Prozentzahlen beziehen sich dafür dann also nur auf einen kleineren Teil der Münzen, nicht auf die Gesamtzahl der Münzfunde.

Lippek hatte 2002 für seine Untersuchung 75 Ld aus Kalkriese und 15 Ld aus Haltern verglichen, was nach seiner Rechnung also 11,8 % der Denare in Kalkriese und 6,3 % der Denare von Haltern waren. (ergo Rückrechnung: 635 Denare Kalkriese und 238 Denare Haltern).

Damit wirbelt er dann rum und kommt zu seinen bedenklichen Interpretationen. Aber was sind Legionsdenare ? Das sind http://www.numispedia.de/Legionsdenar:

Denar, aus dem römischen Bürgerkrieg. (Augustus gegen Marc Anton). In den Jahren 32, 31 kam es unter Marc Anton zu einer massenweisen Ausprägung der Legionsdenare. ....Es existieren 39 Rückseitentypen....

Im Klartext, die Münzen entstammen vorwiegend der Bürgerkriegszeit und wurden von den Münzern der Legionen ausgegeben. Zur Zeit des Varus waren sie demnach schon sehr lange im Umlauf und daher auch nicht mehr an Legion und Ort gebunden. Der Rückschluss von Ld auf die anwesenden Legionen ist damit schon mehr als gewagt! Freundlich ausgedrückt.

Die Legionskennungen sind also grundsätzlich ungeeignet für die von Dir gewünschten Feinunterscheidungen.

Frank Berger erklärt dazu, Berger 2004:
....Der Datierungsschlüssel liegt beim Kupfer, und insofern liegt die Betrachtung der Denare nicht im Zentrum des Geschehens. Die Denare isoliert betrachtet, das ist W. Lippek zugestanden, erlauben mit geringerer Wahrscheinlichkeit eine Datierung des Geschehens in das Jahr des Caecina. Aber die sehr exakte Aussage der Kupfermünzen, die Verbindung zu Haltern, wofür das Jahr 9 bis auf Weiteres angenommen wird, obwohl neuerdings gerne erwogen wird, Haltern hochzudatieren, um das Datum des Fundkomplexes von Kalkriese zu verändern, die schiere Menge der Goldmünzen und die in Nordwestdeutschland einzigartige Fundmenge lassen keine andere Deutung als die Varusschlacht zu....

Insbesondere letzter Satz i.V.m. mit oberen absoluten Zahlen verdeutlicht nocheinmal die gravierende Schwäche der Alternativtheorien zu Kalkriese: Selbst ein jahrelang intensiv besetzter und ergrabener Lippelagerkomplex weist nur ein Drittel der Denarfunde von Kalkriese auf. Wäre Kalkriese tatsächlich einer der verlustärmeren Germanicusschlachten zuzuordnen, dann müsste ein wirklich irrer starker Horizont anderswo im Weserbergland längst aufgetaucht sein. So ein Ding wäre allein aufgrund der Zufallsfunde unmöglich zu übersehen! Geschweige denn da wo die Alternativtheoretiker bisher gesucht haben, die müssten knietief im augusteiischen Horizont stehen.

Aber weiter zum Thema. Wo ist die Liste? Die werden in unregelmässigen Abständen veröffentlicht, du findest sie unter FMRD und SFMA in der Unibibliothek. Diese Veröffentlichungen kommen immer einige Jahre nachdem ein gewisse Menge an Fundmünzen angefallen sind, so dass sich ein neuer Katalog lohnt.

Die Krux dabei ist natürlich dass man sich die Informationen mühsam zusammensuchen muss, dass man dabei nie ganz aktuell und vollständig sein kann. Viel schöner wäre natürlich eine allgemein zugängliche Datenbank aus der man sich seine Informationen schnell herauspasten könnte. Die fehlt noch. Soviel ich weiss arbeitet Berger und das FMRD Komitee an einer Aktualisierung und dass es vielleicht auch mal eine Datenbank geben könnte.

Das ist vielleicht alles etwas ärgerlich für diejenigen die noch keinen Zugriff auf die neuesten Daten haben, hat aber gar nichts mit Komplott zu tun, sondern mit „gut Ding braucht Weile“. Naja und was die Millionen angeht die in Kalkriese verballert wurden, die hängen natürlich nicht an den Münzen.

Beste Grüsse, Trajan.
 
Wäre Kalkriese tatsächlich einer der verlustärmeren Germanicusschlachten zuzuordnen, dann müsste ein wirklich irrer starker Horizont anderswo im Weserbergland längst aufgetaucht sein.

Hallo Trajan,
woraus schöpfst Du Deine Informationen über die tatsächlichen Verlustmengen während der Varus- bzw. Germanicusfeldzüge? Hast Du irgendwelche Informationen darüber, welche Geldsummen Varus mit sich führte, bzw. wieviel ihm verloren ging? Und kannst Du sagen, wie hoch die Geldverluste des Germanicus während seiner Feldzüge 14-16 n.Chr. waren? Wenn nicht, dann ist deine obige Aussage wertlos.

Gruß Cato
 
Ave Cato,
na über die Verlustmengen haben wir doch bereits ausführlich diskutiert, ggf. bitte ich in den Threads noch mal zu lesen. Wenn Du Zeit hast kannst Du dazu aber den Jahn heranziehen, der die Schlachten der Okkupationszeit auf das Verhältnis der tatsächlichen Verluste/Propagandeverlusten der Schlachten untersucht hat.

Das die Varusschlacht, die einzig einen Totalverlust darstellte UND zudem einen mächtigen zivilen Tross mitführte (Handel!), die mit Abstand grössten Verlustmengen aufweist wird selbst von Wolters kaum bezweifelt. Siehe dazu auch die von mir zitierte Einlassung.

Cass. Dio, 56,20,2:
Wie mitten im Frieden führten sie viele Wagen und auch Lasttiere mit sich; dazu begleiteten sie zahlreiche Kinder und Frauen und noch ein stattlicher Sklaventroß, die sie ebenfalls zu einer gelockerten Marschform zwangen.

Ansonsten kann ich Dir folgende Überlegung zusätzlich anbieten:

Welche Schlachten haben wir denn überhaupt, die für die Verlustfragen interessant sind:

Schlacht (Jahr)

Varusschlacht (9) einziger Totalverlust
Germanicusscharmützel in Rheinnähe (14)
Germanicus Scharmützel beim Varusschlachtort (15)
Caecinaschlacht (15)
Germanicus Scharmützel mit den Angrivariern im Rücken (16)
Germanicus Scharmützel beim Weserübergang (16)
Idistavisoschlacht (16)
Angrivarierwallschlacht (16)

Die ganzen Scharmützel kannst du getrost vergessen, die haben, wenn überhaupt, Spuren hinterlassen, die heute nicht mehr nachweisbar sind. Bleiben also nur die vier Schlachten Varus (9, VS), Caecina (15,CS), Idistaviso (16, IS) und Angrivarierwall (16, AW). Wobei aus quellenkritischen Betrachtung sogar fraglich ist, ob es sich bei CS und AW um richtige Schlachten gehandelt hat, ehr aber noch der AW als die CS.

Die Germanicusschlachten fanden unter völlig anderen Vorbedingungen statt, es waren keine zivil/militärisch gemischten Züge, es waren reine Kriegszüge wobei den Beteiligten genau klar war, worauf sie sich eingelassen hatten. Man war vorbereitet und dementsprechend geringer waren die tatsächlichen Verluste an Mensch und Material, Jahn hat das gut herausgearbeitet: Auf beiden Seiten waren die Verluste viel geringer als behauptet.

Im Gegensatz zu den rein militärischen Germanicusexpeditionen war der Varuszug mit Handel und Wandel beschäftigt. Besonderes Augenmerk ist daher auf die Goldfunde zu legen: Es gibt nirgendwo sonst eine vergleichbare Anhäufung von augusteiischen Goldmünzen! In ganz Europa gibt es die nicht, es gibt nur noch zwei Hortfunde, einer in West-Frankreich bei Saumur und in Italien in Campiglia de Maremme bei Rom die grösser sind. Sonst gibt es nur vereinzelte Funde. In einem reinen Militärzug führt man so was nicht mit, aber Varus hatte gute Gründe dafür, wer gut schmiert der gut fährt!

Beste Grüsse, Trajan.
 
Wie gewohnt, meine Anmerkungen...

Wobei aus quellenkritischen Betrachtung sogar fraglich ist, ob es sich bei CS und AW um richtige Schlachten gehandelt hat, ehr aber noch der AW als die CS.[/SIZE][/FONT]

Das sehe ich aber ganz anders. Caecina hatte 4 (!)Legionen (1.,5.,20.und 21.) unter sich, die auch nachweislich viel Geld bei sich führten. Hier ging der Troß verloren und die Römer konnten sich gerade noch an den Rhein retten. Warum sollte eigentlich Varus noch Geld (die vielfach geäußerte Vermutung damit er damit germanische Stammesfürsten "bestechen" konnte) dabei gehabt haben, wenn er angeblich sich auf dem Rückweg zum Rhein befand? Wollten die Germanen sein Geld nicht?

Und beim Angrivarierwall hat es richtig gekracht. Dort kämpfte Germanicus mit allen 8Legionen stundenlang gegen die verbündeten Germanen. Erst später befehligte er eine Legion zum Lagerbau zurück. Selbst seine Prätorianer setzte er ein....der Angrivarierwall kann als die größte Schlacht gelten, da hier Germanicus versuchte ins Gebiet der Cherusker zu gelangen, um dann den gesamten Stamm zu vernichten. Bei Idistaviso kam es schnell wegen der fehlenden Disziplin zu einem germanischen Rückzug und daher zu keiner großen Schlacht.

Bei einem Vergleich sehen die 3Varuslegionen doch eher spärlich aus....



. Man war vorbereitet und dementsprechend geringer waren die tatsächlichen Verluste an Mensch und Material, Jahn hat das gut herausgearbeitet: Auf beiden Seiten waren die Verluste viel geringer als behauptet. [/SIZE][/FONT]

Das stimmt auch nicht...aus ganz Gallien konnte man keine zusätzlichen Pferde für diesen Feldzug mehr bereitstellen. Warum wurden die Seekatastrophen so ausführlich dargestellt? Warum mußte Germanicus gefangene Römer über die Angrivarier wieder freikaufen lassen? Warum hat Tiberius dem Treiben ein Ende gesetzt, obwohl doch Germanicus versprochen hat, im nächsten Jahr endgültig den Sieg zu erringen?

JAHN stellt Behauptungen auf, die er definitiv nicht beweisen kann. Ich habe seine Dissertation auch gelesen.



Im Gegensatz zu den rein militärischen Germanicusexpeditionen war der Varuszug mit Handel und Wandel beschäftigt.


Das stimmt ebenfalls nicht. Varus zog sofort los, nachdem ihm ein Aufstand von entfernten Stämmen gemeldet wurde. Das machte ein sofortiges Handeln notwendig. Daher hat er auch 3Legionen mitgenommen. Für Handel und Wandel benötigte ein Statthalter kein Heer von 3Legionen!

TIMPE beschreibt in einem Beitrag, daß sich auch Händler damals in Germanien an die Legionen geheftet haben, damit sie an anderen Standorten ihren Geschäften nachgehen konnten. So gab es handelsfreudige Stämme sowie Stämme, die jeden Handel mit den Römern verweigerten. Wenn Varus jetzt durch das Cheruskerland zog, dann zog er durch seine "Provinz" und somit durch ein befreundetes Gebiet. Den Troß brauchte Varus für seine Versorgung, ansonsten hätte er bedenkliche Probleme bekommen (siehe auch Drusus, der einen Feldzug an die Weser wegen fehlender Versorgung abbrechen mußte).
 
Ave Cherusker,

Cherusker schrieb:
...Das sehe ich aber ganz anders. Caecina hatte 4 (!)Legionen (1.,5.,20.und 21.) unter sich, die auch nachweislich viel Geld bei sich führten. ...

Wo ist denn der „Nachweis“ herauszulesen? Bitte um Quellenangabe und deine Deutung.

Cherusker schrieb:
...Bei einem Vergleich sehen die 3Varuslegionen doch eher spärlich aus.... ...


Der Vergleich hinkt gewaltig. Die Varuslegionen samt dem umfangreichen Anhang und der kompletten Führung gingen vollständig verloren. Alle anderen nicht, da gab es definitiv nur Teilverluste, die Führer erfreuten sich bester Gesundheit, und es wurden auch keine primär zivilen Güter mitgeführt.

Cherusker schrieb:
...Warum hat Tiberius dem Treiben ein Ende gesetzt, obwohl doch Germanicus versprochen hat, im nächsten Jahr endgültig den Sieg zu erringen? ...

Weil er sich auch mit acht Legionen, die ja auch ein Siegesdenkmal errichteten (d.h. vermutlich keine grossen Verluste hatten), sich nicht dauerhaft halten konnte. Er konnte viel Wind und Ärger machen, einen entscheidenden Sieg oder gar eine Besetzung war nicht möglich. Aber er entblösste damit Gallien, materiell und personell. Er wollte das nicht einsehen, Tiberius aber wusste dass es keinen weiteren Sinn hatte.

Cherusker schrieb:
...JAHN stellt Behauptungen auf, die er definitiv nicht beweisen kann. Ich habe seine Dissertation auch gelesen. ...

Jahn ist der erste und einzige der sich umfassend um die Verlustfrage im Gesamtzusammenhang gekümmert hat. Er ist und bleibt vorläufig die einzige verlässliche Referenz.

Aber kommen wir noch mal auf die augusteiischen Goldmünzen zurück. Mit denen hatte ich mich bislang noch garnicht beschäftigt, weil die wirklich ausserordentlich selten sind. Ich komme gerade aus der Biblkiothek und habe mir einen Stapel FMRDs mitgebracht. Und da hat Berger schon recht, dass ist absolut aussergewöhnlich. In Bezug auf Streumünzen findet man in ganz Europa keinen einzigen vergleichbaren Ort als den Kalkrieser Raum, auch schon vor 1987. Hier wurden Schätze bewegt, dass ist ganz klar. Das hat mit Sicherheit nichts mit den Germanicusfeldzügen zu tun, das ist sinnvoll nur mit Varus zu erklären.


Beste Grüsse, Trajan.
 
Fortsetzung Teil I

Wo ist denn der „Nachweis“ herauszulesen? Bitte um Quellenangabe und deine Deutung.

Das hatten wir hier doch schon....Tacitus Annalen I.Buch (37): "Die fünfte und die einundzwanzigste Legion rückten nicht eher ab, bis man noch hier in dem Sommerlager das Geld ausbezahlte," ... "Es war ein häßliches Bild, das die Kolonne bot, da die dem Imperator abgenommenen Geldkassen zwischen den Fahnen und zwischen den Adlern mitgeführt wurden." usw.

Daraus kann man auf das mangelnde Vertrauen der Caecina- Legionen (die 5. und die 21. gehörten dazu) schließen. Sie haben sich nicht mehr mit Versprechungen abspeisen lassen, sondern wollten gleich ihr Geld erhalten. Als logische Schlußfolgerung kann man dann auch erwarten, daß diese Legionen das Geld auch bei sich führten.
Über Varus Geldvermögen während des Feldzugs ist dagegen überhaupt nichts berichtet worden. Oder nenne mir die entsprechende Quelle und Deine Deutung?

Alle anderen nicht, da gab es definitiv nur Teilverluste, die Führer erfreuten sich bester Gesundheit, und es wurden auch keine primär zivilen Güter mitgeführt.[/FONT][/COLOR]]

Wieso findet man dann in Kalkriese Troßteile und einige unnütze Gegenstände, obwohl beschrieben steht, daß Varus nach dem ersten Tag die Wagen größtenteils verbrennen ließ. Nach Deiner WTT müßten die Römer diese Sachen bei ihrer heillosen Flucht und Panik noch über das Wiehengebirge geschleppt haben, obwohl sie wußten, daß bei Kalkriese der Helweg durch ein natürliches Hindernis "verengt" wird und solche Troßteile nur die Flucht verlangsamten?




Weil er sich auch mit acht Legionen, die ja auch ein Siegesdenkmal errichteten (d.h. vermutlich keine grossen Verluste hatten), sich nicht dauerhaft halten konnte. Er konnte viel Wind und Ärger machen, einen entscheidenden Sieg oder gar eine Besetzung war nicht möglich. Aber er entblösste damit Gallien, materiell und personell. Er wollte das nicht einsehen, Tiberius aber wusste dass es keinen weiteren Sinn hatte.]


Eine Frage dazu: Glaubst Du, daß sich die Römer wieder aus Germanien zurückgezogen hätten, wenn Germanicus erfolgreich gewesen wäre und die Cherusker vernichtet worden wären?

Die gallischen Aufstände waren an Lächerlichkeiten nicht zu überbieten. Tacitus III.Buch (40). Von dort konnte keine ernsthafte Gefahr drohen. Der Feind saß eindeutig im Osten (Cherusker und Markomannen).



...Hier wurden Schätze bewegt, dass ist ganz klar. Das hat mit Sicherheit nichts mit den Germanicusfeldzügen zu tun, das ist sinnvoll nur mit Varus zu erklären.

Das ist Deine Vermutung. Du weißt ja, daß es auch andere Meinungen dazu gibt. Und da stehe ich nicht allein da....
 
Ave Cherusker,

Cherusker schrieb:
...Das hatten wir hier doch schon....Tacitus Annalen I.Buch (37): "Die fünfte und die einundzwanzigste Legion...

Diese Szene bezieht sich aber auf die Rheinarmeerevolten im Anschluss an den Tod des Augustus im Jahre 14. Im weiteren tac.ann.1,37 zeihen sie dann mit ihrem Lohn nach Köln wo sie ihn vermutlich in der Altsstadt versoffen haben (kleiner Scherz am Rande). Daraus kannst du unmöglich auf die mitgeführten Geldmengen auf den Ems/Weserfeldzügen des Jahres 15 schliessen. Und selbst wenn sie ihre restlichen denari dabei gehabt hätten, es wäre ein Butterbrot gewesen im Vergleich zur Privatschatulle des Varus. Insbesondere die für Europa einzigartige Goldmünzenhäufung ist damit nicht erklärbar.


Cherusker schrieb:
...Wieso findet man dann in Kalkriese Troßteile und einige unnütze Gegenstände, obwohl beschrieben steht, daß Varus nach dem ersten Tag die Wagen größtenteils verbrennen ließ. ...

Ganz richtig, vieles, vielleicht grösstenteils, aber jedenfalls nicht alles.

Cherusker schrieb:
...Eine Frage dazu: Glaubst Du, daß sich die Römer wieder aus Germanien zurückgezogen hätten, wenn Germanicus erfolgreich gewesen wäre und die Cherusker vernichtet worden wären? ...

Was wäre wenn kann keiner so genau sagen, weil es eben nicht so war.

Cherusker schrieb:
...Das ist Deine Vermutung. Du weißt ja, daß es auch andere Meinungen dazu gibt. Und da stehe ich nicht allein da...

Gerade die europaweit einzigartigen augusteiischen Goldfunde belegen, dass es keine einfache Vermutung ist. Auf Schlachten nimmt man keine Schätze mit, die wären sonst schon an sehr vielen Plätzen gefunden worden. Goldmünzen sind nicht nur selten, sie sind mangels Korrosion auch recht auffällig.

Beste Grüsse, Trajan.
 
will nur einwerfen, dass es kaum erforschte Schlachtfelder gibt, da die klassische Archäologie diese nicht einfach so orten kann. Sie werden meist von Sondengängern gefunden, udn wass dann aus den Funden wird kann man sich ja ausmalen.
 
will nur einwerfen, dass es kaum erforschte Schlachtfelder gibt, da die klassische Archäologie diese nicht einfach so orten kann. Sie werden meist von Sondengängern gefunden, udn wass dann aus den Funden wird kann man sich ja ausmalen.

Ave Sheik,

klar, es geht ja nicht primär um Schlachtfelder sondern um Goldmünzen. Raubgräbertum und sonstiger Verschwindibus betrifft europaweit alle Fundstellen, Kalkriese genauso. Statistisch ist das eben gleichverteilt und ändert nichts an der Ausserordentlichkeit von Kalkriese.

Beste Grüsse, Trajan.
 
]

...Und selbst wenn sie ihre restlichen denari dabei gehabt hätten, es wäre ein Butterbrot gewesen im Vergleich zur Privatschatulle des Varus. Insbesondere die für Europa einzigartige Goldmünzenhäufung ist damit nicht erklärbar.[/FONT][/COLOR]

....Gerade die europaweit einzigartigen augusteiischen Goldfunde belegen, dass es keine einfache Vermutung ist. Auf Schlachten nimmt man keine Schätze mit, die wären sonst schon an sehr vielen Plätzen gefunden worden. Goldmünzen sind nicht nur selten, sie sind mangels Korrosion auch recht auffällig.[/FONT][/COLOR]

Unterschätz nicht die Summe, die an die Legionen ausgezahlt wurde (es ist dort auch die Rede von "doppelter Höhe"). So mußte Germanicus und seine "Freunde" zusammenlegen, um diesen Betrag auszuzahlen.
Es stellt sich auch für mich die Frage, warum sollte Varus so einen großen Münzschatz noch bei sich geführt haben? Ein Prunkgeschirr ist noch einleuchtend....aber die Germanen werden bestimmt kein Maut auf den Helwegen verlangt haben? (kleiner Scherz)
Und wie hier nach der Rheinrevolte beschrieben wurde, waren die Legionen sehr mißtrauisch. Nur sie hatten eigentlich einen Grund diese Geldbeträge mit sich zu führen. Wie aus etlichen wissenschaftlichen Beiträgen ersichtlich, machten sich die Germanen nicht allzuviel aus Münzen. Später haben sie sogar Löcher hereingeschlagen, um diese auf Ketten zu ziehen. Einen Germanen konnte man eher mit Silber als mit Gold locken. Dagegen waren die Kelten mehr auf Gold fixiert. Vielmehr waren es wohl erst die Römer, die die Germanen später mit dem Geldverkehr vertraut machten. TIMPE berichtet auch (wie schon geschrieben), daß manche Germanenstämme überhaupt keinen Kontakt mit den Römern wünschten (egal ob Handel oder Militär).

Fazit: Varus hätte mit vollen Geldtruhen keinen Eindruck auf die Germanen schinden können. Eine Waffenlieferung oder Silber wäre denen viel lieber gewesen.
 
ich wollte eigentlich nicht auf die Problematik der Sondengänger hinweisen, sondern auf das Problem, dass es bisher kaum erforschte bzw gefundene Schlachtfelder gibt, das es für die berufsmäßige Archäologie noch weniger Anhaltspunkte gibt als für Burgi, Kastelle, Vici, usw..

Insofern würd ich die Aussagen zu Hortfunden bei Schlachtorten einfach nur sehr vorsichtig nutzen.

Mit dieser Aussage will ich keineswegs das Argument entkräften noch es für gültig erklären, da es aus meiner sicht egal ist ob Kalkrise nun die Varusschlacht war oder irgend eine andere. Es ist eindeutig ein großes Schlachtfeld aus der Zeit als die Römer verscuht haben sich östlich des Rheins zu etablieren, der Rest ist spekulativ und daher geschmackssache.
 
Wie aus etlichen wissenschaftlichen Beiträgen ersichtlich, machten sich die Germanen nicht allzuviel aus Münzen. Später haben sie sogar Löcher hereingeschlagen, um diese auf Ketten zu ziehen.
Dies ist kein Argument für die geringe Wertschätzung von Münzen. Ganz im Gegenteil: Löcher in Münzen haben eine doppelte Funktion, sie können einerseits als Schmuck dienen, andererseits sind sie leichter zu transportieren. Das Durchschlagen oder das Einschmelzen zu Klumpen sind zwei wesentliche Elemente des Transports von Edelmetallmengen.

Fazit: Varus hätte mit vollen Geldtruhen keinen Eindruck auf die Germanen schinden können. Eine Waffenlieferung oder Silber wäre denen viel lieber gewesen.
Das Fazit erscheint mir nicht nachvollziehbar. Die Germanen, die in engerem Kontakt mit der gallorömischen Welt standen, mussten doch wissen, dass es gegen Münzen Realwerte zu erwerben gab.
 
.... Das Durchschlagen oder das Einschmelzen zu Klumpen sind zwei wesentliche Elemente des Transports von Edelmetallmengen.


Ja, genau und das ist auch geschehen. So haben Germanen in einigen Fällen die erbeuteten römischen Gegenstände auch weiterverarbeitet. Sie machten sich anscheinend wenig aus der römischen Kunst der Gefäßherstellung. Interessanter für sie war das Metall. So sollen auch Münzen bei den Germanen beliebt gewesen sein, die z.B. Pferdedarstellungen zeigten. Der Wert der jeweiligen Münze war ihnen anscheinend egal. Ein römischer Silberbarren war doch viel verlockender....


Das Fazit erscheint mir nicht nachvollziehbar. Die Germanen, die in engerem Kontakt mit der gallorömischen Welt standen, mussten doch wissen, dass es gegen Münzen Realwerte zu erwerben gab.

Ja, aber die betreffenden Stämme, wie z.B. die Cherusker lebten schon in einiger Entfernung zum Rhein. Ein direkter Kontakt hat lange Zeit nicht bestanden (nur über das Militär und einigen unerschrockenen Händlern). Und gegen den Tausch von Fellen, Frauenhaar, Bernstein usw. konnte man schon einen römischen Händler zur Herausgabe der Ware verleiten.
Und es gab auch noch eine germanische Unsitte....was man nicht durch Handel erreichen konnte, das holte man sich aus der römischen Welt!
Die bedeutendsten römischen Geldfunde (außer durch Kampfgeschehen bedingt) sind erst im 4.Jh.n.Chr. nach Germanien gekommen, als die römische Heeresleitung zunehmend dazu überging Germanen als Söldner zu beschäftigen. Für das 1.Jh n.Chr. gibt es in Niedersachsen kaum Münzfunde. Anscheinend haben um die Zeitenwende nur die Römer meist untereinander mit Münzen gezahlt, das soll jetzt aber nicht heißen, daß die Germanen keine Münzen angenommen haben. Es waren in erster Linie die Gold- und Silbermünzen, die wohl aufgrund ihres Metallwertes in den Handel kamen. Andere normale Münzen waren uninteressant. Eine Sache ist noch erwähnenswert....die Germanen fälschten Geldmünzen und das schon seit der Zeitenwende, aber das ging richtig los mit der Völkerwanderungszeit.

Erst die späteren Jh. verzeichnen dann größere Münzfunde. Im 2.Jh. begann zunehmend auch der Münzhandel, aber meist in Gebieten, die römerfreundlich waren. So wurde in Jever ein Klumpen gefunden, der aus ca. 4.000-5.000 zusammengebackenen Denaren bestand.

Ein kleiner Scherz: wie besticht man einen Indianerstamm? Mit Gewehren und Feuerwasser oder mit Dollar?
 
Was wäre wenn kann keiner so genau sagen, weil es eben nicht so war.

Meine Vermutung geht dahin, daß die Römer ihre Provinz wieder hergestellt hätten. Aus folgenden Überlegungen heraus, bin ich zu diesem Ergebnis gekommen: die Nordseeküste war sowieso schon in römischer Hand. Die Bataver, Friesen, Ampsivarier und Chauken waren römerfreundliche Verbündete, die erst durch den Erfolg des Arminius ihre Aufstände unternahmen. Daher wäre es dort bei einem Erfolg des Germanicus nie zu Aufständen gekommen.

Auch waren die Angrivarier mit irgendwelchen Verträgen an die Römer gebunden, weil Tacitus schreibt: "Während der Caesar ein Lager abstecken ließ, wurde ihm der Aufstand der Angrivarier in seinem Rücken gemeldet: .... und bestrafte mit Feuer und Schwert die Treulosigkeit." Aufgrund dieser Äußerung kann man schon davon ausgehen, daß die Angrivarier sich nicht an einen bestehenden Vertrag hielten.

Wenn Germanicus den großen Stamm der Cherusker vernichtet hätte, dann hätte es in ihrem Gebiet ein Machtvakuum gegeben. Die Chatten, Brukterer und Marser hatte Germanicus schon einzeln besiegt, diese hätten sich nicht erweitern können. Jetzt wäre das gesamte norddeutsche Gebiet bis zu Elbe in römischer Hand gewesen. Selbst Tiberius hatte durch seine Feldzüge (4n.Chr.) bezeugt, daß es eigentlich keine feindlichen Germanen außer den Markomannen mehr geben würde. Damit nicht Marbod mit seinen Markomannen, Sueben, Langobarden und Semnonen in das Gebiet sich ausdehnen könnte, wäre es von strategischer Bedeutung gewesen sich hier wieder festzusetzen.
Daher komme ich zu dem Schluß, daß die Römer schon Germanien wieder als Provinz ins Auge faßten. Aber als das Unternehmen des Germanicus mißlang, wurde das dann nur als Rachefeldzug deklariert. Bei Erfolg des Germanicus hätten die Römer die Chance der Besetzung des Gebietes sich nicht entgehen lassen können, da sie sonst den nächsten Feind (Marbod) eingeladen hätten.
 
Löcher in Münzen haben eine doppelte Funktion, sie können einerseits als Schmuck dienen, andererseits sind sie leichter zu transportieren. (...) Die Germanen, die in engerem Kontakt mit der gallorömischen Welt standen, mussten doch wissen, dass es gegen Münzen Realwerte zu erwerben gab.

Das ist nicht ganz richtig. Es gibt zwar zahlreiche Prüfpunzen auf antiken Münzen, Lochungen sind dagegen äußerst selten. Man kann also davon ausgehen, dass gelochte Münzen als Schmuck getragen wurden. Da den Germanen das Pferd heilig war, schätzten sie besonders die „Bigati“ der mittleren Republik, die auf dem Revers ein Zweigespann zeigten. Ebenso waren die „Serrati“ beliebt, da man aufgrund ihres gezahnten Randes erkennen konnte, dass sie nicht „gefüttert“ waren. Die Denare wurden also aufgrund ihres Material- bzw. „Symbolwertes“ geschätzt, setzten sich jedoch als Zahlungsmittel bei den rechtsrheinischen Germanen nicht durch. Eine den Tauschhandel gewohnte Gesellschaft wird Gebrauchsgegenstände, Werkzeuge und Waffen weit mehr geschätzt haben, als „abstrakte“ Zahlungsmittel. Die Germanen erkannten also den Materialwert von Münzen, nicht jedoch die Vorteile einer Geldwirtschaft. Anders als die Kelten begannen sie nicht mit einer eigenen Münzprägung. Denn die germanische Gesellschaft war weit primitiver; d.h. es gab kein umfangreiches Händlerwesen und keine städtischen Gesellschaften, die eine Geldwirtschaft erfordert hätten. Auch die Landwirtschaft erwirtschaftete keine Überschüsse; es wurde nur das Nötigste angebaut; die Nahrung war dementsprechend kläglich. Was von anderen Stämmen benötigt wurde, erwarb man nicht durch Handel, sondern durch Raub. Aus Gründen der Sicherheit, wurden nicht selten äußerst fruchtbare Landstriche zwischen den Stammesgebieten brach gelassen.
Die Römer wussten, wie ein infrastrukturell entwickeltes Land wie Gallien zu erobern war. Im unterentwickelten Germanien mussten sie dagegen „bei Null“ anfangen.
Gruß Cato
 
Ave Sheik,

...
Insofern würd ich die Aussagen zu Hortfunden bei Schlachtorten einfach nur sehr vorsichtig nutzen....

die Goldmünzen aus der Gegend Kalkriese sind aber keine Hortfunde sondern allesamt Streufunde! Über einen einzelnen Hortfund könnte man sich noch hinwegsetzten, nicht aber über diese breite Streuung.

Schlachtfelder sind allgemein aber tatsächlich schwer zu finden, es blieb nach den Plünderungen so gut wie nix übrig. Aber Kalkriese war eben gigantisch, da blieb selbst nach gründlichster Plünderung noch der grösste augusteiische Goldmünz-Streufund-Platz ganz Europas und dreimal soviel an sonstigen augusteiischen Münzen als selbst in lange genutzten Lagernstandorten.

Da bleibt nicht viel Spielraum neben Varus.

Beste Grüsse, Trajan.
 
@Cherusker zu Beitrag 183
Und beim Angrivarierwall hat es richtig gekracht. Dort kämpfte Germanicus mit allen 8Legionen stundenlang gegen die verbündeten Germanen. Erst später befehligte er eine Legion zum Lagerbau zurück. Selbst seine Prätorianer setzte er ein....der Angrivarierwall kann als die größte Schlacht gelten, da hier Germanicus versuchte ins Gebiet der Cherusker zu gelangen, um dann den gesamten Stamm zu vernichten.


Das ist nicht richtig, der Angrivarierwall befand sich dort um sich von den Cheruskern abzugrenzen somit befanden sie sich schon auf dem Gebiet der Cherusker was genau dort endete!
 
Einspruch

@Cherusker zu Beitrag 183



Das ist nicht richtig, der Angrivarierwall befand sich dort um sich von den Cheruskern abzugrenzen somit befanden sie sich schon auf dem Gebiet der Cherusker was genau dort endete!

Das sehe ich anders....
Der Angrivarierwall war ein dauerhafter Wall den die Angrivarier bauten, damit sie sich vom Cheruskergebiet abgrenzten. Die Germanen hatten die Angewohnheit zwischen den Stämmen eine "Sicherheitszone", z.B. Fluß, Berg oder einen ca. 15km breiten unbewohnten Landstreifen "einzurichten". Das konnte auch bestes Ackerland sein, da machten sich die Germanen keine Sorgen, da sie ein Kriegervolk waren und die Landwirtschaft sowieso vernachlässigten.
Da hier das Angrivariergebiet direkt an das der Cherusker grenzte, haben diese den dauerhaften Wall errichtet. Tacitus hat erwähnt, daß die Angrivarier vor Idistaviso im Rücken von Germanicus einen Aufstand anzettelten. Somit muß sich Germanicus im Grenzgebiet der Angrivarier aufgehalten haben (das kann auch das Weserumland gewesen sein).
Es steht aber nirgendswo geschrieben, daß Germanicus das Land der Cherusker verwüstete, so wie er es bei den Marsern, Brukterern und Chatten anstellte. Erst nach Idistaviso und vor dem Angrivarierwall wird berichtet, daß einige Cherusker daran dachten sich hinter die Elbe zurückzuziehen. Ergo kann Germanicus noch nicht im Cheruskergebiet gewesen sein.
Auch nach dem Rückzug vom Angrivarierwall unterbindet Germanicus sofort einen möglichen erneuten Angrivarieraufstand. Warum sollen eigentlich die Angrivarier (die vorher eher römerfreundlich waren) plötzlich die Römer angreifen, wenn die sich nicht in ihrem Gebiet aufhalten?
 
Die Germanen hatten die Angewohnheit zwischen den Stämmen eine "Sicherheitszone", z.B. Fluß, Berg oder einen ca. 15km breiten unbewohnten Landstreifen "einzurichten". Das konnte auch bestes Ackerland sein, da machten sich die ...


Mal abgesehen davon das ein Berg oder ein Fluß immer als Grenze genutz wurde, weiß ich nicht ob die schon Niemandsland brauchten.
Tacitus hat erwähnt, daß die Angrivarier vor Idistaviso im Rücken von Germanicus einen Aufstand anzettelten. Somit muß sich Germanicus im Grenzgebiet der Angrivarier aufgehalten haben (das kann auch das Weserumland gewesen sein).


Da denke ich hat Tacitus oder ein Abschreibender wohl mal einen Stammesnamen verwechselt.

Es steht aber nirgendswo geschrieben, daß Germanicus das Land der Cherusker verwüstete, so wie er es bei den Marsern, Brukterern und Chatten anstellte. Erst nach Idistaviso und vor dem Angrivarierwall wird berichtet, daß einige Cherusker daran dachten sich hinter die Elbe zurückzuziehen. Ergo kann Germanicus noch nicht im Cheruskergebiet gewesen sein.


Das Gebiet der Cherusker war wohl wesentlich größer als das der anderen Stämme und wurde deshalb nicht verwüstet. Germanicus sagte nicht er wolle nun zu den Cheruskern ziehen um sie zu schlachten sondern er sagte, fort an solle weiter gemordet werden. Abgesehen davon hat er es wohl auch nicht verwüsten können, daher wollte er ja wieder kommen.

Auch nach dem Rückzug vom Angrivarierwall unterbindet Germanicus sofort einen möglichen erneuten Angrivarieraufstand. Warum sollen eigentlich die Angrivarier (die vorher eher römerfreundlich waren) plötzlich die Römer angreifen, wenn die sich nicht in ihrem Gebiet aufhalten?

Es heißt das wegen des Schlachten und Mordens sich nun auch andere Völkerscharen dazu an stellten den Heereszug an zu greifen die es schon in Erwägung zogen sich hinter die Elbe zurück zu ziehen. Es heißt nicht, die Cherusker !
 
Ave zusammen,

Zum Angrivarierwall hätte ich eine Vermutung anzubieten.

Der wird ja gerne mit dem Wall bei Leese/Steinhudermeer in direkter Wesernähe verortet. Nun hat es da auch Grabungen gegeben, alle aber bislang mit negativen Ergebnisse, es wurde viel mittelalterliches aber nix passendes zu Germanicus gefunden.

Vorbehaltlich der Schwierigkeit Schlachten aufzufinden, liegt bislang archäologisch nichts verwertbares an der Stelle vor. Da ich mich zur Zeit intensiv mit Fundberichten augusteeischer Zeit im Grossraum Weserbergland beschäftige, ergibt sich aufgrund der wenigen passenden Streufunde ein Verdacht, den ich hier einbringen möchte.


Ich betone:Nur ein Verdacht/Vermutung! Der Angrivarierwall war ja eine Begrenzung zum Cheruskergebiet dass südlicher lag. Nun ist dass ja nicht so simpel hinzukriegen, der kleine Wall bei Leese, den muss man sich auf den alten Karten mal angucken, der ist so klein und merkwürdig orientiert, wen oder was sollte der eigentlich schützen ? Der war mühelos zu umgehen, wozu der gedient hat, keine Ahnung, aber zum auseinander halten von Cheruskern und Angrivarieren, geschweige zum Aufhalten einer 8 Legionen Armee, dass gibt der nicht her. Ausserdem wurde da ja auch nichts gefunden ausser MA-Kram.

Es gibt aber eine geeignete Stelle etwas weiter südöstlich, wenn man aus Richtung Steinhudermeer kommt. Bei Hannover, dort kann man eine lange Linie ausmachen, von Wennigsen über Gehrden nach Hannover zur Leine. Dort gibt es zwei west-ost-längliche Hügel, die man durch künstliche Wälle ergänzen könnte, um damit einen effektiven Schutzwall von immerhin 16 km Länge zu erzeugen. Dieser wäre dann tatsächlich als Grenzbefestigung brauchbar, am westlichen Ende sperrt das Deistergebirge, am östlichen Ende die Leine, und der wäre nicht einfach umgehbar.

Und entlang dieser Linie gibt es tatsächlich einige wenige passende Streufunde! Da würde sich vielleicht mal ein Suchschnitt lohnen.


Beste Grüsse, Trajan.
 
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