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Die Rüstung des Deutschen Reiches stand damit vor einem Wendepunkt (Scherbenhaufen?): die Schwerpunktsetzung der letzten 10 Jahre bezüglich der Marine erwies sich im nachhinein als falsch bzw. für die sich nunmehr ergebende Land-Lage als wirkungslos, sie hatte zudem Großbritannien von den Mittelmächten ferngehalten; eine Umsteuerung auf die Priorität Heeresrüstung wurde im November 1912/Anfang 1913 erforderlich.
Scherbenhaufen? Ja, könnte man durchaus so bezeichnen. Die Anstrengungen der Heeresrüstungen begannen bescheiden:
1911 wurde das Heer um 9.000 auf 515.000 Soldaten verstärkt; 1912 erfolgte eine weitere Erhöhung um 38.000 Mann.
Hinzu kommt noch, dass man das Heer bis 1912 als Anti-Revolutions-Armee nach innen ansehen muss...
Aller Wahrscheinlichkeit nach Deutschland. Selbst mit britischer Hilfe ist es Frankreich nicht gelungen die deutsche Front zu durchstoßen, sich alleine zwischen Schweiz und Belgien "durchzuquetschen" wäre weit schwieriger gewesen. Die Front im Osten hatte Deutschland so und so.Wer hätte dort länger durchgehalten? Frankreich an einer Front oder Deutschland mit geteilten Kräften (weil ja zusätzlich die Front im Osten).
Ich denke, die Briten hätten eingegriffen, ähnlich wie es die USA getan haben, die ja erst auch strikt gegen einen Kriegseintritt waren (Parlament wie auch Bevölkerung).Eine Möglichkeit wäre gewesen, daß sich Frankreich den "Kopf einrennt" und nach und nach Kräfte verliert. Ist es dann so sicher, daß die Briten nicht unterstützend eingegriffen hätten?
Nicht unbedingt. Plan B - Defensive gegen Frankreich, Offensive gegen Russland - war erst 1913 als Option aufgegeben worden. Wie ich glaube weniger aus militär-strategischen als aus politischen Erwägungen.Wie auch immer, in den Köpfen der deutschen Strategen gab es offenbar aufgrund der damaligen taktischen Überlegungen, die feste Überzeugung, daß man nur durch einen schnellen, offensiven Krieg eine Chance gehabt hätte, den Zweifrontenkrieg gegen mindestens zwei Großmächte gewinnen zu können.
Haffner nennt das brit. Welthandelssystem, dass unter einem Krieg zu leiden gehabt hätte.Dazu würde ich gern wissen, welche Gründe sollten zum damaligen Zeitpunkt, Großbritannien dazu veranlassen, sich gegenüber Deutschlands in einem europäischen Konflikt neutral zu halten?
Nochmals die Frage, wieso sollte sich Großbritannien nun in einem Krieg Deutschlands gegen Frankreich, zumal man Bündnispartner war in der Triple-Entente, neutral halten, wenn doch alles politisch wie wirtschaftlich in Großbritannien auf einen Krieg mit Deutschland ausgerichtet war?
Aber war der "kranke Mann am Bosporus" wirklich militärisch stark genug, um die deutsche Ostfront wirksam zu entlasten, selbst ohne die Pleite im Balkankrieg?Die Schwäche des Osmanischen Reiches ließ dieses - vorher einkalkulierte - Gegengewicht gegen Rußland im Osten entfallen.
Es gab konkrete militärische Absprachen zwischen GB und Frankreich, wie und wo das brit. Expeditionskorps im Kriegsfalle in Frankreich zum Einsatz zu bringen sei. Der Bündnisfall trat ein, wenn die Deutsche Flotte die französische Küste angreifen sollte. Man könnte also von einer Art Bündnis sprechen. Zwischen Russland und Frankreich gab es ein klassischen Bündnis.Die Tripleentente war also ein Militärbündnis zwischen Rußland, Frankreich und Großbritannien. Welche konkreten militärischen Vereinbarungen waren denn dort getroffen worden? Wann war der Bündnisfall für die drei Partner gegeben.
Das Kabinett hatte man über die Militärabsprachen auch nicht informiert.Ich frage deshalb so genau, weil Teile des britische Kabinetts in der Juli-Krise keine Verpflichtung gegenüber Frankreich geschweige denn Rußland zu haben meinten.
Nicht unbedingt. Plan B - Defensive gegen Frankreich, Offensive gegen Russland - war erst 1913 als Option aufgegeben worden. Wie ich glaube weniger aus militär-strategischen als aus politischen Erwägungen.
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Aber war der "kranke Mann am Bosporus" wirklich militärisch stark genug, um die deutsche Ostfront wirksam zu entlasten, selbst ohne die Pleite im Balkankrieg?
Das Kabinett hatte man über die Militärabsprachen auch nicht informiert.
Die Verpflichtung zum Schutz der franz. Küste war aber bekannt glaube ich.
Stammt von Wilhelm II. nicht auch der Spruch, das seine Soldaten auch auf ihre sozialdemokratischen Väter und Mütter schießen können müssen?
. Legendär sind die alljährlichen Herbstmanöver, bei denen auch Wilhelm II. regelmäßig unter den Augen ausländischer Militärbeobachter persönlich Hand und Säbel anlegte, aufs Pferd stieg und irgendwelche Kavalleriedivisionen in Gefechtsübungen peinlich genau, aber hasardierend direkt ins Feuer und in den (fiktiven) Untergang führte.
Gibt es dazu halbwegs objektive Untersuchungen?
Den Weg zum Mittelmeer hat die Türkei Rußland ja auch sehr erfolgreich verlegt, trotz des Angriffs auf Gallipolli und ungeachtet des Substanzverlustes im Balkankrieg 1912/13.Dennoch wurde er einkalkuliert, als "natürlicher" Feind Rußlands auf dem Weg zu warmen Meeren.
Was bedingt, dass die Türkei vor 1912 stark genug gewesen wäre, eine wirksame Offensive gegen Russland durchzuführen und so russische Divisionen zu binden. Eben das bezweifle ich. Außerdem hätten die 150.000 Männeken in Ostpreußen wohl kaum mehr weiter reduziert werden können, selbst wenn die ein oder andere russische Division gegen die Türkei hätte marschieren müssen, zumal die Türken nicht im Dreibund waren und nicht sofort bei Kriegsausbruch losgeschlagen haben.Die Balkankriege veränderten diese Rechungen, es wurde danach von einer stärkeren deutschen Unterstützung der Ostfront ausgegangen.
Der Schutz der Küste war vom Kabinett garantiert (habe ich kürzlich gelesen), die Militärabsprachen über das Expeditionskorps waren natürlich "unverbindlich".Denn handelt es sich ja wohl eher um eine lose als um eine bindende Vereinbarung.
Ich glaube nicht, das die Militärs in Großbritannien befugt waren, verbindliche miltärische Vereinbarungen mit Bündnischarakter abzuschließen, denn dazu war ja wohl ausschließlich die Regierung autorisiert.
Ja, ganz genau. Es sei denn natürlich über Belgien, dann war der Bündnisfall wieder gegeben. ^v^Das würde aber bedeuteten, wenn Deutschland Frankreich "über dem Landwege" angreifen würde, wie es dann ja auch später der Fall war, wäre für Großbritannien der Bündnisfall nicht gegeben.
Die Mobilisierungsmasse des Reiches war kläglich klein, für den Plan den man sich vorgenommen hatte. Die Anzahl der moblisierten Aktiven und Reservisten war in Deutschland und Frankreich 1914 in etwa gleich. Immerhin hat die Wehrmacht die franz. Armee bei einem 1:1 Verhältnis bis nach Paris zurückgedrückt und die russ. Angriffsarmee bei einem 1:3 Verhältnis aufgerieben.Das wurde auch im Ausland so gesehen, wo man mW über die antiquierte Führung und Qualität der Armee Witze gerissen hat. Allein die Mobilisierungsmasse des Deutschen Reiches war der beachtliche Faktor.
Was bedingt, dass die Türkei vor 1912 stark genug gewesen wäre, eine wirksame Offensive gegen Russland durchzuführen und so russische Divisionen zu binden. Eben das bezweifle ich.
Doch natürlich. Deckungstruppen brauche ich, um eine jederzeit mögliche Offensive abfangen zu können.Die Abwesenheit von Offwensivkraft bedingte nicht die Abwesenheit von Deckungstruppen.
Hmm, hab ich ehrlich gesagt noch nie vorher von gelesen. Woher hast du die Zahlen?Der kalkulierte "Abzugsbetrag" der russischen Mob. von Ostpreußen und gegenüber Ö-U betrug rd. 30 Divisionen, die zuvor für das Osmanische Reich als gebunden betrachtet wurden.
Ich kenne das so, dass die Krieg-in-Sicht-Krise von Bismarck inszeniert war. Ein Versuchsballon, um die englische Reaktion zu testen.Drohte mit damaliger Ansicht wirklich ein Krieg?
Doch natürlich. Deckungstruppen brauche ich, um eine jederzeit mögliche Offensive abfangen zu können.
Ich kenne das so, dass die Krieg-in-Sicht-Krise von Bismarck inszeniert war. Ein Versuchsballon, um die englische Reaktion zu testen.
Aber wie will man eine Krise herraufbeschwören, um zu testen wie ein Land aussenpolitisch reagiert, das ist doch schon grob fahrlässig.
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