Einladung zu einem Thread ueber deren Geschichte und Schicksale.
Viel Vergnuegen!
Mich interessiert besonders das Verhalten bei der 1.Abdankung ...
Gruss, muheijo
Macdonald und Ney haben N zur 1. Abdankung ueberredet...
Die Dramatik der ersten Aprildekade 1814 ist wohl kaum zu überbieten.
Der Feldzug 1813/14 hatte keinen Frieden mit Napoleon gebracht. Bereits vor dem Einzug der Alliierten in Paris war klar, dass Frankreich auf die Grenzen von 1792 zurückgeführt werden würde, von den "natürlichen Grenzen" war keine Rede mehr.
In Paris hatte Talleyrand mit dem Senat (unter der Bedeckung der Verbündeten) eine provisorische Regierung gebildet und der Senat hatte die Absetzung Napoleons - wegen Bruches des Herrschaftsvertrages - beschlossen.
Hinzu kam, dass die Verbündeten (Zar Alexander) verkündeten, weder mit Napoleon, noch mit jemandem seiner Familie zu verhandeln ...
Am 31. März gab es in Fontainebleau zwei Möglichkeiten: Angriff der Alliierten in Paris oder Marsch an die Loire in die Nähe von Blois (Auffenthaltsort von Marie Louise) um von dort den weiteren Feldzug zu planen. Die Marschälle sprachen sich fast geschlossen für den Marsch an die Loire aus. Napoleon aber wollte nach Paris:
"Militärisch rechnete er sich gute Chancen aus, mit seinen etwa 60000 Mann die mehr als doppelt so zahlreichen Truppen der Alliierten zu schlagen. Er zählte darauf, dass die Pariser sich beim ersten Donner seiner Kanonen gegen die Besatzer erheben würden." [1]
Das aber bedeutete Bürgerkrieg, wie Caulaincourt klar erkannte:
"Man sagte, der Kaiser wolle den Feind in Paris angreifen, um sich für das Betragen einiger Pariser zu rächen. Man dürfe dort jedoch nicht kämpfen; man würde diese große Stadt sonst großen Gefahren aussetzen. Wir haben dort unsere Frauen, unsere Kinder, unsere Freunde. Wer weiß, wo die Wut des Soldaten Halt machen wird? Zweifellos muss man alles tun, um die Unabhängigkeit Frankreichs aufrechtzuerhalten und um die Macht und die Dynastie des Kaisers zu bewahren, aber einen Bürgerkrieg darf man nicht führen." [2]
Unter diesen Umständen "suchten die Marschälle die Pläne Napoleons am Maßstab staatspolitischer Vernunft zu messen. Zum Gehorsam fühlten sie sich nur dann verpflichtet, wenn die Befehle des Kaisers noch etwas anderes zum Ziel hatten als die bloße Erhaltung seiner persönlichen Machtstellung oder gar die Rache an denjenigen, die ihn verraten hatten." [2]
Zum Zug auf Paris kam es nicht. "Am 4. April verweigerten die Marschälle Napoleons sich einem solchen Unterfangen. Ney hatte am Morgen die Nachricht von der Absetzung Napoleons erhalten. Seine Schlussfolgerung war klar: Dem Kaiser blieb nur die Abdankung, nachdem er es versäumt hatte, zur rechten Zeit Frieden zu schließen. Als Napoleon erklärte, er werde gegen seine Marschälle an die Armee appellieren, erwiderte Ney: "Die Armee wird nicht marschieren!" Und als Napoleon versicherte, die Armee werde ihm gehorchen, behauptete Ney rundheraus, die Armee werde nicht dem Kaiser, sondern ihren Kommandeuren gehorchen." [1]
Damit überredeten die Marschälle Napoleon nicht sondern sie zwangen ihn, seine Herrschaft zur Disposition zu stellen.
Grüße
excideuil
[1]
Sellin, Volker: Die geraubte Revolution – Der Sturz Napoleons und die Restauration in Europa, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2001, Seite 176
[2] [1] Seite 180